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Test: SAMAYA 2.0 - Vier-Jahreszeiten-2-Personen-Ultraleichtzelt

SAMAYA 2.0 - Vier-Jahreszeiten-2-Personen-Ultraleichtzelt
Einwandiges Hightech Membran-Zelt, gut belüftet und luxuriös
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • Hightech-Materialien hochwertig verarbeitet
  • Einfache einwandige Konstruktion, dennoch gut belüftet
  • Relativ leicht und kompakt, aber kein komplett radialer Ansatz
  • Fokus auf Luxus, praktische Features und ausgefeilte Details
  • Wasserdichter Packsack, leichte Heringe und Gestänge
  • Extras wie Mückennetze, Bodenplane etc.

Nachteile

  • Stangen bleiben beim Einschieben an Schlaufen hängen
  • Schwachstellen an der Standgenführung können reißen
  • Heringen nur für eher weichen Untergrund geeignet
  • Gewicht und Packmaß eher groß, für so ein Zelt
  • Sicher zu übertrieben für den einfachen Anwender
  • Packmaß leider deutlich höher als angegeben

Bewertung

Samaya ist sicher schon vielen ein Begriff. Ist die Marke erst knappe fünf Jahre als, so fällt sie doch durch neuartiges Equipment aus absoluten Hightech-Materialien auf, die besonders gut und detailverliebt verarbeitet sind. Absoluter Luxuskram, den man nicht missen möchte, wenn es am Berg mal wirklich drauf ankommt.

Ich selbst sammle seit Jahren die höchsten Gipfel der Alpen. 28 Stück habe ich bisher aus eigener Kraft erreicht. Das bedeutet keine Seilbahnen, keine Berghütten, keine Bergführer... alles aus dem Tal heraus mit dem was ich tragen kann. Sommer wie Winters, doch meinst nicht allein. Ich arbeite dabei hauptsächlich mit einem einwandigen Hochgebirgszelt oder Biwaksack. Klein und leicht muss es sein, aber vor allem einfach in der Handhabung und robust as fuck. Alls das zusammen zu kriegen ist nicht einfach und ein großes Problem ist dabei die Kondensation von Atem und Schweiß an den Innenwänden.

Strahlhorn, Rimpfischhorn und Allalinhorn im WinterZelt halb geöffnet

Einsatzbereich

Das Zelt wird als 4-Jahreszeiten-Zelt beworben. Für eine einwandige Konstruktion sicher untypisch, ist dieses Zelt aufgrund der Materialeigenschaften der eingesetzten Stoffe und der geschickt verbauten Belüftungen aber durchaus dafür geeignet. Das schon eher geringe Packmaß von 4.5 L und das Gewicht von um die 1.5 kg machen es durchaus geeignet für Wander- und Radtouren.

Der sehr große und ungeschützte Eingang, so praktisch er ist und so schön die Aussicht am Morgen hinaus auch seinen mag, könnte im Regen jedoch zum Problem werden. Doch wenn die Umgebung keinen Regen - höchstens Schnee - zulässt, bietet sich diese Konstruktion absolut an. Ich sehe den Einsatz daher vor allem am Berg. Und genau da habe ich es auch getestet.

Kevin im ZeltZelt eingeschneitInnenraum mit 2 Schlafsäcken

Auf- und Abbau

Der Aufbau ist denkbar einfach. Die drei Stangen haben 2 verschiedene Längen und werden mit dem stumpfen Ende, bei den beiden langen Schwarz markiert, in die Stangenführungen eingeschoben. Die Öffnungen dieser Führungen befinden sich an den beiden Ecken neben dem Eingang, sitzen oberhalb der Bodenwanne und sind mit einem reflektierenden Saum markiert. Die dritte kurze Stange wird ebenso in eine reflektierend markierte Führung mittig über dem Eingang eingeschoben.

Diese Öffnungen sind auch im nächtlichen Schneegestöber gut zu finden, doch ist hier unbedingt auf ein behutsames Einschieben zu achten. Die Stangenführungen gehen nämlich unter Rieben und Bändern hindurch, kreuzen einander und enden in Verstärkungen. All diese Dinge stellen Hindernisse da, an denen sich die Stangen sehr leicht verhaken und mit etwas zu viel Druck ist hier schnell was kaputt.

