1a Hautgefühl u. Atmungsaktivität, nicht nur für Sportler
Vorteile
- Gute Passform
- Sehr gute Verarbeitung
- Sehr atmungsaktiv
- Angenehmes Hautgefühl, Temperaturregulierend dank 53% Merinowolle
- Schnelltrocknend
- Viele Farben verfügbar
Nachteile
- Nicht ganz günstig
- Etwas langweiliges Design für ein Laufshirt (dafür gut für Job und Freizeit)
Bewertung
Testfacts zum Smartwool Active Ultralight Shirt
- Testzeitraum: ca. 3 Wochen
- Hersteller: Smartwool
- Modell: Active Ultralite Kurzarmshirt
- Kategorie: Laufshirt, T-Shirt
- Farbe: Pool blue
- Material: 53% Merinowolle, 47% Lyocell
- Gewicht: ca. 50 g
- Preis: UVP 59,95 €
- Bilderquelle teilweise: Smartwool
Optik/Haptik des Smartwool Active Ultralite Shirt
Wie immer in diesem Abschnitt kurz der Hinweis: Geschmack oder gefallen liegt im Auge des Betrachters, deshalb sind die nachfolgenden Sätze lediglich meine subjektive Meinung.
Ich denke Smartwool hat beim Active Ultralite Shirt nicht unbedingt versucht einen Designpreis zu verdienen, sondern eher möglichst viele Personen anzusprechen und wenig zu polarisieren. Der Hersteller verzichtet auf optische Spielereien oder Designelemente aller Art, lediglich ein kleines Smartwool-Logo am Ärmel und seitlich am unteren Bund, geben einen Hinweis auf die Herkunft des Shirts. Die Ausführung der Nähte gefällt mir sehr gut und deutet darauf hin, dass es sich hier nicht um „Billigshirt“ handelt.
Um das Shirt wirklich bei jedem Anlass zur richtigen Wahl zu machen, bietet Smartwool gleich 9 verschiedene Farben für Herren und 6 Farben für Damen, sowie noch eine Tanktop-Version.
Während die Optik also absolut minimalistisch ist und wenig Emotionen auslöst, resultiert das Anfassen meist in einer Ah-Oh-Reaktion oder zumindest einem Gesichtsausdruck der respektvollen Überraschung. Das Shirt besteht zu über 50% aus Merinowolle und fühlt sich dementsprechend etwas anders an als man es erwartet, das Hutgefühl ist super weich und angenehm.
Besondere Eigenschaften von Merinowolle und meine Erfahrungen
Merinowolle hat einige besondere Eigenschaften die synthetischen Materialien entweder komplett fehlen oder zumindest deutlich schlechter sind.
Die wichtigsten Eigenschaften sind z.B.:
- Hoher Tragekomfort: Merinowolle ist weich und angenehm auf der Haut, fühlt sich nicht kratzig an.
- Temperaturregulierung: Sie hält warm im Winter und kühl im Sommer, perfekt für jedes Wetter.
- Feuchtigkeitsregelung: Verhindert das Überfeuchten durch Absorbieren und Ableiten von Schweiß.
- Geruchsreduzierung: Verhindert durch ihre natürlichen Eigenschaften das Aufkommen von Geruch, auch wenn sie getragen wird.
- Beständigkeit: Merinowolle ist widerstandsfähig und hält lange.
- Langlebigkeit: Wegen ihrer hohen Qualitätsstandards ist Merinowolle besonders langlebig.
- Hautfreundlich: Ideal für Menschen mit empfindlicher Haut, da sie hypoallergenisch und nicht kratzig ist.
- Leicht zu pflegen: Kann leicht gewaschen und getrocknet werden, ohne ihre Form zu verlieren.
- Umweltfreundlich: Merinowolle ist eine natürliche und biologisch abbaubare Ressource.
- Hitzebeständigkeit: Merinowolle schmilzt nicht und ist nicht entflammbar.
Einige dieser Eigenschaften können natürlich auf den ersten Blick auch synthetischen Materialien zugeordnet werden, bei genauerer Betrachtung bemerkt man aber schnell den Unterschied. Als Beispiel was ich damit meine zählt z.B. der Punkt „Langlebigkeit“, einige Plastikprodukte halten natürlich länger als Merinowolle, oder leider sogar für immer, aber ist das gut? Ich hoffe Ihr seht, worauf ich hinaus möchte.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Merinowolle:
Wie die meisten Sportler nutze ich hauptsächlich synthetische Kleidung zum Laufen, da diese auf dem Markt in allen Preisklassen absoluter Standard sind. Wolle war für mich immer entweder Baumwolle, ein Material, das ich zwar gerne trage, aber für sportliche Aktiviäten komplett ungeeignet ist oder etwas, was fusselt und kratzt.
