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Test: BIG AGNES Tiger Wall UL2 - Trekkingzelt

BIG AGNES Tiger Wall UL2 - Trekkingzelt
Luxuriös leichtes 2 Pers Zelt für widrige 3 S. Verhältnisse.
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • leicht (1142 g) und kompakt (45 x 12 x 12 cm)
  • relativ unanfällig gegen Kondensation im Innern
  • intuitives und ausgeklügeltes Design
  • stabiles, flexibles und leichtes DAC-Alugestänge
  • Outdoor Industry Award 2018
  • Zeltstange: DAC green poles

Nachteile

  • nur unten herum gut belüftet
  • in die Tür regnet es beim Lüften von oben rein
  • nicht beliebig sturmfest (kann aber was ab)
  • nicht für Schneelasten geeignet
  • Platz für zwei sehr knapp bemessen
  • Rucksack und Stiefel müssen draußen bleiben

Bewertung

So sehr ich die Tarp-Hängematten-Kombination auf Sommertouren liebe und so sehr ich mein einwandiges Ultraleichtzelt und meinen Biwaksack auf Hochgebirgstouren brauche, ist manchmal doch das gewöhnliche doppelwandige Kuppelzelt die richtige Wahl. Wobei, so gewöhnlich ist das Tiger Wall UL2 dann doch nicht. Leicht und kompakt findet es immer einen Platz und bietet dank ultraleichter Materialien und ausgeklügelter Technik einiges an Luxus.

Zelt am See auf dem Bohusleden in Schweden

auf dem Bohusleden in Schweden

Einsatzbereich

Ich nutze das Zelt für Touren, bei denen ich keine speziellere Lösung benötige. Auf sommerlichen Touren - gerade im unwegsamen Gelände - schätze ich die Hängematte mit einem Tarp darüber sehr. Auf Hochgebirgs- und Wintertouren nutze ich ein noch leichteres einwandiges Zelt. Auf Solotouren greife ich sogar zum Biwaksack. Ist das Wetter aber nass, windig, ungemütlich, wird Kondensation im Inneren zum Problem und lässt das Terrain es zu, so spricht fast alles für dieses Zelt.

Ist es im Frühjahr oder Herbst jedoch sehr kalt und zugleich recht nass, oder ist sogar mit Schneelast zu rechnen, ist dieses Zelt eher ungeeignet. Geringe Belüftungsmöglichkeiten und die nicht unbegrenzte Stabilität können hier dazu führen, dass es im Zelt zu regnen oder zu schneien beginnt.

Ich würde es daher als Allrounder bei gewöhnlichen 3-Jahreszeiten-Bedingungen empfehlen. Vielleicht bin ich auch einfach zu oft bei Bedingungen und in Gegenden unterwegs, bei denen sonst niemand an Camping denken würde. Daher sei gesagt, dass mein Blickwinkel der eines stets autarken und abenteuerlustigen Draufgängers ist und daher für mich etwas höhere Anforderungen gelten dürften.

Zelt an der Ostsee auf Bikepackingtour bei Wismar

Bikepacking an der Ostsee

Außenzelt

Die Außenhaut aus silicon- und polyurethanbeschichtetem Ripstop Nylon ist trotz ihres unglaublich geringen Gewichtes sehr strapazierfähig. Die doppelten Nähte sind mit lösungsmittelfreiem Polyurethantape abgedichtet. Und die dadurch erreichte Wasserdichte von 1200 mm Wassersäule ist absolut ausreichend.

Das Zelt verfügt rundherum über 7 Befestigungspunkte mit Klickverschlüssen oder Schlaufen für Heringe und 3 Abspannleinen. Die Klickverschlüsse mit deren Riemen das Außenzelt gespannt werden kann sind farbig markiert, wodurch das richtige Befestigen am Innenzelt einfach und intuitiv ist. An der Innenseite sind zusätzlich 3 Klettbandschlaufen, die nur zur Fixierung auf der Stange gebraucht werden, wenn das Außenzelt zusammen mit dem Footprint und der Zeltstange als Tarpzelt aufgebaut wird.

