Foto: Katrin & Michael Scheler
Unterwegs

Mit dem Bulli immer Richtung Sonnenuntergang - Portugal offroad

Gründe für eine Reise nach Portugal gibt es viele. Für Michael Scheler, Herausgeber des neu erschienenen Buchs "Travelling Off The Road", ist es offiziell der Besuch zweier Freunde. Inoffiziell will er aber das Land im äußersten Westen Europas mit einem selbst ausgebauten VW-Bus T4 auf Offroad-Routen entdecken. Seine Geschichte ist keine extreme Abenteuerstory, aber sie macht unglaublich Lust, auch ohne dicken Geldbeutel einfach Richtung Sonnenuntergang zu fahren.

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Spanien und vorher Frankreich als Transitländer zu durchqueren, ist ein seltsames Gefühl. Beide Länder sind für uns Deutsche Urlaubsländer, und gerade wenn man – so wie wir – extrem frankophil ist, möchte man im einen oder anderen französischen Städtchen verweilen, Lebensart und Küche genießen.

Da uns aber von unserem Startort im südlichen Bayern bis zum Zielort kurz oberhalb von Lissabon gut 2500 Kilometer trennen, machen wir drei Tage lang Strecke. Und die ist mit drei kurzen Worten beschrieben: Es – zieht – sich!

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Vorzelt für VW-Bus T4
In Portugal kein Fehler: Ein Vorzelt vor dem Bus hält den beständigen und nervigen Wind ab. Foto: Michael Scheler.

2017 sind Freunde von uns nach Portugal ausgewandert. Kurz vor ihrer Abreise kam natürlich das unweigerliche Versprechen: Wir besuchen euch. Da in Deutschland ohnehin der Herbst beginnt und die Temperaturen langsam fallen, bietet sich Mitte September an, endlich »Butter bei die Fische« zu tun und aufzubrechen.

Portugal offroad: Kurzerhand wird ein VW-Bus T4 zum Camper umgebaut

Da wir gerne mit dem Wohnmobil fahren wollen, unsere Pick-up-Wohnkabine aber abgesattelt und leergeräumt in unserer Schrauberhalle steht und bis zum Urlaub definitiv nicht einsatzbereit sein wird, kaufen wir kurzerhand einen alten VW-Bus und zimmern innerhalb von rund zwei Wochen einen reisetauglichen Einbau mit Bett, Küchenschrank, Kühlbox und Regalen hinein.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, VW T4 Innenausbau
Low Budget, aber funktionell: Der Innenausbau des VW T4. Waschbecken, Kühlbox, Tisch, Sitzplätze und Schlafplätze - alles da. Foto: Michael Scheler.

Drei Wochen Urlaub in südlicher Sonne und auf der einen oder anderen Offroad-Piste sind geplant. Auf dem Hinweg zu unseren Freunden ist daher »Kilometerfressen« angesagt. Ein französischer Supermarkt kostet uns dann aber doch rund einen halben Tag Zeit, und wir schaffen an diesem Tag nur etwa 500 Kilometer.

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Während in Deutschland das Wetter herbstlich wird, empfängt uns Portugal mit über 35 Grad und strahlendem Sonnenschein. Und während wir über eine fast leere (und ziemlich teure) Autobahn dem Sonnenuntergang entgegen rollen, stellt sich ein längst vergessenes Gefühl ein: In unserem über zwei Jahrzehnte alten Bulli, mit dem wir jetzt durch halb Europa gefahren sind, kommen wir uns wieder vor wie mit 20. Dass der Personalausweis anderes behauptet, muss offensichtlich ein Fehler vom Amt sein.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Ort in Portugal
Healthy Life in Portugal. Frischer können Orangen nicht sein. Foto: Michael Scheler.

Portugal offroad: Ohne Hast bringt uns der 60-PS-Diesel nach Westen

Und noch etwas stellen wir fest: Die Geschwindigkeit, mit der wir unterwegs sind, entschleunigt. Mehr als 120 bis 130 km/h sind mit dem alten, aber zuverlässigen 60-PS-Diesel kaum drin. So hat sich bei uns eine Ruhe und Gelassenheit eingestellt, die wir aus dem hektischen Alltag zwischen Beruf, Einkaufen und anderen Dingen, die noch dringend erledigt werden müssen, lange nicht mehr gespürt haben.
 

