Text und Fotos: Martin Zink, pixelrecords.de
Unterwegs

Briten, Brexit und die Beatles, Pick-up Rundreise Großbritannien

Eine Pick-Up Rundreise Großbritannien. Brexit hin oder her – das Vereinigte Königreich ist ein tolles Reiseziel, das man vielleicht nicht als erstes auf der Uhr hat. Also why not? Und in manchen Gegenden geht das auch Offroad. Die Autoren Martin Zink und Alexander Gollek haben mit zwei umgebauten Pick-ups eine Rundreise über die Insel auf der anderen Seite des Kanals unternommen. 

Die Pick-up Rundreise Großbritannien über die Insel führt über folgende Stationen: Dover – Appledore – Slindon – Bath – Pembrokeshire – Liverpool – Thirlmere – Camusdarach Beach – Isle of Skye – Loch Ness – New Castle – Amsterdam.

Die Tour findet ihr auch in Michael Schelers Reiselustmacherbuch: "TRAVELLING OFF THE ROAD" (mehr dazu unten).
 

Tipp: Die Liste ist nie vollständig: Hier das Wichtigste, was du alles bei Camping- bzw. Camperurlaub dabei haben sollest.
► Siehe dazu unseren Ratgeber: Campingausstattung - eine Checkliste

Rundreise Großbritannien: Die Dauer-Herausforderung Wetter

Die beste Reisezeit für Großbritannien? Eigentlich immer. Denn das Wetter im Vereinigten Königreich ist so abwechslungsreich wie die Natur auf den britischen Inseln und gleichzeitig extrem wechselhaft. So wechselhaft, dass man sich das ganze Jahr auf jedes Wetter einstellen muss – von kalt bis warm, von trocken bis Starkregen.

Wer das tut, ist für eine Reise durch die verschiedenen Landesteile bestens gewappnet. Unsere Reise führte uns durch England, Schottland und Wales. Unser Liebling? Ganz eindeutig Schottland. Dort ist die Natur rau, die Menschen sind nicht zu verstehen, die Campingplätze einfach aber gut. Dort fühlten wir uns wohl, auch wenn das Wetter mit so mancher Kapriole aufwartete.

Rundreise Großbritannien
Der Isuzu D-Max auch bei durchwachsenem Wetter ein treuer Begleiter auf der Rundreise über die Insel. 

Wir hatten nicht viel Zeit für unsere Tour und erlebten drei Landesteile im Turbomodus. Das bedeutete aber nicht, dass wir wenig vom Land sehen konnten, es bedeutete auch nicht, dass wir nur im Reise-Offroader saßen und gehetzt wurden. Ganz im Gegenteil: Wir erlebten die Tour als entspannend und voll mit sehenswerten Gegenden.

Rundreise Großbritannien
Überfahrt klassisch: Die Fähre in Calais nach Dover ist einfach ein Muss.

Rundreise Großbritannien: Ganz klassisch mit dem Schiff

Nach der Überfahrt von Calais nach Dover, war East Sussex unsere Startregion. Dort steuerten wir Appledore und von dort Rye mit seinem kleinen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Bodiam Castle an. Eine Einstimmung in die vor uns liegende Zeit: Linksverkehr, massenweise Kreisverkehre und enge, fast zu enge Straßen, gesäumt von hohen, kratzenden Hecken. Alles was wir die nächsten zehn Tage erleben würden, wurde uns hier geboten.

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In unserem Isuzu D-Max mit Camper-Aufbau waren wir gerade noch in der richtigen Größenklasse unterwegs. Noch höher und noch breiter hätte Probleme bedeutet. Ab Rye führte unser Weg direkt an der Küste über den Herbrand Walk, westlich von Bexhill-on-Sea. So steil und so dicht erlebt man die Küste eher selten. Alles ist trotzdem dicht bebaut, und der Verkehr variiert von stark bis gar nicht vorhanden. An den beeindruckenden Kalkfelsen finden sich einige Leuchttürme, die man unbedingt besuchen sollte.

Rundreise Großbritannien
Bei sonnigem Wetter beeindruckt der größte Steinkreis Englands in Avebury.

Rundreise Großbritannien: Die Steinkreise sind ein "Must-See" auf der Route

Weiter nach Brighton fahrend, ebenfalls an der Küstenlinie entlang, suchten wir unseren Weg nach Arundel und stießen von dort auf eine verwunschene Straße des South Downs National Park. Ab Slindon, über Eartham, East Dean und Singleton, fuhren wir weiter Richtung Bath. Wir entschieden uns, nicht zu dem bekannten Stonehenge, sondern zu einem anderen Steinkreis zu fahren: nach Avebury.

Hier befindet sich einer der größten Steinkreise auf den britischen Inseln, der seit 1986 als Teil der Stonehenge, Avebury and Associated Sites zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Die Ausmaße kann man sich gar nicht vorstellen. Der Eintritt ist frei, und es geht nicht so touristisch zu wie in Stonehenge. Von dort bietet sich eine Tour nach Bath und Bristol an.

