Fotos: CAMP | Christian Bickel
Ratgeber

Ratgeber: Sicherungsgeräte

Sicherungsgeräte dienen beim Klettern zum Sichern des Kletternden. Beim Ablassen oder bei einem Sturz zieht das Gewicht des Kletternden am Seil. Da du mit bloßer Hand diesen Zug niemals halten könntest, brauchst du ein Gerät, das dich dabei unterstützt, den Kletternden abzubremsen: Das Sicherungsgerät.

Seil, Klettergurt & Co. sind wichtige Bestandteile der Sicherungskette, zwei der wichtigsten Glieder sind aber das Sicherungsgerät – und der Mensch. Letzterer muss aufmerksam Sichern und die Sicherungstechnik beherrschen. Das Sicherungsgerät wiederum muss zum Sichernden und dessen Fähigkeiten passen. Bloß: Welches ist das Richtige? Mit unserem Ratgeber behältst du die Oberhand: Wir liefern dir alle wichtigen Tipps und Infos rund um das Sicherungsgerät.

Ratgeber Sicherungsgeräte: Wie kannst du dich sicher sichern?

Müsstest du das Seil des Kletternden mit bloßen Händen halten, könntest du damit wohl kaum einen Sturz auffangen – oder kannst du 80 Kilogramm beschleunigte Masse halten? Wohl kaum. Das Ergebnis: Der Kletterer fällt zu Boden. Schon früh erkannten Bergsteiger: Wenn du das Seil umlenkst, erzeugt das Reibung und du benötigst weniger Kraft beim Halten des Kameraden.

Erfunden war die erste Nachstiegssicherung: Der Sichernde setzte sich auf den Boden und führte das Seil um seinen Rücken herum. Zum Glück ist die heutige Technik etwas weiter: Schon seit langem gibt es Sicherungsgeräte, die den Seilzug bei einem Sturz des Kletternden über Windungen so stark reduzieren, dass selbst ein Sturz mit nur einer Hand gehalten werden kann (und dem eigenen Körper als Gegengewicht).

Allerdings: Jedes Sicherungsgerät verlangt nach einer ordentlichen Einlern- und Übungsphase sowie nach steter Konzentration: Wie du bald siehst, kann jedes Sicherungsgerät falsch bedient werden.

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Nur mit Sicherungsgeräten lässt sich ein Seil halten - mit bloßen Händen ist das unmöglich. Foto: CAMP | Christian Bickel

Ratgeber Sicherungsgeräte: Welche Arten von Sicherungsgeräten sind üblich?

Dynamische Sicherungsgeräte

Hier wird das Seil nicht durch ein Gerät abgeklemmt, sondern durch die Reibung am Karabiner oder sich selbst gebremst. Der besondere Vorteil all dieser Sicherungsgeräte liegt in der Dynamik: Bei einem Sturz des Vorsteigers wird das Kletterseil nicht abrupt abgeklemmt, sondern (schnell) abgebremst. Diese Dynamik ermöglicht einen weicheren Fall ins Seil.

Der erste Vertreter wurde bereits in den 60er Jahren entwickelt und noch heute eingesetzt: Der Halbmastwurfknoten – ein Brems-Knoten, der durch einen speziellen HMS-Karabiner gefädelt wird und sich je nach der Stellung des Bremshand zuziehen lässt.

Der Vorteil des HMS: Er benötigt wenig Material, was ihn besonders für alpine Touren und als Back-up prädestiniert. Unter Sport- und Hallenkletterer ist er mittlerweile allerdings verpönt: Zu fehleranfällig ist seine Handhabung, gerade für Kletternovizen. Trotzdem sollten ihn auch Kletteranfänger lernen und anzuwenden wissen: Er gehört zum Knoten-Repertoire eines jeden Kletterers.
 