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Schnell stellen wir fest, wie gut sich unsere Freunde hier schon eingelebt haben. Beim gemeinsamen Frühstück im Supermarkt des Dorfes, der auch Treffpunkt und Café-Bar ist, genießen wir nicht nur die ersten portugiesischen und sündhaft süß wie leckeren Backwaren, sondern lernen auch eine Menge über Land, Leute und Lebensweise.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Cafe in Portugal
Zentrum des Lebens: Die Cafés sind die zentrale Anlaufpunkt für Anwohner und Reisende. Foto: Michael Scheler.

Wie gut sie sich tatsächlich schon auskennen, zeigt am Sonntag der gemeinsame Besuch des mitten im Wald gelegenen Santana-Marktes nördlich von Rio Major. Dieser jeden Sonntag abgehaltene Markt bietet alles, was man zum Leben benötigt: Kleidung, Schuhe, Töpfe, Gartengeräte, Grillzubehör, natürlich Obst, Gemüse, Brot, Honig, Fisch und Fleisch – letzteres auch lebend. Wer Hühner, Puten, Gänse oder Hasen für den eigenen Bauernhof sucht, ist hier richtig.

Mit vollem Magen zu diesem Markt zu kommen ist ein grober Fehler, denn eine Ecke der Marktfläche ist dem leiblichen Wohl vorbehalten. Hier wird Huhn gegrillt, Schweinebraten in der Glut geschmort oder Schnitzel in Weißwein gegart. Wer sich gegen Mittag den Bauch dann vollgeschlagen hat, nimmt noch einen Café, der hier Bica genannt wird.

Das komplette Gegenteil ist Óbidos. Der alte, restaurierte Ort mit seiner Stadtmauer, auf der man einmal den Stadtkern umrunden kann, erinnert an Rothenburg ob der Tauber. Natürlich auch wegen der Stadtmauer, aber vor allem wegen der Busladungen voller Touristen, die hier angekarrt werden.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Stadtmauer von Óbidos
Óbidos gehört zu den städtebaulichen Highlights. Also besser früh morgens auf Stadtrundgang gehen, wenn man nicht in Touristenhorden untergehen will. Foto: Michael Scheler.

Zum Glück ist der riesige Parkplatz vor den Stadttoren jetzt im Herbst nur spärlich besetzt. Trotzdem erscheint uns der kleine Ort zu voll, die Auslagen der Geschäfte zu kitschig, das Flair zu touristisch, so dass wir nach einem kurzen Spaziergang durch die Gassen weiterziehen. Angetan hat es uns allerdings die Buchhandlung im Ort, reichen die Regale doch tatsächlich bis unter die Decke und sind mehrere Meter hoch. Ein Paradies für Leseratten.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Buchhandlung in Portugal
Man muss nicht bis nach Amazonien, um gefühlt alle Bücher des Landes zu bekommen. Langweilig wird es so jedenfalls nicht. Foto: Michael Scheler.

Portugal offroad: Endlich am Ende der Welt

Die heranrollenden Flutwellen des Atlantiks donnern mit Wucht gegen die Mole. Die Gischt spritzt meterhoch. Wir haben uns von unseren Freunden verabschiedet und sind nun am Meer – endlich. Bei unserem Spiel »wer zuerst das Meer sieht« ging es auch diesmal wieder hoch her, und wir mussten uns immer wieder gegenseitig daran erinnern, dass Flüsse, Seen oder die Grafik auf dem Navi natürlich nicht zählen. Nun stehen wir direkt am Wasser und sehen diesem immer wieder atemberaubenden Naturschauspiel gebannt zu.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Brandung am Meer
Der Atlantik ist nichts für Warmduscher. Das Wasser ist frisch, die Brandung stark und der Wind sportlich. Foto: Michael Scheler.