Der Aufbau ist also unter erschwerten Witterungsbedingungen auch mit Handschuhen gut machbar. Es dauert aber etwas und geht leichter zu zweit, da dann einer auf die Stange vorn achten kann, während hinten jemand schiebt. Sind die Stangen drin, werden sie mit der Spitze in einer Hohlniete eingehakt. Während sich die kurze Stange mit einem Gummiband selbst spannt, gibt es bei den langen Stangen sogar zwei Möglichkeiten des Einhakens und noch je einen Spanngurt, mit dem der Aufbau zusätzlich unter Spannung gesetzt werden kann. Dies verleiht der Konstruktion zusätzliche Stabilität. An den vier Ecken befinden sich rote steife Schlaufen, in die Heringe eingesteckt oder an die Karabiner befestigt werden können.

Der Abbau geht hingegen sehr schnell. Heringe ab und Stangen raus. Gut, bei den Stangen gilt natürlich schieben und nicht ziehen, damit sie nicht in der Führung schon auseinandergehen und sich so verhaken, aber sonst. Die Sturmleinen brauchen nicht unbedingt aufgeschossen werden, hier besteht keine zu große Verhedderungsgefahr.

Nur das zusammenrollen der Plane ist nicht ganz einfach. Die Lüftungen müssen dafür offen sein und nach außen zeigen, damit die Luft überhaupt aus dem Inneren entweichen kann. Das führt dazu, dass man es meist mit der Bodenplane nach innen zusammenfaltet / rollt, was ich eigentlich nicht bevorzuge. Ich habe den ggf dreckigen nassen Boden gern draußen, was bei diesem undurchlässigen Material aber eigentlich keinen Unterschied macht. Im Packsack findet die Zelthülle gut Platz, ob diese jedoch noch in den Rucksack passt wird sich nicht während der Planung, sondern erst beim Ausprobieren herausstellen. Des das Packmaß ist mit um die 6 L doch deutlich größer als erwartet.

Aufbau Stange einführenProblemstelle 1Problemstelle 2

Handhabung

Nun, was macht man mit einem Zelt. Man baut es auf, liegt darin herum und packt es wieder zusammen. Und gerade am Berg, wo es auch schon mal ungemütlich werden kann, kalte Finger und Erschöpfung so ziemlich alles erschweren können, ist mir eine simple Handhabung dabei besonders wichtig. Und diese bietet dieses Zelt.

Einwandig macht schon mal vieles einfacher. Die kurze Stange oben könnte weggelassen werden und auch ohne die oben aufgespannte Abdeckung funktioniert das Zelt am Berg sehr gut. Hier kann also je nach Witterungsbedingungen Gewicht gespart oder mit etwas Aufwand und Gewicht die Lüftung optimiert werden, Abwägungssache.

Die Reißverschlüsse, Taschen im inneren usw. funktionieren einwandfrei. Alles sehr durchdacht und intuitiv. Was mich nur wurmt ist der Aufbau. Das sich die Stangen nicht einfach schnell hineinschieben lassen ist Mist. Möchte ich mein Biwak irgendwo aufschlagen oder bin sogar gezwungen dazu mich schnell vor dem Wetter schützen zu können, muss das einfach reibungslos funktionieren. Und da an einer solchen Schwachstelle schon das Alu der Stange durchscheint, hätte ich hier wirklich Angst mal was kaputt zu machen.

Schneehering und Stein draufStopper an SturmleineEisgerät als Anker für Sturmleine

Zeltkonstruktion

Die Bodenwanne ist absolut dicht. Ich find gerade die 15 cm weit hochgezogenen Seiten großartig. Aber auch die "Nähte" sind mega. Die Dyneema Stücke sind einfach fest miteinander verschweißt und an den Ecken sind zwar richtig aufgenähte Teile aus Cordura, aber die Fäden gehen nicht durch ins Innere, da von Innen noch einmal Dyneema drauf verschweißt wurde. Dieses Material ist wohl nicht nur an sich sehr robust und wasserdicht sondern lässt sich auch entsprechend gut verarbeiten. Eine Wasserdichte von 20.000 mm Wassersäule und so gut abgedichtete Übergänge sind absolut bulletproof.

