Im test

Test: DECATHLON ITIWIT Auftriebsweste 50N - Schwimmweste

DECATHLON ITIWIT Auftriebsweste 50N - Schwimmweste
Hält dich über Wasser, im Kajak mit Einschränkungen
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • Gute Auftriebseigenschaften
  • Robustes Material, gut verarbeitet
  • Schnallen auch mit nassen Händen gut bedienbar
  • Schrittgurt verhindert Verlust der Weste über den Kopf
  • Kaum Einschränkung in der Beweglichkeit

Nachteile

  • Keine Taschen für Smartphone oder Schlüssel
  • Keine Notfallpfeife
  • Auftrieb dreht nicht automatisch in Rückenlage --> bei Bewusstlosigkeit weiterhin Gefahr durch ertrinken
  • Bei Verwendung mit Kajak: Weste schiebt sich nach oben

Bewertung

Jedes Jahr liest man es leider mehrfach in den Zeitungen: "Kajakfahrer ertrunken", "Stand-Up-Paddler nach Kreislaufkollaps ertrunken" usw. Oftmals nimmt man diese Schlagzeilen zwar zur Kenntnis, fühlt sich aber selbst doch eher sicher und spielt die Gefahr mit den Gedanken herunter, dass es sich bei den Verunfallten evtl. um ungeübte Schwimmer handelte oder diese aufgrund anderer Einflüsse nicht in der Lage waren, das Kentern mit dem Kajak oder dem SUP abzufangen.

Das größte Problem hierbei ist der plötzliche Temperaturunterschied beim Fall ins Wasser. Dieser Temperaturunterschied belastet auf der einen Seite das Herz-Kreislauf-System, außerdem können Muskeln plötzlich verkrampfen. Und jeder kennt das machtlose Gefühl, welches einen bei einem Krampf überkommt. In einer solch ungünstigen Konstellation sind selbst erfahrene Schwimmer nicht davor geschützt, zu ertrinken.

Vergleichbar ist die Verwendung einer Schwimm- oder Auftriebsweste mit der Nutzung eines Fahrradhelms: Es ist zwar nicht (immer) vorgeschrieben, zur Risiko-Minimierung allerdings ein wichtiges Utensil. Beim Thema Vorschrift kommt es allerdings auch darauf an, wo man sich aufhält. Im Vorfeld meines Kajak-Tests habe ich mich in sämtliche Regelungen für die Verwendung von Kajaks eingelesen.

Das reicht dann vom gut sichtbaren Bootsnamen bis zur Vorfahrtsregelung in Hafengebieten. Am Bodensee z.B. gibt es die "Bodensee-Schifffahrtsordnung". Diese schreibt in Artikel 13.20 Absatz 5 expliziert vor, dass auch bei Kajak, Kanu oder SUP eine Rettungsweste mitgeführt oder getragen werden muss. Spätestens in diesem Fall ist es dann Pflicht, eine Schwimmweste nach EN ISO 12402-5 mitzuführen. So, genug der Paragraphen und der rechtlichen Themen, das waren unter anderem die Fragen, die ich mir im Vorfeld meines Kajak-Tests gestellt habe und beim Durchlesen dieser Verordnungen doch einiges gelernt habe. Zusammengefasst: So eine Schwimmweste kann tatsächlich Leben retten

Nun zum Produkt, welches ich getestet habe: Es handelt sich dabei um die Auftriebsweste "Auftriebsweste BA 50N+" von ITIWIT (die Marke ITIWIT ist die hauseigene Wassersport-Marke von Decathlon). Getestet habe ich diese Weste in Verbindung mit dem Kajak X500 (ebenfalls von ITIWIT). Ein SUP stand mir im Testzeitraum leider nicht zur Verfügung, daher bezieht sich der Test ausschließlich auf meine Erfahrungen im Kajak...oder halt außerhalb des Kajaks ;-)

Nun noch ein paar Eckdaten:

  • Hersteller: ITIWIT / DECATHLON
  • Produktbezeichnung: Auftriebsweste BA 50N+
  • Preis: 32,99 €
  • Verfügbare Größen:
    • 25-40 kg
    • 40-60 kg
    • 60-80 kg
    • >80 kg
  • Garantie: 2 Jahre
  • Entspricht Norm EN ISO 12402-5
  • Materialien: Hauptmaterial 100% Polyester (PES) Schaumstoff 100% Polyethylen (PE) Schnallen 100% Polyoxymethylen (POM) Gurtband 100% Polypropylen (PP)

Es handelt sich bei dieser Auftriebsweste nicht um eine luftbefüllte Weste. Der Auftrieb wird durch die verbauten Schaumstoffelemente erzeugt.

