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Test: TYROLIA VERLAG Kurt Albert - Sachbuch

TYROLIA VERLAG Kurt Albert - Sachbuch
Freies Klettern – nicht nur Sport, sondern Lebenseinstellung
Bewertung Ø: 4.80 Sterne

Vorteile

  • Viele Stimmen von Kurt Alberts Weggefährten
  • Offener Einblick auch in weniger schöne Aspekte
  • Sehr inspirierend – über das Klettern hinaus
  • Ergänzt um Bilder

Nachteile

  • Preis (trotz Inhalt & Umfang recht hoch)

Bewertung

Aufbau des Testberichts

1. Buch-Informationen

2. Klappentext

3. Zusammenfassung

4. Fazit

5. Bilder

 

1. Buch-Informationen

  • Titel: Kurt Albert
  • Untertitel: Frei denken – frei klettern – frei sein
  • Autor/en: Tom Dauer
  • Verlag: Tyrolia
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Auflage: 4. Edition
  • Art des Buches: Amazon Kindle, auch als Gebundenes Buch verfügbar
  • ISBN: 978-3702238742
  • Preis: Kindle 24,99€, Gebundenes Buch 29,95 €

 

2. Klappentext

Kurt Albert (1954–2010) war einer der größten und geistreichsten Kletterer und Bergsteiger aller Zeiten. In Nürnberg geboren, zählte er zu den Pionieren der internationalen Freikletterbewegung, die im Frankenjura eines ihrer Zentren hatte. Mit der Erfindung des Rotpunkts schrieb Kurt Albert Klettergeschichte. Sein scharfer Verstand, seine Offenheit gegenüber Menschen und Ideen, seine Abenteuerlust und sein Witz machten ihn zum Mittelpunkt einer sportlich-gesellschaftlichen Subkultur, deren Einflüsse weit über das Klettern und Bergsteigen selbst hinausgingen. Mit ihr veränderten sich auch Traditionen, Werte und Denkmuster, Klettern wurde zum Breitensport, dessen ökonomische und ästhetische Bedeutung heute in vielen Teilen der Gesellschaft deutlich sichtbar ist.

Mit zahlreichen Erstbegehungen hinterließ Kurt Albert seine Spuren in den Bergen der Welt. Noch bemerkenswerter als seine alpinistischen Leistungen ist aber die Konsequenz, mit der er seinen Lebensstil über Jahrzehnten hinweg beibehielt. Kurt Albert war nicht nur Freikletterer – er führte vor allem und zuvorderst ein freies, unabhängiges Leben.

Mit seiner Biografie füllt der mehrfach ausgezeichnete Autor und Filmemacher Tom Dauer eine Erinnerungslücke, die Kurt Alberts plötzlicher Unfalltod im September 2010 gerissen hat. Sein Buch wird all jene ansprechen, die Klettern und Bergsteigen nicht nur als Sport, sondern als Lebensgefühl begreifen.

 

3. Inhaltliche Zusammenfassung

Tom Dauer begab sich intensivst auf die Spuren des Kurt Albert und verarbeitet in dieser Biografie dessen Leben. Das Werk gibt einen detaillierten Abriss aller wichtigen Reisen, Routen und Erfolge, die Kurt Albert zur Legende gemacht haben. Hier kommt auch die Entstehung der Rotpunkt-Freikletter-Philosophie nicht zu kurz.

Neben den sportlichen Leistungen wird aber vor allem Kurt Albert als Mensch herausgehoben. Durch die Verarbeitung zahlreicher eigener Aufzeichnungen und Gesprächen mit seinen Weggefährten wird deutlich: Kurt Albert war ein ganz besonderer Mensch, der nicht nur sportlich, sondern auch durch seine Haltung geprägt hat. Er ist das Sinnbild eines frei denkenden und freilebenden Menschen, der mit jeglichen Konventionen bricht. Es wird jedoch auch deutlich, dass dies allein nicht immer glücklich macht und die Scheu der Bindung auch einsam machen kann.

Aus dem Buch und des Lebens des Kurt Albert ziehe ich folgende, ganz persönliche Weisheiten:

  • Der Kletter-/Bergsport ist eine Aktivität der Freiheit. Löse dich von jeglichen Konventionen und Urteile nicht, was wie zu tun oder nicht zu tun ist.
  • Es ist völlig egal, was andere denken. Du musst mit deinem Handeln im Reinen sein.
  • Es ist nicht immer notwendig, eine Meinung zu haben bzw. diese im Konflikt zu vertreten.
  • Ganz einfach: Leben und leben lassen.
  • Verliere niemals den Humor - egal wie ernst die Lage ist.
  • Halte jedwede Quälerei durch, wenn du weißt, dass es dir am Ende Freude bereiten wird.
  • Nimm nichts auf die leichte Schulter - sei auch an einfachsten Stellen sauber gesichert.

 

4. Fazit

Ein toller und tiefer Einblick - auch in das Innenleben - der Kletterlegende Kurt Albert. Pflicht für alle Kletterfans und starke Empfehlung für all diejenigen, die gerne für einige Stunden (das Buch ist mit über 400 Seiten sehr umfangreich) Abenteuer, Humor und Leichtigkeit genießen wollen.

