Im test

Test: ROTHER BERGVERLAG Alp- und Hüttenwanderungen Vorarlberg - Wanderführer

ROTHER BERGVERLAG Alp- und Hüttenwanderungen Vorarlberg - Wanderführer
Schwerpunkt Genuss und Hüttenübernachtung in Vorarlberg
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • abwischbarer und robuster Einband
  • übersichtlich
  • sehr informativ

Nachteile

  • kein Hosentaschenformat mehr

Bewertung

Der Alp- und Hüttenwanderungsführer ist kein klassischer Wanderführer und daher unterscheidet er sich auch in einigen Punkten oder Gewichtungen. 

 

Vorwort und Einleitung

Neben den allgemeinen Hinweisen zum Wandern in bergigem oder alpinem Gelände und Symbolbeschreibungen, die in jedem Wanderführer enthalten sind, gibt es in diesem Genusswanderführer noch weitere Hinweise. Zum einen wird wie immer auf die Tourenschwierigkeitsgrade hingewiesen. Jedoch hier mit dem Hinweis, dass trotz des Zuschnitts auf eher gemütlichere Wanderer / Genießer eben, die Gehzeitberechnung der Objektivität halber wie durch den DAV und andere Wanderführer üblich erfolgte.

Auch die Wege-Schwierigkeitsskala darf nicht fehlen. Wer sie aufmerksam liest und seine Leistungsfähigkeit und Ausrüstung realistisch einschätzt, wird keine blauen Wunder erleben. 

Passend zu Titel des Wanderführers fällt der Part Einkehr- und Hüttenübernachtungen größer aus. Dies ist wichtig, denn gerade auf Hütten ist der Platz und der Komfort begrenzt und so müssen sich alle an die Regeln halten (Sparsamer Wasserverbrauch, wenig Müll produzieren, nächtliche Ruhezeiten, etc.).

Auch die allgemeinen alpinen Gefahren müssen benannt werden, denn das Vorarlberg ist eine abwechslungsreiche Region, die von allem etwas zu bieten hat. Dazu gehören auch die Gefahren der Bergwelt, die nicht nur aber vor allem auch in höheren Lagen berücksichtigt werden müssen. 

 

Region

Das Alp- und Hüttennetz in Vorarlberg ist gut ausgebaut. Dies hat zum einen traditionelle Gründe. Deswegen werden auf vielen Alpen überwiegend selbst hergestellte Produkte direkt vermarktet. Aber auch der Tourismus und Alpinismus haben dazu beigetragen, dass die Hütten und vorallem die zahlreichen und bestens gepflegten Alpenvereinshütten in so großer Zahl den Menschen zur Verfügung stehen. 

Das Vorarlberg hat neben einem weiten Talgrund und hoher Infrastruktur alles zu bieten, was der Natur- und Wanderfreund sucht. Schmale kleine Täler, sanfte Hügellandschaften aber auch felsige Gipfel und sogar Gletscherüberquerungen hat die Region zu bieten. Für Klettersteigfans ist es ein Eldorado. Durch die vielen Bergbahnen sind die Regionen jenseits der 2000 hm auch für nicht so geübte Wanderer erreichbar. Für die, die hoch hinaus wollen, bieten sie die Möglichkeit ohne den manchmal überwiegend nur anstrengenden ersten Anstieg die hohen oder weit entfernten Gipfel und Hütten auch in einer Tagestour zu erreichen. 

 

Tourenauswahl

Da ich schon einige Male in Vorarlberg war, allerdings meist mit der Familie und nicht in erster Linie zum Wandern, habe ich mich nun zu einem Kurzurlaub mit Hund dort entschieden. Leider kann man nicht immer dann gehen, wenn man will und so fällt die Wanderwoche auf Mitte Oktober. Dies kann immer noch tolles Wetter bedeuten, jedoch haben die meisten Hütten zu dieser Zeit bereits geschlossen. Ich kann daher nicht die Qualität der angebotenen Produkte beurteilen. Allerdings ändert sich ja die Lage auf der Route nicht, das eine oder andere Winterlager wird inspiziert und....es wird um einiges einsamer sein! Das schätze ich ja sehr in den Bergen. Zum anderen war in der Nacht meiner Ankunft Neuschnee bis auf 800 m gefallen. Prima.