Das Oberzelt hingegen besteht nicht aus einem Guss. Die großen Flächen sind aus Nanovent, einer atmungsaktiven Membran mit 40.000 g/m²/24h und 10.000 mm Wassersäule. Und das ist eigentlich die beste Art, wie man bei einer einwandigen Konstruktion auf das Problem der Kondenstationsfeuchte reagieren kann. Man macht den Stoff einfach durchlässig und wirkt so dem Regen im Inneren entgegen.

Und doch finden sich am Oberzelt noch diverse Luftlöcher und Klappen. Die Tür kann dank 2-Wege-Reißverschluss auch nur oben etwas geöffnet werden. Das minimale Vordach aus Dyneema, dass auf beiden Seiten des Zeltes an der langen Seite verläuft, wirkt hier etwas als Regenschutz. Überhaupt befindet sich gegenüber der Tür ein großes Fenster, baugleich dem oberen Drittel der Tür. Es endet jedoch am Abspannpunkt einer Sturmleine. Die Tür und das Fenster verfügen über ein Mückennetz mit separatem Reißverschluss. Sicher praktisch im Tal, am Berg hab ich mir das Gewicht gespart und die Dinger zu Hause gelassen.

Was jedoch auch über Mückennetz - hier fest verbaut - verfügt, sind die kleinen Lüftungsklappen oben mittig. Sie könne von innen mit Dyneema verschlossen werden, sind von außen aber schon sehr gut geschützt. Während bei Schneefall die Tür nur bedingt zum Lüften taugte, blieben diese Klappen die ganze Zeit offen. Doch wer in großer Höhe, mit trockener Luft und etwas Wind unterwegs ist, könnte sich auch die üppige oben aufgespannte Abdeckung aus Dyneema sparen.

Was der ganzen Sache jedoch erst Halt gibt und das Zusammenspiel und die gute Handhabung möglich macht, sind die 3 Stangen, die Stangenführung und die verstärkten spannbaren Ecken. Die Stangen sind absolut geeignet für diesen Job. Ich wüsste da nichts Besseres als die Alustangen des Marktführers DAC. Schön leicht und absolut stabil. Dadurch, dass die Stangen in einer geschlossenen Führung verschwinden, ist die Last auf sie bestmöglichst verteilt und auch das Gewebe wird gleichmäßig gespannt.

Die oben quer eingesetzte Stange ist zwar für den Aufbau nicht essentiell, ermöglicht aber etwas mehr Stabilität. Nicht nur die kleinen Vordächer werden dadurch aufgespannt, nein. Diese zu den Ecken hinunter verlaufenden Dyneema Streifen wirken so auch als integrierte Abspannleinen, geben Stabilität und nehmen Last von der Membran Fläche. Doch ehrlich, wenn man schon eine extra Stange dafür mitnimmt, würde ich ein breiteres "Vordach" bevorzugen, denn hier schneit oder regnet es einfach noch zu leicht hinein.

Nichts desto trotz, der Eingang ist großartig. Bisher habe ich nur zwei Hochgebirgszelte verwendet, bei denen der Eingang an der kurzen Seite ist. Klar, man kann da nachts besser im Eingang stehen und hinaus pinkeln, wenn man es nicht wagt, das Zelt in dem Gelände zu verlassen. Aber ein so großer Eingang ermöglicht neben noch besserem Be- und Entladen, Hinein- und Herauskommen, auch einen atemberaubenden Bick am Morgen. Überhaupt hatten wir ihn oft einfach komplett geöffnet. Der Stoff ist dabei etwas im Weg, Zusammenrollen ginge, doch wir haben ihn meist einfach nach draußen geklappt, mit den Steigeisen etwas Acht gegeben und vor dem Schließen etwas das Eis abgeklopft.

Essentiell wären da dann nur noch die Reißverschlüsse an sich. Die wasserabweisenden vom Marktführer YKK sind hier trotz ihrer leichten Schwergängigkeit sicher die beste Wahl. Schade, dass ich das Zelt nicht in Sturm und Regen testen konnte, nur bei ein paar Nächten im Nieselregen. aber ich denke, da muss man sich wirklich keine Sorgen machen. Und auch Vereisung war hier kein Problem.

Überhaupt funktioniert die Gesamtkonstruktion sehr gut. Ist es erst einmal aufgebaut, hab ich da so gar nichts dran auszusetzen. Wasserdicht, ganz gut belüftet, stabil as fuck und mit so durchdachten wie intuitiven Features ausgestattet. Einfach top!