 

5. Bilder

Cover
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Inhalt 2
Inhalt 2
Inhalt 3
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WEITERE BEWERTUNGEN

Toll geschriebene und tiefgründige Biografie
Bewertung Ø: 4.80 Sterne

Vorteile

  • gute Vermittlung Kurt Albert’s Lebensphilosophie
  • viele Bilder mit Beschreibungen
  • guter Mix aus Biografie und Autobiografie
  • viele Texte von Kurt Albert selbst
  • keine Glorifizierung der Person Kurt Albert
  • integriertes Lesezeichen

Nachteile

  • Schreibstil eventuell gewöhnungsbedürftig

Bewertung

Als Produktscout bei Outside Stories habe ich das Buch “Kurt Albert – frei denken, frei klettern, frei sein”, geschrieben von Tom Dauer und erschienen beim Tyrolia Verlag 2021, zur Verfügung gestellt bekommen und in den letzten 6 Wochen gelesen.

Cover

 

Bevor ich auf Inhalte eingehe, will ich erst einmal positiv erwähnen, dass es sich hier um kein Taschenbuch, sondern ein gebundenes Hardcover handelt. Mir persönlich sagt die robuste Haptik immer mehr zu, als ein Taschenbuch, und verleiht mir das Gefühl, etwas Hochwertiges in den Händen zu halten. Es fühlt sich mehr nach Literatur an, die man auch später nochmal gerne zur Hand nimmt und nicht nach einer Lektüre für zwischendurch. Ein weiterer positiver Aspekt dieses Hardcovers ist das integrierte Band-Lesezeichen, so simpel - aber so nützlich!  

Klappentext

Bei dem Buch handelt es sich um die dritte Biografie/ Autobiografie eines Kletterers, die ich gelesen habe. Zuvor las ich “Allein in der Wand - Free Solo” über Alex Honold sowie “Push - Ein Leben für die Bigwalls” über Tommy Caldwell. Da es sich hierbei um zwei aktuelle Größen der Kletterszene handelt, von denen man Dank Social Media auch ständig etwas neues erfahren kann und man immer wieder mit neuem Bildmaterial und Filmen versorgt wird, war in diesen Fällen natürlich mein Grundwissen über die Personen größer. 

Umso mehr freute ich mich über Kurt Albert zu lesen. War er mir zuvor ein Begriff? Selbstverständlich! Was wusste ich über ihn? Er malte Rote Punkte an die Wände und zeigte, dass man auch mit einer Maß Bier free solo in der Wand hängen kann! 

Bier

Spaß beiseite, ich denke jeder, der in Klettern mehr als nur einen Sport sieht, bei dem man seine Muskeln zur Schau stellt und anderen beweisen kann, wie schwer man klettern kann und sich auch mit dem Lebensgefühl und der Philosophie dahinter beschäftigt, kommt nicht an Kurt Albert und seinen Weggefährten vorbei und weiß grundlegend, wie einflussreich und wegweisend diese Menschen für das Klettern waren.

Rotpunkt

Im Groben und Ganzen kann man sagen, dass das Buch eine chronologische Abfolge der vielen Stationen in Kurt Alberts Leben ist, wie man es aus Biografien gewohnt ist. Gleich zu Anfang wird sein Tod 2010 thematisiert, dann geht es aber mit der Kindheit, den ersten Kletterausflügen, über Schulabschlüsse, die Revolutionierung des Freikletterns hin zu dem Urgestein Kurt Alberts, das man bis zuletzt kannte.

In zehn Kapitel unterteilt plus Vorwort, Epilog, Kurts Alpinem Profil, eine Tabelle aller Schwierigkeitsgrade im Vergleich, eine Bibliografie, einem Personenregister, den Bildnachweisen und der Danksagung des Autors, kommen wir auf 335 Seiten. Da Tom Dauer Zugriff auf den Nachlass von Kurt Albert hatte und dieser allen Anschein nach vor hatte, eine Autobiografie zu schreiben, hatte der Autor Einsicht in eine bruchstückhafte Stoffsammlung, die es ihm ermöglichte, die Geschichten von Kurt wiederzugeben. So kommt es auch, dass sich dieses Buch, obwohl es sich um eine Biografie handelt, sich streckenweise wie eine Autobiografie liest. Der Leser bekommt so den Eindruck, mitten in der Geschichte zu sein, als nur darüber erzählt zu bekommen, was mir sehr gefällt. Auch die Tatsache, dass sich Tom Dauer und Kurt Albert kannten, kommt dem Buch zugute, da immer mal wieder auf den Humor und die Art von Kurt Albert eingegangen und vor allem authentisch beschrieben wird, sodass man sich die jeweiligen Situationen sehr gut vorstellen kann. An vielen Stellen kann man mitlachen (sofern man den Humor teilt), an anderen Stellen Aussagen, Meinungen und/oder Zitate auf sich wirken lassen, was ich in der Tat bei dem Buch oft tat. Manchmal führte es sogar dazu, das ich an manchen Tagen gar nicht weiter gelesen hatte, da ich mir die Zeit nehmen wollte, über manche Dinge nachzudenken bzw. etwas auf mich wirken zu lassen.

Klappe Innenseiteder Autor

Hier und da entflieht der Autor der Chronologie Kurt Alberts Wirken und springt mal in die Zukunft, mal in die Vergangenheit oder es wird eine der vielen Erinnerungen von Freunden, Familienmitgliedern oder Kurt selbst (vom Autor Mosaiksteine genannt) zwischengeschoben, welche teilweise weder zeitlich noch inhaltlich zu der aktuell erzählten Geschichte passen, aber im Subkontext das wiederspiegeln, was Kurt Albert war und wie er die Dinge sah und lebte.

