Im test

Test: SCHUHWERK SCHWANGAU Säuling - Wanderschuhe

SCHUHWERK SCHWANGAU Säuling - Wanderschuhe
Ein Schuh, in dem viel Liebe und Perfektion steckt
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • Sehr hochwertig
  • Passform durch flexible Schnürung
  • Keine Klebstoffe zu Montage der Sohle verwendet
  • Sitzt sicher am Fuß
  • Guter Schuh für Touren im Mittelgebirge
  • Wasserdicht

Nachteile

  • Polsterung am Knöchel ausbaufähig
  • Hoher Anschaffungspreis
  • Fehlende Komfort an der Innenseite der Lasche

Bewertung

Tester: Christian (Schuhgröße: 42,5)

Testprodukt: Säuling (Schuhwerk Schwangau)

Gesamt1 Gesamt 2

Testzeitraum: 5 Wochen              

Produktbeschreibung und Angaben des Herstellers: Der Säuling ist ein klassischer Bergschuh des „Schuhwerk Schwangau“. Der Hersteller hat sich auf klassische Schnürboots, Schaftstiefel und Halbschuhe spezialisiert und fertig diese in der eigenen Schuhmanufaktur. Dabei legt er großen Wert auf hochwertige Oberleder, die den Schuh zu einem robusten und langlebigen Produkt machen.  

Den „Säuling“ deklariert der Hersteller als klassischen Bergschuh der 1930er Jahre, der bereits früher einmal in der eigenen Manufaktur hergestellt wurde. Nun wurde er „neu entdeckt“ und wird wie damals in zwiegenähter Machart gefertigt.

Der Name des Bergschuhs hat er übrigens vom Gipfel mit dem gleichen Namen in den Ammergauer Alpen, von dem aus man die Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein sowie das Lechtal sehen kann.

Optik: Bereits bei der ersten Betrachtung des Schuhs fällt auf, dass es sich um ein Produkt handelt, dass seine eigene Geschichte hat und dass es mir als Produkttester mit Blick auf die Optik schwer macht ein wirkliches Urteil zu fällen – denn über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und so muss jede*r Käufer*in entscheiden, ob er oder sie sich mit diesem Stil anfreunden kann. Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass die Optik dieses Modells wesentlich dezenter wirkt, als manch andere Schuhe des gleichen Herstellers.

Den Bergschuh gibt es lediglich im Farbton TdM, was laut Hersteller „Testa di Moro“ bedeutet und in der Fachwelt des Leders die italienische Bezeichnung für Dunkelbraun ist. Durch diese Farbgebung wirkt der Schuh trotz „seiner besonderen Art“ sehr schlicht und lässt sich hervorragend mit Kleidungsstücken unterschiedlichster Farbe gut kombinieren. Und obwohl die Farbe „Dunkelbraun“ den gesamten Bergschuh durchzieht, so wirkt er dennoch nicht langweilig. Das liegt an der Gestaltung des oberen Knöchelbereiches, der durch eine andere Materialwahl und etwas hellere Farbgebung hervorgehoben wurde.

Knoechel1 Knöchel2

Es liegt aber auch den Metallösen und den sehr dünnen Schnürsenkeln, die sich m.E. sehr schön in die „Retro-Optik“ des Schuhs einfügen.

Ösen

Was mir besonders gefällt und was das Bild des Schuhs abrundet, ist die Naht, welche den Oberschuh und die Sohle verbindet (siehe Foto unten).

Aufbau/Material allgemein: Laut Hersteller ist der Aufbau des Schuhs seit 200 Jahren überwiegend unverändert geblieben. Die beiden Hauptelemente Schaft (Oberteil) und Sohle werden durch Leisten, die dem Schuh seine Form geben, zusammengeführt und mit zwei Nähten verbunden. Auf Klebstoff oder sonstige industrielle Fertigungsverfahren wird hier vollkommen verzichtet. Zudem weißt der Hersteller darauf hin, dass dadurch im Schadensfall die Sohle ausgetauscht werden kann. Beide Aspekte sind für mich große Pluspunkt, da m.E. Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit immer bedeutsamer werden und von vielen Nutzer*innen vorausgesetzt werden.