Die YKK-3C-Reisverschlüsse sind mit handlichen Kunststoffgriffen ausgestattet. Jedoch verklemmen sie leicht mal an der mit 2 Klettpunkten fixierten Abdeckleiste. Ein Tipp ist das Pflegen der Reisverschlüsse mit Vaseline für eine geschmeidige und reibungslose Funktion. Die Flügel der mittig zu öffnenden Eingänge können zu beiden Seiten hin geöffnet und dort je durch eine Schlinge mit Knebel fixiert werden.

Das Dach über den Eingängen ist dank der Querstange schön weit nach vorne gezogen. Dadurch entsteht eine kleine Abseite in der die Stiefel des Nachts Platz finden und die erschwert, dass es ins Innenzelt herein regnet. Die Reisverschlüsse lassen sich auch von oben nach unten öffnen, was die einzige obere Belüftungsmöglichkeit darstellt. Regen kann hierdurch jedoch an die Innenzelttür und teils ins Innenzelt gelangen.

Die helle Färbung hilft dabei das Aufheizen in der Sonne zu verzögern, indem es einen Teil des Lichtes reflektiert. Dank der zusätzlich reflektierenden Ecken und Abspannschnüre ist es im Dunkeln gut zu sehen. Ist ein Lagerfeuer in der Nähe, so ist allergrößte Vorsicht geboten. Funken führen hier sofort zu Löchern.

Probleme sehe ich beim Außenzelt nur bei der Belüftung und den Reisverschluss-Abdeckleisten. Sobald es zu kalt ist und regnet, kann nicht mehr ausreichen gelüftet werden, was zur Kondensation im Inneren führt. Ein Hauptgrund für die Beschränkung auf 2 bis 3 Jahreszeiten.

Außenzelt Detailaufnahme 1

Außenzelt Detailaufnahme 2

Innenzelt

Das atmungsaktive Innenzelt ist im oberen Bereich aus Polyester-Mesh und im unteren Bereich aus Ripstop Nylon gefertigt. Der wannenartig rundherum hochgezogene Boden aus Ripstop Nylon ist zusätzlich mit Silicon und Polyurethan beschichtet und mit einer Wasserdichte von 1200 mm und getapten Doppelnähten einigermaßen dicht. Der unbeschichtete Bereich darüber und der große Meshbereich sind hingegen sehr atmungsaktiv.

Das Innenzelt verfügt rund herum über insgesamt 5 Befestigungspunkte, deren Schlaufen mit denselben Heringen, wie die darüber liegenden Punkte des Außenzeltes befestigt werden. An 3 dieser Punkte wird das Außenzelt mit Klickverschlüssen befestigt, was den Aufbau deutlich beschleunigt. An der Zeltstange, die an dreien dieser Punkte in Metallösen im Flachband gesteckt wird, wird das Innenzelt mit 9 sehr leicht aber stabil gehaltenen Kunststoffklips eingehängt.

Die Türen schließen mit zwei Reisverschlüssen und können in offenen zustand aufgerollt von einer Schlaufe mit Knebel oder einfach durch eine große Schlaufe gezogen fixiert werden. Die Reisverschlussleisten sind in Weiß, wodurch sie sich auch des Nachts auf Anhieb finden lassen.

Im Inneren ist gerade genug Platz für zwei Isomatten mit Standardbreite, Kopfkissen aus Klamotten und ein paar Kleinigkeiten. Die Schuhe finden in den kleinen Abseiten Platz, doch das restliche Gepäck verstaue ich meist im Rucksack, der dank Regenhülle außerhalb die Nacht überstehen kann.

Am Kopfende befindet sich auf jeder Seite eine Mesh-Einschubtasche und oben mittig eine dritte. Die obere ist etwa 50 cm breit und verfügt über zwei Löcher für Kopfhörerkabel. An der Decke finden sich an den Stangeneinhängepunkten 9 kleine Schlaufen, an denen eine Lampe oder eine kleine Wäscheleine angehängt werden kann.

Die gelbe Farbe des Innenzeltes ist sehr angenehm und hilft dabei auch unter widrigen Umständen und längeren Tagen im kleinen Zelt die Moral oben zu halten.