Zelt leer WinkelansichtZelt Draufsicht AbdeckungReisverschluss

Features

Das Überdach mit Stange ist nett, aber nicht essentiell. Dennoch bringt es etwas Schutz über Eingang und Fenster und trägt zur Stabilität der Gesamtkonstruktion bei.

Die Sturmleinen sind auf Anspruchsvollen Touren ein Muss. Wenig Extragewicht mit großer Wirkung und dank eigewebter Reflektorstreifen nicht so leicht zu übersehen. Falls mal die Heringe ausgehen oder von den großen Schneeheringen nicht viele dabei sind, helfen hier Eisgeräte, Schrauben, Schneeschuh oder Skier, Stöcke und alles was irgendwie geht. Auch Felsbrocken tun ihren Job. Die andere Seite der Leine ist zwar auch hervorragend am Oberzelt verankert - sie führt um die Zeltstangen herum und ist noch mit einem breiten Nylonriemen umfasst - führt dort aber zu Problemen. Wenn mich an dem Zelt was stört, dann ist es der Aufbau und hier verhaken sich die Stangen einfach an Verstärkungen und eben diesen Leinenbefestigungen. Dickes Schade.

Die Netztasche an der Rückwand hingegen ist Gold wert. Ich hab so einiges einfach ins Zelt geworfen. Trifft man die Rückwand richtig, so fällt es einfach in die Tasche. Schön groß, gut befestigt und hervorragend, um Ausrüstung zu trocknen.

Die Netzablage oben mittig im Zelt misst 25 x 50 cm auch so einiges. Sie lässt sich zwar komplett aushängen, sollte aber auf keinem Trip fehlen. In der Wannenkonstruktion mit elastischer Aufhängung ist alles sicher, was im knappen Platzangebot am Boden nicht plattgewalzt werden soll und auch die feuchten Schuheinlagen geben hier oben einen schönen Duftbaum ab.

Das Mückennetz ist mit eigenem Reisverschluss in Eingang und rückseitige Lüftung eingesetzt. Die Handhabung ist super, die Maschen schön eng, doch gebraucht habe ich es nicht. Am Berg spart man sich das Gewicht besser. Zum Glück lässt es sich leicht entfernen und findet im separaten Beutel Platz. Im Tal ists aber sicher ne hilfreiche Sache. So kann das Zelt gut durchlüftet werden, ohne das Störenfriede eindringen können.

Die Bodenplane aus Polyamid macht einen sehr robusten und zweckmäßigen Eindruck. Die elastischen Schlaufen ermöglichen zudem eine gute Fixierung unterm Zelt. Jedoch ist sie weder im Lieferumfang enthalten, noch kann ich sowas empfehlen. Wer einen so derbe robusten Boden will, kann sich gleich ein günstiges schweres Zelt kaufen. Also, trau deinem Zelt was zu und wenn es doch mal ein Loch bekommt, ist flicken keine Schande. Ganz im Ernst. Bodenplanen sind unnötig und nur was für Leute, die sich zu teures Equipment kaufen. So teuer, dass sie eine Hemmung verspüren es anständig nutzen zu können. Wenn´s hilft, macht das erste Loch selbst, dann ist die Hemmung dahin und ihr habe viel mehr davon!

Netzbeutel und Lüftungen 1Netzbeutel und Lüftungen 2Abspannpunkt auf SeitenwandRückseite mit geöffneter Lüftung und Sturmleine

Materialien

Abgesehen von den Verstärkungen aus Cordura an den Ecken oder den Mückennetzen aus Polyester besteht dieses Zelt in der Sache aus 2 besonderen Materialien, die zum Großteil die Ursache für seine Performance sind. Und was die Materialien zusammen hält sind zahlreiche Doppelnähte, Schweißnähte und viel viel Nahttape. Die Verarbeitung ist hier einfach große Klasse, doch was wirkt sind die Flächen.

Das 3-lagiges Laminat , die Nanovent Membrane ist für den Schutz vor Wind und Regen zuständig. Die 10.000 mm Wassersäule ist hier absolut ausreichend bis fabelhaft und macht, was ein Zelt tun sollte. Doch mit der Atmungsaktivität von 40.000 g/m²/24h kann sie noch mehr. Sie lässt auch Wasserdampf hinaus. Wer schon mal mit seinem einwandigen Zelt eine Zeit im Tal verbracht hat weis das sicher zu schätzen. Was bringt ein Zelt, wenn innen die Suppe herunterläuft?

