Ein wirklich toller nicht-nur-Wander-Schuh!
Vorteile
- sehr bequem
- schlanke Optik am Fuß (Gegenteil von klobig)
- gute Dämpfung
- wasserdicht nicht nur durch Gore-Tex
- fühlen sich sehr leicht an
- gutes Profil sorgt für guten Grip
Nachteile
- gewöhnungsbedürftige Schnürung (für Schnürfaule)
Bewertung
In den letzten 6 Wochen durfte ich für OUTSIDEstories den Cross Hike Mid Gore-Tex Wanderschuh für Frauen testen. Getestet habe ich ihn überwiegend bei allen „Spaziergängen“ mit unserem Sohn – egal, ob er in der Trage oder im Buggy dabei war. Die Wege waren sowohl vom Belag her (Teer, Gras, Waldboden, Schotter, Pflaster), als auch witterungsbedingt sehr unterschiedlich – matschig, gefroren, überflutet, verschneit – also eigentlich optimale Testbedingungen ;)
Passform
Je nach Marke und wie der jeweilige Schuh gerade ausfällt, habe ich Schuhgröße 38-40. Innerhalb dieser Bandbreite finde ich normalerweise immer ein Modell, das passt. In diesem Fall war ich etwas überrascht: ich habe gemäß der bei Salomon angegebenen Maßtabelle Schuhgröße 40 2/3 für den Cross Hike Mid – und die Schuhe passen perfekt! Vorn an den Zehen sind sie angenehm luftig, so dass auch beim bergab-Gehen kein Kontakt zwischen Schuh und Zeh hergestellt wird. Gleichzeitig sind sie schmal genug, bzw. werden durch die Schnürung eng genug, dass der seitliche Halt perfekt gegeben ist. Bei so manchem Matsch oder Eis bin ich gerutscht, allerdings immer mit Schuh, nie darin! Auch ein Hängenbleiben oder Anstoßen an einer übersehenen Wurzel oder einem Stein hat keinen unangenehmen Kontakt zwischen Zeh und Schuh hergestellt – der Stoß wurde vom Schuh sehr gut absorbiert.
Was mich besonders freut: ich muss nicht darauf achten, welche Socken ich trage. Gerade bei Wanderschuhen habe ich öfter das Problem, dass sie mir mit normalen oder etwas dünneren Socken zu weit sind und ich dann zumindest das Gefühl habe, im Schuh herumzurutschen. Bei diesem Schuh ist es tatsächlich egal, ob ich ganz dünne (keine Nylonstrümpfe, aber halt normal-dünne), dickere Tennis-, dicke Ski- oder selbstgestrickte Wollsocken anhabe. Nie drückt oder scheuert etwas, nie habe ich das Gefühl, der Schuh sei zu weit oder zu eng am Fuß!
Optisch machen die Schuhe einen „schlanken Fuß“ – anders, als so mancher Wanderschuh-Konkurrent sehen sie von oben eben grade nicht nach Wanderschuh und entsprechend „klobig“ aus, sondern sehr dezent und schmal. Die ein oder andere Einkaufsrunde (mit dem Auto) habe ich dann auch mit den Cross Hike Mid absolviert und gar nicht mehr dran gedacht, dass ich ja eigentlich einen Wanderschuh anhabe.
Features
Quicklace
Normalerweise erwähne ich die Schnürung nur, wenn ich darauf hinweise, dass ich grundsätzlich mit Doppelknoten unterwegs und schnürfaul bin – heißt, ich binde meine Schuhe einmal am Anfang und schlupfe dann nur noch hinein oder hinaus. Bei Wanderschuhen – gerade wenn sie etwas höher und damit um oder über den Knöchel gehen – geht das natürlich nicht, daher kommt an dieser Stelle eigentlich der Verweis auf den Doppelknoten.
