Im test

Test: VIKING Anaconda Light Invisible Fit - Laufschuhe/Trailrunning

VIKING Anaconda Light Invisible Fit - Laufschuhe/Trailrunning
Leichter agiler Trailschuh, super Grip, beste GTX-Membran
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • agil und direkt
  • sehr guter Grip auf Trail und glatten Belägen
  • wasserdicht und dennoch atmungsaktiv
  • kurze Trocknungszeit
  • straffe Dämpfung

Nachteile

  • UVP nicht gerade günstig

Bewertung

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Testfacts

  • Testzeitraum: ca. 3 Wochen
  • Teststrecke: ca. 130 km, Asphalt, Schotter, Wiese, Matsch, Trail (jeweils nass u. trocken)
  • Modell: Anaconda Light Invisible Fit
  • Kategorie: Trail, Lightweight
  • Technologien: Gore-Tex Invisible Fit, Michelin UGC Compound Sohle
  • Farbe: Terracotta/Navy
  • Sprengung: 8mm
  • Gewicht: 322 Gramm (bei Größe DE45)
  • Preis: UVP 169,95 € (inzwischen bereits ab ca. 90 €)

 

Optik/Haptik

Wie immer bei diesem Abschnitt der Hinweis, über Geschmack lässt sich streiten und der optische Eindruck ist rein subjektiv.

Das Design des Viking Anaconda Light wirkt modern und gefällt mir im allgemeinen sehr gut.

Während der Anaconda Light von oben betrachtet durchaus noch als Straßenschuh durch gehen könnte, macht die Ansicht von unten auf die Michelin Außensohle das Einsatzgebiet des wasserdichten Schuhs relativ deutlich klar.

Im Gegensatz zum direkten Nachfolger setzt Viking bei meinem Testschuh auf ein „klassisches“ Schnürsystem inkl. zusätzlichem, oberen Loch für eine Fersenhalt-/Marathonschnürung.

Auch beim gut gepolsterten Einstiegsbereich und der Zunge macht Viking keine Experimente, sondern setzt auf altbewährtes.

Die verbaute Anziehhilfe ist groß genug um den Finger bequem durch zu stecken und sieht recht stabil aus.

Wie viele andere Hersteller verzichtet auch Viking auf eine „Schnürsenkelgarage“.

Mit 322 g pro Schuh, bei Größe DE45, ist der Anaconda im mittleren Gewichtssegment angesiedelt. Auch die Sprengung (Höhenunterschied Vorfuß/Ferse) liegt mit 8 mm im Mittelfeld und die meisten Läufer sollten damit recht gut zurechtkommen.

An die obligatorische, hochwertige und herausnehmbare Einlegesohle hat Viking natürlich auch gedacht.

Die Verarbeitung des Schuhs ist einwandfrei und die verbauten Materialien wirken allesamt hochwertig und robust.

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Viking Anaconda Light GTX

Mein Testschuh ist bereits während des Tests nicht mehr im Viking Shop gelistet, laut Viking ist das Modell vorübergehend ausverkauft. Ein Modell mit „normaler“ Gore-Tex-Membran und BOA Schnellschnürsystem ist jedoch weiterhin verfügbar. Die UVP erhöht sich durch das BOA Extra jedoch deutlich und liegt für die beiden Farbvarianten bei 199 €.

 

Laufen mit dem Anaconda Light

Wer meine Berichte regelmäßig liest, der weiß das ich meine Schuhe in der Regel nach wenigen Schritten relativ gut einschätzen kann, diese Einschätzung oft auch nach vielen Kilometern noch zutrifft und auch Einlaufen für mich keinen richtigen Sinn macht.

Der Anaconda Light ist hier eine der wenigen Ausnahmen. Bei der ersten Anprobe gefiel mir der Schuh irgendwie gar nicht, komische Passform, die Schnürung musste ich sehr eng zu ziehen und die Dämpfung ist auf den ersten Schritten praktisch nicht spürbar. Es war also definitiv keine Liebe auf den ersten Schritt 🙂 und wäre es eine Anprobe im Geschäft gewesen, hätte ich den Schuh wieder zurück ins Regal gestellt.

Natürlich hätte ich als unabhängiger Blogger den Schuh auch direkt wieder an Viking zurückschicken können, ich dachte mir aber wenn der Schuh sowieso schon einmal hier ist, dann bekommt er auch die Chance sich zu beweisen.

Im Nachhinein bin ich wirklich froh darüber dem Schuh diese Chance gegeben zu haben, denn wir haben uns ziemlich aneinander gewöhnt und sind inzwischen gute Freunde geworden 🙂 .

Der Anaconda Light wirkt sehr agil, läuft sich absolut neutral und lässt sich für einen Trailschuh gut flexen. Die 8mm Sprengung (Höhenunterschied Ferse/Vorfuß) passen gut zur Laufcharakteristik, obwohl ich vom Laufgefühl auf eine geringe Sprengung getippt hätte.