Merinowolle habe ich zwar schonmal gehört, hielt es aber immer für überteuerte Wolle, die keine besonderen Eigenschaften hat und nur so teuer ist weil sie vom letzten Einhorn stammt :-).
Ohne die Möglichkeit ein Merinoprodukt für diesen Blog zu testen, hätte ich mir mit Sicherheit niemals eines dieser teuren Produkte gekauft.
Meine erste Erfahrung mit Merinowolle konnte ich kaum glauben und auch heute noch bin ich jedes Mal von diesem Material begeistert.
Merinowolle fühlt sich zum einen wirklich super angenehm und natürlich auf der Haut an und im Gegensatz zu z.B. Baumwolle, bleibt dieses Gefühl sogar so, wenn das Produkt komplett durchnässt ist. Zum anderen, nennen wir es mal „Merinowolle erweitert den Wohlfühlbereich“. Es gibt einen sehr schmalen Bereich, in dem man sich einfach komplett wohl fühlt, in dem die Temperatur und die Feuchtigkeit der Luft, der Haut und des gesamten Körpers sich perfekt anfühlen. Jedes Grad mehr wäre zu warm und jedes Grad weniger wäre zu kühl, aber Merinowolle schafft es ,dieses perfekte Körperklima über einen sehr breiten Bereich beizubehalten. Beinahe so, als würde das Material leben oder sich irgendwie aktiv anpassen.
Das Smartwool-Shirt in der Praxis
Wie breits oben erwähnt hat Smartwool beim minimalistischen Design bereits geplant das man das Active Ultralite Shirt nicht nur zum Laufen nutzen kann, sondern praktisch zu jeder Gelegenheit. Dementsprechend habe ich das Shirt auch während der Testzeit sowohl zum Laufen bei heißen Temperaturen, bei kühlen Temperaturen als Base Layer, unter einer Regenjacke, beim Biken, auf der Arbeit, zum Schlafen und in den Zeiten dazwischen genutzt und viele Male gewaschen.
Seine Stärken spielt das Shirt in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich ausgeprägt aus. In einigen Bereichen ist das Shirt besser als in anderen, aber die allgemeine Leistung des Shirts ist immer hervorragend.
Am wenigsten Unterschied zu meinen anderen Laufshirts bemerkt man beim Laufen bei moderaten Temperaturen mit wenig Schweiß, in der Freizeit oder bei der Arbeit im Büro. Klar ist das allgemeine Tragegefühl auf der Haut weicher und angenehmer, aber ansonsten gibt es keine Vorteile.
Etwas deutlicher fällt der Vorteil zu „herkömmlichen“ Shirts beim Schlafen aus, hier profitiert man merklich vom Merino-Anteil und seiner Eigenschaft die gefühlte Temperatur zu regulieren. Anstatt ständig die Decke ein Stück hoch oder runterzuziehen, um genau die richtige Wohlfühltemperatur zu finden, sorgt das Shirt für eine gleichbleibende gefühlte Temperatur.
Seine Überlegenheit zeigt das Shirt in Situationen mit viel Feuchtigkeit. Wenn man viel schwitzt, leitet das Shirt die Feuchtigkeit schnell nach außen und auch die Trocknungszeit ist extrem kurz. In Kombination mit einer wasserdichten Jacke mit Membran funktioniert keines meiner anderen Shirts so gut, und davon profitiert auch die Leistung der Jacke.
Natürlich sollte jedem klar sein das auch Merinowolle nicht zaubern kann und die Gesetze der Physik keine Ausnahmen machen. Irgendwann, egal ob von zu viel Schweiß oder Regen, oder beidem, ist auch das Smartwool-Shirt durchnässt. In diesem Zustand sind die meisten synthetischen Materialien alles andere als angenehm auf der Haut zu tragen, kleben, lassen den Körper superschnell auskühlen oder quellen auf und sind superschwer. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich es liebe, wenn das Smartwool-Shirt komplett nass ist, aber ich hasse es deutlich weniger und macht keine der vorher genannten Probleme.
Merinowolle, natürlich, nachhaltig, gut, oder doch eine echte Qual für Schaafe.