Diese Abweichungen der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse und das immer wiederkehrende Auftauchen dieser Erinnerungsfetzen oder Anekdoten frischt das Lesen sehr auf. Anstelle immer strikt einer Geschichte zu folgen und den Leser sich in der selbigen verlieren zu lassen, sorgt Tom Dauer für eine kleine Unterbrechung und reißt den Leser ein wenig aus dem “Lese-Trott”. Ich will meinen, es ist ähnlich wie beim Klettern, nicht immer klappt alles wie gewohnt - hier und da kann mal ein Griff ausbrechen oder man rutscht ab und man muss sich auf eine andere Situation einstellen.

Dieses "Stilmittel" zieht sich durch das ganze Buch, dem Einen mag es nicht gefallen, ich habe es sehr zu schätzen gelernt.    

In dem Buch kommen natürlich sehr viele Freunde und Wegbegleiter aus Kurt Alberts Leben vor. John Bachar, Bernd Arnold oder Wolfgang Güllich sind nur einige Namen einer langen Liste, welche wunderbar im Personenregister aufgeführt und mit den Seitenzahlen Ihrer Erwähnungen versehen sind. Auf enge Freunde oder wichtige Personen im Leben von Kurt wird teilweise auch auf mehreren Seiten und Bildern eingegangen, sodass man teils kleine Mini-Biografien der Menschen erhält, die auf Kurt und anders herum Einfluss hatten. 

Rotpunkt 2

Allen Leistungen, Errungenschaften und Abenteuern voran, begeistert mich an diesem Buch viel mehr die Lebensphilosophie von Kurt Albert und seinen Freunden bzw., wie Tom Dauer es geschafft hat, diese an den Leser heranzubringen und (zumindest in meinem Falle) mit dieser zu infizieren. Der Titel  “frei denken, frei klettern, frei sein” hätte nicht besser gewählt sein können und vermittelt etwas, was man heutzutage leider nicht mehr allzu oft findet. 

Ich kann dieses Buch jedem Kletterer, jedem Anfänger und denen, die es werden wollen oder auch nicht Kletterern empfehlen, da es viel mehr als die Geschichte eines Mannes erzählt und weit mehr als einige Anekdoten über Kletterabenteuer zum Besten gibt. 

 

Fazit:

Ich spreche hier eine absolute Leseempfehlung aus. Wir haben hier eine wunderbar spannend und unterhaltsam geschriebene Biografie eines beachtlichen Menschen. Meines Erachtens nach ein Muss für jeden Kletterer, aber auch für jeden anderen. 

Nicht nur wegen der tollen Abenteuer und Geschichten, die sogar beim Lesen für schwitzige Hände sorgen und welche sich allemal zu lesen lohnen, sondern vielmehr wegen dem, was oft auch zwischen den Zeilen steht. In dem Buch wird ein Lebensgefühl, eine Attitüde eines Menschen übermittelt, von dem sich jeder etwas abschneiden könnte, sei es am Fels oder im alltäglichen Leben.

 

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WEITERE BEWERTUNGEN

Mehr als eine Biographie -die Beschreibung eines Lebensstils
Bewertung Ø: 4.80 Sterne

Vorteile

  • leicht zu lesen
  • nicht "trocken", eher lustig
  • viele Fotos
  • Mosaiksteine als kleine Anekdoten
  • verschiedene Verzeichnisse
  • viele Rundum-Infos

Nachteile

  • nicht chronologisch - ab und zu etwas verwirrend
  • nicht immer alle Schwierigkeitsgrade angegeben
  • subjektiv geschrieben
  • für Nichtkletterer nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen

Bewertung

Über OUTSIDEStories habe ich das Buch "Kurt Albert - frei denken, frei klettern, frei sein" von Tim Dauer, aus dem Tyrolia Verlag zur Verfügung gestellt bekommen und es in den letzten 6 Wochen gelesen. Für mich war das Fertiglesen in 6 Wochen hierbei gar nicht so leicht, obwohl da Buch sehr angenehm und leicht zu lesen ist. Einerseits fand ich nicht allzu viel Zeit zum lesen und andererseitsschweifte ich beim Lesen viel zu oft in eigene Kletter- und Bergerlebnisse sowie weitere Urlaubsplanung ab.

Vorab möchte ich noch erwähnen, dass ich vor diesem Buch noch nie eine Biographie über jemanden gelesen habe. Ich hatte mir Biographien deutlich trockener uns sachlicher vorgestellt, als es dieses Buch ist. Mich hat das Buch absolut überzeugt und ich hatte jede Menge Freude und Spaß beim Lesen. Den ein oder anderen Lacher konnt ich mir auch wirklich nicht verkneifen.

Kurt Albert war mir mit einigen seiner Ersbegehungen und dem Rotpunkt-Gedanken auch vor dem Lesen des Buches ein Begriff. Nach dem Lesen des Buches habe ich mir jetzt aber ein recht umfangreiches, für mich stimmiges Bild über die Person "Kurt Albert" gebildet. Ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht, ist hierbei ja nicht relevant.

***Eckdaten zum Buch:***

  • Autor: Tom Dauer, ein Bekannter / Freund des Protagonisten Kurt Albert
  • Erschienen im Tyrolia Verlag
  • Bereits die 3. Auflage, erschienen 2021
  • Hardcover Buch mit integriertem Band-Lesezeichen
  • 335 Seiten, mit vielen Farbfotos, Skizzen und Notizen
  • Gegliedert in 10 Kapitel
  • 15 Mosaiksteine
  • Alpines Profil, Schwierigkeitsbewertunen, Bibliographie, Personenregister und Bildnachweise inkludiert

CoverHintenHardcover

***Aufbau des Buches:***

Nach einem Kurzen Vorwort, in dem sich auch der Autor und dessen Zugang zu Kurz Albert beschreibt, beginnen schon auch die 10 Kapitel des Buches. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat als Unter-Überschrift.