Besonders etwas schnellere Läufe machen mit dem Anaconda Light richtig Spaß und auch wenn der Schuh keinen Laufstil provoziert lässt er sich doch wesentlich besser auf dem Mittel-/Vorfuß laufen als auf der Ferse.

Inzwischen war ich mit dem Anaconda auf allen möglichen Strecken unterschiedlicher Länge unterwegs, habe problemlos Fahrtspiele, Tempoläufe und Sprints gemacht und einige Wasserlöcher und Bäche durchquert und fühlte mich dabei jederzeit richtig beschuht.

Das ich die Schnürung fast komplett zusammen ziehen muss finde ich optisch zwar immer noch nicht so besonders schön und dadurch werden auch die Schnürsenkel ziemlich lang, aber das ist nach meinen ganzen Testläufen auch das Einzige was ich am Anaconda noch zu auszusetzen habe.

Die Schleifen schiebe ich nach dem Schnüren übrigens bei allen meiner Schuhe unter die Schnürsenkel, was den Vorteil bringt, das Sie nicht mehr herum flattern und auch das eine einfache Schleife ausreicht damit der Schuh nicht mehr aufgeht.

 

Dämpfung

Die Dämpfung des Anaconda Light ist auf sein Einsatzgebiet abgestimmt und nichts für Freunde weicher, Sofaschuhe. Natürlich besitzt der Anaconda eine dämpfende Mittelsohle, diese ist allerdings eher auf Effizienz als auf Komfort ausgelegt.

Der Schuh ist ordentlich straff und verschwendet keinerlei Energie beim Aufkommen oder Abstoßen.

Wer weite Strecken auf Asphalt läuft sollte das Laufen mit wenig Dämpfung gewöhnt sein oder muss sich dann halt langsam daran gewöhnen.

Ich persönlich hatte zwar keine Probleme damit, für ganz lange Läufe auf Asphalt würde ich aber dennoch einen Schuh mit etwas mehr Dämpfung wählen.

Auf etwas weicheren Böden, Trails oder Wiesen ist die Dämpfung des Anaconda absolut ausreichend oder besser gesagt, genau richtig. Hier bemerkt man auch schnell den Vorteil einer weniger ausgeprägten Dämpfung, denn die Rückmeldung vom Untergrund wird deutlich weniger gestört und man hat einfach mehr Kontrolle.

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Grip

Um ordentlichen Grip in allen Situationen zu gewährleisten, holt sich Viking Unterstützung bei den Spezialisten von Michelin. Diese Entscheidung ist oft nicht nur marketingtechnisch eine gute Idee, denn Firmen wie Vibram, Continental oder auch Michelin forschen bereits seit vielen Jahren an der perfekten Gummimischung.

Im Gegensatz zu den bis jetzt von mir getesteten Außensohlen von Vibram und Continental, welche ohne Ausnahme sehr guten Grip hatten, boten die Michelin-Sohlen weniger konstante Leistungen. Der Grip reichte hier von sehr gut bis zu „bei Nässe kaum laufbar“. Man kann sich hier also nicht nur auf den guten Namen verlassen, sondern sollte die Michelin-Sohlen lieber einzeln begutachten.

Beim Anaconda merkt man bereits nach den ersten Schritten in der Wohnung dass Michelin dieses Mal wohl die gute Mischung ausgepackt hat. Das Layout und Design der Stollen ist laut Michelin vom High-End Mountainbike-Reifen „Wild Race`r inspiriert, welcher etliche Testsiege einfahren konnte.

Die Sohle klebt richtig am Laminat und den Fliesen im Badezimmer, was nicht selten ein Indiz für eine gute Performance in freier Wildbahn ist.

Genauso ist es auch beim Anaconda, der Schuh hat praktisch auf allen Untergründen Grip satt und bleibt Herr der Lage. Für den tiefen Matsch gibt es zwar bessere Schuhe mit deutlich größeren Stollen, aber auf allen anderen Belägen hat die Michelin-Sohle zur Konkurrenz von Vibram oder Continental aufgeschlossen und spielt jetzt auch in der ersten Grip-Liga.

Paradeuntergründe der Sohle sind Schotter, Trails und Wiesen, aber auch auf nassen, glatten Belägen wie z.B. Schiefer oder Kopfsteinpflaster hat der Anaconda jederzeit ausreichend Reserven.

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Viking Anaconda Light GTX Grip Index

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Der „Grip Index“ ist ein Versuch von mir die Grip Level bei Trailschuhen besser vergleichen zu können. Er findet sich bei allen meiner neueren Trailschuhbeiträge

 

Protektion

In puncto Protektion, also den Schutz der Füße, beschränkt sich Viking zugunsten des Gewichts auf das Minimum. Es gibt einen Zehenschutz in Form eines doppelten Overlays aus Gummi, welches die Zehen und das Mesh des Schuhs bei leichten Anstößen schützen.

Ein zusätzlicher Durchtrittschutz ist nicht verbaut, die Mittel-/ und Außensohle halten aber in den meisten Fällen auch spitzere Steine oder Schotter davon ab sich bis in die Fußsohle vor zu arbeiten.

