Gerade in der Mittelklasse bei den einfachen Wanderstiefeln - zwischen leichten Hikingstiefeln und schweren Bergstiefeln - gibt es eine riesen Auswahl. Was macht den AKU Tengu GTX also besonders? Er ist ein leichter nicht zu warmer Stiefel, der aufgrund der besonders steifen Sohle für sommerliche Wandertouren in absolut unwegsamen Gelände geeignet ist. Der hohe Geröllschutz, die Gore-Tex Membran und die gute Stabilisierung des Sprnggelenkes schützen hier zusätzlich.

Schnürsystem

Mein erster Eindruck: Ich hätte mir gewünscht, dass die beiden oberen, wenn nicht sogar die drei obersten Schnürpunkte Haken statt Ösen haben. Das würde das Schnüren ungemein erleichtern. So musste zuerst der untere Teil geschnürt, dann mit den Fingern abgedrückt, umgegriffen und schließlich der obere Teil festgezurrt werden, ohne dass sich dabei der untere wieder lockerte.

Letztlich habe ich mich schnell an diese Schnürung gewöhnt. Die glatten Schnürsenkel rutschen problemlos durch die Ösen, der Stiefel schließt fest und zuverlässig, der Druck wird gleichmäßig über den ganzen Fuß verteilt und die Ferse wird sicher in den Schuh gedrückt, sodass der Fuß beim Abstieg nicht vorn anstoßen kann.

Oberschuh

Der Oberschuh ist aus einem Textil-Leder-Mix gefertigt. Er macht einen leichten, dünnen, atmungsaktiven und doch unglaublich robusten und langlebigen Eindruck. Die Gore-Tex-Zunge ist elastisch, sitzt optimal und verrutsch nicht.

Der Schuh scheint für einen Gore-Tex-Schuh sehr atmungsaktiv zu sein (AIR8000® + SUEDE) und eignet sich daher auch ür sommerliche Touren.

Die Schnürsenkel können hinter die seitlich das Sprunggelenk umfassenden Klappen gesteckt werden, an der die öberste Öse und der Haken befästigt sind. So sind sie aus dem Weg und können nirgens hängen bleiben, ohne dass sie im Schuh Platz finden müssen und scheuern können.

Material: AIR8000® + SUEDE

Stärke: LIBA® SMART PU

Im Schuh

Der Innenschuh ist lediglich am Saum etwas gepolstert. Er schmiegt sich jedoch sehr gut an den Fuß an und bietet den Zehen sehr schön viel Platz. Das Futter nennt sich Gore-Tex® Extended Comfort (elastic) und kann so einiges. Ab dem ersten Tag fühlte sich der Schuh an, als wäre er schon eingelaufen. Mein Fuß ist 28.5 cm lang, am Fußballen 11 cm breit und ich trage ihn in der Größe EU 46, also eine halbe Größe größer, als ich eigentlich brauche. Da er so gut passt benötige ich hier keine dicken Wollsocken, was wiederum der Atmungsaktivität und dem Einsatz auf wärmeren Touren zugute kommt.

Sohle

Auch wenn sich der Stiefel von Anfang an so anfühlt, als wäre er bereits eingelaufen, ist Vorsicht angebracht. Die Sohle ist auf glatten und nassen Steinen sehr rutschig. Hier ist ein Einlaufen und damit das Aufrauen der Sohle ratsam.

Die Sohle selbst besteht aus vier Schichten. Die äußerste ist die Vibram® Curcuma, die mit einem beachtlichen Profil versehen ist. Darüber befindet sich sehr dick und federnd die Zwischensohle Double Density Eva. Die Steifigkeit rührt von der Brandsohle her, die eine Kombination aus 2-4 mm Nylon mit der Die Cut Eva (medium) ist. Letztlich gibt das Fußbett Custom Fit Soft der Sohle die richtige Form und Festigkeit, sodass sie sich unterm Fuß absolut angenehm anfühlt, das Fußgewölbe gestützt und so Ermüdung vorbeugt.

Dieses ausgeklügelte System kann wirklich etwas und zu jeder einzelnen Technologie finden sich auf der Homepage von AKU interessante Infos. Da steckt einiges an Know How dahinter.