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Die nächste Innovationsstufe ist der sogenannte „Achter“, ein Sicherungs- und Ablassgerät, das die Form einer Acht aufweist. In den kleinen Ring kommt der Karabiner für den Klettergurt in den großen Ring wird das Seil gefädelt. Was früher (ganz früher) als Non-Plus-Ultra der Kletterszene galt, wird heutzutage im Grunde gar nicht mehr verwendet: Zu gering ist seine Bremswirkung, zu groß die Fehleranfälligkeit. Erwähnt wird er deshalb nur der Vollständigkeit halber – und als Warnung: Wenn dein neuer Kletterpartner mit einem Achter in der Halle oder im Klettergarten aufkreuzt, gilt dies als sicheres Indiz dafür, dass er sich schon seit langer Zeit nicht mehr mit moderner Sicherungstechnik auseinandergesetzt hat.

Das sagt Produkt- Tester Daniel R. über sein AUSTRIALPIN Gold Fish Sicherungsgerät​​: "Ein Auto-Tuber mit irre gutem Handling". Er hat das Produkt selbst getestet, ist Mitglied bei OUTSIDEstories und ausgewählter ProduktScout im Produkttester*innen-Team.

In der Neuzeit haben sogenannte Tubes den Klettermarkt erobert. Ihre Form gibt ihnen den Namen: Tubes sind kleine parallele Röhren, durch die das Seil als Schlaufe gesteckt wird (oder zwei, wenn man mit Halb- oder Zwillingsseilen arbeitet). In die Schlaufe fädelst du einen Karabiner ein. Tubes sind einfach in der Anwendung, leicht und daher gut für alpine Touren geeignet. Außerdem gibt es viele Tubes, in denen das Seil so eingehängt werden kann, dass es sich im Nachstieg selbständig blockiert, du kannst also nur das Seil einziehen, nicht ausgeben – perfekt für Mehrseillängen: Der Vorsteiger hängt das Tube in den Stand ein und sichert den Nachsteiger darüber. Setzt sich dieser ins Seil, blockiert das Gerät automatisch. Ablassen ist in diesem Modus sehr kompliziert, deshalb eignet sich dieses Feature nur für mehrere Seillängen.
 

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Allerdings sind auch Tubes fehleranfällig, weshalb der DAV mittlerweile empfiehlt, sie nicht mehr in der Halle und im Klettergarten einzusetzen. Das Problem ist dabei vor allem die Position der Bremshand: Tubes funktionieren am besten, wenn das Bremsseil nach unten gezogen wird. Ist die Sicherungshand unter Umständen zu weit oben (oberhalb des Gerätes), wird die Bremswirkung des Gerätes herabgesetzt. Die Folge: Die Hand muss mehr Kraft aufwenden, das Seil rutscht schneller durch die Hand, es entsteht Reibungshitze. Irgendwann lässt du das Seil los und der Kletterer stürzt zu Boden. Die korrekte Anwendung ist bei allen dynamischen Sicherungsmitteln sehr wichtig, Fehlertoleranzen gibt es im geringeren Umfang als bei Halbautomaten.

Exkurs: In jüngster Zeit erobern sogenannte „Autotubes“ den Markt. Sie unterscheiden sich in ihrer Handhabung kaum von den Tubes, bieten aber durch ihre besondere Bauweise auch eine Blockierfunktion beim Sturz des Kletternden. Das verkleinert den Winkel, in dem das Autotube nicht mehr wirkt.
 

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Halbautomatische Sicherungsgeräte

Im Gegensatz zu ihren dynamischen Vettern, blockieren halbautomatische Sicherungsgeräte, indem sie mittels einer Klemmvorrichtung das Seil abklemmen. Natürlich blockieren sie nicht ständig, denn sonst wäre das Ausgeben von Seil nicht möglich. Sie sperren das Seil erst, wenn das Seil des Kletternden mit genügend Kraft (bzw. Geschwindigkeit) am Sicherungsgerät zieht. Dadurch, dass das Seil in nur extrem kurzer Zeit komplett abgebremst wird, ist diese Sicherungsmethode weniger dynamisch. Die Wirkung auf den Stürzenden: Der Aufprall an der Wand wird etwas härter.

