Im test

Test: DECATHLON FORCLAZ Trekkingschuhe Trek 100 Leder wasserdicht - Wanderschuhe

DECATHLON FORCLAZ Trekkingschuhe Trek 100 Leder wasserdicht - Wanderschuhe
Für die leichte Tour auf breitem Fuß
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • griffige Sohle
  • bequeme Passform
  • gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Geröllschutz
  • Herstellung in Europa

Nachteile

  • Obermaterial saugt sich bei Regen voll
  • Fersenhalt durch Schnürung nicht gut anpassbar
  • breite Form
  • Zunge sehr dick
  • Eingeschränkter Anwendungsbereich (nur einfache Wanderungen)

Bewertung

Über Produkte von Decathlon sollte mittlerweile schon jeder outdoor-begeisterte Sportler gestolpert sein. Ob Merino-Shirt, Rucksack oder Zelt, Decathlon mischt in wirklich allen Bereichen mit. Oftmals sind die Produkte nicht mit dem Markennamen "Decathlon" versehen, sondern mit den unterschiedlichen Eigenmarken für bestimmte Sportarten. Im Falle von Wanderausrüstung ist das die Decathlon-Eigenmarke "Forclaz". Hier durfte ich das Modell "Trek 100", ein Schuh für das Anwendungsgebiet einfache Wanderungen, in den vergangenen 6 Wochen auf Herz und Nieren (oder auf Sohle und Schnürung) testen. Ich muss dazu allerdings auch erwähnen, dass ich vor ca. 10 Jahren schon mal einen Wanderschuh von Decathlon gekauft habe, das war damals das unbequemste, was meine Füße jemals gespürt haben. Auf diese Weise vorbelastet war ich gespannt darauf, inwiefern sich die Schuhe von Decathlon eventuell verbessert haben...oder eben nicht.

Was sagt der Hersteller? Bevor der Schuh bei mir eingetroffen ist, habe ich erstmal ein wenig Internet-Recherche betrieben. Die Merkmale, die mir dabei besonders ins Auge gesprungen sind, waren:

  • wasserdicht bis zu 6h bei Regen
  • breite Passform für kräftige Füße
  • Trekkingschuhe für mäßiges Gelände
  • "Gebrauchseinschränkung: Nicht zum Bergsteigen geeignet"  

Na, da bin ich ja mal gespannt...ein Trekking-Schuh von dem der Hersteller schon von vorn herein sagt: Nicht fürs Bergsteigen!

Erster Eindruck: Als das Testexemplar eingetroffen ist, war die breite Passform das erste auffällige Merkmal. Für meine eher schmalen Füße hätte ich vermutlich nicht die breite Version gewählt, dafür hat der Schuh dann aber doch erstaunlich gut gepasst...und äußerst bequem. Kein Vergleich zu dem Decathlon-Schuh von vor zehn Jahren.

Laut Decathlon-Homepage soll es den Schuh in zwei unterschiedlichen Breiten geben ("klassisch" und "breit"), in der Größenauswahl auf der Webseite konnte ich dahingehend aber keine unterschiedliche Auswahl finden. Im ersten Eindruck ist auch die gute Verarbeitung aufgefallen. Die geklebten Elemente (Sohle, Geröllschutz) sind sauber verarbeitet, keine Klebereste oder ungeklebte Stellen auf dem Schuh erkennbar. Auch die Nähte, insbesondere im Inneren des Schuhs oder im Bereich der Zunge, sind gut verarbeitet. An dieser Stelle also kein Grund zu klagen. Das auf der Außenseite verwendete Rindspaltleder (60%) macht ebenfalls einen gut verarbeiteten Eindruck, wirkt beim Anfassen allerdings eher dünn und nicht so stabil wie bei bisher von mir verwendeten Bergschuhen. Aber vielleicht ist das ja genau der Unterschied, warum die Schuhe eher für leichtes Gelände anstelle höherer Regionen empfohlen werden.

Ebenfalls beim ersten Anfassen auffällig war die doch recht voluminöse Zunge und auch der Schaftbereich, der ebenfalls sehr weich wirkt. Die Schnürung wird über 4 Ösen und 3 Haken an den Fuß angepasst, wobei der Fersenhalt nur bedingt justiert werden kann. Viele mir bekannten Bergschuhe haben eine explizite Verbindung vom Schnürhaken zur Ferse. Diese Verbindung fehlt bei diesem Schuh, sodass man den Fersenhalt nur geringfügig modifizieren kann. Die oberen beiden Haken der Schnürung ist dann im Bereich der dick gefütterten Zunge, sodass man hier schon ordentlich zuziehen muss, um halbwegs halt zu haben. Bei der Schnürung musste ich aufgrund meiner eher schmalen Fußform und des breit gebauten Schuhs schon sehr ans Limit gehen, bereits da zeigten sich erste Faltenbildungen / Wulstbildungen am Obermaterial im Bereich des Rists / Spann. Das Gefühl im Schuh war aber nicht schwimmend, sondern eher bequem. Dann noch schnell den Schuh von unten betrachtet, die Sohle ist eher grobstollig. Für leichte Wanderungen mehr als ausreichend. Ein gutes Abrollen sollte ebenfalls unterstützt werden, die Sohle ist wenig steif.