Merinowolle ist ein tolles natürliches Material und dabei ist es auch ganz egal woher sie stammt oder wie sie hergestellt wird. Wer aber Merinowolle wirklich ohne schlechtes Gewissen tragen möchte sollte sich leider auch mit den Schattenseiten des Naturmaterials beschäftigen, die Problematik verstehen und sich dann für ein Produkt eines vertrauenswürdigen Herstellers entscheiden.
Hier mal die größten Probleme bei der Merinowollherstellung:
1. Tierwohl
Mulesing: Ein weit verbreitetes Verfahren, bei dem Hautfalten um das Hinterteil der Schafe entfernt werden, um Fliegenmadenbefall (Flystrike) zu verhindern. Dieses Verfahren ist extrem schmerzhaft und wird oft ohne Betäubung durchgeführt.
Haltung und Pflege: In einigen Ländern werden Merinoschafe unter schlechten Bedingungen gehalten, ohne ausreichenden Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung.
2. Umweltbelastung
- Landnutzung: Schafzucht benötigt große Flächen Land, was zur Abholzung von Wäldern und zur Zerstörung natürlicher Lebensräume führen kann.
- Wasserverbrauch: Die Pflege und Bewässerung der Weiden sowie die Verarbeitung der Wolle erfordern große Mengen Wasser.
- Treibhausgasemissionen: Schafe produzieren Methan, ein starkes Treibhausgas, was zur globalen Erwärmung beiträgt.
- Pestizide und Insektizide: Zur Bekämpfung von Parasiten werden oft Chemikalien eingesetzt, die sowohl für die Umwelt als auch für die Arbeiter schädlich sein können.
- Wollverarbeitung: Die Reinigung und Verarbeitung von Wolle erfordert oft den Einsatz von Chemikalien, die in die Umwelt gelangen können.
3. Arbeitsbedingungen
- Arbeitsausbeutung: In einigen Ländern arbeiten die Menschen unter schlechten Bedingungen, mit niedrigen Löhnen und ohne angemessenen Schutz.
- Gesundheitsrisiken: Der Umgang mit Chemikalien und die körperlich anstrengende Arbeit können gesundheitliche Risiken für die Arbeiter mit sich bringen.
4. Nachhaltigkeit
- Überproduktion: Die steigende Nachfrage nach Merinowolle kann zu einer Überproduktion führen, die die natürlichen Ressourcen überlastet und zu ökologischen Ungleichgewichten führt.
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Alternativen: Es gibt Diskussionen über die Notwendigkeit und die Vorteile der Verwendung von Merinowolle gegenüber nachhaltigen und ethischen Alternativen wie synthetischen Fasern oder anderen natürlichen Fasern.
Smartwool besitzt das ZQ-Zertifikat der New Zealand Merino Company, welches die Einhaltung höchster internationaler Standards im Bereich Tierschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung über die gesamte Produktionskette gewährleistet.
Fazit zum Smartwool Active Ultralite Shirt
Ein Shirt für alle Fälle
Smartwool hat hier ein Shirt im Sortiment, welches in keinem Schrank fehlen sollte. Sieht das Shirt auffallend, aufregend, außergewöhnlich oder wie ein „richtiges“ Laufshirt aus? Absolut nicht. Ist das Shirt zu fast jedem Anlass nutzbar und „herkömmlichen“ Shirts bei praktisch allen Aktivitäten überlegen? Ich denke ja.
Zur Optik braucht man wirklich nicht viele Worte zu verlieren, es ist ein einfaches einfarbiges T-Shirt, bei dem sich der Hersteller bewusst gegen auffällige Farbkombinationen oder Designspielereien entschieden hat, um viele Käufer anzusprechen. Das ist auch gar nicht schlimm, denn die Stärken des Shirts liegen nicht in der Optik, wobei das man das Shirt auch auf der Arbeit oder am Abend tragen kann, ist auch schon irgendwie eine Stärke.
Die Stärken liegen auf der Haut, zumindest spürt man sie hier direkt, denn das Hautgefühl ist weich und super angenehm.
Klimaregulierung und Feuchtigkeitstransport sind die weiteren Eigenschaften, bei denen das Halb-Merino-Shirt außergewöhnliche Leistung abliefert und Baumwoll- und Synthetikshirts um Klassen überlegen ist.
Die UVP von 59,95 € finde ich für die gebotene Qualität absolut gerechtfertigt, im Vergleich zu manchen Shirts anderer Hersteller sogar fast schon sehr günstig.
Ich würde dieses Shirt jedem unabhängig vom Einsatzzweck uneingeschränkt empfehlen und bin mir ziemlich sicher, daas niemand damit unzufrieden wäre.