Mit Spannung beobachten wir die auf der Mole stehenden Angler, die auf frischen Fisch für ihr Abendessen hoffen. Nach einer halben Ewigkeit kehren wir zurück zu unserem Bulli und machen uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht.

Portugal offroad: Sandige Sache

Mittlerweile haben wir viel zu viele Kilometer auf der Straße zurückgelegt und es wäre endlich an der Zeit, etwas Gelände unter die Räder zu nehmen.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Bulli Offroad in Portugal
Vor allem ohne Allrad kann man sich auf den sandigen Wegen schnell einbuddeln. Dann heißt es schippen und schuften. Foto: Michael Scheler.

Als wir gerade in einen der zahllosen nicht asphaltierten Pfade, die hier nahezu überall zu finden sind, einbiegen wollen, treffen wir auf ein Wohnmobil, dessen Fahrer seine Vorderräder hoffnungslos im losen Sand vergraben hat. Also ist erstmal Bergehilfe angesagt. Mit Schaufel, Wagenheber und Unterlegkeilen machen wir das Wohnmobil wieder flott.

Der Schweiß fließt dabei in Strömen, aber nach gut einer halben Stunde haben wir es gemeinsam geschafft. Die überglückliche Besatzung schenkt uns zum Dank eine Flasche Wein, die wir gerne annehmen. Anschließend besehen wir uns die Piste zu Fuß etwas näher. Hier in Küstennähe finden sich immer wieder viele Abschnitte, die aus weichem Sand bestehen. Da wir allein unterwegs sind und auch keine Seilwinde am Bus montiert ist, beschließen wir es mit den Pisten lieber etwas weiter im Inland zu versuchen. Schließlich wollen wir fahren und nicht alle paar Meter steckenbleiben.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Landschaft in Portugal
Kaum ist man von der Küste weg, trifft man kaum noch auf Menschen. Ein Traum für Naturliebhaber. Foto: Michael Scheler.

Fahrbare Strecken gibt es jede Menge, jedoch führen nicht alle irgendwo hin. Manche enden einfach irgendwo an einem Wald, einem Feld oder einer Wiese. Daher ist es ratsam, gutes Kartenmaterial dabeizuhaben oder ein offroad-taugliches Navi, das auch kleine Wege anzeigt.
 

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Portugal offroad: Mit dem Feuer spielt man nicht

Dafür belohnen einen die Strecken mit unberührt erscheinender Natur, atemberaubenden Ausblicken und gerade im Norden des Landes mit den Dinosauriereier genannten Felsen. Bei den hier stattfindenden Offroad-Rallyes führt die Strecke zum Teil direkt über die massiven Steinformationen. Wir wählen mit unserem Bulli lieber den Weg zwischendurch und klettern zu Fuß auf die Felsen.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Landschaft Offroad in Portugal
Das ganze Hinterland ist von zahlreichen Wegen durchzogen. Manche enden allerdings im Nirgendwo. Foto: Michael Scheler.

Manchmal hält der Ausblick jedoch nicht nur Schönes bereit. So sehen wir an einem Tag Rauchsäulen in der Ferne. Nachdem wir die Tage zuvor zum Teil stundenlang durch komplett verbrannte Wälder gefahren sind, hoffen wir, dass die Bombeiros, die portugiesischen Feuerwehrleute, auch diesmal einen guten Job machen und den Brand schnell löschen können.

Im Jahr zuvor standen hier unzählige Waldflächen in Brand. Und obwohl man mittlerweile viele Feuerschneisen in die Wälder geschlagen und sie vom schnell brennbaren Unterholz befreit hat, kommt es immer wieder zu Feuern, die in den trockenen Eukalyptus- und Kiefernwäldern ausreichend Nahrung finden.

Abgebrannter Wald in Portugal
Waldbrände sind in diesen Breiten leider üblich und zerstören oft große Flächen. Achtlos weggeworfenen Zigaretten oder Flaschen, die dann wie Brenngläser wirken, sind häufig die Ursachen. Foto: Michael Scheler.

