Leichte, stabile und sehr griffige Fast-Hiking-Schuhe
Vorteile
- Gute Stabilität
- Griffige Sohle
- Geringes Gewicht
- Angenehmes Abrollverhalten
- Gore-Tex = trockene Füße
Nachteile
- Verschleiß an den Schnürsenkeln
- Weniger robust als klassische Bergschuhe
- Weniger gut für Kraxelpassagen
Bewertung
Das Produkt – Herstellerversprechen
Das sagt der Hersteller Scarpa zum neuen Modell „Rush 2 GTX“ in der Kategorie Wanderschuhe bzw. Fast-Hiking-Schuhe (Quelle: Scarpa):
RUSH 2 GTX - dynamischer und komfortabler Schuh zum Erkunden der Trails. Er wurde für diejenigen entwickelt, die sich den Bergen in einem schnelleren Tempo nähern und dafür Unterstützung und ausreichend Schutz benötigen. Komfort und Dämpfung werden durch die IKS-Technologie bereitgestellt, die das Gewicht des Körpers progressiv unterstützt. Das neue Anti-Torsions-System verbessert die Stabilität, während die GORE-TEX-Membran wasserdichten Schutz garantiert.
- Komfort und Dämpfung
- Progressive Körpergewichtsabsorption
- Ideal für Fast Hiking
- Gewicht: 380 g - (½ Paar. Größe 42)
- Stack: Drop 8 mm
- Größen: 40-46 mit ½ Größen + 47-48 keine ½ Größen
- Technologien: Presa-Sohle, Activ-Fit-System, Activ-Impact-Technologie
- Partner: Gore-Tex
Obermaterial Ein weiches und angenehm zu tragendes Material, gleichzeitig schützt es, dank der integrierten 3D-Zehenkappe.
Schnürung Leichtes Schlaufensystem, das den Druck gleichmäßig verteilt. Das Obermaterial ist leicht zu befestigen und vermeidet Druckstellen.
Futter GORE-TEX Invisible Fit für einen wasserdichten Schuh ohne Kompromisse bei Passform, Flexibilität und Gewicht. Die direkt mit dem Obermaterial verbundene, leichte Konstruktion ist unsichtbar und sorgt für ein maschenartiges Komfortgefühl.
Sohle Der Presa HIK-03 Sohle wurde von SCARPA mit der IKS-Technologie (Interactive Kinetic System) entwickelt und hergestellt Sie zeichnet sich durch 7 Dämpfungsbereiche aus: 6 im Vorfußbereich und 1 in der Ferse. Die 7 Bereiche bieten eine hervorragende Dämpfung und eine progressive Unterstützung des Körpergewichts. Die EVA-Zwischensohle mit zwei unterschiedlichen Dichten absorbiert die Stöße.
Der Test
Ich habe die Scarpa Rush 2 GTX in den vergangenen Wochen in verschiedenstem Gelände getragen. Mit dabei waren einfache und gut ausgebauten Wald- und Forstwegen, sowohl in der Ebene als auch mit ordentlicher Steigung. Zudem sind die Schuhe auf anspruchsvolleren, mit Felsen und Wurzeln durchsetzten Wanderwegen und Trails zum Einsatz gekommen. Um das Limit der Schuhe auszutesten, habe ich sie auch in alpinerem Gelände mit einzelnen Kraxelpassagen getestet. Über die verschiedenen Einsätze wurden die Scarpas sowohl trockenen als auch sehr nassen Bedingungen ausgesetzt.
Vorteile
Gute Stabilität
Die Scarpa Rush Fast-Hiking Schuhe kommen mit einem sehr soliden Sohlenaufbau und einem stabilen Halb-Schaft, der bis unter die Knöchel geht (klassischer Halbschuh-Schnitt). Damit bieten die Schuhe auch in unwegsamen Gelände zwischen Wurzeln und Steinen einen stabilen Halt. Natürlich ist der Halt nicht mit einem Knöchel-hohen Bergstiefel vergleichen. Dennoch gebe ich dem Scarpa Rush mehr Punkte bzgl. Halt und Stabilität als einem „gewöhnlichen“ Trailrunning Schuh. Damit wird der Rush seiner Bestimmung als Fast-Hiking Schuh gerecht. Stabiler als ein Trailrunner, aber geschmeidiger als ein Bergstiefel. Auch im Abstieg bieten die Schuhe einen guten Halt.
Griffige Sohle
Die bei Scarpa bewährten Presa-Sohlen kommen auch bei diesem Modell zum Einsatz. Die Sohle ist mit einem griffigen Profil mit einer guten Profiltiefe versehen. Damit habe ich auch auf glatten Wurzeln und nassen Steine guten Halt gefunden. Für eine Wanderung auf gewöhnlichen oder auch etwas anspruchsvolleren Bergwegen (kein alpines Gelände!) bietet die griffige Sohle alles, was man sich wünschen kann.