Unser Plan besagte, am nächsten Tag – nach einer Nacht auf einem kleinen, inhabergeführten Campingplatz – im Meer zu schwimmen. Auf dem Weg an die See führte die Route von Abergavenny über die Old Herford Road nach Norden und Llanthony Priory, einem zerfallenen Augustiner-Kloster, durch den Brecon Beacons National Park zum Pembrokeshire Coast National Park. Von dort aus ist Cardigan gut zu erreichen. Hier finden sich einige kleinere Campingplätze direkt am Meer, oft nur getrennt durch einen steilen Abstieg. Hier konnten wir schließlich unseren Badeplan umsetzen.

Rundreise Großbritannien
Wales. An der Cardigan Bay Coast lässt sich der launische Atlantik gut genießen.

Rundreise Großbritannien: Wildes Wales

In Wales erlebt man eine Natur, die fast überall von Menschen mehr oder weniger nachhaltig bewohnt wird. Alles fällt kleiner aus, auch die Möglichkeiten einzukaufen, und trotzdem findet man den gleichen Standard wie in Deutschland. Am Mwnt Beach erlebten wir die Irische See hautnah. Dieser kleine Strand liegt versteckt, ist aber wunderschön.
 

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Rundreise Großbritannien: Musik und Fußball heißt Liverpool

Von dort machten wir uns auf direktem Weg nach Liverpool auf. In der Stadt verbrachten wir einige »Pints« in verschiedenen Pubs und genossen das raue Nachtleben der englischen Stadt sowie das Seefahrergefühl an der Mündung des Flusses Mersey und der Irischen See.

Rundreise Großbritannien
"Come Together": Das Highlight in Liverpool: die Beatles Statute macht Lust auf deren Songs bei der Weiterfahrt.

Rundreise Großbritannien: Land der Seen. Lake District

Weiter ging es zum Lake District National Park. Entlang dem drittgrößten See im Lake District fuhren wir wieder auf engen Straßen und vorbei an spannenden, historischen Bauten. Ganz in der Nähe überquerten wir dann den Hadrians Wall, auch bekannt als Roman Wall, ein römisches Grenzbefestigungssystem des britannischen Limes. Ab hier befanden wir uns in Schottland, dem eigentlichen Highlight unserer Reise.

Rundreise United Kingdom
Great Britain rocks: Ein Karorock und Dudelsack vervollständigen die schottische Szenerie.

Rundreise Großbritannien: Es wird kariert in Schottland

In Schottland stiegen wir in einen Offroad-Track ein. In Thirlmere fuhren wir knapp 4,5 Meilen auf der B5322, dann ging es direkt hinter einem großen Bauernhof nach rechts. Das Schild »Unsuitable for vehicles« hielt uns nicht ab. In Richtung Dockray fahrend, erlebten wir tiefe Wasserdurchfahrten, felsigen Untergrund und atemberaubende Aussichten.

Rundreise Großbritannien
Der Isuzu schiebt sich locker durch die Gewässer Schottlands.

In Südschottland befindet sich der Camusdarach Beach. Ein wunderbarer Ort in den Highlands, gelegen zwischen Arisaig und Mallaig, wo man bei gutem Wetter die Inseln Eigg, Rum und Skye sehen kann. Der Weg dorthin führte uns durch die schottischen Highlands und bildete das Highlight unserer Reise. Unweit von Glasgow gelegen, bot sich dann erneut die Möglichkeit, ein wenig auf unbefestigten Wegen unterwegs zu sein.

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Drei Seen warteten auf uns: Loch Reoidhte, Loch Drunkie und Loch Achray. Der ausgeschilderte Achray Forest Drive führte uns durch Wälder, direkt an den Seen vorbei. Nachdem wir anschließend Glasgow passiert hatten, steuerten wir das Glen Coe Valley an. Dort befuhren wir die A82 in Richtung Nord-Westen in Richtung Gualachulain. Überall sah man Rinder, Schafe und Pferde. Zum Teil nicht eingezäunt, symbolisierten sie die wilde Freiheit der Highlands. Wir machten Pause, kochten Kaffee und genossen die Natur.

Rundreise Großbritannien
Alles unter einem Dachzelt: Sonniges Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer immer huckepack dabei.

Nachdem wir die Highlands ausgiebig durchfahren, bestaunt und genossen hatten, fuhren wir in Richtung der Isle of Skye und nahmen die Fähre von Mallaig zur Insel. Wir hatten Glück und kamen noch mit, obwohl die Fähre fast komplett ausgebucht war. Es ist besser in jedem Fall hier zu reservieren und nicht darauf zu vertrauen, die Fähre auf jeden Fall zu erwischen.