Da Portugal mittlerweile zu einem der größeren Lieferanten für die Papierindustrie geworden ist, sind diese Waldgebiete oft riesig und Brände vom Boden aus schwer zu bekämpfen. So sehen wir immer wieder die Löschflugzeuge kreisen, was jedes Mal ein leicht mulmiges Gefühl bei uns auslöst. Unsere Feuerschale bleibt jedenfalls da, wo sie ist: Im Stauraum unter dem Bett.

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Drei Wochen sind zu kurz für eine Reise nach Portugal stellen wir fest, als wir uns nach zwei Wochen langsam auf die Rückreise machen. Das Land ist einfach zu schön, die Menschen zu freundlich, das Essen zu lecker und die Anreise dafür einfach zu weit.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Bulli am Meer in Portugal
Wo nur noch der Horizont kommt. Einfach ein tolles Gefühl: Mit dem treuen T4 bis an den Atlantik zu dieseln. Foto: Michael Scheler.

Dennoch, ein letzter Abstecher ins Gelände und schon geht es auf die Autobahn und über die Grenze nach Spanien. Dort fallen wir noch in einen Supermarkt ein, kaufen Schinken, Chorizo und spanischen Brandy und lassen den Bulli nach dem Volltanken anschließend bis nach Frankreich durchrollen.

Für die restlichen Kilometer lassen wir uns Zeit, und erkunden kleine Ortschaften und große Supermärkte. Frankreich als Transitland? Das funktioniert bei uns eben doch nicht.

OUTSIDEstories Unterwegs-Tipp: Portugal offroad, Bulli Offroad
Im Hinterland sind die Offroad-Pisten oft nicht so sandig wie in Küstennähe. Foto: Michael Scheler.

Portugal offroad: Ein paar Tipps für die Reise

Tanken:

Benzin und vor allem Diesel sind in Spanien deutlich billiger als in Frankreich und vor allem in Portugal. Es lohnt sich daher mit nahezu leerem Tank nach Spanien ein- und randvollem Tank aus Spanien auszureisen!

Mautsystem:

Für die portugiesischen Autobahnen gilt Mautpflicht. Dabei gibt es zwei verschiedene Systeme: Die klassischen Mautstationen, an denen ein Ticket gezogen oder bezahlt wird, und Strecken, auf denen die Fahrzeuge elektronisch erfasst werden und so die Maut berechnet wird. Hierzu muss das Fahrzeug vorab registriert werden. Die Gebühr wird vorab bezahlt oder von einem Guthaben oder einer Kreditkarte abgebucht. Die Registrierung und Bezahlung können direkt neben der Autobahn an den Mautbrücken (EASYToll) oder vorab im Internet (TOLLCard – ww.tollcard.pt) erfolgen.

Offroad-Routen:

Portugal ist durchzogen von Offroad-Pisten und unbefestigten Wegen. Manche enden jedoch einfach im Nirgendwo. Gutes Kartenmaterial oder ein Offroad-Navi mit aktuellem Kartensatz helfen bei der Planung.

Ausrüstung:

Gerade in Küstennähe kann es auf den Wegen immer wieder Weichsand-Passagen geben. Hierauf sollte man vorbereitet sein und entsprechende Bergeausrüstung (Schaufel, Sandbleche, evtl. Seilwinde) dabeihaben.

Literatur & Karten

  • Reise Know-How – Wohnmobil-Tourguide Portugal
  • Michelin-Karte 734 – Spanien Portugal 1:1.000 000
  • Michelin-Karte 733 – Portugal Madeira 1:400.000

 

Buchtipp für Offroader:

OUTSIDEstories Unterwegs Tipp: Buch Travelling of the roadm Portugal

Titel: TRAVELLING OFF THE ROAD - 20 Reiseberichte, die Lust aufs Losfahren machen
Autor: Michael Scheler

 

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Haftungsausschluss: Diese Tour(en) wurde(n) nach bestem Wissen aufbereitet. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben wird dennoch nicht gegeben. Das Befahren und Begehen erfolgt stets auf eigene Gefahr. Lies hier den vollständigen Haftungsausschluss.