Insgesamt betitelt AKU diese Zusammenstellung als ELICA. Dieses System zielt darauf ab dem Fuß seine natürlichen Bewegungen zu erlauben, ihm zugleich aber zusätzlichen Halt zu geben und so einen optimalen Gehkomfort zu erzeugen. Die einzelnen Schichten der Sohle spielen dabei je ihre eigene besondere Rolle. So ist die Brandsohle im hinteren Bereich nach außen geneigt, da der Fuß beim Aufsetzen natürlicherweise diese Neigung hat. Die stoßdämpfende Zwischensohle ist dabei außen dicker um besser zu absorbieren. Und selbst das Muster des Profils ist asymetrisch und vergrößert so die genutzte Auflagefläche. Im vorderen Bereich verhält es sich umgekehrt. Hier ist die Brandsohle nach innen geneigt, der vordere Bereich der Keilsohle besteht aus stößdämpfendem Material und die Profilnocken stehen an der Innenseite nach außen über.

Daten

Gewicht: 510 g (pro Schuh, Herstellerangabe)

Gewicht: 690/710 g (pro Schuh, Größe EU 46)

Materialien: Leder, Kunstfaser, Gummi

Membran: wasserdicht und atmungsaktiv (Gore-Tex Performance Comfort)

Sohle: relativ rutschfest mit gutem Profil (Vibram® Curcuma)

verwendete und verbaute Technologien: AKU2DENSITY, ELICA natural stride system, PERFORMANCE FIT, VIBRAM, GORE-TEX, AIR 8000, ECO EXOSKELETON, IMS

Größen: EU 35 - 48 (in nur teils halben Schritten) / UK 3 - 13 (in 0.5er Schritten)

Farben: schwarz orange

Herstellungsland: Rumänien, designt in Italien

Meindl Geländeeinstufung: BC (nach meiner Einschätzung)

BC: Trekkingschuh für ambitioniertes Trekking – mittlere Alpin-Einsätze und Klettersteige (Leichteisen möglich)

Auf nassen und kalten Touren

Sobald es nass, kalt und ungemütlich wird, kann ein Schuh zeigen, was er drauf hat. Der Tengu Lite GTX ist zwar an sich wasserdicht und auch nicht gerade dünn, jedoch kann Wasser und Schnee schnell mal von oben hinein gelangen. Selbst bei nur knöcheltiefem Schnee war ich heil froh über Gamaschen. Wie lange die Stiefel im Schneematsch oder Regen durchhalten, bis die Füße nass werden, kann ich bisher noch nicht einschätzen. Jedoch macht er bisher einen exzelenten Eindruck. Klar ist aber, dass es kein wintertauglicher Stiefel ist. Zumindest nicht, wenn man bei viel Schnee über mehrere Tage in anspruchsvollem Gelände unterwegs ist. Dafür ist er nicht warm genug.

Verwendung mit Steigeisen

Die Sohle des Schuhs ist so steif, dass er sich auch für die Verwendung mit Steigeisen eignet. Winterliche Wandertouren und Gletscherüberquerungen wären somit möglich. Da er jedoch nicht steigeisenfest ist, was bedeutet, dass die Sohle keine Aufnahmevorrichtungen für Steigeisen aufweist, werden Eisen mit Körbchenbindung benötigt. Ich würde jedoch aller höchstens zu Grödel oder Leichtsteigeisen raten und bei Winter- oder Hochtouren andere Stiefel nutzen.

Resümee

Im Vergleich mit anderen Stiefeln ist die Sohle sehr steif, jedoch nicht steigeisenfest. Der Geröllschutz ist umlaufend und schön hoch. Der Oberschuh ist vorn und hinten mit robustem Lederbesatz versehen. Zudem stabilisiert er das Sprunggelenk anständig, schränkt aber nicht zu sehr ein. Damit fällt der Stiefel für mich in den Bereich Wanderstiefel, wenn auch eher in den oberen Bereich, Richtung Bergstiefel. (Trekkingstiefel sind für mich hohe Geländeturnschuhe, Wanderstiefel sind für anspruchsvolles Gelände gebaut und Bergstiefel haben eine besonders steife Sohle, Steigeisenaufnahme und legen mehr Wert auf die Stabilisierung des Sprunggelenkes als auf den Komfort beim Laufen.) Das Sohlensystem begeistert mich jedoch an meisten. Ich werde den Schuh daher auf kommenden Drei-Jahreszeiten-Touren verwenden. Immer wenn etwas stabileres als ein Hikingstiefel benötigt wird und mir meine schweren Hochgebirgsstiefel einfach zu übertrieben vorkommen. Ein guter Allrounder also!