  1. Das Unvorstellbare
  2. Ein Gefühl von Freiheit
  3. Rotpunkt
  4. 1977
  5. Oberschöllenbach
  6. Welterkundungen
  7. Eine andere Ästhetik
  8. Freundschaft
  9. Neue Wege
  10. Zurück zu den Wurzeln

Kapitel
jedes Kapitel Beginnt mit einem Zitat

Ganz grob ist das Buch relativ chronologisch aufgebaut. Nachdem gleich zu Beginn, der tragische Unfalltod von Kurz Albert beschrieben wird, beginnt das Buch in dessen Kindheit und endet in den späten Jahren des Lebens von Kurt. Im Detail ist das Buch aber nach Themen und nicht nach Jahreszahlen sortiert. So ist es iin den ersten Kapiteln, die noch recht chronologisch wirken, relativ einfach den Überblick zu behalten, da entweder die Kinderjahre oder auch einzelne Expeditionen im Detail beschrieben werden. In den späteren Kapiteln sind dann einige Reisen nur sehr kurz Beschrieben. Diese Reisen waren dann zum Teil auch zwischen anderen Reisen die schon zuvor in früheren Kapiteln beschrieben wurden. Hier ist es oft nicht so leicht, den chronologischen Werdegang im Kopf nachzuvollzihen (schon gar nicht, wenn man so wie ich, über Jahreszaheln eher drüberliest). Hier ist es sicherlich von Vorteil wenn man sich für das Buch etwas Zeit nimmt, und die Abenteuer im Kopf etwas nachsortiert. Ansonsten können auch die Verschiedenen Verzeichnisse, die nach dem Epilog folgen, Hilfestellung geben.

Das Apline Profil von Kurt Albert listet chronologisch seine Erstbegehungen inklusive Schwirigkeit und Seilschaftspartner auf. Das half mir beim Lesen immer wieder einmal, beschriebene Unternehmungen in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Alpines Profil

Die Tabelle mit den Schwierigkeitsbewertungen im Vergleich, hilft dem Lesern einen Überblick zu behalten, was jetzt ungefähr wie schwer ist und welche Schwierigkeiten miteinander vergleichbar sind.

Die Bibliographie listet eine Reihe von Büchern und Texten die im Buch erwähnt worden sind oder mit dem Buch zu tun haben. Sie gibt aber auch eine gute Liste an Büchern wieder, wenn jemand weitere Kletterliteratur sucht ;-)

Das Personenregister fand ich sehr spannend. Hier sieht man ganz klar wie viele Personen in dem Buch eigentlich vorkommen. manche unter ihnen, die viel Zeit mit Kurz verbracht hatten, wurden auch sehr ausgiebig behandelt. Neben einer Namensliste findet man auch Verweise zu den Seiten, auf denen sie genannt werden.

Personenverzeichnis
Dieser Ausschnitt gibt schon einen klaren Einblick, wie viele Leute in dem Buch vorkommen, hier der Teil von A bis Langen. Es folgt noch eine weitere Doppelseite

Schlussendlich kommen noch der Bildnachweis und der Dank des Autors.

***Zum Inhalt:***

Das Buch "Kurt Albert - frei denken, frei klettern, frei sein" ist für mich eher eine Beschreibung des Lebens von Kurt Albert und seinen Weggefährten als eine trocken wirkende Biographie. Weiters ist es, mit den zahlreichen Nebenprotagonisten, auch eine gute Beschreibung der Freikletterbewegung und der Entwicklung des Alpinisussen in den Lebzeiten von Kurt Albert.

Tom Dauer schildert in den 10 Kapitel das Leben von Kurt, seine Erfolge und aber auch vieles Rundherum. So steht nicht immer nur Kurtt im Mittelpunkt der Erzählung. Historische und politische Hintergründe werden eben so gut erläutert wie Beweggründe verschiedener Personen. Es wird nicht nur das Leben von Kurt beschrieben sonder auch das Leben derjenigen, die mit Kurt einzelne Abschnitte seines Lebens verbrachten. Wie sie Kurt eventuell prägten (oder er sie) und wie das Leben so seinen Lauf nahm. Auch Weggefährten von Kurt, die heutzutage vielleicht nicht so berühmt und bekannt sind, kommen in dem Buch nicht zu kurz.

Weggefährten
Wolfgang Fietz, im Buch auch ausgiebig beschrieben, ist ein eher unbekannter aber langjähriger Wegbegleiter von Kurt

Neben den Kletter- und Bertouren von Kurz ist auch seine Kindheit und Jugenzeit beschrieben. Weiters werden auch die anderen Interessen von Kurt, wie Musik, Philosophie, Physik und Mathematik im Buch immer wieder thematisiert. So kann man nebenbei sein Wissen über klassische Musik auf den Prüfstand stellen (wie ging noch gleich die Melodie des genannten Stücks) oder versuchen den komplexen Gedanken der philosophischen, mathematischen oder physikalischen Zitate zu folgen. --> "E = W/2*V²  - Erfolg ist gleich Wissen geteilt durch zwei Mal Verhalten im Quadrat"

Bilder alt

Tom Dauer besuchte auch viele dieser Weggefährten im Zuge seiner Recherchen und zitiert diese, mit ihren energiegeladenen Erzählungen von den Unternehmungen mit Kurt, in diesem Buch. Da Tom Dauer Kurt auch persönlich kannte und mit ihm auch das ein oder andere erlebte, sind auch direkte Erzählungen des Autors über dessen Erlebnisse mit Kurz Albert im buch enthalten.