Probleme sehe ich beim Innenzelt nur bei der (Un-)Wetterfestigkeit. Da zuerst das Innenzelt mit der Stange aufgestellt werden und dann erst das schützende Außenzelt darüber geworfen werden muss, gibt es eventuell ein kurzes Zeitfenster, in dem es ins Zelt hinein regnen kann. Der Boden ist zudem bei diesem Ultraleicht-Zelt entsprechend dünn. Auf einem weichen und saugfähigen Untergrund wie Rasen, ist das kein Problem. Wird es jedoch rauer, oder kann stehendes Wasser gegen den Stoff drücken, so sollte eine Bodenplane / Footprint eingeplant werden. Dieses erhöht mit 170 g jedoch das Gesamtgewicht.

Zelt von innen auf dem Outsidestories-Testival in den Dolomiten, Italien

Innenzelt Detailaufnahme

Hardwear

Das leichte und flexible green-poles-Featherlite-Gestänge von DAC besteht aus 16 8.7 mm dicken Aluminiumelementen. Diese minimalistische wie effektive Konstruktion - mit drei Enden, die bis zum Boden reichen und einer kleinen Querstange - funktioniert auf Grund einer Aludreipunktkreuzes und eines Kunststofffixierung. Die Einstangenkonstruktion mit farblich markierten Stangenenden vereinfacht den Auf- und Abbau merkbar.

Der Begriff green poles bezieht sich bei der Zeltstange auf das Versprechen von DAC, dass bei ihrer Herstellung die dadurch entstehende Umweltverschmutzung minimiert und ein gesundes Arbeitsumfeld gefördert wird.

Um eine abgeknickte Stange im Notfall schienen zu können, liegt dem Zelt ein Röhrchen bei, dass über die Stange geschoben und dort z. B. mit Tape fixiert werden kann.

Die 7 beiliegenden V-Heringe aus Aluminium sind mit 1.5 mm Stärke sehr stabil, verfügen jedoch nur über eine 1.1 cm breite Auflagefläche. Zahlenmäßig reichen sie nicht um alle Befestigungspunkte und Sturmleinen abzudecken. Die Heringe habe ich selbst mit kleinen Schlaufen aus orangem Band versehen. Dies erleichtert das Ziehen und hilft beim Suchen.

Probleme sehe ich bei der Hardwear nur bei den Heringen. Diese sind unter Umständen zu wenige. Und bei sandigem Untergrund können sie schon Mal zu schmal sein.

Zeltstangen (Kreuz und Fixierung)

Daten

Gesamt-Gewicht: 1130 g (Herstellerangabe), 1140 g (selbst gemessen)

Einzel-Gewichte: 380 g (Außenzelt), 393 g (Innenzelt), 257 g (Stangen mit Beutel), 95 g (7 Heringe mit Beutel, Schiene und Bandschlaufen), 15 g (Packsack, selbst gemessen)

Packmaß: 45 x 12 x 12 cm (selbst gemessen)

Außenmaße: 230 x 240 x 105 cm (Länge x Breite x Höhe)

Innenmaße: 220 x 105-130 x 100 cm (Länge x Breite x Höhe)

Grundfläche: 2.6 m² (innen), 0.7 m² (Abseite)

Wassersäule Außenzelt und Boden: 1200 mm

Material Außenzelt und Boden: silicon- und polyurethanbeschichtetes Ripstop Nylon (100 % Polyamid)

Material Innenzelt: Ripstop Nylon (100 % Polyamid) und Polyester-Mesh (100 % Polyester)

Reißverschluss: Stärke 3C vom Marktführer YKK

Gestänge: Aluminium DAC Featherlite NFL green poles

Heringe: 7 Aluminium V-Heringe

Ausgänge mit Abseiten: 2

Einsatzbereich: 2 bis 3 Jahreszeiten

Made in: China

Footprint: robustes, silicon- und polyurethanbeschichtetes Nylon (1200 mm Wassersäule, 170 g, 18 x 11 x 4 cm, Herstellerangabe, gesondert erhältlich)

Reparatur: Ich empfehle Tenacious-Tape oder Seamgrip.

Heringen und Schiene

Aufbauvarianten

Wer noch Gewicht sparen und das Zelt an das gegebene Wetter anpassen möchte, kann statt der normalen Aufbauvariante (1140 g) eine etwas abgespeckte Variante wählen.

Ist kein Regen zu erwarten aber ein Schutz vor Insekten gewünscht, so kann das Innenzelt mit der Stange und 4 Heringen aufgestellt werden. Das Gewicht liegt dann lediglich bei 690 g.