Wie habe ich getestet: Ich habe es im Testbericht des Kajaks X500 bereits erwähnt: Ich bin totaler Kajak-Neuling. Daher war ich ganz froh darüber, dass mir für den Test des Kajaks auch die Auftriebsweste zur Verfügung gestellt wurde. Zum Paddeln war ich ausschließlich auf relativ ruhigen Gewässern, keine Wildwasser-Fahrten oder ähnliches. Um die Auftriebswirkung testen zu können, habe ich mich natürlich auch mal einfach so ins kühle Nass geworfen.

Anlegen der Auftriebsweste: Die Auftriebsweste zieht man idealerweise vor dem Einstieg ins Kajak an. Geschlossen wird die Weste mit drei Kunststoffschnallen: Eine auf Brusthöhe, eine auf Bauchhöhe, dann noch eine dritte Schnalle am unteren Rand der Weste, in die der Schritt-Gurt eingeklinkt wird. Schrittgurt? Das klingt schlimmer, als es ist: Der Gurt ist am Rücken der Schwimmweste vernäht, wird dann zwischen den Beinen nach vorne geführt und am unteren Rand der Weste auf der Vorderseite in die Schnalle eingehängt. Der Schrittgurt hat genau denselben Hintergrund wie dieser auch bei einem Lawinen-Airbag hat: Es soll verhindert werden, dass man die Auftriebsweste (oder den Lawinenairbag) bei turbulenten Körperrotationen über Kopf verliert. Einfach, aber effektiv. Nun wird aber auch klar, dass es eher schwierig wird, die Auftriebsweste ordentlich anzulegen, wenn man bereits im wackeligen Kajak sitzt. In meinem Fall musste ich die Schnallen an Brust und Bauch auf die engste Einstellung bringen, was sicherlich daran lag, dass ich die Weste in einer Gewichtsklasse zu groß verwendet habe. Aber auch in diesem Fall saß die Weste im Stehen zumindest recht angenehm. Im Bereich der Schultern sind keine voluminösen Auftriebsmittel angebracht, sodass eine gute Armfreiheit gegeben ist. Für die Paddel-Bewegungen im Kajak (und sicherlich auch beim Stand-up-Paddeln) unabdingbar. Im Rücken- und Brustbereich sind die festen Auftriebselemente eingenäht, dadurch trägt die Weste in diesem Bereich schon deutlich auf.

Verwendung im Kajak / Einfluss auf die Paddelbewegung: Die im Torso-Bereich verwendeten auftragenden Elemente bemerkt man dann beim Einstieg ins Kajak: Der Sitz bzw. die Rückenlehne ist plötzlich nicht mehr ganz so ergonomisch wie beim Probesitzen ohne Auftriebsweste. Hier habe ich eine Zeitlang gebraucht, um eine halbwegs angenehme Position im Kajak zu finden. So endgültig gefunden habe ich die optimale Position allerdings nicht. Es hat sich eher gezeigt, dass sich die Weste mit der Zeit im Rückenbereich nach oben gearbeitet hat, die Schulterklappen waren dann auf Höhe der Ohren. Das empfand ich beim Kajakfahren als ziemlich störend.