Anders beim Cross Hike Mid! Denn hier gibt es keine Möglichkeit zum Binden: diese Schuhe sind mit Quicklace ausgestattet. Das ist ein „minimalistischer, starker Schnürsenkel, der in einem Zug festgezogen werden kann.“ (siehe Salomon-Homepage) Zusätzlich soll dadurch leichtes An- und Ausziehen ermöglicht werden. Definitiv lässt sich der Schuh super leicht ausziehen (wenn die Schnürung weit genug geöffnet ist) und man schlupft auch angenehm einfach hinein. Der Schnürsenkel wurde auch in den letzten 6 Wochen nahezu täglich und dabei ordentlich strapaziert und hat bisher keinerlei Ermüdungserscheinungen. Allerdings funktioniert das System auch nur mit zwei Händen, wie normale Schnürsenkel eben auch – und das ist mit Kind in der Trage vorm Bauch manchmal etwas schwierig… dafür kann aber Salomon ja nix ;)
Allerdings habe ich gerade bei diesen Trage-Einsätzen festgestellt, dass das Schnürsystem nicht so ganz festhält. Zur Erklärung: wenn ich einen Schuh binde, dann ist der immer gleich fest zugebunden, außer, die Schleife löst sich. Beim Quicklace-System kann ich den Schuh fest „binden“ und gehe dann in der Hocke mit gebeugtem Fuß gegen diese Bindung, um den anderen Schuh zu binden. Und genau in diesem Moment lockert sich die Schnürung des ersten Schuhs ein wenig. Zuerst hat mich das etwas genervt, allerdings sitzen die Schuhe so gut, dass ich trotz gefühlt recht lockerer Schnürung nicht im Schuh hoch- und runtergerutscht bin und entsprechend auch keine Blasen hatte. Nach den ersten zwei-drei Testrunden habe ich diese lockerere Schnürung akzeptiert und mich nicht weiter dran gestört. Ich hatte auch nie Steinchen oder ähnliches im Schuh – außer bei einer der letzten Runden! Da habe ich die Schuhe an beiden Füßen gut festmachen können, weil ich mit Buggy unterwegs war und hatte auf Teer innerorts tatsächlich einen kleinen Stein in den rechten Fersenbereich geschleudert. Ist aber wirklich nur das eine Mal vorgekommen und das Steinchen ließ sich leicht entfernen, ohne den Schuh ausziehen zu müssen oder die Schnürung zu lockern.
Einlegesohle aus geformtem OrthoLite + EnergyCell + Feather Construction
Gleich beim Reinschlupfen in den Schuh fühlt man sich wohl. Wie oben bereits erwähnt, umschließt der Schuh den Fuß sehr angenehm, ohne zu drücken und einzuengen, gibt dabei aber sehr guten Halt. Die Dämpfung arbeitet zuverlässig und auch kleinere Stolperer über Steine oder Wurzeln sind am Fuß nicht schmerzhaft spürbar oder hinterlassen Druckgefühle.
Die Sohle ist wirklich sehr angenehm. Bester Beweis für das angenehme „Innenleben“ des Schuhs ist für mich: ich habe mit einem älteren Paar Socken einen knapp 1,5-stündigen Spaziergang absolviert und erst als ich daheim aus den Schuhen nur mit den Socken auf dem Boden gelaufen bin, habe ich gemerkt, dass ich mir Löcher an den Fersen (unten!) gelaufen hatte. Normalerweise merke ich Löcher in den Socken sofort, weil die Ränder unangenehmen Druck ausüben. Aber in diesem Fall habe ich wirklich nichts gemerkt, was mich positiv überrascht hat!