Aufbau Schuh
Quelle: Haferl.com

Insgesamt ist das Produkt wirklich durch und durch auf höchstem Niveau gefertigt worden. Dies wird vor allem deutlich daran, wie alle Einzelteile des Bergschuhs miteinander verbunden sind. Es sitzt wirklich jedes Element perfekt auf/an dem anderen und alle Nähte sind sehr sauber gestochen. Diese sind zudem wirklich sehr stabil und machen – soweit ich das bei diesem kurzen Testzeitraum beurteilen kann – einen langlebigen Eindruck. Selbst wenn ich beim Anziehen etwas fester am Fersenbereich zog, konnte ich nicht zu feststellen, dass sich die Sohle auch nur einen Nanometer bewegte oder sich mit der Zeit eine Veränderung in der Naht einschlich.  

Naht1 Naht2

Obermaterial/Leder: Der überwiegende Teil des Obermaterials ist aus geöltem und hydrophobiertem Leder gefertigt, welches aus einer Gerberei aus Italien stammt. Das gesamte Leder ist laut Hersteller ein Nebenprodukt der Nahrungsmittelproduktion, das im Sinne einer optimalen Verwertung der Rohstoffe weiterverarbeitet wird. Wie man zu diesem Thema steht, muss jede*r selbst entscheiden. Mir war es wichtig, es der Vollständigkeit halber zu erwähnen. Obwohl ich ehrlich gesagt nicht unbedingt der Experte für Leder bin, habe ich bereits beim Auspacken der Schuhe gemerkt, dass es sich um ein hochwertiges Produkt handelt. Die Oberfläche ist sehr glatt (sauber gefertigt) und man spürt direkt wie robust das Material ist.

Wie der Begriff „hydrophobiert“ verdeutlich, wurde das Leder behandelt, um die kapillare Wasseraufnahme zu reduzieren. Dies führt dazu, dass die Füße im Schuh wirklich trocken bleiben. Weder Regenschauer von oben, noch kleine Bäche von unten führen dazu, dass Wasser in das Innere des Schuhs eindringt. Sogar den Test, bei dem ich etwa 30 Sekunden in einer tieferen Pfütze stand, haben sie problemlos bestanden.

Wasser1 Wasser2

Das Polster am Fersenbereich des Säuling finde ich persönlich ganz ordentlich. Er schützt den Knöchel und sorgt auch etwas für Stabilität im hinteren Fußbereich. Dennoch muss ich sagen, dass der Schuh – wenn ich ihn mit anderen Berg-Wanderschuhen vergleiche, die in diesem Bereich mehr gepolstert sind – hier m.E. noch etwas Entwicklungspotential hat.

Der Innenbereich des Bergschuhs besteht aus Kalbsleber. Obwohl ich anfänglich, aufgrund der robusten Optik dieses Bereiches, etwas skeptisch war, muss ich doch sagen, dass meine Füße von Anfang an sehr weich darinsaßen und sie durchgehend warm darin blieben. Zudem haben ich trotz einiger längerer Wanderungen bis 20 Kilometer nie Blasen beim Gehen bekommen (auch bei den ersten Touren nicht).

Innen

Was mich persönlich etwas störte, war der Spannbereich. Hier sehe ich das größte Verbesserungspotential darin, dass es m.E. einer etwas besseren Polsterung bedarf. Obwohl dies teilweise auch meiner Fußform geschuldet sein kann, hatte ich bei jeder Wanderung (unabhängig von der Festigkeit der Schnürung) ein leicht drückendes Gefühl.

Lasche

Schnürung: Diese konnte bei mir vollkommen Punkten. Abgesehen davon, dass die Rundsenkel ganz schön aussehen, lassen sie sich sehr einfach durch die großen Ösen einfädeln und im oberen Bereich beim Zuschnüren sehr leicht der gewünschte Druck herstellen. Dadurch, dass der Schuh in diesem Bereich sehr flexibel ist, passt sich der Oberschuh ziemlich genau an den individuellen Fuß an. Dadurch hatte ich beim Gehen, abgesehen vom oben beschriebenen leichten Druckgefühl, kontinuierlich ein gutes und sicheres Gefühl.

