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Ratgeber: Klettergurte

Der Klettergurt verbindet das Seil mit dem Kletterer – ohne ihn müsstest du dir den Strick um den Bauch binden, wie einst die Kletterpioniere Hans Dülfer oder Edward Whymper. Klettergurte gibt es heute in einer Vielzahl an Farben und Formen – und nicht alle sind für jeden Einsatzzweck optimal geeignet.

Unser Ratgeber hilft dir, dass du nicht planlos in den Seilen hängst und liefert dir wichtige Tipps und hilfreiche Informationen rund um den perfekten Gurt. 

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Sicher in der Luft mit dem richtigen Klettergurt. Foto: Petzl

Die Top-5-Features - das wichtigste in Kürze 

  1. Ein Klettergurt besteht aus mehr als ein paar Schnallen und Bändern: Er besitzt mehr oder weniger starke Polsterungen am Beckengurt und den Beinschlaufen, diverse Materialschlaufen für Karabiner, Exen & Co. sowie eine textile Anseilschlaufe, in die du das Sicherungsgerät einhängst. Welche Features dein Klettergurt haben sollte, entscheidet sich nach dem Haupteinsatzzweck.
    Die gute Nachricht: Anders als bei Seilen decken gerade Allroundklettergurte alle Spielwiesen des Kletterns ab, sodass du nicht für jede Tour einen neuen Gurt braucht.
     
  2. Gurte für Kletterer zerfallen in mehrere, jedoch nicht strikt abgrenzbare Kategorien: Sport- und Hallenkletterer benötigen nicht mehr als vier Materialschlaufen und eine Polsterung, die auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist. Beispiel: Wer viel hängt, sollte auf eine stärkere und breitere Polsterung achten. Onsight-Kletterer wählen einen performance-lastigeren Gurt: Er ist leichter, bietet eine etwas schlechtere Polsterung, kostet aber etwas mehr. Alpinkletterer brauchen hingegen einen gut verstellbaren Gurt und je nach Route (Trad oder Bolted) mehr als vier Materialschlaufen.
     
  3. Alpinisten und Ferratisten wählen am besten einen Allroundgurt mit verstellbaren Beinschlaufen. Die beste Wahl ist hier der Mittelweg, also ein Allround-Gurt, wie ihn zum Beispiel die meisten Sportkletterer tragen. Er bietet die beste Mischung aus Preis und Performance. Wer seinen Gurt nur für Hochtouren benutzt, kann auch einen speziellen Gurt für diese alpine Spielwiese verwenden: Er ist nicht gepolstert und bietet dafür eine ausgezeichnete Bewegungsfreiheit. Zudem ist er leicht.
     
  4. Die Anprobe: Trage am besten die Klamotten, die du auch beim Klettern verwendest. So merkst du gleich, ob es irgendwo drückt und ob das Modell groß genug ist für dich und deine Kleidung. Zwischen Beinschlaufen und Oberschenkel sollte noch eine flache Hand passen. Der Gurt sollte straff um deine Taille liegen, ohne einzuengen. Achte darauf, dass noch genug Gurtband übrig ist, falls du doch mal mehrere Schichten übereinander trägst. Falls du den Gurt komplett zuziehen musst, damit er um deine Taille passt, suche besser nach einem kleineren Modell für dich. Die Polsterung checkst du am besten bei einem Hängetest, den gute Sportgeschäfte anbieten.
     
  5. Haltbarkeit: Einen Gurt musst du (genau wie ein Seil) regelmäßig ersetzen – auch wenn er noch recht neu aussieht. Die richtigen Werte für deinen Gurt stehen in der Bedienungsanleitung. Als grobe Orientierungshilfe: Wenn du ihn mehrmals pro Monat einsetzt, solltest du ihn nach drei Jahren ausmustern. Wer ihn wöchentlich benutzt, wirft ihn am besten bereits nach einem Jahr weg.

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Was macht deinen Klettergurt aus?

Kletterpioniere legten sich ein statisches Hanfseil um die Hüfte und gut war‘s. Sind heutige Kletterer Weicheier, weil sie auf dynamische Seile und gepolsterte Klettergurte nicht mehr verzichten wollen? 

