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Test: ROTHER BERGVERLAG Wandern zu Almen und Hütten, Südtirol Ost - Wanderführer

ROTHER BERGVERLAG Wandern zu Almen und Hütten, Südtirol Ost  - Wanderführer
Viele Touren und Hütten nur kurz vorgestellt
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • Große Anzahl an Touren und Hütten
  • Übersichtlicher Aufbau
  • Reich bebildert
  • Höhenprofil und Übersichtskarte + GPS-Datei zu jeder Tour
  • Diverse Zusatzinformationen (für Familien geeignet, wenig begangen etc.)
  • Verlinkung von hilfreichen Seiten

Nachteile

  • Hütten nicht individuell und detailliert beschrieben
  • Vieles wird nur kurz angerissen
  • Varianten werden nur erwähnt ohne weitere Hinweise
  • Viele Touren mit Hin- u. Rückweg über die gleiche Strecke

Bewertung

Wandern zu Almen und Hütten – Südtirol Ost – 77 Touren

Wandern in den Alpen heißt auch Einkehren in den Hütten. Für mich ist es immer ein Highlight, nach einem anstrengenden Aufstieg eine Hütte zu erreichen, die Aussicht auf eine angenehme Pause in der Sonne oder unter einem Regenschutz, wenn das Wetter nicht mitspielt. Ein Radler, eine Schorle und etwas Leckeres, Ortstypisches zu essen – und schon ist der erschöpfte Wanderer wieder glücklich.

So finde ich es eine wirklich gute Idee, einen Wanderführer mit dem Schwerpunkt Almen und Hütten zu den unterschiedlichen Wanderregionen der Alpen heraus zu geben. Da ich ab Mitte August in einer Rundtour vom Tegernsee über Südtirol an die Adria reiten möchte, war ich sehr gespannt auf die Routen und Hüttentipps in diesem Wanderführer.

Die Fakten:

Der Bergverlag Rother gibt zwei unterschiedliche Formate heraus. Die klassischen roten Wanderführer und die Wanderbücher. Die Wanderbücher haben ein größeres Format und haben daher mehr Platz für eine etwas „offenere“ Gestaltung und größere Fotos. Sehr gut hat mir die neue Covergestaltung gefallen:

Cover des Buches

Der Nachteil ist natürlich, dass die Wanderbücher fast doppelt so schwer sind, wie die klassischen Wanderführer. Wir Wanderer sparen gerne jedes Gramm auf dem Rücken. Daher würde ich mir ggf. die Tourenbeschreibungen abfotografieren für meine Tagestour.

Softcover mit 248 Seiten im Format 12,5 x 20 cm

Zum Aufbau des Buches:

Auf der vorderen und hinteren Umschlagklappe sind alle Touren in einer Übersichtstabelle eingetragen (Hütte, Höhe, KM, Höhenmeter, Dauer, Kennzeichnung der TOP-Touren + Legende, bspw. für Kinder geeignet).

Touren im Überblick

Auf der vorderen Umschlagklappe findet man die Erklärung der Legende und auf der hinteren Umschlagklappe, schnell zugänglich, Infos zu: Notfallnummern, Alpine Auskunft, Wetter, Fahrplaninfo und touristischen Informationen.

Umschlag hinten Umschlag vorne

Nach dem Inhaltsverzeichnis finden wir auf Seite 10/11 eine Übersichtskarte der Touren. Die Hüttentouren decken den gesamten Bereich östlich von Meran und Bozen ab:

  • Sarntaler Alpen 7 Touren
  • Stubaier Alpen: 7 Touren
  • Zillertaler Alpen: 17 Touren
  • Venediger-Gruppe: 2 Touren
  • Rieserfernergruppe: 6 Touren
  • Defereggengebirge: 4 Touren
  • Karnische Alpen: 1 Tour
  • Östliche Dolomiten: 7 Touren
  • Westliche Dolomiten: 27 Touren

Von den 77 Touren, sind drei schwarz (d. h. sehr anspruchsvoll), 22 rot (mittleres Niveau) und der Rest blau (leicht).

Übersichtskarte

Es folgt eine kurze Einführung zu dem Aufbau des Buches und den Anforderungen an den Wanderer. Vier Seiten werden der Hüttengeschichte und der traditionellen Küche gewidmet. Nach einem kurzen Überblick beginnt die Beschreibung der Touren, die man sich im Internet auch als GPS-Dateien herunterladen kann.

Jede Tourbeschreibung ist gleich aufgebaut:

  • Einleitung, die den Charakter der Tour und Landschaft zusammenfasst
  • Ausgangspunkt/Anreise
  • Anforderungen
  • Varianten
  • Hinweis auf die passende topografische Karte
  • Einkehrmöglichkeiten
  • Touren, die man ab der „Zielhütte“ dranhängen kann
  • Beschreibung der Wanderung mit Höhenprofil und kleiner Karte des Tourverlaufs

Nach den „Hardfacts“ nun mein persönlicher Eindruck, und der fällt in diesem Fall leider nicht so gut aus.