Rundsenkel

Dank der typischen Ghillie-Schnürung lässt sich die Weite des Schuhs sehr gut regulieren. So passt er sowohl Menschen mit schmalen, als auch breiteren Füßen. Fest geschnürt gibt der Schuh viel Halt und sorgt für sicheren Tritt, auch in schwierigerem Gelände. Im Alltag oder bei leichten Wanderungen ist der Schuh locker geschnürt herrlich bequem. In jedem Fall bietet die Zehenbox - das ist der Fachbegriff für den Zehenraum - viel Platz, so dass der Schuh auch beim Bergabgehen nicht drückt.

Sohle: Laut Hersteller wurde bei diesem Produkt eine Lederbrandsohle sowie eine Fersendecksohle aus Leder mit Latexpolsterung verbaut. Insbesondere die Polsterung ist beim Bergabgehen zu spüren. Da ich in der Vergangenheit bei längeren Abstiegen mehrfach Probleme im Kniebereich hatte, kann ich sagen, dass die Polsterung des Schuhs wirklich sehr gut ist – ich hatte sowohl während der Wanderung, als auch danach keine Schmerzen, da Stöße m.E. sehr gut abgedämpft werden.

Die Struktur der Sohle hat mich ebenfalls begeistert. Sie erzeugt einen guten Halt beim Gehen auf unterschiedlichsten Terrains und ihre „Rillen“ verstopfen – abgesehen davon, wenn es sehr sehr matschig ist (vgl. 3. Bild der Sohle) – so gut wie gar nicht. Ich denke, dies liegt vor allem daran, dass der Hersteller in der Mitte des vorderen Fußbereiches eine „größere Kammer“ eingebaut hat und sich dort nur bedingt Schlamm festsetzen kann. Trotz meiner guten Erfahrung im Mittelgebirge (Hunsrück und Eifel), muss ich doch sagen, dass ich ihnen in dieser Region vollsten vertraue. Bei Touren auf alpinen Steigen würde ich jedoch – gefühlsmäßig – eher Wanderschuhen mit etwas mehr Profiltiefe mein Vertrauen schenken.

Sohle 1 Sohle 2 Matschig Sohle 4 Sohle 6 Sohle 5

Reinigung/Hygiene: Die Schuhe lassen sich sehr einfach mit lauwarmem Wasser und einem Tuch reinigen. Hierdurch kann man die Lebensdauer des Leders auf jeden Fall steigern. Darüber hinaus empfiehlt der Hersteller noch weitere Pflegemittel, die auf seiner Website zu finden sind.

Nutzung im Alltag: Mit einem Gewicht von 1,4 Kilo ist der Bergschuh etwas leichter als ähnliche Produkte anderer Hersteller. Und dies merkt man: Da ich normalerweise massivere Wanderschuhe von Hanwag trage, fühlte sich die erste Wanderung sehr viel leichter an. Empfehlen würde ich die Bergschuhe vor allem für Wanderungen im Mittelgebirge, da mir für die Alpen das Profil zu gering erscheint. Aufgrund der Optik kann man die Schuhe jedoch nicht nur zum Wandern tragen: Auch für Spaziergänge und diverse Touren im Alltag sind sie geeignet. Ich persönlich würde sie aufgrund der Optik zwar nicht unbedingt im beruflichen Kontext tragen, dennoch steht auch dieser Nutzung aufgrund des überwiegend bequemen Innenaufbaus nichts im Weg. Dann sollten man jedoch die Schuhe ggf. nicht zu fest zu schnüren, da ansonsten die Lasche auf Dauer schmerzhaft wirken kann.

Ende1 Ende 2

Fazit: Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich vom Säuling wirklich sehr begeistert bin und auch in Zukunft noch einige Touren mit ihm starten werde. Zwar kann man den Innenbereich des Spanns noch weiter optimieren, dennoch sitzt er für Touren im Mittelgebirge und Spaziergänge sehr gut am Fuß. Natürlich ist der Anschaffungspreis mit 359 Euro sehr hoch. Dennoch finde ich, bei diesem Bergschuh passt der Satz „Qualität hat ihren Preis“. Und diesen finde ich für einen Schuh, der mit so viele Liebe und Perfektion gefertigt wurde, vollkommen angemessen.

 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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