GORE-TEX + Synthetisches Obermaterial + Wasserabweisend
Für mich ist schon die Bezeichnung GORE-TEX ausreichend, um „wasserabweisend“ bzw. sogar „wasserdicht“ zu assoziieren. Der Cross Hike Mid ist sogar zusätzlich zum Einsatz von GORE-TEX noch speziell behandelt und mit weiterem synthetischem Obermaterial ausgestattet, um die Füße wirklich trocken zu halten und dem Schuh dabei eine lange Haltbarkeit zu verleihen. Januar in unseren Breitengraden (Nordbayern) ist (leider) hervorragend geeignet, um so eine Wasserdichtigkeit zu testen. Wir hatten Schnee – da ist zwar die Kälte etwas spürbar gewesen, aber die Füße blieben trocken (von innen und von außen)!
Wir hatten leichte Schauer, Schneeregen und tauenden Frost im Gras – auch hier blieben die Füße angenehm trocken und bei Bewegung schön warm. Einzig bei einem Testlauf durch einen überschwemmten Weg neben einem verstopften Graben kam beim rechten Schuh rechts außen an den Zehen etwas Nässe herein.
Da ich zufällig auch noch an diesem Tag weiße Socken anhatte, konnte ich das Ergebnis nach dem Spaziergang auch noch auf Foto festhalten und hatte nicht nur das Gefühl, mein Fuß wäre etwas nass geworden.
Dieses Gefühl hatte ich nach einigen Pfützen-Tests nach der Überschwemmung auch immer wieder mal, es blieb aber bei dem Gefühl und es kam keine Nässe mehr durch (und die Pfützen waren tief genug, den ganzen vorderen Teil des Schuhs nass zu machen).
Chevron-Stollen
Oder anders: eine Sohle, deren Stollen in unterschiedliche Richtungen zeigen und so die Trittfestigkeit bzw. den Grip auf matschigem oder losem Untergrund erhöhen sollen. Matsch hatten wir in den letzten Wochen genug… gerutscht bin ich dennoch, allerdings hätte da vermutlich jeder Schuh nachgegeben, da auch nasse Wurzeln mit im Spiel waren oder der Matsch teils so tief war, dass er über den Schuh gegangen ist. Ebenso auf vereisten Pfützen helfen die Stollen nicht mehr – aber das ist ja teils sogar gut, dann kann man ein bisschen (kontrolliert) schlittern ;)
Abgesehen von den paar Ausrutschern, die andere Sohlen sicher auch gemacht hätten, bin ich sehr zufrieden mit der Performance der Stollen. Ich hatte immer ein sicheres Laufgefühl, gleichzeitig kam mir die Sohle nie klobig oder schwer am Fuß vor.
Preis/Leistung
Salomon verlangt stolze 180 € für den Cross Hike Mid Wanderschuh, im Netz gibt es ihn auch etwas günstiger. Das ist nicht der günstigste Schuh auf dem Markt, allerdings sind auch sehr viele Features „verbaut“ und das Material wurde für eine längere Haltbarkeit behandelt. Nach 6 Wochen Dauereinsatz und mehr als 120 gelaufenen Kilometern (ausnahmsweise mal nachgemessen), konnte ich bisher auch noch keinerlei Abnutzung feststellen – auch nicht bei den Schnürsenkeln und an denen habe ich sicher das ein oder andere Mal wenig sinnvoll aber mit viel Kraft gezogen…
Fazit
Der Cross Hike Mid Gore-Tex von Salomon hat mich überzeugt. Die feuchten Zehen waren eine einmalige Sache, die sich bisher und auch beim Drauf-Anlegen nicht wiederholt hat. Auch mit der Schnürung komme ich inzwischen klar und würde auch dafür keinen Punkt abziehen. Obwohl der Schnürsenkel wirklich sehr dünn ist, hält er erstaunlich viel aus.
Salomon gibt ein Gewicht von 340 Gramm (pro Schuh) an, nachgemessen sind es 373 Gramm in der Größe 40 2/3 – noch ohne Dreck, frisch aus dem Karton ;)
Zumindest meine Füße finden die Schuhe unheimlich bequem und laufen gern und ohne Ermüdungserscheinungen in den Wanderschuhen. Von daher gibt es eine klare Kaufempfehlung von mir!