Normalerweise benötige ich auch nie mehr als diese Basics, stabile Zehenkappen oder zusätzliche Durchtrittschutzplatten sind meist unnötig, erhöhen das Gewicht des Schuhs und verringern die Flexibilität.

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Nässeschutz/Atmungsaktivität

Gore-Tex Logo. Beim Nässeschutz gibt es, wie zu erwarten war, keine Überraschungen, denn wo Gore-Tex draufsteht, muss das Wasser draußen bleiben. Der Anaconda Light bleibt auch nach längerem Tauchgang in einem Bach dicht und die Füße bleiben trocken.

Viking spendiert dem Schuh jedoch keine „normale“ Gore-Tex-Membran, sondern setzt auf die 2017 vorgestellte „Invisible Fit Technologie“, welche bisher nur von ganz wenigen Herstellern genutzt wird.

Erst vor kurzem hatte ich mit dem La Sportiva Jackal GTX meine ersten Erfahrungen mit Invisible Fit und war positiv überrascht.

Die Vorteile der Invisible Fit Technologie bemerkt man auch beim Anaconda Light relativ schnell. Das Obermaterial ist deutlich flexibler als bei herkömmlichen Gore-Tex-Schuhen und auch die Atmungsaktivität ist wesentlich besser, wodurch die Schuhe auch bei wärmeren Temperaturen ohne Einschränkungen nutzbar sind.

Was mir außerdem positiv, wenn auch nicht geplant, aufgefallen ist, ist die enorm schnelle Trocknungszeit. Beim Versuch die Dichtheit zu prüfen, habe ich zuerst die Wassertiefe etwas unterschätzt und stand bis über die Knöchel im Bach. Ich richtete mich also darauf ein den restlichen Lauf mit nassen, frierenden Füßen durchstehen zu müssen. Ich war deshalb mehr als erstaunt, dass ein Großteil des Wassers bereits nach einigen Schritten aus dem Schuh gedrückt wurde. Auch frierende Füße gab es trotz des kalten Windes keine, denn die Gore-Tex-Membran ist nicht nur wasser- sondern auch winddicht. Als ich ca. eine Stunde später zu Hause ankam hatte ich immer noch keine kalten Füße und der Schuh war innen und außen schon wieder fast komplett trocken.

Lange Zeit habe ich nur wenig Sympathie und Verständnis für wasserdichte Schuhe gehabt, weil man extrem geschwitzt hat, das Obermaterial harte Falten beim Knickpunkt der Zehen erzeugte und Wasser, welches von oben in den Schuh lief einfach im Schuh blieb.

Inzwischen kann ich keinen einzigen Nachteil eines Schuhs mit Gore-Tex Invisible Fit Technologie mehr argumentieren, dafür aber viele Vorteile.

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Fazit

Trotz unserer leichten Anlaufschwierigkeiten sind der Anaconda Light und Ich gute Freunde geworden.

Viking hat hier einen agilen Trailschuh gebaut der keine Energie verschwendet und den Laufstil des Trägers in keiner Weise beeinflusst.

Die Passform ist eher etwas weiter, kann aber mit der guten Schnürung ohne Probleme auch an schmale Füße, wie meine angepasst werden.

Ein essentieller Punkt bei Trailschuhen ist der Grip und dieses Mal funktioniert die Michelin-Außensohle erstklassig. Auf keinem Untergrund leistet der Anaconda Light sich eine Schwäche und bietet jederzeit Grip auf den man sich verlassen kann. Das gilt nicht nur für trockene Trails sondern auch für nasse, glatte Beläge, Wiesen, Schotter oder matschige Trails.

Wer wasserdichte Schuhe mit herkömmlicher Gore-Tex-Membran mag, wird Gore-Tex Invisible Fit lieben. Invisible Fit bietet zwar den gleichen Schutz gegen Wasser von außen, ist dabei aber leichter und flexibler, wodurch keine harten Falten an der Knickstelle der Zehen mehr entstehen, wie man Sie bei einigen anderen GTX Schuhen hat. Für den Fall das Wasser von oben in den Anaconda eindringt oder man sehr stark an den Füßen schwitzt, ist man mit Invisible Fit ebenfalls gut ausgestattet, denn die Atmungsaktivität und die Fähigkeit Wasser aus dem Schuh zu befördern ist mit einer „normalen“ Gore-Tex-Membran nicht zu vergleichen. Dadurch ist der Anaconda Light bei allen Temperaturen wesentlich angenehmer zu laufen.

Die UVP des Anaconda Light GTX ist mit 169,95 € zwar nicht gerade ein Schnäppchen für einen Trailschuh der Lightweight Kategorie. Die Performance und Qualität des Schuhs rechtfertigen allerdings den Preis. Da der Nachfolger bereits im Handel ist, ist mein Testmodell im Netzt schon ab ca. 90 € zu haben und damit ein Schnäppchen und eine klare Kaufempfehlung für fortgeschrittene Trail-/ oder „Wald-/ und Wiesenläufer“.

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