Muss lediglich ein Schutz gegen kurze Schauer her, so kann die Stange in die Ösen der separat erhältlichen Bodenplane gesteckt und innen mit Klettschlauen am Außenzelt befestigt werden. Dieses Setup wiegt lediglich 800 g.

minimalistische Aufbauvarianten

Einordnung

Das am weitesten verbreitete und für die aller meisten Verhältnisse geeignete ist das doppelwandige Kuppelzelt. Und das nicht ohne Grund. Einwandige Zelte sind wegen ihrer Anfälligkeit für Kondensation im Innern eher für eine Umgebung mit kalter trockener Luft geeignet oder müssen besonders gut belüftet sein. Biwaksäcke bringen zusätzlich ein Platzproblem und einen ungeschützten Einstieg mit sich. In einer Hängematte ist die Aussicht hervorragend, doch kann es bei Wind und Kälte in ihr schnell ungemütlich werden. Und das Tarp - so vielseitig es auch ist - bietet keinen Rundumschutz. Doppelwandige Zelte schaffen hingegen schnell und einfach einen geschlossenen und gut geschützten Raum, in dem man sich den fordernden Elementen entziehen kann.

Unter den Zelten sind die Geodäten sicherlich die stabilsten und die Tunnelzelte die geräumigsten. Dieses Zelt ist dafür leicht und selbststehend. Damit vereint es zwei der Vorteile von Geodäten und Tunnelzelten, während es im Punkto Sturmfeste und Raumgröße eingeschränkt ist.

einordnender Vergleich innerhalb meiner Außrüstung

Resümee

Trotz leichter Kondensationsprobleme bietet das Tiger Wall UL 2 den vollen Luxus eines doppelwandigen Zweipersonenzeltes. Zugleich spart es dank ausgewählter Materialien und geschickter Stangenkonstruktion Gewicht, Packmaß und Aufbauzeit ein. Auf Grund der bedingten Wasser-, Sturm- und Schneefeste ist es kein absoluter Allrounder, jedoch schlägt es sich als Ultraleichtzelt für frühjährliche bis herbstliche Walder-, Paddel- und Bikepacking-Touren tadellos. Ich werd es zukünftig wohl immer nutzen, wenn mein Biwaksack, mein Hochgebirgszelt oder mein Tarp nicht angebracht scheinen. Einen leider deutlich schwereren Geodäten kann es jedoch nicht ersetzen.

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Tja und auf einmal ist man zu dritt unterwegs... Haben heute unser Tiger Wall UL3 Solution Dye zum ersten Mal aufgebaut. Sprich, wir sind vom UL2 nach all den Jahre so überzeugt, dass wir auch für unsere kleine Familie bei diesem Modell bleiben. Die neue Generation weist aber ein paar Neuerungen auf. Am Zelt selbst haben sich Kleinigkeiten, wie die Befestigungen der Stangenenden verändert. Zudem verfügt das Innenzelt an der Decke über eine weitere und sehr sehr große Tasche aus Fliegennetz. Die beiliegenden Heringe sind jetzt Dirt Dagger H-Profil Heringe in Orange mit Bändchen, das leichteste und stabilste, was BA zu bieten hat. Und der Zeltstoff scheint ein völlig anderer zu sein. Die Farben wirken anders, etwas blass Gelb und Weiß, aber gesättigter und nicht mehr so durchsichtig. Das liegt daran, dass nicht der fertige Stoff gefärbt wurde, sondern bereits das Garn aus farbigem Kunststoff hergestellt wurde. Da die Farbe so im Kunststoff eingebettet ist, bleicht der Stoff nicht so schnell aus und die Farbe ist besonders UV-stabil. Zudem ist die Methode umweltverträglicher (80 % weniger Energie, 50 % weniger Wasser, 80 % weniger Chemikalien für Färben und Nachbehandeln). Die Stangen von DAC sind nach wie vor absolute Spitze. Alles in allem erreichen wir durch das Update 0.9 m² mehr Platz bei 200 g Mehrgewicht und bleiben bei einem semi-freistehendes Zelt mit mittelmäßiger Stabilität aber nur 1.3 kg Gewicht.

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