Schuhe im Einsatz: Also war ich gespannt auf die erste Tour. Da schwieriges Gelände explizit nicht empfohlen wurde, habe ich mir für den ersten Testeinsatz eine zweistündige Tour durch das schöne Monbachtal bei Bad Liebenzell rausgesucht. Die Strecke sollte durch eine Schlucht gehen, vereinzelte Bachquerungen, die Bodenbeschaffenheit von steinig bis erdig. Ein weiterer Abschnitt findet auf Asphalt statt, der Rückweg dann auf einem Schotterweg. Und weil‘s so schön ist, mache ich den Test bei Dauerregen. Bedeutet also, der erdige Boden ist dann eher matschig, die Steine sind dann eher glitschig.

Los geht's. Auf den ersten Metern war die Empfindung geprägt von dem komfortablen Gefühl im Schuh. Auf dem bereits leicht aufgeweichten erdigen Boden war immer ausreichend Grip vorhanden, das Profil der Schuhe setzte sich nicht sonderlich zu. Und wenn das Profil doch mal voller Waldboden sein sollte befreien sich die Blöcke aufgrund ihres großen Abstands recht einfach wieder von sämtlicher Erde. Beim Überqueren von nassen Steinen habe ich mich sehr vorsichtig rangetastet. Wollte ich mich ja nicht direkt lang machen.

Der Grip der Sohle auf nassen Steinen (eine Art Sandsteine) war tatsächlich überragend! So habe ich immer mehr Vertrauen in die Sohlen bekommen und auch Querungen an seitlich abfallenden, nassen Steinen gewagt. Bei solchen Querungen war nicht die Haftreibung der Sohlen limitierend, eher der weiche Aufbau des Schuhs. Die Sohle hat also voll überzeugt. Der im Zehen- und Fersenbereich angebrachte (nicht komplett umlaufende) gummierte Schutz verzeiht auch mal ein andotzen oder Hängenbleiben an gröberen Steinen. Es folgte ein Abschnitt auf Asphalt. Ja gut, da muss der Schuh ja keine NASA-Wissenschaft verarbeitet haben. Auffällig hier war das gute Abrollverhalten des Schuhs.

Beim Abstieg auf kleinschottrigen Wegen hat der Schuh ebenfalls überzeugt. Obwohl mir dieser ja etwas zu breit war, war auch hier kein Schwimmen im Schuh feststellbar. Was gibt es noch zu dieser Test-Tour zu sagen: Ach ja...es regnete die komplette Zeit...2 Stunden Dauerregen. Der Leder-Anteil der Oberfläche war schon ordentlich vollgesogen, im Inneren des Schuhs war allerdings keine Nässe spürbar. Ich muss allerdings auch dazusagen, dass ich den Schuh vor dem ersten Einsatz auch nicht explizit imprägniert habe, evtl. wäre dadurch der Vollsaug-Effekt etwas reduziert worden. Nach der Tour haben die Schuhe auch recht lange zum Trocknen (außen) benötigt, innen waren die Schuhe wie gesagt so oder so trocken. Die weiteren Touren waren von den Rahmenbedingungen dann eher langweilig, da trocken und keine besonderen Anforderungen.

Einsatzbereich: Der vom Hersteller gegebene Einsatzbereich "leichte Wanderungen" kann der Schuh auf alle Fälle ab. Ich würde mir mit diesem Schuh auch etwas anspruchsvollere Unternehmungen zutrauen, Geröllpassagen sollten kein Problem sein. Eher Respekt hätte ich beim Queren von Schneefeldern, wo man evtl. die Leisten in festen Schnee schlagen muss, dafür ist der Aufbau etwas zu weich.

Was sonst noch zu sagen wäre: Zu erwähnen ist noch, dass der Schuh in Europa hergestellt wird. In diesem Fall, wie so oft bei Schuhen, in Rumänien über die Firma Grisport. Die Schuhe von Decathlon/Forclaz haben mittlerweile einen ansehnlichen Qualitätsstandard erreicht. Mit einem Preis von 100€ sind die Schuh in Sachen Preis-Leistung weit vorne dabei. Für den Einsatz in leichtem Gelände sind die Schuh guten Gewissens zu empfehlen.  

Nun noch ein paar Bilder der Test-Touren:

Zunge und Beipackzettel
Voluminöse Zunge, umfangreicher Beipackzettel. Zumindest beim Zettel hilft die Schere.
Schuh geschnürt
Auch geschnürt ist noch viel von der Zunge übrig.
Haken und Ösen der Schnürung
Der Fersenhalt lässt sich nur bedingt über die Schnürung korrigieren, die Nähte wie der gesamte Schuh sind gut verarbeitet.
Geröllschutz Zehenbereich
Der Geröllschutz im Zehenbereich verzeiht auch Hängenbleiben an groben Steinen.
Schuh auf Holzstamm
Wenn das Vertrauen in den Grip da ist, kann man auch mal das überqueren von nassem Holz (vorsichtig) wagen.
Schuh auf Pfütze
Sichere Pfützen-Überquerung auf nassen Steinen.
Schuh auf Moos
Auch auf moosigen Steinen ausreichend Grip.
Schuh auf nassem Stein
Aufgrund der breiten Bauweise leichter Faltenwurf / Wulstbildung sichtbar.
Schräge Steine
Schräge Steine? Sohle hält!
Bachüberquerung
Keine Gefahr von Abrutschen. Am Schuh allerdings schon der aufgesaugte Regen sichtbar.
Sohle mit Erde
Mit Erde versetzte Sohle...
von Erde befreite Sohle
...nach der Tour wieder freigelaufen.

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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