Natürlich ist diese Durchlässigkeit eingeschränkt, wenn das Material außen nass oder vereist ist, ich finde es aber schick und bei dem Preis auch zu erwarten. Für mich aber eine absolute Neuerung, dafür meinen Respekt. Das Stichwort der Eigenentwicklung heißt hier Polyurethan-Nano-Filamente. Deren spezielle Passung soll den Luftstrom optimieren und zugleich das Wasser draußen halten. Eingebettet ist diese Membran zwischen einer 7 denier starken wasserabweisenden Nylonschicht außen und einer 10 denier starken wassseranziehenden Nylonschicht innen. Das verleiht Stabilität, schützt aber vor allem vor Schmutz und erhält so die Funktion der Membran.

Das Dyneema Composite Fabric, welches silbrig grau den Rest der Flächen ausmacht, ist mit 43 g/m² sehr leicht und doch sind diese Fasern in ihrer Zugfestigkeit stärker als Stahl. Eine Faser, die ich bisher nur aus dem Klettersport kenne und schätzen gelernt habe, hier in einem ultraleichten, robusten und wasserdichten Material zu sehen ist großartig. In der Thruhiking-Szene ist es ja längst angekommen und das aus gutem Grunde. Auch hier verleiht es dem Zelt mit der elastischen Membran die nötige Stabilität. Und der Boden ist damit nicht nur absolut wasserdicht, sondern auch sehr robust, was eine Bodenplane als Schutz nun wirklich überflüssig macht. Nur beim Zusammenpacken muss man schauen, dann man hier keine Luft drin fängt. Sonst war es das mit dem kleinen Packmaß. Die besagten Fasern, die im 90 Grat Winkel zueinander verlaufenden Monofilamenten der UHMWPE-Faser, sind übrigens auch zwischen zwei Schichten eingebettet. Verleihen sie dem Stoff die Stabilität, die Reiß- und Weiterreisfestigkeit, so sorgt das Mylar auf beiden Seiten für Abriebschutz und Wasserdichtigkeit.

Membran InnenseiteDyneema Außenseite

Hardwear - Stangen und Heringe

Die Stangen sind wie von DAC gewohnt absolut top. Dünn und leicht und doch sehr stabil und gut elastisch. Die Steckverbindungen machen einen guten Eindruck, auch wenn man sie nicht belasten sollte, bevor sie ganz zusammengesteckt sind. Mir ist da schon wieder ein Stück der dünnen Wand ausgebrochen. Das ließ sich jedoch durch zurückbiegen und Umwickeln mit etwas Tape gut fixen.

Die Heringe finde ich am interessantesten, kannte ich Swiss Piranha doch bisher nur von Bildern. Mit 3 und 5.5 g liegen sie gewichtstechnisch nahe an den leichten Titan und Carbon-Alu Heringen (1 - 4 g) und deutlich entfernt von den schwereren Alu V-, H- und Y-Profil Heringen (8 - 12 g) die ich sonst nutze. Zudem haben sie ein anständig großes Volumen und dank des X-Profil auch viel Auflagefläche, was einen guten Halt garantiert. Die Wiederhaken an der Spitze dürften auch helfen und der flache Knauf ist bei Eintreiben mit der Hand sehr angenehm und bietet den Leinen guten Halt. Wo jedoch die Grenze des Materials liegt, wird sich wohl erst nach dem ersten Bruch zeigen und für harten Boden dürfte die breite Kunststoffspitze eher nicht geeignet sein.

Für die Verwendung am Berg ist hier absolut noch ein ergänzender Satz an Schneeheringen angeraten. Auch wenn sich an den roten Schlaufen an den Zeltecken auch gut Karabiner einhaken lassen und Eisgeräte, Stöcke, Ski und Schneeschuh des Nachts ebenso gute Anker abgeben.

Die Transportbeutel sind aus Dyneema gefertigt. Leicht und robust wie dieses ist, könnte es also nicht hochwertiger sein. Die Steifigkeit des Materials macht sie zudem in der Handhabung sehr angenehm und die Verstärkung im unteren Bereich dürfte für einiges an Langlebigkeit sorgen. Der Beutel der Zelthülle ist aber überraschend groß. Muss er aber auch sein, weil das Packmaß etwa 1.5 x so groß ist, wie das vom Hersteller angegebene.