  • Der Vorteil: Halbautomaten sind in der Regel nicht von der Position der Bremshand abhängig, da das Seil im Gerät blockiert wird. Kurz gesagt: Halbautomaten sind nicht ganz so anfällig für menschliches Versagen.
     
  • Nachteile: Halbautomaten sind größer, schwerer und nur für einen Seilstrang geeignet. Ihr Einsatzgebiet beschränkt sich daher auf Hallen und Klettergärten. Außerdem kann es passieren, dass das Gerät blockiert, wenn du zu schnell das Seil ausgibst. Eine saubere Sicherungstechnik ist also auch hier unabdingbar.

Ratgeber Sicherungsgeräte: Welches Sicherungsgerät für welchen Kletterer?

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Jede Art von Klettern erfordert spezielle Sicherungsgeräte. Foto: CAMP | Christian Bickel

Aus obigem ergibt sich eine klare Empfehlung: Hallen- und Sportkletterer greifen am besten zu Halbautomaten, da sie durch die Blockierfunktion noch ein Quäntchen mehr Sicherheit gegen Fehlbedienung bieten. Außerdem sind sie komfortabler: Wenn sich der Kletterpartner ins Seil setzt, muss die Bremshand nicht den Kletterer halten, das macht das Gerät.

Vorsicht: Eine Hand muss IMMER am Bremsseil sein. Nachteile wie Größe und Gewicht spielen bei dieser Art des Kletterns keine Rolle.

Alpinkletterer kaufen sich (zusätzlich) noch ein (Auto-)Tube, das für den Nachsteiger eine Blockierfunktion bietet. Weiterer Vorteil: Mit Tubes kannst du dich auch prima abseilen.
 

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Welches Gerät für dich das Richtige ist, kann man pauschal nicht sagen: Mittlerweile bietet fast jeder Hersteller viele verschiedene Sicherungen an. Am besten, du guckst dich in der Kletterhalle mal um und fragst, ob du eins ausprobieren darfst.
 

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Ratgeber Sicherungsgeräte: Zu guter Letzt

Ein Sicherungsgerät ist nur so gut wie sein Anwender – egal welches Gerät man besitzt, es besteht immer die Möglichkeit, es falsch zu bedienen. Dagegen hilft nur eins: Üben, üben, üben, beim Sichern aufmerksam sein, und sich regelmäßig über neue Techniken auf dem Laufenden halten.

Sicherungsgeräte im Test 2022 | Empfehlungen der Redaktion

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Was kostet ein Sicherungsgerät?

Der Preis von Sicherungsgeräten hängt ganz von der Marke und des jeweiligen Modells ab. Achte hierbei jedoch nicht nur auf den Preis, sondern auf die Technologien und für welchen Zweck du das Sicherungsgerät benötigst, denn es geht um deine Sicherheit.

Je nachdem für welches Sicherungsgerät du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von 20 bis 120 Euro. Nutze auch den tagesaktuellen Preisvergleich von OUTSIDEstories. 

Wo kannst du ein Sicherungsgerät kaufen?

Einige Online-Bergsport-Fachhändler führen eine große Auswahl an Sicherungsgeräten. Wir empfehlen dir, darauf zu achten für welchen Zweck du dein Sicherungsgerät benötigst und dich dementsprechend darüber zu informieren.

Über den Preisvergleich in den Bewertungen, der auf OUTSIDEstories getesteten Sicherungsgeräten, kannst du herausfinden, bei welchem Online-Händler dein bevorzugtes Modell vorrätig ist.

Hier einige ausgewählte Onlinehändler bei denen du Sicherungsgeräte fürs Klettern online kaufen kannst:

➡️ Bergfreunde

➡️ Bergzeit

➡️ Decathlon

➡️ Doorout

➡️ Vertical Extreme

 

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