Alternativ lässt sich die Insel auch auf dem Landweg erreichen, der ist aber deutlich länger. Schnell stellten wir fest, dass die Isle of Skye den Highlands in fast nichts nachsteht: sie ist rau, sie ist schön! Hier gibt es einige Campingplätze wofür wir uns entschieden hatten, denn hier kann man schön stehen und es gibt Toiletten. Theoretisch kann man auch frei stehen, wenn man den jeweiligen Landbesitzer fragt – selten hört man ein »Nein«. Von hier aus wollten wir zum am Kilt Rock. Dort waren wir auch, aber leider war nicht genügend Wasser vorhanden, sodass nur ein kleines Rinnsal auf uns wartete.

Rundreise Großbritannien
In Schottland so was wie eine Nationalgetränk: Whisky. Über 111 aktive Destillerien sorgen für Nachschub.

Auf einer Tour durch Großbritannien darf ein Besuch in einer Whisky-Destille natürlich nicht fehlen. Wir haben uns die nördlichste Brennerei ausgesucht: Talisker ist die einzige Destille auf der Isle of Skye und verfügt über ganz ausgezeichneten Whisky. Wir machten eine Führung mit und schlugen kräftig im Shop zu. Den gesamten Abend verbrachten wir dann mit dem Verkosten des Whiskys.

Rundreise Großbritannien
Goldbraun: Der Whisky der Talisker Brennerei überzeugt in vollen Zügen.

Unsere Tour führte abschließend über Loch Ness zurück aufs Festland, hierzu haben wir die Fähre von Newcastle nach Amsterdam genommen. Unser Tipp: Die Kabine bucht man erst auf dem Schiff. In der Vorreservierung sollte sie 200 Euro kosten, beim Einschiffen 180 Euro und auf dem Schiff dann nur noch 50 Euro.
 

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Das Vereinigte Königreich ist so abwechslungsreich wie nur wenige Gebiete in Europa. Wer sich gut vorbereitet, kann neben den grandiosen Szenerien auch spannende Offroadtouren fahren, wobei örtliche Scouts helfen. Wir waren fasziniert von der atemberaubenden Natur.

Rundreise Großbritannien
Off the road: Camping abseits gehört bei einer Pick-up-Rundreise dazu wie der Regen, der Whisky und die Beatles.

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Rundreise Großbritannien – der Buchtipp für Offroader:

 

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Titel: TRAVELLING OFF THE ROAD - 20 Reiseberichte, die Lust aufs Losfahren machen
Autor: Michael Scheler

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TIPPS – Pick-up-Rundreise Großbritannien:

Fahrzeug: Isuzu D-Max mit Umbau auf 35-Zoll-Räder mit höherem Fahrwerk und 50-Millimeter-Bodylift, AT-Reifen, Kotflügelverbreiterungen & Canopy-Camper mit Doppelbatterie-System

  • Campingplätze
    Im Vereinigten Königreich finden sich unzählige Campingplätze. Die meisten sind inhabergeführt und extrem einfach. Die Toiletten sind meist Komposttoiletten, und Duschen sind in sehr geringer Anzahl vorhanden. Das hat seinen Charme, solange der Campingplatz nur spärlich besucht ist. Sobald er voll ist, macht es nur noch wenig Spaß. Ist man aber fast allein, ist es grandios. Feuer ist auf vielen Plätzen erlaubt. Per Google-Maps-Suche kann man die Campingplätze finden, und die Buchung sollte dann über die dort angegebene Telefonnummer erfolgen.
     

  • Sicherheit

    Das Vereinigte Königreich ist unter Beachtung des leider überall möglichen Terrors ein sicheres Land. Nordirland muss gesondert betrachtet werden.

  • Einreisemodalitäten

    Reisepass, Personalausweis
    Beste Reisezeit: ganzjährig

  • Anreise

    Mit großen Fahrzeugen per Fähre, z. B. Dünkirchen oder Calais.

  • Übernachtungen

    Es gibt ausreichend viele Campingplätze oder typische Hotelübernachtungen.

  • Alkohol am Steuer

    Die Promillegrenze beträgt 0,8, in Schottland 0,5.

  • Umweltzonen

    Bei Fahrten in den Großraum London müssen größere Fahrzeuge (wie z. B. Wohnmobile, Minibusse oder Pick-ups) die erforderlichen Emissionsstandards für die Niedrigemissionszone (Low Emission Zone, LEZ) erfüllen. Um dies festzustellen, ist eine vorherige Registrierung des Fahrzeugs bei der für die LEZ zuständigen Verkehrsbehörde Transport for London (TfL) notwendig. Dies sollte 10 Tage vor der Einreise erfolgen. Bei Verstößen drohen erhebliche Geldbußen.
     

  • Geschwindigkeitsbegrenzungen:
    • Stadt 30 miles / 48 km/h
    • Landstraße 60 miles / 96 km/h
    • Schnellstraße 70 miles / 112 km/h
    • Autobahn 70 miles / 112 km/h

 

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Haftungsausschluss: Diese Tour(en) wurde(n) nach bestem Wissen aufbereitet. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben wird dennoch nicht gegeben. Das Befahren und Begehen erfolgt stets auf eigene Gefahr. Lies hier den vollständigen Haftungsausschluss.