Was mir ebenfalls gefehlt hat, war zumindest eine kleine Tasche fürs Smartphone. Da wäre es schön, wenn im Brustbereich eine per Klettverschluss verschließbare Tasche fürs Smartphone oder Schlüssel angebracht wäre. So hat die Weste überhaupt keine Tasche. Da ich nun schon dabei bin, Wünsche zu äußern hätte ich noch einen Verbesserungsvorschlag: Eine Notfallpfeife. Zwar ist die Weste aufgrund der orangenen Farbe schon auffällig, aber um auf sich aufmerksam zu machen, wäre so eine Pfeife sicherlich kein Fehler. Zurück zur Verwendung im Kajak: Obwohl sich in meinem Fall die Weste ziemlich nach oben bewegt hat, hatte ich dennoch genug Bewegungsfreiheit im Bereich der Schultern, die Paddelbewegung wurde dadurch nicht wirklich eingeschränkt. Auch sonst sind mir keine Stellen aufgefallen, an denen die Weste unangenehm reiben oder drücken würde. Die Passform ist also ganz ok. Denkbar wäre eventuell, ob die Rückseite derart voluminöse Auftriebskörper benötigt. Könnte man diese im Rückenbereich dünner ausführen, hätte man auch nicht das Problem mit der Sitzposition im Kajak. Ein weiterer Vorteil dadurch könnte sein, dass man bei einem geringeren Auftriebsvolumen im Rückenbereich im Falle des Kenterns automatisch eher in Rücklage gedreht wird. Auf diese Weise hätte auch eine bewusstlose Person den Kopf mit größerer Wahrscheinlichkeit über Wasser (bei verstärkter Bauchlage besteht die Gefahr, dass der Kopf und damit Mund und Nase unter Wasser sind).    

Auftriebsweste von Hinten
In Verbindung mit dem Kajak-Sitz wandert die Auftriebsweste mit der Zeit nach oben. Der Schulterbereich der Weste ist dann auf Höhe der Ohren.

 

Nach oben verschobene Weste
Nach oben verschobene Weste.

Auftriebsverhalten im Wasser: Glücklicherweise hatte ich bei meinen Tests keinen echten Ernstfall. Um das zu testen, habe ich mich mit der Auftriebsweste auch mal ins kalte Wasser des Plansees geworfen. Die Auftriebswirkung ist wirklich phänomenal. Man hat beinahe keine Möglichkeit, aus eigener Kraft gezielt die Weste unter Wasser zu halten. Wie oben bereits erwähnt hatte ich die Weste in einer Gewichtsklasse höher, das mag auch ein Grund sein, weshalb ich die Auftriebswirkung verstärkt wahrgenommen habe.

Legt man sich in Rückenlage ins Wasser, ist der Kopf schon deutlich über Wasser. Selbst die Ohren haben keinen Kontakt zur Wasseroberfläche. Gegenüber Schwimmwesten, wie sie auf Hochsee-Schiffen verwendet werden, hat diese Auftriebsweste von ITIWIT keine Nackenstütze für den Kopf. Das ist aber für diesen Anwendungsbereich fürs Kajak oder SUP auch in Ordnung so, denn sonst wäre man in Sachen Bewegungsfreiheit sicherlich noch weiter eingeschränkt. Die Auftriebsfunktion der Weste sorgt nicht automatisch dafür, dass man in Rückenlage schwimmt (und damit Mund und Nase frei sind), es ist eher dem Zufall geschuldet, ob man nach dem Auftauchen eher in Bauch- oder Rückenlage rauskommt. Natürlich kann man die Schwimmposition problemlos wechseln, allerdings wie bereits erwähnt könnte das im Falle einer Bewusstlosigkeit schon ein Kriterium sein. Nichtsdestotrotz erfüllt die Weste die Norm EN ISO 12402-5, es gibt diesbezüglich also keine expliziten Anforderungen.

Auftriebsweste im Wasser
Auftrieb ohne Ende: Die Weste sorgt für genug Auftrieb, dass selbst die Schultern an der Wasseroberfläche sind.

Fazit: Insgesamt eine brauchbare Auftriebsweste, die auf dem SUP sicherlich kaum Einschränkungen hat. In Verbindung mit einem Kajak mit Rückenlehne sollte man vor dem Kauf nach Möglichkeit probesitzen, ob Auftriebsweste und Rückenlehne zueinander passen. Die Verarbeitungsqualität der Weste ist sehr gut, auch die Auftriebseigenschaften sind sehr gut. Aber wie bei allen Gegenständen der persönlichen Sicherheitsausrüstung: Diese haben nur Wirkung, wenn man sie verwendet.  

Auftriebsweste vorne

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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