Auch persönliche Aufzeichnungen und Notizen von Kurz selbst werden im Buch immer wieder zitiert und ermöglichen so Einblicke in seine persönlichen Gedanken.

Skizze

Neben klaren Fakten, mit Jahreszahlen, Schwierigkeitsbewertungen etc. sind auch immer wieder spekulationen über das Innere von Kurt Albert im Buch vorhanden. Jedoch kann man die inneren Gedanken von jemand anderen nicht erraten, schon gar nicht von eher verschlossenen Personen, wie es Kurt Albert anscheinend war.

Geschmückt ist das Buch mit 15 Mosaiksteinen, welche kurze lustige Annekdoten aus dem Leben Kurt Alberts aufzeigen. Sie haben selten etwas mit der Geschichte Rundherum, einer Expedition oder einer Route zu tun, sondern sind oft einfach lustige Randnotizen.

Mosaikstein

Weiter aufgelockert wird das Buch mit sehr vielen schönen Fotos, von Touren, Kameraden oder Kletterrouten.

BilderFotos

Manche Erlebnisse von Kurt sind sehr ausführlich und mit vielen Details beschrieben, vor allem in den vorderen Kapiteln. Anderen Reisen un Unternehmungen werden nur kurze Absätze gewidtmet. Diese Abwägungen liegen natürlich im ermessen des Autors und wahrscheinlich auch daran, wie viele Informationen über die einzenlen Erlebnisse auzutreiben waren / bekannt sind.

Bei den Beschreibungen verschiedener Routen / Touren, sind oft auch weitere Begehungen anderere Seilschaften gelistet. Wenn es eine Tour war, die Kurt Albert mit seinen Kamemraden das erste Mal Rotpunkt durchstieg, sind die Erstbegeher und die technischen Schwierigkeiten der Route / Tour genannt. Wenn Kurt und seine Kameraden eine Tour nicht frei begehen konnten, sind die weiteren Versuche anderer Seilschaften für eine freie Begehung gelistet. Leider fehlen hier immer wieder die finalen Schwierigkeitsangaben, der frei gekletterten Variante.

***Zum Schreibstil:***

Der Autor Tom Dauer kannte Kurt persönlich und schreibt im Buch fast außschließlich positiv über Kurt. Nur wenige Absätze widmet er Kritikern. Trotzdem ist das Buch, in meinen Augen, überhaupt keine Verherrlichung der Person "Kurt Albert". Tom Dauer Beschreibt ihn sehrweohl als Mensch mit Fehlern und dass er nun einmal war wie er war.

Der Stil ist in meinen Augen zum Teil sachlich aber oft auch sehr humorvoll. Er beschreibt Kurt Albert, als einen Mensch der sich selbst nicht allzu ernst genommen hat und genau so nimmt auch Tom Dauer die Person Kurt Albert nicht immer allzu ernst. Neben lustigen Geschichten ist auch jede Menge Wortwitz im Buch verpackt, was es, in meinen Augen, zu einer amüsanten Lektüre und keiner sachlichen Biographie macht.

***Persönliche Eindrücke:***

Kurt Albert, der Rotpunktgedanke, einige seiner Erstbegehungen und auch viele Nebendarsteller in dem Buch sind mir zumindest namentlich bekannt. So war die Lektüre für mich sehr einfach zu lesen (zumindest wenn ich mit dem Kopf nicht am Träumen oder Planen war). Für diejenigen, die weder mit Klettern oder dem Bergsport etwas am Hut haben, kann ich mir jedoch vorstellen, dass das Buch nicht so leicht zu lesen ist. Es werden nicht alle Begriffe des Klettern udn Bergsteigens erklärt und es mag für sie vielleicht auch schwerer sein, sich diese Welt und Touren vorzustellen. Empfehlen kann ich diese Buch aber auch denjenigen, denn Vieles ist allgemein verständlich und den Witz des Buches versteht man auch so.

Ich finde das Buch wirklich sehr gut geschrieben und kann daher eine klare Weiterempfehlung geben. Es ist lustig und leicht geschrieben und nimmt weder Kurt noch die Freikletterbewegung übertrieben ernst.

Bilder lustig

 

 

 

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WEITERE BEWERTUNGEN

Außergewöhnliches Buch über einen außergewöhnlichen Menschen
Bewertung Ø: 4.80 Sterne

Vorteile

  • gut zu lesen
  • unterhaltsam
  • viele Bilder mit Kommentaren
  • Pflichtlektüre für Kletterbegeisterte
  • viele Erklärungen
  • Kennenlernen der Person Kurt Albert

Nachteile

  • subjektive Erzählweise

Bewertung

Ich bin Produkt-Scout von OUTSIDEstories und habe das Produkt vom Hersteller zum Testen bekommen. Ich werde für den Test nicht bezahlt, aber darf das Buch nach dem Testzeitraum behalten. Weiter darf ich mich frei zu dem Produkt äußern und somit sowohl positive als auch negative Dinge anführen. Die Bewertung basiert daher allein auf meinen persönlichen Einschätzungen und Erfahrungen.