WAS STECKT HINTER DER MARKE AKU?

Leder war früher ein für die italienische Landbevölkerung erschwingliches Material zur Herstellung von Schuhen. Nach dem Zweiten Weltkrieg formte sich daraus eine Industrie. Das italienische Unternehmen, mit handwerklichen Wurzeln und Sitz in Montebelluna/Treviso wurde von Galliano Bordin geschaffen. In den 1970er-Jahren gründete er seine eigene Produktion unter dem Namen Dinsport.

Heute wird das Unternehmen in zweiter Generation immer noch von der Familie (Paolo Bordi­­n, Sohn von Galliano) geführt. Als das Unternehmen begann den deutschen Markt zu versorgen, bemerkte man schnell eine Namenskollision mit der deutschen DIN-Norm. Daraufhin wurde das Unternehmen kurzer Hand in AKU umbenannt. AKU ist eine Gottheit der Osterinseln, die die Erde und die Menschen beschützt.

Die Firma stellt seit nun mehr als 30 Jahren Schuhe her und bietet eine breite Produktpalette vom Freizeitschuh bis hin zu alpinen Stiefeln. Ein zweiter Produktionsstandort wurde in Cluj Napoca/Rumänien geschaffen. Hier wird ein Teil der AKU Modelle hergestellt werden.

AKU möchte sich auch im Bereich Umwelt-Engagement stärker einsetzen und hat deshalb das Projekt „AKU Recycling Programm“ ins Leben gerufen. Dabei geht es um Überwachung der Abfalltrennung und –Entsorgung während des Produktionsprozesses und in den Büros. Das ARP – AKU Recycling Programm beinhaltet zudem die Entsorgung und die Wiederverwertung von Produkten, deren Lebenszyklus beendet ist. Zudem ist AKU Mitglied der EOCA (European Outdoor Conservation Association), die gegründet wurde, um nachhaltigen Umweltschutz zu fördern. Es werden Geldmittel für Projekte gesammelt, mit dem Ziel, den Schutz und den Respekt für die unberührte Natur zu unterstützen.  

WARUM DEN AKU TENGU LITE GTX?

Ich habe mittlerweile eine recht breite Palette an Bergschuhe zur Verfügung. Dazu gehören der CMP Nero (Bewertung folgt noch), der KEEN Targhee Lace Boot High WP - Winterschuhe, der LOWA Catalan GTX und der Dachstein Super Leggera DDS. Letzten Endes brauche ich eigentlich nicht zwingend einen weiteren.

Allerdings schließt er die Lücke zwischen dem Super Leggera als sehr leichtem Wanderstiefel und dem schweren Catalan, welchen ich eher in sehr groben Gelände sehe ganz gut. Wer sich letzten Endes nicht auf einen speziellen Einsatzbereich fixieren will, sondern eher einen Allrounder sucht, ist mit dem Tengu Lite also vermutlich recht gut gerüstet. Zudem wird der Schuh komplett in Europa hergestellt, was sehr zur Emissionsverringerung beiträgt.

WAS BIETET ER?

Der Tengu Lite GTX ein leichter Trekkingstiefel, der dank Vibram-Sohle guten Grip für verschiedene Terrains bietet. Außerdem besitzt er mehrere Sohlenschichten, was der natürlichen Biomechanik des Fußes folgen soll. Das Air 8000 Obermaterial in Kombination mit Dani-Veloursleder bietet eine gute Atmungsaktivität. Kombiniert mit elastischen Gore-Tex-Futter liefert er Komfort und eine genaue Passform. Leiste und Sohle des Tengu Lite sind mit der exklusiven Elica Natural Stride System Technologie, die die biodynamische Leistung erhöht, ausgestattet. Durch die Leistenplatte und den Sohlenaufbau samt hochgezogenem Geröllschutz gewährt der Tengu Lite GTX trotz seines leichten Gewichts einen guten Halt. Den Schuh gibt es in den Farben schwarz-orange und türkis-orange.