Positiv anzumerken ist: Die wirklich große Anzahl an Touren und Hütten, die man in dem Buch findet; Der grundsätzlich übersichtliche Aufbau des Buches; Die optische Aufmachung und Qualität.

Meine Kritikpunkte:

Schon auf den ersten Seiten stempelt mich der Autor als Genusswanderer ab – d.h. wer Hütten ansteuert, möchte von vornherein schon mal einfache Touren? Für mich gilt: Je anstrengender ich mich, umso mehr freue ich mich auf eine Hüttenpause … die Auswahl der Wanderrouten ist entsprechend: ca. 2/3 sind einfache, blaue Touren.

OK – ich habe also einen Wanderführer für Genusswanderer in den Händen – also ist meine Erwartungshaltung, dass die Auswahl der Hütten im Vordergrund steht – ich erwarte etwas Besonderes, nicht nur von der Landschaft, sondern auch von der Hütte, die angesteuert wird.

Leider wird diese Erwartung enttäuscht. Bei einigen Touren, z.B. Tour Nr. 2, wird etwas näher auf die Hütten eingegangen und auch auf die Spezialitäten vor Ort. Bei den meisten Hütten werden diese aber nur kurz benannt. In einem kleinen Infokasten werden Öffnungszeiten, Telefonnummer und, wenn vorhanden, die E-Mail/Webseite genannt.

Wenn wir nun schon einen Genusswanderführer mit dem Schwerpunkt Almen & Hütten haben, dann sollten wir doch auch etwas über diese erfahren: Wie alt, noch traditionell bewirtschaftet, was ist das Besondere: Geschichtlich, Bauweise, Familientradition, Herstellung von Käse, Kulinarisches/Spezialitäten, besondere Geschichten (wer ist eingekehrt, was hat sich Besonderes ereignet…)? Neben der Landschaft, die eine Hütte umgibt, gibt es doch sicher Highlights, die man vorstellen kann?

Mein Eindruck ist, dass der Autor in diesem Wanderführer sehr kurz und knapp mit dem Leser umgeht. Schon im allgemeinen Teil wird Vieles sehr kurz abgehandelt. Beispiel Seite 20: „Varianten - auf andere sinnvolle Gestaltungsmöglichkeiten in Zusammenhang mit der betreffenden Tour wird in kompakter Form hingewiesen“  

beispielseite

Stimmt … In den Tourenbeschreibungen wird tatsächlich, allerdings nur kurz, meist eine Variante in wenigen Worten beschrieben. Diese ist auf den Karten leider nicht verzeichnet (sonst findet man diese häufig in Rother Wanderführern mit einer gestrichelten Kennzeichnung). Man erfährt nicht, ob es eine längere oder kürzere Variante ist. Ist es ein alternativer Rundweg oder ein leichterer Weg? Oder ein schwerer Weg, der mit einem Wanderhighlight versehen ist? Ich wüsste gerne, warum ich eine Variante wählen soll.

Sehr viele Touren sind Hin- und Rücktouren. Ich mag es gar nicht, auf demselben Weg zurück zu gehen, und ich glaube, das geht vielen Wanderern so. Es gibt so viele Rundwegmöglichkeiten – warum bietet man das nicht als Variante/Alternative an?

Ich habe mir eine Tour heraus gesucht, die ich schon gemacht habe: Vom Pragser Wildsee auf die Fojedöra-Alm. Der Autor bietet eine Hin- und Rücktour an. Hier hatte ich eine Rundtour gemacht, die insgesamt etwas mehr Höhenmeter hat, aber recht gut begehbar ist (nur kleine Stücke T3). Ich verstehe nicht, warum das nicht als Alternative angeboten wird.

Beispielseite 2

Von den Hütten werden weitere Touren kurz erwähnt, die man anschließen kann – das ist aber so kurz und knapp, dass man ohne weitere Recherche überhaupt nichts damit anfangen kann. Den Platz hätte man eher nutzen können, um die Hütten ausführlicher zu beschreiben.

Insgesamt hat mich dieser Wanderführer, auf den ich mich so gefreut habe, nicht mitgenommen. Fast kommt es mir wie eine Pflichtübung vom Autor vor: Die Zusammenstellung von Touren, die relativ flächendeckend alle Hütten der Region ansteuern.

Vielleicht hätte man sich auf 50 Touren beschränken können und dafür die Beschreibungen etwas ausführlicher und liebevoller gestalten können?

Wer es kurz und knackig mag, kommt hier trotzdem v. a. mit der großen Auswahl an Touren auf seine Kosten.

Noch ein paar Bilder von meiner Tour (Nr. 48):

Pragser Wildsee   Alm Schild WanderwegAlm Bild 2

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