Kurt AlbertKurt AlbertKurt Albert

Über das Buch und den Autor:

Kurt Albert (1954-2010) war einer der größten und geistreichsten Kletterer und Bergsteiger aller Zeiten. Geboren in Nürnberg, zählte er zu den Pionieren der internationalen Freikletterbewegung, die im Frankenjura eines ihrer Zentren hatte. Mit der Erfindung des Rotpunkts schrieb Kurt Albert Klettergeschichte. Sein scharfer Verstand, seine Offenheit gegenüber Menschen und Ideen, seine Abenteuerlust und sein Witz machten ihn zum Mittelpunkt einer sportlich-gesellschaftlichen Subkultur, deren Einflüsse weit über das Klettern und Bergsteigen selbst hinausgingen. Mit ihr veränderten sich auch Traditionen, Werte und Denkmuster, Klettern wurde zum Breitensport, dessen ökonomische und ästhetische Bedeutung heute in vielen Teilen der Gesellschaft deutlich sichtbar ist.

Mit zahlreichen Erstbegehungen hinterließ Kurt Albert seine Spuren in den Bergen der Welt. Noch bemerkenswerter als seine alpinistischen Leistungen ist aber die Konsequenz, mit der er seinen Lebensstil über Jahrzehnten hinweg beibehielt. Kurt Albert war nicht nur Freikletterer - er führte vor allem und zuvorderst ein freies, unabhängiges Leben.

Mit seiner Biografie füllt der mehrfach ausgezeichnete Autor und Filmemacher Tom Dauer eine Erinnerungslücke, die Kurt Alberts plötzlicher Unfalltod im September 2010 gerissen hat. Sein Buch wird all jene ansprechen, die Klettern und Bergsteigen nicht nur als Sport, sondern als Lebensgefühl begreifen.

Tom Dauer, geboren 1969, fühlt sich Kurt Albert mannigfaltig verbunden. Der Literatur- und Politikwissenschaftler und Absolvent der Deutschen Journalistenschule schrieb u. a. ein Buch über Reinhard Karl, dessen Texte auch Kurt Albert bewunderte. Für sein Standardwerk "Cerro Torre - Mythos Patagonien" lebte er über ein Jahr ebendort und teilte mit Kurt Albert wochenlang eine Holzhütte im Basislager des Fitz Roy. Als Alpinist, Autor und Filmemacher ist und bleibt er unabhängig - ein Ideal, das er mit Kurt Albert teilt.

Informationen von Tyrolia Verlag, dort gibt es auch eine kleine Leseprobe ;)

Kurt AlbertKurt Albert

Die Geschichte erstreckt sich über 317 Seiten und ist insgesamt auf zehn Kapitel aufgeteilt. Am Ende des Buches ist das beeindruckende alpine Profil von Kurt Albert dargestellt, in dem die schwierigsten Touren aufgeführt sind.

Das Buch ist allgemein nicht komplett chronologisch aufgebaut, sondern hat einige Zeitsprünge nach vorne und hinten. Trotzdem kann man dem Leben von Kurt sehr gut folgen.

Die Geschichte beginnt mit dem Ende von Kurts Leben. Auf tragische und bis heute nicht ganz aufgeklärte Weise verunglückt Kurt Albert in seiner Heimat, beim Begehen von einem (für seine Ansprüche!) leichten Klettersteig. Als ich gelesen habe, dass es sich hierbei um den Höhenglückssteig handelt, den ich selbst letztes Jahr erst gegangen bin, hatte ich schon etwas Gänsehaut… Die Überschrift des Kapitels „Das Unvorstellbare“ trifft es daher wirklich sehr gut.

Im nächsten Kapitel geht es um Kurts Kindheit und Jugend, in der er von seinen Eltern auf Kur geschickt wurde, da er so schmächtig ist. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand gedacht, dass er es einmal sein wird, der viele bekannte und äußerst schwierige Kletterrouten meistern wird. Auch bei der Berufswahl zeigt sich dann: Kurt tut einfach das, worauf er Lust hat. Kurt bleibt bis an sein Lebensende unabhängig und vor allem Kind.

Als Kurt, sein Bruder und ihre Freunde damals das Klettern für sich entdecken, sind sie alle nicht mehr zu halten. Später geht es sogar so weit, dass sie vor allem wegen der Einführung des „Rotpunktes“ von vielen älteren Kletterern Gegenwind bekommen. Das bringt sie aber nicht von ihrem Weg ab, den Sport zu revolutionieren.

Er finanzierte sich seinen Lebensstil vor allem durch Sponsoren. Ein Sponsor von Kurt war die Marke Salewa, die vor allem heute jedem Sportbegeisterten ein Begriff sein wird. Ansonsten verdiente er Geld, indem er geführte Klettertouren anbot. Trotz seines Erfolgs war Kurt nie abgehoben oder eingebildet.

Der Autor kannte Kurt persönlich und hat die verschiedenen Infos aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen. Ihm dienten daher Notizen, Tagebücher, Routenbücher und andere Texte als Vorlage. Des Weiteren sprach er mit früheren Kletterpartnern, die - so der Autor - ebenfalls ein eigenes Buch verdient hätten. Kleine „Mosaiksteine“ lockern den Text auf. Oft handelt es sich hierbei um Informationen, bei denen der Verfasser nicht so recht wusste, wo er sie hinpacken soll. Erklärt wird das genauer im Vorwort.

