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Test: ROTHER BERGVERLAG Wanderführer Georgien - Bücher

ROTHER BERGVERLAG Wanderführer Georgien - Bücher
(K)ein "Wander" führer, der den Erwartungen leider nicht entspricht
Bewertung Ø: 1.00 Sterne

Vorteile

  • Höhenprofile
  • gute Gliederung und Übersicht
  • Viele nützliche allgemeine Informationen zum Wandern in Georgien
  • detallierte Karten bei den einzelnen Wanderungen
  • GPS Daten verfügbar

Nachteile

  • Wasserstellen und Quellen bleiben unbeachtet
  • teilweise schlechte Recherche
  • Mehr als 20 Wanderungen mit einer Dauer unter 3 Stunden
  • Stadtspaziergänge im Wanderführer statt traumhafter Wanderungen
  • Mehrtagestouren werden fast komplett außer Acht gelassen
  • Gehzeiten zum Teil sehr hoch angesetzt

Bewertung

Voller Freude hatte ich das Glück, knapp eine Woche vor meinem Georgien Urlaub den Rother Wanderführer von outside-stories zum Testen zugeschickt bekommen, da dieses tolle Team sich daran erinnert hatte, dass mein Urlaub in den Kaukasus gehen sollte. Dafür zunächst ein riesiges Lob an das Team von outside-stories.

Insgesamt sollte ich genau 2 Wochen in Georgien unterwegs sein, und zwar nur zum Wandern! So gelang es mir innerhalb dieser Zeit ca. 18 Touren von den dargebotenen 45 Wanderungen zu durchführen. Daher hoffe ich, dass ich auch ein wirklich gutes, wenngleich auch kritisches Feedback zu dem Führer geben kann.

Aufmachung und Gliederung

Zunächst überzeugt die Aufmachung und Gliederung des Rothers vollkommen. In bewährter Manier bietet der Rother eine Übersichtlichkeit, die nur in wenigen anderen Verlägen Wanderführern so geboten wird. Dies beginnt bei einer großen Übersichtskarte von Georgien, auf der zunächst einmal zu erkennen ist, wo die einzelnen Wandertouren ungefähr liegen. Diese sind hier einzeln in einer bestimmten Farbe nummeriert. Doch dazu später noch mehr.

Nach einem kurzen Vorwort gibt es zunächst allgemeine Hinweise zum Gebrauch dieses Wanderführers als auch zu den Gebrauch der Beschreibung der einzelnen Touren. Gefolgt wird dies durch einen kleinen und knappen Exkurs zu Land und Leuten und schließlich von allgemeinen touristischen Informationen und Hinweisen.

Hier fehlte es mir letztlich an nichts, und als Wanderer, der dieses Werk zumeist auch während einer Tour mit sich herumträgt, fand ich es sehr angenehm, dass diese Ausführungen nicht zu langatmig oder zu ausschweifend waren. Auch finde ich es richtig und gut, dass auf potentielle Gefahren, wie z.B. das Wetter oder aber die georgischen Hirtenhunde hingewiesen wird, ohne dass dies einer allgemeinen Panikmache gleicht.

Der Hauptteil des Buches und – so sollte es auch sein – nehmen die Wanderungen ein.

Aufteilung in 6 Wandergebiete:

Treffend und sehr hilfreich fand ich es, dass die Autorin, Georgien in 6 Wandergebiete unterteilt hat. Dies erleichtert dem Wanderer die für ihn passenden Touren herauszusuchen. Nach einem Aufenthalt in Tbilisi waren dies bei mir die Kazbeg-Region und schließlich Swanetien.

Die einzelnen Wandertouren:

Die einzelnen Wandertouren werden weiterhin, wie üblich bei Rother, in drei Kategorien aufgeteilt: Blau (leicht), Rot (mittelschwer) und Schwarz (schwierig und anspruchsvoll)

Die Autorin folgt dabei der klassischen Rother-Descrebtion:

Nach einer allgemeinen kurzen Beschreibung der Tour (um überhaupt einen ersten Eindruck von der Tour zu gewinnen) werden Informationen zum Ausgangspunkt und Endpunkt gegeben und wie man diese erreicht bzw. von diesen wegkommt. Sehr gut finde ich dabei bei der Auswahl, dass die meisten Touren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Es folgen der Höhenunterschied sowie Einkehrmöglichkeiten. Sehr hilfreich fand ich beim Höhenunterschied, dass sowohl bergauf als auch bergab separat aufgelistet wurden. Die Gesamtgehzeit rundet diesen ersten Eindruck einer Tour ab.

Danach geht es in die detaillierte Beschreibung der Tour. Gute Orientierungspunkte sind dabei nummeriert und sind auf einer kleinen aber recht guten Karte gekennzeichnet. Diese ist in dem Maße 1:25000 abgebildet Man erhält so immer wieder eine gute Orientierung, an welcher Stelle der Tour man sich gerade befindet. Ebenso sind diese Punkte auf einem Höhenprofil markiert.

Navigation:

Ich gehe davon aus, dass man den einzelnen Touren sehr gut auch allein der Beschreibungen der Autorin und den mit abgedruckten Karten folgen kann. Ich selbst habe aber zusätzlich die im Internet durch den Kauf des Buches zugänglichen GPS Tracks runtergeladen und auf mein Garmin übertragen. Dies verlief absolut problemlos und die Tracks waren genau und äußerst hilfreich. Nebenbei besteht weiterhin die Möglichkeit sich vor Ort Karten zu besorgen, Informationen, wo diese am besten zu erhalten sind, werden im Führer beschrieben.