Nein: Ohne Gurt und mit statischem Seil treten bei einem Sturz so große Kräfte auf, dass sehr schnell innere Verletzungen entstehen können – kein schöner Gedanke. Zum Glück sind diese Tage längst vorbei. Die moderne Sicherungskette kann so viel Sturzkraft aufnehmen, dass auch mehrere Meter tiefe Stürze ins Seil für den Kletterer meist folgenlos bleiben. 

Das sagt Produkt- Tester Andi über seinen BLUE ICE Addax Harness Klettergurt: "Platz 1 in der Leichtgewichtliga!" Er hat das Produkt selbst getestet, ist Mitglied bei OUTSIDEstories und ausgewählter ProduktScout im Produkttester*innen-Team.

Natürlich besteht ein moderner Klettergurt aus mehr als bloß ein paar Schnallen und Bändern: Er besitzt mehr oder weniger starke Polsterungen am Beckengurt und den Beinschlaufen, diverse Materialschlaufen für Karabiner, Exen & Co. sowie eine textilen Anseilschlaufe, in die du das Sicherungsgerät einhängst.

Welche Features dein Klettergurt haben sollte, entscheidet sich nach dem Haupteinsatzzweck. Die gute Nachricht: Anders als bei Seilen decken gerade Allroundklettergurte alle Spielwiesen des Kletterns ab, sodass du nicht für jede Tour einen neuen Gurt brauchst.

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Mach dir im Vorfeld Gedanken für welchen Einsatzzweck dein Klettergurt sein soll. Foto: Petzl

Die wichtigsten Parameter bei der Auswahl des richtigen Modells:

  1. Polsterung
  2. Schnallen zum Anpassen des Gurtes an den Kletterer
  3. Befestigungsmöglichkeiten für das Equipment.

Beim Kauf sind Kompromisse in der Regel unumgänglich: Viele Einstellmöglichkeiten und Materialschlaufen erhöhen das Gewicht. Eine breite und starke Polsterung ist zwar toll, wenn du in der Wand hängst, sie schränkt jedoch meist die Beweglichkeit beim Klettern ein.

Darum gilt: Jeder Kletterer muss für sich selbst bestimmen, wie viel Gurt er braucht – und auf was er besser verzichtet.

Zu welchen Einsatzzweck brauchst du welchen Klettergurt?

Hallenkletterer

Als Kunstgriff-Fetischist benötigst du in der Regel keine Materialschlaufen (das gibt es aber praktisch nicht). Die Polsterung der Hüft- und Beinschlaufen hängt von deinen persönlichen Vorlieben ab: Bist du ein ambitionierter Kletterer und legst erst am Zielgriff eine Pause ein? Dann brauchst du nur eine dünne Polsterung und kannst dich dadurch freier bewegen.

Machst du hingegen gerne mal im Dach eine Kaffee-Pause, solltest du auf breitere Polster setzen. Auch auf besonders viele Einstellmöglichkeiten kannst du verzichten – zum Hallenklettern hast du eh immer das Gleiche an, oder?
 

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Sportkletterer

Wen es in den Klettergarten zieht, sollte Platz für Exen und Karabiner am Gurt einplanen. Das Equipment verteilt sich am besten auf vier Materialschlaufen. Sportklettergurte bilden die größte Gruppe des Angebots und eignen sich meist sehr gut als Allrounder: Du kannst damit auch problemlos Alpinklettertouren unternehmen und den Gurt für Hochtouren oder die Halle verwenden.

Wer plant, seinen Gurt nicht nur im Sommer im Klettergarten einzusetzen, sollte auf verstellbare Beinschlaufen achten – sie geben Spielraum bei der Kleidungswahl. Die Polsterung wählst du je nach Geschmack, der Gurt sollte ein gutes Mittelmaß aus Hängekomfort und Bewegungsfreiheit bieten.

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Alpinkletterer

Freunde hoher Wände brauchen ordentlich Ausrüstung. Eine zweite Reihe Materialschlaufen ist gerade bei Trad-Routen (Routen, die man selbst absichert) sinnvoll. Wer viel hängt, achtet auf eine ordentliche Polsterung und besonders hohen Tragekomfort. Einstellbare Beinschlaufen erweisen sich als sinnvoll, immerhin kletterst du mal mit kurzer Hose, mal mit Überhose.

