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Test: OCEAN SIGNAL LTD rescueME PLB1 - Seenotsender

OCEAN SIGNAL LTD rescueME PLB1 - Seenotsender
Satellitengestützter Notfallsender für den Fall der Fälle
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • keine laufenden Kosten
  • geringe Größe
  • sehr leicht (116 Gramm)
  • Notfallknopf durch Schutzkappe gesichert
  • Batterielaufzeit 7 Jahre

Nachteile

  • relativ hohe Anschaffungskosten (ca. 350 €)
  • muss für Batteriewechsel eingeschickt werden
  • keine Kommunikation über das Tool möglich, lediglich Notruf-Auslösung

Bewertung

Im vergangenen Sommer, draußen hatten es gerade so um die 35°C, habe ich die Planung für meinen Winterurlaub begonnen. Die Idee war, mit Skiern nach schwedisch Lappland zu reisen und dort den nördlichen Teil des bekannten "Kungsleden" zu absolvieren. Bei meiner Recherche bin ich unter anderem auf die Information gestoßen, dass nahezu die komplette Strecke keinen Mobilfunk-Empfang bietet. An sich ja gar nicht so schlimm, auf eMails und Whatsapp kann man ja auch mal sieben Tage verzichten. Aber was mache ich im Notfall? Gerade im Winter bei zu erwartenden Temperaturen im Bereich von -15°C bis -25°C können sich auch Kleinigkeiten direkt in eine Notsituation verwandeln, der Spielraum ist da deutlich geringer als im Sommer. Also habe ich damit begonnen, mich über satellitengestützte Notfallsender zu informieren.

Als erstes sind mir die Garmin inReach-Geräte in den Sinn gekommen, die ja mittlerweile schon sehr verbreitet sind und mit dem Smartphone gekoppelt werden können. Eine andere Variante wäre ein Satellitentelefon gewesen, die dann auch sämtliche Arten von Kommunikation zulassen würden. Egal wie man es dreht und wendet: Bei all diesen Varianten hat man neben den Anschaffungskosten noch weitere Kosten für den jeweiligen Tarif.

Die Preise sind da sehr unterschiedlich, meist muss man eine Jahres-Grundgebühr bezahlen, dann allerdings noch zusätzliche Kosten z.B. für Nachrichten oder ähnliches. Das hat mir alles nicht so recht in den Kram gepasst, insbesondere aufgrund der laufenden Kosten. Bei meiner Recherche, die sich über mehrere Wochen gezogen hat, bin ich irgendwann bei einem Yachtverleih gelandet.

Dieser Yachtverleih hat verschiedene satellitengestützten Systeme angeboten, um im Falle von Seenot einen Notruf abzusetzen. Allerdings: Viele dieser Systeme sind für den festen Verbau auf einem Boot vorgesehen und sind dadurch groß und schwer. Also genau das, was man bei einer Rucksack-Tour nicht haben möchte. Bei noch weiterer Recherche und Anfrage bei unterschiedlichen Boots-/Yacht-Verleihern und Segelschulen bin ich dann auf die Produktkategorie PLB (Personal Locator Beacon) gestoßen.

Was ist ein PLB? Die Bezeichnung "PLB" steht für "Personal Locator Beacon", was man mit der Bezeichnung "Notfunkbake" übersetzen kann (zumindest wird es bei Wikipedia so bezeichnet). Im Prinzip ist das ein handliches Gerät mit einem Notfall-Knopf. Aktiviert man diesen Notfall-Knopf, wird ein Notsignal via Satelliten an eine Bodenstation gesendet. Die Bodenstation bekommt dann die Info über den Notruf sowie die Position des Geräts. Mit diesen Informationen werden dann die Search- and Rescue-Maßnahmen (SAR) eingeleitet.

Funktionsweise PLB
Die Funktionsweise des PLB am Beispiel Seenotruf

In meiner ersten Überlegung dachte ich noch, das ist nicht das passende für eine Tour durch Lappland, weil ich dieses System eher der Seefahrt zugewiesen habe. Allerdings habe ich mich noch weiter in dieses Thema eingelesen und herausgefunden, dass ein solches PLB z.B. bei australischen Waldarbeitern im Outback absoluter Standard ist, da man dort ebenfalls nicht immer mit einer Mobilfunk-Verbindung rechnen kann.

Erstaunt hat mich, dass dieses System in Deutschland nur sehr wenig bekannt ist. Wichtig zu wissen: Ein PLB unterstützt keine Kommunikation. Man kann damit weder Sprache, noch Daten übertragen. Im Prinzip könnte man es mit einer Blackbox im Flugzeug vergleichen. Nach einem Absturz wird dieses Notsignal ausgelöst und sendet ab diesem Zeitpunkt das Notsignal bis die Batterie erschöpft ist. Im Falle des PLB wäre dies nach ca. 24h. Nach der Anschaffung eines PLB muss man dieses dann noch bei einer offiziellen Behörde registrieren, um jeden PLB einem Nutzer zuordnen zu können. Deutschland bietet diesen Service leider nicht an, man ist hier scheinbar der Überzeugung, dass die Mobilfunk-Abdeckung in Deutschland so perfekt ist, dass kein Bedarf an PLBs besteht.