Spannend finde ich außerdem, dass zu einigen Routen, Gebieten oder Klettergeschichten Hintergrundwissen aufgeführt wird. Gut finde ich auch, dass bei den vielen Bildern immer genau beschrieben ist, wer und/oder was zu sehen ist.

Kurt Albert

Alles in allem geht es in dem Buch natürlich um eins: Kurt und klettern. Viel dreht sich um seine Routen, seine Expeditionen und seine Abenteuer. Aber auch Kurt als Mensch wird einem näher gebracht. Man merkt schnell, dass er ein lustiger, humorvoller Mann gewesen sein muss, der aber Probleme dabei hatte, tiefere Bindungen einzugehen. Seine einzige große Liebe war wahrscheinlich der Felsen.

Allgemein ist der Text sehr packend verfasst, sodass direkt ein Bild von Kurt und seinem Leben im eigenen Kopf entsteht. Bei vielen Beschreibungen fühlt es sich so an, als ob man selbst live mit dabei ist und in schwindelerregender Höhe mit am Fels hängt. Der Autor lässt aber auch kritische Stimmen aufkommen. Trotzdem spürt man durchwegs seinen Respekt und die Freundschaft Kurt gegenüber. Das führt natürlich dazu, dass das Buch nicht objektiv geschrieben ist, was ich persönlich allerdings überhaupt nicht schlimm finde. Gerade dadurch werden einem die Emotionen viel nähergebracht und man könnte sogar das Gefühl haben, dass man Kurt ein bisschen kennenlernen durfte.

Kurt AlbertKurt Albert

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Buch einen Einblick in das außergewöhnliche Leben eines außergewöhnlichen Sportlers gibt. Kein anderer hat den Klettersport so sehr geprägt wie Kurt Albert. Auch wenn einige Routen heute vermeintlich leichter zu klettern sind, ist es gerade in Anbetracht der damaligen Möglichkeiten umso bewundernswerter, wozu Kurt (und seine Kletterpartner) im Stande waren.

Ich würde das Buch allen empfehlen, die sich für die Anfänge des Klettersports interessieren und wissen wollen, was denn dieser „Rotpunkt“ eigentlich ist. Aber auch für alle anderen Lesebegeisterten, die gerne Biografien lesen, ist dieses Buch ein schönes Schmankerl.

Viel Spaß beim Lesen!

Alternativ ein Video mit dem Autor, in dem er über Kurt Albert spricht:

https://www.youtube.com/watch?v=G458NUrXUM4&t=126s

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WEITERE BEWERTUNGEN

Ein Muss für jeden (nicht nur fränkischen) Kletterer
Bewertung Ø: 4.80 Sterne

Vorteile

  • viele Facts über die Entstehung des heutigen Klettersports
  • viele Bilder
  • Pflichtlektüre für alle Kletterbegeisterten
  • unterhaltsam geschrieben
  • aufschlussreich
  • keine Idealisierung der Person Kurt Albert

Nachteile

  • zu schnell durchgelesen

Bewertung

Für OUTSIDEstories durfte ich Tom Dauers Buch über den wohl bekanntesten fränkischen Kletterer der Welt lesen. In seinem Buch Kurt Albert – frei denken, frei klettern, frei sein erzählt der Autor über das Leben und Wirken von Kurt Albert und da gibt es wirklich einiges zu berichten.

Auf 317 Seiten Text und 13 Seiten Zusatzdaten berichtet der Autor in 10 Kapiteln, wie sich Kurt vom schwächlichen Knaben, der von den besorgten Eltern auf Kur geschickt worden ist, zu einem der berühmtesten Ikonen im Klettersport entwickelt hat.

Inhaltsverzeichnis

Das Buch ist nicht rein chronologisch aufgebaut, sondern nur grob, was ich gut finde, da ich sonst bei Biografien oft das Gefühl habe, eine Liste von Ereignissen zu lesen. Hier war das anders, da man nicht vorhersagen kann, ob es mit dem nächsten Kapitel auf der Zeitachse weitergeht oder doch nochmal ein Fokus auf einen bestimmten Lebensabschnitt oder besondere Ereignisse gelegt wird.

Ich persönlich habe erst vor 2-3 Jahren angefangen zu klettern, hauptsächlich zu bouldern und ab und an fällt da dann der Name Kurt Albert. Auch im Café Kraft (eine der populärsten Boulderhallen in Nürnberg) kommt man nicht um Kurt herum, da über dem Eingang das berühmte Bild von ihm und Wolfgang Güllich hängt, als sie mit ihren Mega-Oberarmen einschlagen und übers ganze Gesicht grinsen!

Kurt und Wolfgang

Bei meinem Homespot im Wald bei Fürth haben einige ältere Semester Kurt persönlich gekannt, anscheinend ist er auch da, wo ich - wenn möglich 2x abends pro Woche - am Felsen rumbouldere, ab und an gewesen. Ein Haken befindet sich an einer der wenigen höheren Stellen und die Legende sagt, dass Kurt den eingebohrt hat, ob das stimmt weiß ich nicht, aber cool wäre es schon!

Auch auf dem Höhenglücksteig in der Hersbrucker Schweiz – wo Kurt ums Leben kam – wird seiner gedacht. Sein Absturz war auch in unserem Kletterer-Grüppchen Thema, als wir ihn vor einiger Zeit absolviert haben. Schon seltsam, dass ihm bei all seinen Abenteuern dieser kleine Klettersteig zum Verhängnis wurde.