„Performancekletterer“

Ambitionierte Kletterer setzen bei ihren Gurten auf ein Maximum an Bewegungsfreiheit und ein Minimum an Gewicht. Ein „Performancegurt“ kostet schnell das Doppelte eines normalen Sportklettergurtes und wiegt oft nur die Hälfte. Der Hängekomfort erweist sich in der Regel als schlechter, allerdings kommen in den hochpreisigen Modellen gerne hochwertigere Fasern und Verarbeitungstechniken zum Einsatz, die bei geringerem Materialeinsatz und Polsterung eine ähnlich gute Druckverteilung bieten.

Um das zu verdeutlichen, ein kleiner Exkurs: Einfache Klettergurte bestehen – grob gesagt – aus einem tragenden Band, an das eine Polsterung angebracht ist. Bei hochwertigeren Gurten wird das einzelne Band oft durch mehrere dünne Schnüre ersetzt, was eine gleichmäßigere Gewichtsverteilung bewirkt.

Hochtourer

Wer seinen Hüftgurt nicht zum Klettern, sondern ausschließlich für Hochtouren einsetzt, sollte sich einen speziellen Gurt für solche Touren kaufen: Sie sind nicht gepolstert (der Gurt ist nur ein Schutz für den Notfall, zum Beispiel bei einem Spaltensturz), dafür aber sehr leicht. 

Hinweis: Wer einen sehr schweren Rucksack trägt oder zu viele Kilos auf den Rippen hat, läuft bei einem Spaltensturz Gefahr, nach hinten zu kippen und kann sich dann nur schwer wieder aufrichten, ohne den Rucksack abwerfen zu müssen.

In diesem Fall kannst du über eine Kombination mit einem Brustgurt nachdenken: Dann liegt der Anseilpunkt nicht mehr auf Höhe des Bauchnabels, sondern bereits Richtung Sternum.
Die Folge: Du sitzt nach dem Sturz mehr oder weniger Aufrecht. Ein nach hinten oder unten Kippen des Torsos wird so verhindert.
Allerdings: Stürzt der Seilpartner in die Spalte, kannst du durch den höheren Schwerpunkt den Sturz oft schlechter halten.

Ferratisten (Klettersteiggeher)

Freunde des Drahtseils wählen am besten einen Allround-Gurt, wie ihn zum Beispiel Sportkletterer tragen. Er bietet die beste Mischung aus Preis und Performance. Wer mit schwerem Rucksack unterwegs oder übergewichtig ist, sollte auch hier die Kombination mit einem Brustgurt in Erwägung ziehen.

TIPP: Kennst du schon die Klettersteig Tipps in unserem Unterwegs-Teil?
Klickt dich hier rein: OUTSIDEstories Unterwegs

Weibliche Kletterer

Frauen haben in der Regel eine höher sitzende Taille, die gleichzeitig einen geringeren Umfang aufweist – es ist also durchaus logisch, dass sich Klettergurt-Modelle speziell nach den Bedürfnissen von Damen richten. Zum Glück haben die meisten Hersteller diese Notwenigkeit erkannt und variieren bei ihren Damenmodellen mehr als nur die Farbe.

Auch für unsere weiblichen User gilt: erst überlegen, bei welchen Touren sie den Gurt einsetzen möchten und dann nach einem Modell suchen.
 

Tipp: Gibt es keine passenden Damenversionen, wird man vielleicht im Regal der Kerle fündig. Doch vorher hier schauen: 
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Klettergurte für Kinder

Kleinen Kindern ziehst du am besten einen Komplettgurt oder eine Kombination aus Brust- und Hüftgurt an. Warum? Kinder haben noch keine so ausgeprägten Hüften, es besteht darum die Möglichkeit, dass Kinder aus dem Gurt herausrutschen. Größere Kids können indes einen speziellen Kinder-Hüftgurt tragen.

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Exkurs: der Brustgurt alleine…
… eignet sich nur für Menschen mit ausgeprägtem Todeswunsch: Er bietet keine ausreichende Sicherheit und darf NUR in Kombination mit einem Hüftgurt verwendet werden. Die Verbindung von Brust- und Hüftgurt erfolgt mit einer speziellen Bandschlinge.