Zum Glück gibt es allerdings noch die Briten. Bei der Britischen Küstenwache kann man relativ einfach auch als Einwohner von Deutschland ein PLB registrieren. Dies erfolgt über eine gut verständliche Internetseite der britischen Regierung. Dort hinterlegt man dann persönliche Daten und auch die eigene Mobilfunknummer, da die alarmierte Bodenstation vor dem Aussenden des Rettungsteams zuerst mal versucht, eine Verbindung via Mobilfunk herzustellen (falls es sich um einen versehentlichen Notruf handelt). Außerdem gibt man auf dieser Internetseite noch einen Notfall-Kontakt an, der benachrichtigt wird, sobald ein Notruf bei der Bodenstation eingetroffen ist. Dadurch erhofft sich das Rettungsteam auch noch weitere Informationen z.B. zur geplanten Route oder andere Infos, die für die Suche bzw. Rettung hilfreich sein könnten.

Was waren meine Entscheidungskriterien für ein PLB? Wie bereits gesagt, wollte ich mir kein Kommunikations-Gerät zulegen, da diese alle mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. Aus diesem Grund war für mich relativ schnell klar, dass es ein PLB werden wird. Die Auswahl an PLB's ist in Deutschland ziemlich beschränkt. Im Endeffekt war für mich dann relevant, dass das Gerät möglichst kleine ist und bereits so vorprogrammiert ist, dass ich dieses einfach bei der britischen Küstenwache registrieren kann. Am Ende fiel meine Entscheidung dann auf das Modell "rescueME PLB1" der Firma Ocean Signal Ltd.       

Technische Daten des rescueME PLB1:

  • Hersteller: Ocean Signal Ltd.
  • Produktbezeichnung: rescueME PLB1
  • Abmessungen: 75 x 51 x 32.5mm (vergleichbar mit einer GoPro4)
  • Gewicht: 116g
  • Antenne: Flachband-Antenne im Gehäuse aufgerollt
  • Batterielaufzeit: Im Standby-Modus ca. 7 Jahre haltbar, bei Notruf-Aktivierung ca. 24h Übertragung der Position.
  • Batterietyp: Lithium (<2g, daher Handgepäck-tauglich)
  • Zusätzliches Blitzlicht, welches nach Notruf-Aktivierung 24h blitzt um bei Nacht die Rettungskräfte auf sich aufmerksam zu machen
  • Preis: ca. 350€, keine laufenden Kosten (allerdings muss das Gerät nach 7 Jahren für den Batterie-Tausch eingeschickt werden)
  • Sattelitenfrequenz: 406.040 MHz & 121.5 MHz
  • Einsatz-Temperatur: -20°C..+55°C
  • Lager-Temperatur: -30°C..+70°C
  • Wasserdichtheit: bis 15m (Achtung: unter Wasser kein Satellitenempfang!)

Abmessungen
Die Abmessungen sind in etwa vergleichbar mit einer GoPro 4
PLB mit Umverpackung
PLB mit der zugehörigen Umverpackung
Durch Klappe geschützter Notfallknopf
Der rote Notfallknopf ist durch eine gefederte Klappe gegen versehentliches Aktivieren geschützt
PLB mit ausgezogener Antenne
PLB mit ausgezogener Antenne (normalerweise aufgerollt innerhalb des Gehäuses)
Rückseite des PLB
Registrierungs-Infos auf der Rückseite des Geräts

 

Anpassungen für meine Anwendung: Da ich den Notfallsender immer gut greifbar halten wollte, habe ich mir separat noch eine Neopren-Tasche gekauft. Da die Abmessungen ziemlich ähnlich zu einer GoPro sind, gibt es dafür viel Auswahl. Auch eine dünne Reepschnur und einen Karabiner ist nicht im Standard-Lieferumfang enthalten, sondern muss für die eigene Anwendung hinzugekauft werden.

Am Rucksack befestigter Notruf-Sender
So klein und leicht, dass der PLB einfach am Rucksack befestigt werden kann (mit zusätzlicher Anpassung wie Neopren-Tasche, Reepschnur und Karabiner)

Mein Fazit: Das PLB1 gibt Sicherheit. Sollte man in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, kann man weltweit diesen Notruf-Knopf drücken. Man muss allerdings schon auf das Gerät achtgeben, damit nicht versehentlich ein Notruf ausgelöst wird (das könnte richtig teuer werden).

Den größten Vorteil in dem PLB gegenüber anderen Satelliten-Kommunikations-Geräten sehe ich darin, dass man keine laufenden Abo-Gebühren hat. Der Nachteil ist allerdings, dass man damit auch keine Kommunikation zu Familie und Freunden halten kann. Bei den Garmin-Geräten kann man damit zum Beispiel regelmäßig die aktuelle Position auf einer Internet-Seite aktualisieren, sodass die daheim-gebliebenen mitverfolgen können, wo man sich gerade befindet. Dafür sind PLBs nicht ausgelegt.

In meine Entscheidung ist auch mit eingeflossen, dass ich das PLB nun ca. die nächsten 7 Jahre nutzen kann, so lange hält die Batterie. Ich vermute mal, in den kommenden 7 Jahren ist die Smartphone-Technologie dann so weit, dass Notrufe via Satellit mit jedem Smartphone durchgeführt werden können (wenn mich nicht alles täuscht, bietet das neueste iPhone diese Funktion bereits an [Stand: April 2023]). Alles in allem gibt dieser Notrufsender ein etwas sichereres Gefühl in Regionen, in der die Zivilisation etwas entfernt ist. Den Notruf-Knopf musste ich auf meiner Tour glücklicherweise nicht aktivieren. Da auch in den heimischen Bergen nicht überall Mobilfunk-Empfang gegeben ist, wird das PLB in Zukunft ein ständiger Begleiter auf Tour.

 

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