Das Buch geht zeitlich zurück bis zu Kurts Eltern, es wird beschrieben wie und wo er aufgewachsen ist und auch, wie er dann als Kind überhaupt zum Klettern gekommen ist. Natürlich ist er nicht allein unterwegs gewesen und die Kindergruppe wird zu einer Truppe von Jugendlichen, die durch dauerndes Training immer weitere Schwierigkeitsgrade knackt und daher neue Herausforderungen sucht.

Kurt und seine Freunde (selbst namenhafte Größen des Klettersports) beschließen das Niveau etwas anzuheben und bestehende Routen, die damals noch mit Strickleitern, anderen Hilfsmitteln und Stahlstiften in den Wänden begehbar gemacht worden sind, ohne diese Hilfen zu klettern und sichern sich über zuvor angebrachte Bohrhaken.

Die Idee dahinter ist es, die Route am Fels, ohne Aufstiegs-Hilfsmittel zu bewältigen und auch an einem Stück durch, ohne Ruhepausen an Sicherungen einzulegen.

Dieses Konzept nennen sie Freiklettern oder auch Rotpunktklettern, da sie die so neu erschlossenen Routen mit einem roten Punkt markieren. Das war mir vorher schon ungefähr so bekannt, aber dass es auch Rotkreis-Begehungen gibt, habe ich zum Beispiel neu gelernt (wer wissen will, was das ist, kann es ja im Buch nachlesen, ich will ja nicht alles verraten).

Kurt und Friends haben so quasi die damalige Kletterwelt auf den Kopf gestellt und somit das heutige Sportklettern, wie wir es kennen, revolutioniert und überhaupt erst „freigeschaltet“. Warum sie und die gesamte Szene dabei Langnese Pullover trugen, wird hier auch nicht verraten! ;)

Dass sie damals die Szene gespalten haben und auch viel Gegenwind erhielten, wird genau so erläutert, wie ihr Umgang damit.

Vom Rotpunkt her dürften viele Kurt kennen, aber das Buch verrät noch so viel mehr! Kurt war ein ganz besonderer Charakter, ein Spaßvogel und zugleich Musiker, Paddler, Physiker und Mathematiker. Er hat zwar Lehramt studiert, aber nie wirklich als Lehrer gearbeitet, dafür hat er viele Jahre in einer „Wohngemeinschaft“ gelebt, in der die komplette Kletterszene über Jahre hinweg ein und aus ging und in die Fränkische Schweiz gepilgert ist.

Sein Leben finanzierte er durch Sponsorings (wie z.B. seine langjährige Partnerschaft mit SALEWA), bezahlte Vorträge oder als Kletterguide.

Allgemein kann man im Buch auch einiges über diverse Sportmarken oder Stores lernen, wie zum Beispiel Sportscheck oder das Fietzophren in Nürnberg.

Trotz seines Status in der Szene als erst Revoluzzer und später Big Wall Koryphäe hat sich Kurt nichts auf sein Können eingebildet, ihm ging es immer ums Klettern und nicht um den Fame. Auch wollte er sich nicht in irgendwelche Schubladen stecken lassen und machte, worauf er Lust hatte. Nach dem klassischen Sport- und Big Wall-Klettern verschob sich sein Interesse auf Expeditionen by fair means, also so nachhaltig wie möglich. Es werden einige dieser echten Abenteuer erläutert, und man fiebert jedes Mal mit und hofft, dass alle Beteiligten da wieder lebend herauskommen.

Patagonien  Expeditionen

Natürlich steht Kurts sportliches Leben im Vordergrund, trotzdem wird es auch oft nachdenklich, wenn sich - ab einem gewissen Alter - Freunde mit Familie sesshaft gemacht haben und Kurt doch nie so richtig angekommen war privat. Doch diese nachdenklichen Passagen finden sich nur ab und an und werden durch unendlich viele lustige Anekdoten am Spielfeldrand des Portraits belassen. Nichts desto trotz erkennt man aber auch, dass das Leben als Profi auch Schattenseiten haben kann und man sich einem Generationenwechsel irgendwann geschlagen geben muss.

Trotz wenig Freizeit habe ich das Buch verschlungen! Es hat mir nicht nur viel über Kurt, sondern auch jede Menge Wissen über viele frühere, wie auch aktive Kletter-Größen der Szene vermittelt, sowie die interessanten Beziehungen dieser Persönlichkeiten untereinander. Für mich als noch ziemlicher Rookie im Klettersport war das Buch sehr inspirierend! Auch hat es mich bei den tollen Beschreibungen der weltweiten Locations gleich wieder in den Fingern gejuckt, selbst an den Fels zu kommen. Bis dato war ich beim Seilklettern noch recht unerfahren und habe nur letztes Jahr mit Freunden erste Touren im Zillertal gemacht, doch das Buch macht Lust auf mehr!

Als ich meinen Kletter-Buddies vom Buch erzählt habe, wollte es sich sofort jeder ausleihen, wenn ich durch bin, von daher scheint das Interesse an Kurt (& Friends) nach wie vor ungebrochen, einerseits wegen der überragenden sportlichen Leistung, die er erbracht hatte, andererseits weil er als Mensch auch darüber hinaus anders war, frei eben!

Das Buch ist quasi Pflichtlektüre für alle Menschen, die irgendwelche Berührungspunkte mit dem Klettern haben, und für fränkische Ureinwohner wie mich gleich doppelt! Auch wenn ich ihn nie treffen werde, habe ich nun ein bisschen das Gefühl, ihn doch etwas gekannt zu haben.

Klare Kaufempfehlung!!!

 

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