Technische Daten:

• Einsatzbereich: Wanderschuh & Trekkingschuh, B-Kategorie
• Verstärkung: Liba Smart PU
• Futter: Gore-Tex® Extended Comfort (Elastic)
• Fußbett: Custom Fit Soft
• Sohle: Elica Natural Stride System (Aku)
• Zwischensohle: Double Density EVA
• Brandsohle (Steifheit): 4-2mm Nylon, gestanztes EVA (Mittel)
• Außensohle: Vibram® Curcuma
• Materialeigenschaft: atmungsaktiv, wasserdicht, winddicht
• Futter: Gore-Tex®
• Außenmaterial: Air 8000®, Wildleder
• Material Sohle: Vibram®
• Mebran: Gore-Tex (PTFE)
• Gewicht: 1020g (Paar, Größe UK 8)

WIE MACHT SICH DER SCHUH IM EINSATZ?

Mai 2019, die Outside-Stories-Crew und die Scouts versammeln sich im verschlafenen San Tomaso in den Belluneser Dolomiten. Bei strahlenden Regen und mollig warmen 15 Grad startet das Testival 2019. Mit dabei sind dieses Jahr die Produkte von AKU. (Mehr zum Testival könnt ihr hier erfahren).

Nun habe ich die Ehre den Tengu Lite GTX in der schlichten Farb-Kombination schwarz-weiß auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Marke AKU war mir zuvor nicht bekannt, obwohl meine Kenntnisse über Hersteller von Hiking-Produkten mittlerweile doch recht umfangreich sind.

Der Tengu Lite kommt mit weißen Schuhbändeln aus der Schachtel und ein Paar orangene liegen bei. Wer es etwas schlichter mag, dem steht das Modell in schwarz-orange zur Verfügung.

Das Anziehen ist dank der praktischen Ösen an Ferse und Zunge recht einfach zu bewerkstelligen. Die Schnürung lässt sich gut an den individuellen Fuß anpassen, da die beide unteren Metallösen variabel verstellbar sind.

GORE-TEX-sei-Dank sind die Schuhe wasserdicht und bleiben innen trocken. Sehr positiv ist auch, dass die Zunge komplett bis oben mit dem Schuh verbunden ist, so das auch bei tieferen Pützen, kleinen Bächen und Matschlöchern nichts in den Schuh laufen kann.

Das Fußklima ist super. Ich hatte nie das Gefühl zu sehr zu schwitzen. Er trägt sich auch von der ersten Tour an sehr angenehm. Auch nach einem langen Tag im Schuh hatte ich weder Blasen noch irgendwelche anderen unangenehm Weh-Wehchen.

Schon auf der Wanderung in San Tomaso über Schotter, durch Bäche und Schnee ist mir aufgefallen, dass man mit den Tengu Lite relativ viel über den nassen Untergrund rutscht und sie mit meinen Lowa nicht mithalten können. Sobald es in steileres Gelände mit ordentlich Geröll geht fühle ich mich mit ihnen deutlich unsicherer.

Auch der Seitenhalt ist in schwierigerem Gelände nicht optimal. Leider muss ich das auch gerade schmerzhafter Weiße ausbaden. Bei meiner letzten Tour vom Hintersteiner Tal zum Schrecksee, habe ich im Hinblick auf meine Bewertung die Tengu gewählt, anstatt meiner Catalan, welche ich normal in solchem Gelände tragen würde.

Immer wieder bin ich im steilen Gelände im Geröll abgerutscht oder umgeknickt. Auf dem Rückweg ist es dann passiert, obwohl ich die Tengu fünf Minuten zuvor nochmal nachgeschnürt hatte. Jetzt darf ich also die kommenden 6 Wochen meinen Bänderriss im linken Knöchel auskurieren. Ich jetzt nicht sagen ob, das grundsätzlich an meiner physischen Konstitution liegt und ich nur durch meine relativ schmalen Beine in den Tengu einen so schlechten Seitenhalt habe, oder ob das allgemein Problem ist. Ich habe aber daraus gelernt und werde zukünftig bei derartigen Toure lieber wieder auf mein Lowa zurückgreifen und die Tengu wirklich nur bei seichten Bergtouren mit meiner Familie verwenden. Nichts desto trotz ist der Schuh genau für leichtere Touren eine gute Wahl.

FAZIT?

Der Tengu Lite ist sehr angenehm zu tragen, er ist wasserdicht und schön leicht. Auf leichten mit bis mittleren Touren ohne viel Gepäck ein guter Begleiter. Aber in schwierigem Gelände ist er nicht die beste Wahl, da er einfach zu wenig Seitenhalt bietet und auch gern mal ins Rutschen gerät.

Sobald ich meinen Bänderriss auskuriert habe heißt es dann wieder #wirsehenunsdraussen…