 

1. Tour: 35 - Pfälzer Hütte

Also wurde der Plan im Nenzinger Himmel so weit Richtung Pfälzer Hütte zu wandern wie es eben geht. Ich wusste ja weder die Schneehöhe noch war der Weg zu sehen, denn es war ja noch niemand dort gegangen seit dem Schneefall.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bei allem Tourstudium etwas ganz wichtiges vergessen hatte: mir den Startpunkt genau anzusehen. Ich war schon mal in Nenzing und daher reichte mir die Angabe. Aber im Nenzinger Himmel ist die Besonderheit, dass man ihn mit dem Privat-PKW nicht befahren darf. Das ca. 25 km lange Tal, das im Frühsommer herrlich blüht und in schönen Farben leuchtet ist nur mit einem Wanderbus bis ans Ende zu erreichen. Dieses Detail hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, da ich damals von der Seite zu Fuß in das Tal wanderte. Mist. Ein Stück weit darf man hineinfahren, das hilft einem die ersten steilen bewaldeten Höhenmeter schnell hinter sich zu bringen. An den Gesamtkilometern ändert es allerdings wenig. Mitten im Nirgendwo eingangs des Nenzinger Himmels kann man auf einem Parkplatz sein Auto abstellen.

Es hatte nur knapp über Null Grad, die Wolken hingen sehr tief und in den frühen Morgenstunden viel noch Regen/ Schnee. Ein wenig gefrustet und "noch" nicht im Schnee begann ich die Wanderung also ohne Gipfelambitionen durch den Nenzinger Himmel,, denn der Wanderbus war schon durch.

Kirche

Da es doch sehr unbefriedigend war und der Weg mich ohnehin erstmal seitlich bergauf führte, weil ich nicht auf der Fahrstraße gehen wollte, studierte ich nochmals die Karte und entschied mich spontan, doch einen niedrigeren Gipfel in der Nähe anzupeilen. Die Mondspitze - 1967 m hoch. Immerhin gab es hierzu einen ausgewiesenen Wanderweg.

Wegweiser

Ab 1300 hm, unterhalb der Valscherinaalpe begann der Schnee.  Die Wolken rissen ein wenig auf, manchmal hatte man kurz einen freien Blick ins Tal oder den blauen Himmel. Die unberührte verschneite Natur sah herrlich aus. Dafür musste man schon aufpassen, den ungespurten Weg beizubehalten. 

Die Schneedecke war zwar geschlossen aber es hatte auch auf dem Gipfel nicht mehr als 20 cm Schnee und er war griffig. In Gipfelnähe gab es tatsächlich ein paar Wanderer, die über den Schillersattel gekommen waren. Der Gipfelanstieg ist steil und felsig und mit Schnee durchaus mühsam, aber es hat sich gelohnt. Kurz kam die Sonne raus und immer wieder gab es Ausblicke ins Tal oder auf den Schillerkopf. 

Gipfel
Blick auf die Mondspitze

Immerhin kam eine Tour von 1300 hm zustande, was bei der Witterung schon einiges war. 

SchneeNenzinger HImmel

Dream Team

 

2. Tour 38 -Totalphütte auf 2385 m

Nachdem das Wetter sich beruhigt und der Schnee sich gesetzt hatte, startete ich bei strahlendem Sonnenschein wenn auch nur bei 3 Grad plus an der Talstation der Lünerseebahn im Brandner Tal. Ich nahm natürlich nicht die Bahn. Zum einen aus Prinzip und zum anderen, weil ich ja nicht wusste, wie weit hoch ich oben komme und wenigstens ein paar Höhenmeter machen wollte. Über den Bösen Tritt ging es die ersten 400 Höhenmeter steil bergauf. Der Böse Tritt ist schon für sich unangenehm. Steil, kalt und schottrig. An diesem Tag war er interessanter, denn es lag von Anfang an Schnee und an vielen Stellen war er stark vereist.

Böser Tritt
Böser Tritt

Dies erforderte Konzentration und Trittsicherheit. Ab und an war ein Stahlseil angebracht, aber ohne gutes Schuhwerk und Erfahrung wäre es sehr unangenehm geworden. Dafür ist man dort eher ungestört, die meisten nehmen die Gondel, weswegen die Route auch nur blau ist, denn sie lassen die Hälfte der Höhenmeter mit der Gondel hinter sich. Der Böse Tritt wird als mittelschwer eingestuft.

Oben am Stausee erwartete mich eine strahlend glitzernde Winterlandschaft. Der Wegteil um den Stausee war entsprechend belebt durch alle möglichen Fussgänger. Sobald es aber zur Totalphütte abzweigte, war ich wieder nahezu allein.

Abzweigung

Der Anstieg am Südhang war wirklich warm trotz der geringen Temperaturen. Die Hütte hatte leider   geschlossen, allerdings war das Panorama umwerfend und auch die Ruhe, die dort oben herrschte. Bis zur Schesaplana  (im Wanderführer als Tour aufgeführt) wären es noch zwei Stunden (ein Weg) gewesen. Aufgrund der Schneelage habe ich es gar nicht erst versucht und stattdessen 1 Stunde Einsamkeit genossen. 