Tipps für den Kauf deines Klettergurts

4_Achte beim Kauf deines Klettergurtes auf die EN- und UIAA-Zertifizierung_Petzl-min
Achte beim Kauf deines Klettergurtes auf die EN- und UIAA-Zertifizierung. Foto: Petzl

Beim Kauf solltest du auf die EN- und UIAA-Zertifizierung (EN-Norm 12277) des Gurtes achten. Die Siegel befinden sich in der Regel auf der Innenseite der Polsterung oder an den Beinschlaufen. Erfüllt der Wunschgurt beide Normen, kannst du mit ihm alle Facetten des Kletterns entdecken. 

Wichtig für die Anprobe:

  1. Trage am besten die Klamotten, die du auch beim Klettern verwendest. So merkst du gleich, ob es irgendwo drückt und ob das Modell groß genug ist für dich und deine Kleidung.
  2. Zwischen Beinschlaufen und Oberschenkel sollte noch eine flache Hand passen.
  3. Der Gurt sollte straff um deine Taille liegen, ohne einzuengen. Achte darauf, dass noch genug Gurtband übrig ist, falls du doch mal mehrere Schichten übereinander trägst. Falls du den Gurt komplett zuziehen musst, damit er um deine Taille passt, suche besser nach einem kleineren Modell für dich.
  4. Die Polsterung checkst du am besten bei einem Hängetest, den gute Sportgeschäfte anbieten.

Wie lange hält dein Klettergurt?

Nun zur schlechten Nachricht: Einen Gurt musst du, genau wie ein Seil, regelmäßig ersetzen – auch, wenn er noch recht neu aussieht.

Hier ein paar grobe Anhaltspunkte:

  • nie benutzt (bedeutet originalverpackt im Keller): Entsorgen nach maximal 10 Jahren
     
  • 1-2 Mal pro Jahr unterm Bett hervorgekramt: weg damit nach spätestens 7 Jahren
     
  • 1 Mal pro Monat in den Gurt gezwängt: sollte nach 5 Jahren das Innere der Mülltonne sehen
     
  • mehrmals pro Monat im Einsatz: nach etwa 3 Jahren ist Schluss
     
  • jede Woche im Gurt abgehangen: schick ihn nach etwa einem Jahr auf die große Reise
     
  • zweite Hose (täglich benutzt): sollte seinen 1. Geburtstag nicht mehr feiern können

Das mag dir vielleicht übertrieben vorkommen, aber bedenke: jedes Material altert und die Nähte deines Gurts werden zum Beispiel bei Stürzen enorm belastet. Ist dir dein Leben wirklich weniger wert als 56,78 Euro?

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Viel Spaß beim Abhängen in deinem neuen Klettergurt. Foto: unsplash

Was kostet ein Klettergurt?

Der Preis von Klettergurten hängt ganz von der Marke und des jeweiligen Modells. Achte hierbei jedoch nicht nur auf den Preis, sondern auf die Passform und die Technologien, denn es geht um deinen Komfort und deine Sicherheit.

Je nachdem für welche Klettergurten du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von 20 bis 360 Euro. Nutze auch den tagesaktuellen Preisvergleich von OUTSIDEstories. 

Wo kannst du einen Klettergurt kaufen?

Einige Online-Fachhändler führen eine große Auswahl an Klettergurten. Du kannst sie aber auch in nahezu allen Sportfachgeschäften erwerben. Wir empfehlen dir, um die Passform deiner Klettergurte zu testen und um unnötige Druckstellen zu vermeiden, lieber unterschiedliche Modelle und Größen zu bestellen und zu probieren.

Über den Preisvergleich in den Bewertungen, der auf OUTSIDEstories getesteten Klettergurten, kannst du herausfinden, bei welchem Online-Händler dein bevorzugtes Modell vorrätig ist.

Hier einige Onlinehändler, die ein großes Programm an Klettergurten parat haben:

➡️ Bergfreunde

➡️ Bergzeit

➡️ Doorout

➡️ Decathlon

➡️ Sporthaus Schuster

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