Glossar und Index:

Das Buch wird abgeschlossen durch einen alphabetischen Index, durch welchen einem es schnell gelingt, sich im Buch zurechtzufinden oder aber ein bestimmtes Dorf oder einen bestimmten Fluss zu finden.

Kritikpunkte:

Nachdem ich nun auf die wirklich gelungene Aufmachung, Gliederung und Darstellung eingegangen bin, die ich jedoch auch bei dem Kauf eines Rother – Wanderführers erwarte, muss ich doch noch auf einige Aspekte eingehen, von denen ich es mir wünschte, dass sie in einer überarbeiteten 2. Auflage umgesetzt werden würden.

So werden in dem Buch zwar Möglichkeiten verschiedene Touren zu einer Mehrtagestour zusammenzulegen dargestellt, jedoch nimmt das Buch insgesamt komplett davon Abstand eine Mehrtagestour überhaupt im Detail darzustellen.

Dadurch werden einem klassische und wunderschöne Mehrtagestouren leider vorenthalten bzw. es wird im Infoteil nur ein Halbsatz dazu verfasst. Das finde ich für mich als Wanderer, der ich auch ein wenig Abwechslung und Ruhe abseits der häufig stärker frequentierten Tagestouren suche, sehr unbefriedigend. Wie man die dargestellten Touren dann zu einem Mehrtagestrek zusammenlegt, fällt einem in diesem Führer leider nicht direkt ins Auge. Beim ersten Durchblättern war ich demnach ziemlich enttäuscht und fand erst bei genauerem Studiums des Buches heraus, welche Möglichkeiten es gibt. Ich denke, das geht einfacher.

Ein weiterer richtig großer Kritikpunkt ist für mich, dass bei den einzelnen Touren häufig nicht dargestellt wird, ob es Wasserstellen bzw. Quellen unterwegs gibt. Dies sind essentielle und absolut wichtige Informationen, die einfach nicht fehlen dürfen. An einigen Stellen werden zwar Einkehrmöglichkeiten dargestellt, aber dies reicht natürlich nicht.

Des Weiteren kam es zu folgender so wirklich geschehenen Situation: Ich erhalte einen Wanderführer Georgien und habe voller Vorfreude bestimmte Erwartungen an dieses Werk. Dann blicke ich in das Inhaltsverzeichnis über die einzelnen Touren und sehe mehr als 20 Touren, die kürzer als 3 Stunden sind, 13 davon sogar unter 2 Stunden, einige davon sogar als Stadtspaziergänge deklariert. Das mag für den ein oder anderen vielleicht ganz nett sein, für mich stellte dies aber leider eine absolute Enttäuschung dar. Wenn ich einen Wanderführer kaufe, erwarte ich Wanderungen. Dieses Werk über Georgien hat daher für mich einfach den falschen Namen und schürt demnach falsche Erwartungen an das Werk.

Zum Abschluss sei noch zu sagen, dass es natürlich klar ist, dass die Situation und die Begebenheiten sich vor Ort in Georgien sicherlich rasant schnell ändern, so dass es schwierig ist, immer die genauen und richtigen Informationen in einem Führer wiederzugeben. Wenn ich jedoch eine Tour wie die Nr. 34 (zudem eine rote Tour) von Sno nach Juta in einem Werk darstelle, erwarte ich als Leser, dass diese Tour mir etwas anderes gibt, als auf einer staubigen Bergstraße ohne Ausblicke zu laufen, in der ich innerhalb von ca. 2 Stunden mdst von mehr als 50 Autos überholt werde und auf der Baustellenfahrzeuge dafür sorgen, dass kaum zu atmen ist. Ein Bild von dieser „imposanten“ Wanderung habe ich mal hinzugefügt. Dies bedarf meines Erachtens besserer Recherche der Autorin, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Werk aktuell taufrisch im Juli des Jahres 2018 auf den Markt gekommen ist. Dass auf dieser Strecke Bauarbeiten stattfinden und eine Wanderung hier auf staubigen Pisten abgewandert wird, muss bekannt sein. Andere tolle Wanderungen, die ich mit Hilfe der absolut hilfreichen Homepage: www. caucaus-trekking.com kennenlernen durfte, fehlen leider komplett. So werden hier auch noch tolle Touren beschrieben, die ab Juta losgehen, die einfach traumhaft sind!

Urteil:

Aufgrund meiner Erfahrungen mit diesem Werk muss ich leider gestehen, dass ich von diesem sehr enttäuscht war und er außer in Aufbau und Gliederung kaum an die gewohnte Qualität der Rother- Wanderführer herankommt. Schade, denn ein Besuch dieses unglaublich tollen Landes lohnt sich so sehr. Vielleicht ist es aber auch pure Absicht der Autorin, da sie nicht möchte, dass immer mehr Touristen in diese Geheimtipp-Region reisen.

Aufgrund der essentiellen Mängel gibt es für den Rother-Wanderführer leider nur ein Zelt. Ich empfehle stattdessen zur Planung die Homepage www.caucasus-trekking.com. Diese Seite wird von einem wirklichen Experten und Bergliebhaber gepflegt, der auf die Schilderung von Stadtspaziergängen verzichtet.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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