Hütte
Totalphütte

 

Schesaplana
Schesaplana

Danach ging es weiter um den restlichen See und weil ich noch Zeit und Muse hatte bestieg ich kurz vor der Staumauer noch die Lüner Krinne. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick ins Montafon und diese Seite ist einfach menschenleer. 

Die Douglashütte war tatsächlich noch geöffnet. Sie hat aber den typischen Charakter einer Bergstationrestauration. Allerdings ist die Terrasse direkt an der Staumauer und dem See mit einem umwerfenden Panorama verbunden. 

Der Abstieg über den Bösen Tritt hatte sich an der schattigen Nordwand nicht geändert. Mit Zeit und Konzentration ging es aber gut. 

Lüner See
Lüner See

 

GPS Tracking

Schon seit einigen Jahren bietet der Rotherverlag den Service, dass man sich die GPS Tracks der Touren über die Homepage und den im Buch genannten Code auf sein Smartphone z.B. herunterladen und dann die Tourendaten nutzen und mitführen kann. 

Ich persönlich bin aus diversen Gründen seit einigen Jahren in der Regel vom Mitführen einer Papierwanderkarte abgekommen. Zum einen muss ich sie jedes mal kaufen und dann liegt sie im Schrank rum. Wer kennt es nicht, dass er dann just den falschen Kartenausschnitt mit im Urlaub oder auf der Rückreise für eine spontane Wanderung dabei hat. Zum anderen ist das Auseinanderfalten und verstauen mitunter vielleicht etwas umständlich, wenn man die Karte häufig braucht. Und zum Dritten - ein Frauenproblem - sind einfach viele Frauenwanderhosen nicht so konzipiert, dass man eine Wanderkarte in der Oberschenkeltasche verstauen kann. Sie sind schlicht zu klein gearbeitet. Und jedes mal Rucksack runter und dann wieder aufsetzen ist zu aufwändig.

Daher bin ich dazu übergegangen vorhandene Touren oder meine selbst geplanten Touren auf Outdoorapps nachzugehen. In der Regel sind diese auch recht genau und gut. 

Allerdings sind die Hinterlegten Karten keine Wanderkarten und werden beim Heranzoomen nicht zwingend  detailreicher. Zudem findet man bei der Vorplanung in der App evtl. nicht genau die Wege, die im Wanderführer beschrieben sind, so dass die Routenbeschreibung und die GPS-Führung nicht immer übereinstimmen müssen.

Aus diesem Grund ist es toll und weitaus sicherer, wenn man den erforderlichen Kartenausschnitt einer richtigen Wanderkarte mit der vollständigen Tour dabei hat und diese abwandern kann. Die beiden oben genannten Touren hatte ich mir von der Homepage des Rother Verlages mit dem Code auf mein Smartphone herunter geladen. Über die Rother App kann ich sie meinen Touren hinzufügen und somit mich auf der Wanderkarte  navigieren lassen.

Die Koordinaten des Ausgangspunktes hatte ich bislang nicht für erforderlich gehalten. Die Anfahrt wird ja im Text beschrieben, wenn es problematisch sein sollte. Dank Navi kein Problem. Ort eingeben und gut. Im Frühsommer war ich mit 3 Freundinnen bei unserem Mädelswochenende und wir fuhren zum Startpunkt unserer ersten Wanderung. Wir haben den Ort eingegeben und los ging es. Grob wusste ich ja wo wir hin wollen. Die Betonung liegt auf grob. Als wir am Ziel ankamen sahen wir ratlose Gesichter reihum. Es passte alles nicht so recht. Bis wir merkten, dass wir im falschen Ort waren. Es gab den Ort einmal so wie wir ihn ins Navi eingegeben hatten und 30 km entfernt als Teilort. Wir hätten in den Teilort fahren müssen. Da 30 km in den Bergen ganz schön dauern kann und es ein heißer Tag werden sollte, haben wir uns dann für eine kleinere Wanderung von unserem Nachtquartier aus entschieden. Aber ich habe mich sehr geärgert, dass aus der schönen Tour nichts wurde. 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
War diese Bewertung für dich hilfreich?
  • Ja
    1
  • Nein
    0
Deine Meinung ist gefragt. Hier kommentieren:
Deine Meinung ist gefragt. Hier kommentieren:
Dazu bitte anmelden Anmelden oder Registrieren

WEITERE BEWERTUNGEN