Foto: Kai
Draft

Mauretanien

Soll ich euch mal ein Geschichte erzählen? Eine, die in der Wüste spielt, aber mit so bildhübschen Stewardessen beginnt, dass ihr mir ab sofort kein Wort mehr glauben werdet. Nun, es handelt sich um die Crew der Air Mediterranee, einer Airline, die sich Ende der Nullerjahre auf das lukrative Marktsegment Afrikaflüge - da wo sonst keiner hinfliegt - spezialisiert hat. Der Heimtflughafen - warum weiß der Teufel - das französische Pilgerstädtchen Lourdes. Und beim Barte des Propheten, jede einzelne der Flugbegleiterinnen war es Wert seine Knie auf dem Weg zu heiligen Jungfrau Maria in Lourdes mehrfach zu ruinieren. So sitzt du also in deiner peinlichen Wüstenausrüstung vor einem der schönsten Wesen Frankreichs und denkst dir, warum du Depp nicht zum Wellness auf die Bahamas fliegst. Vor ein paar Stunden habe ich noch mit Janine zusammen meinen Survialrucksack mitten in der Nacht in Paris aufgegen.

Aber egal. Der Airbus fliegt über trostloses Gebiet, verliert an Flughöhe. Was wollen die denn hier in dieser Einöde? Doch die Landung auf dem International Airport von Atar ist ein lang erwartetes Event im sonst eher schmucklosen Provinznest. Für mich ist es noch mehr: ich will endlich die anderen Mitreisen kennen lernen.

 

 

Die Charaktere:

Raymond aus dem Saarland:
Der Franzose. Blaue Hose, blaues Hemd. Charaktergesicht. Sieht aus wie ein harter, erbarmungsloser französischer Flic.

Yukon, bürgerlcher Name: nicht bekannt
Survival-Experte mit kariertem Hemd und neuer Outdoorhose. Gestählt durch zahlreiche Yukon-Durchquerungen.

Jerome
"Sohn der Wüste"

Mr. and Mrs. Smith
Paar aus Mitteldeutschland. Er Versicherungsvertreter. Sie: Nice.

Janine aus Hamburg:
Zierliche Frau mit riesen Rucksack. Man fragt sich ernsthaft, wie sie diese Tour schaffen soll.

Roland:
Kumpel von den Smiths. Sehr still. Muss ein paar Dinge im Leben aufarbeiten ...

und ich eben

Die zweite Gruppe: "Sterne der Wüste"

 

Der "schwule" Käfer

Kurz vor Sonnenaufgang verlassen wir im Gänsemarsch die ehemalige Karawanserei in Chinguetti. Wir haben Verpflegung für drei bis 4 Tage im Rucksack, Schlafsack, Isomatte und aufgeteilt Zelte dabei. Die Maßgabe von Wüstensohn Jerome hieß maximal 15 Kilo Gepäck - plus Essen und Wasser - mehr nicht. Insgesamt kommen dann schon rund 20 Kilo für den ersten Tag zusammen. Und die drücken schon jetzt gewaltige Fußabdrücke in den Sand. Nicht umsonst, im wahrsten Sinne des Wortes, habe ich mir etliche Gedanken gemacht und Lightweight-Ausrüstung zugelegt und gemäß Jeromes Empfehlungen nur das Nötigste eingepackt.

Yukon, der Held aus Kanada, zupft und ruckelt an seiner Last, die er auf seiner Schulter tragen muss. Stellt die Riemen ein und ab oder wie auch immer. Er wirkt unlocker.  Wir sehen noch die Häuser als bereits die ersten Schweißtropfen über die Nase laufen und das Shirt Schweißflecken bekommt. Das Deo wird auf jeden Fall versagen. Das kleine Trüppchen stapft langsam über den losen vom Wind hergetragenen Sand auf den ins Nichts verlaufenden Wegen. Noch sehen wir keine Menschen in dem Dessert-Kaff - warum auch denke ich mir, zum Sandschippen steht hier keiner vor dem Muezzin auf - und ich fluche innerlich über die unchristliche Zeit in dieser islamischen Welt.

Unsere Parallelgruppe, die heute mit Lastenkamelen zur Tour "Sterne der Wüste" aufbricht, lässt sich mehr Zeit. Die großen, häufig furzenden Tiere, werden das gesamte Gepäck der Gruppe aufnehmen und stoisch durch die Wüste latschen. Steht man nicht gerade Abgas der Kamelwinde, sind die Tierchen durchaus ein großer Vorteil, um befreit durch den Sand zu laufen.

Die erste Düne stellt sich uns in den Weg, am nahen Horizont noch die letzten Umrisse von Chinguetti. Jerome geht mit schnellen und großen Schritten voran. Ein nach dem anderen folgt dem Führer auf seinen Spuren im Sand. Gleich die erste Erkenntnis: Ich sinke gar nicht so tief ein, der Tritt ist fester als gedacht. Dann dies: Ein schwarzer Käfer läuft uns, respektive mir, den Hintern in die Luft gehalten rückwärts entgegen. Wir stutzen. "Kai-Uwe", sagt Herr Smith, "die schwulen Käfer erwarten dich schon. Er kann gar nicht genug von dir kriegen." 

Mein Spitzname für die Tour ist also gesetzt. Allerdings muss ich da kurz in die Welt meiner Kindheitstraumata zurück. Zu meiner Zeit, als ich vielleicht so vier oder fünf Jahre alt war, und von einer ekligen Stimme, die mit einer Wolke Asbach Uralt und dem HB-Zigaretten-Rauch der damaligen Zeit vermischt mit lächelnd fragte: "Wie heißt du denn, mein Kleiner?" Und der Kleine antwortete: "Kai", da strahlte mein Gegenüber und rief nach bester Pawlowscher Manier: "Kai-Uwe von Hassel!" Ja, genau! Wer zur Hölle ist Kai-Uwe von Hassel? Eben,keine Ahnung. Später erfuhr ich, dass dieser damals ein Minister oder so was war, was jeden, der meinen Namen hörte, dazu animierte Kai-Uwe von Hassel rumzublöken.

Ich habe es verwunden. Der schwule Käfer verschwand übrigens genauso schnell wie er gekommen war. Später erfuhr ich, dass diese deswegen rückwärts Arsch oben laufen, weil sich so Tautröpfchen in kleinen Fugen, den Kerfen, am Chitinpanzer sammeln, die dann nach vorne gezielt in den Mund abgeleitet werden. So kann das kleine Kerlchen trinken ohne sich weiter, um seine Trinkwasserversorgung Gedanken machen zu müssen. Ein durchaus schlauer Zug der Evolution.

Dann ein Schrei. Ein verzerrtes Gesicht. Yukon stöhnt. Oh Gott, was ist geschehen? "Ich schaff das nicht!" "Der Rucksack ist zu schwer." "Er schneidet mir in den Arm und das Blut ab." Verwundert schaue ich mich um? Wie ist Yukon je aus Fairbanks rausgekommen?
Er schreit und winselt. Gibt auf! Jerome hat gleich eine pragmatische Lösung, zückt sein Satellitenhandy und ruft den Chief der Kameltruppe an. Glücklicherweise sind diese noch nicht losgetrabt, so das sich Yukon ihnen noch anschließen kann. zum Glück. Ich glaub, sonst hätten wir ihn erschießen müssen, weil man kann doch niemand einfach so in der Wüste zurücklassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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