Geringes Gewicht
Trotz des soliden Aufbaus wiegen die Scarpa Rush 2 unter 400 g je Schuh. Mit diesem geringen Gewicht an den Füßen kann man sich stabil und trotzdem schnell am Berg bewegen.
Angenehmes Abrollverhalten
Der stabile und griffige Sohlenaufbau ist trotzdem angenehm weich und zeigt ein gutes Abrollverhalten. In den Schuhen hat man nicht die für Berg- oder Zustiegsschuh-typische Sohlensteifigkeit. Die Schuhe rollen sowohl bergauf, in der Ebene als auch bergab sehr angenehm ab. Vor allem auf weniger anspruchsvollen, dafür aber längeren Touren ist das von Vorteil und verhindert eine schnelle Ermüdung der Füße – oder sogar Fußschmerzen. Insgesamt hatte ich in den Schuhen von der ersten Minute an nie Schmerzen!
Gore-Tex = trockene Füße
Die Fast-Hiking-Schuhe sind mit einer Gore-Tex-Membrane bzw. mit der Gore-Tex-Technologie ausgestattet. Damit sind leichter Regen, niedrige Pfützen, Matsch, feuchtes Gras oder nasses Unterholz kein Problem. Die Füße bleiben auch über lange Strecken trocken, vorausgesetzt die Nässe kommt nicht über den Schaft in den Schuh. Der Wärmestau aufgrund der Gore-Tex-Membran hält sich definitiv in Grenzen. Für mich ein sehr guter Trade-Off zwischen Feuchtigkeitsschutz und nicht zu warmen Füßen.
Nachteile
Verschleiß an den Schnürsenkeln
Nach bereits wenigen Touren mit den Schuhen ist mir aufgefallen, das die aus weichem Material gefertigten Band-Schnürsenkel bereits erste Scheuerstellen aufweisen. Insgesamt sind die Schnürsenkel eher weich und elastisch. Persönlich bevorzuge ich etwas robustere Schuhbänder. Ich hoffe, dass sich die aufgeriebenen Stellen nicht zeitnah vergrößern. Nach so kurzer Zeit bzw. so wenigen Touren (weniger als 10) darf das nicht auftreten.
Weniger robust als klassische Bergschuhe
Im Vergleich zu „klassischen“ Bergschuhen (z.B. mit knöchelhohem Schaft) oder auch im Vergleich zu Zustiegsschuhen (z.B. Scarpa Mescalito) sind die Fast-Hiking-Schuhe von Scarpa deutlich weniger robust. Hartes bzw. raues Gelände macht sowohl der Sohle als auch dem Obermaterial schnell und merklich zu schaffen. Die Rush 2 GTX liegen diesbezüglich deutlich näher an Trailrunning-Schuhen als an Bergschuhen. Wer diese leichten Schuhe auch in anspruchsvollerem Gelände regelmäßig einsetzen will (vorbehaltlich der bedingten Eignung – siehe unten), sollte sich einem schnelleren Verschleiß bewusst sein.
Weniger gut für Kraxelpassagen
Um das Limit der Schuhe auszutesten, habe ich diese auch auf anspruchsvolleren bzw. alpineren Touren getragen und das Verhalten der Schuhe im unteren Ier-Gelände ausgetestet. Wichtig ist, dass Scarpa die Fast-Hiking Schuhe nicht für alpines Gelände bewirbt. Dementsprechend macht sich die weiche Sohle Kraxelpassagen und Schrofengelände auch schnell bemerkbar. Durch die fehlende Steifigkeit fehlt es an Trittpräzision und halt auf kleineren Stufen und Tritten. Hier kommt der Schuh an seine Grenzen, was ich aber nicht wirklich negativ auslegen möchte. Fast-Hiking ist eben nicht Fast-Mountaineering oder Fast-Climbing. Dieser Punkt hier zur Information und zur Klarheit, dass die Schuhe nicht ganz so „GTX“ sind, wie es im Namen steckt. Ansonsten wird der Schuh dem Leistungsversprechen gerecht.
Fazit
Mit den Scarpa Rush 2 GTX bekommt man ziemlich genau das, was der Hersteller verspricht. Einen Fast-Hiking-Schuh, der im Gelände mittleren Anspruchs eine gute Stabilität und guten Halt bietet. Durch das geringe Gewicht und das weiche Abrollverhalten kann der Träger ein entsprechendes Tempo realisieren.
Die Gore-Tex-Technologie schützt vor Nässe. Insgesamt ist der Rush 2 GTX aber kein alpiner Schuh, da er deutlich weniger robust ist als ein klassischer Bergschuh. Weiterhin kommt der Schuh bei technisch anspruchsvolleren Passagen aufgrund der geringen Sohlensteifigkeit an seine Grenzen. Insgesamt bin ich mit dem Schuh sehr zufrieden und kann diesen für moderates Gelände mit gutem Gewissen empfehlen. Hinsichtlich der Haltbarkeit bin ich gespannt, wie der Rush 2 nach 10, 20, 30 weiteren Touren aussehen wird.