DAC Stangen ÜberblickDAC Stangen EndenDAC Stangen Steckverbindung

Daten

  • Gesamt-Gewicht: 1340 - 1510 g (Herstellerangabe)
  • Gesamt-Gewicht: 1345 g (nur Zelthülle, Stangen, 4 kurze Heringe, selbst gemessen) - 1580 g (komplett, selbst gemessen)
  • Einzel-Gewichte: 1010 g (Zelthülle), 330 g (Stangen mit Beutel), 55 g (9 Heringe mit Beutel und Schiene), 155 g (Mückennetze mit Beutel), 155 g (Bodenplane mit Beutel), 30 g (Packsack, selbst gemessen)
  • Packmaß: 4.5 L bzw. 20 x 15 cm (Herstellerangabe), 6.2 L (selbst gemessen)
  • Innenmaße: 220 x 110 x 100 cm (Länge x Breite x Höhe)
  • Grundfläche und Volumen: 2.5 m² und 1.3 m³ (innen)
  • Wassersäule Außenzelt und Boden: 10.000 mm (Oberzelt), und 20.000 mm (Boden)
  • Atmungsaktivität: 40.000 g/m²/24h
  • Material Oberzelt: 3-lagiges Laminat - Nanovent Membrane
  • Material Boden: Dyneema Composite Fabric 43 g/m²
  • Material Verstärkungen: Cordura- und Dyneema-Einsätze
  • Material Mückennetz: Polyester 75D W-Mesh & Zip YKK 3-5 mm
  • Reißverschlüsse: wasserabweisender Aquaguard YKK®-Reißverschluss
  • Gestänge: Aluminium DAC Featherlite NFL green 8.7 mm Poles
  • Heringe: Swiss Piranha BF90 (x4) + BF120 (x5) Kunststoff-Heringe
  • Einsatzbereich: 4 Jahreszeiten, Hochgebirge, Expeditionen
  • Made in: China; Getestet in: Chamonix und Annecy (franz. Alpen)
  • Footprint: separat, hochfestes 30D Nylon 6.6, 3.000 mm, 160 g, 220 x 110 cm
  • Vorzelt: separat, 1.9 m², 415 g, 2 L aus Dyneema, gleiche Stangen und Heringe
  • Reparatur: Ich empfehle Tenacious-Tape oder Seamgrip, es gibt aber auch spezifisches...

Stangen eingepackt mit Notfall-SchieneSwiss Piranha Heringe ÜbersichtSwiss Piranha Heringe

Einordnung

Die Einordnung dieses Zeltes fällt mir etwas schwer. Anhand der einfachen Konstruktion und Hightech-Materialien hätte ich es eindeutig als Hochgebirgszelt verstanden. Der hakelige Aufbau und all die Extras, die das Gewicht zusätzlich wieder erhöhen disqualifizieren es aber schon fast wieder für den Einsatz auf sportlichen Touren. Mit der guten Belüftung, den großes Netztaschen und der robusten Konstruktion hat es jedoch einigen Zelten in diesem Bereich etwas voraus.

Ob Boy, ich könnt mich partout nicht entscheiden, ob ich es auf einer 4000er Tour wieder in meinen Rucksack tun würde. Aber wer bei dem Zusatzgewicht und dem Aufbau etwas Nachsicht walten lassen kann, vielleicht sogar das Zelt nur für ein Wintercamp oder längerfristiges Höhenlager braucht, der wird mit Sicherheit nicht enttäuscht. Dieses Zelt setzt da einen ganz neuen Standard, definiert fast schon eine eigene Kategorie an Zelten: Einwandiges Membran-Zelt das das Gewicht all der Extras und Features durch leichte Hightech-Materialien wieder kompensiert. Ein absolutes Luxus-Zelt mit vertretbarem Gewicht und Packmaß.

Zusammengepackt: Zelt, Stangen und SchneeheringeBodenplane

Resümee

Für ein Vier-Jahreszeiten-Zelt ist dies ein spannender Ansatz, einwandig aber mit Membran, und das ganze Zelt wirkt bis auf die nervige Stangenführung sehr durchdacht. Zudem wurde es mit absoluten Spitzen-Materialien und großartiger Verarbeitung ausgeführt. Für mich wirkt es nur etwas übertrieben für die Nische die es zu füllen sucht. Für ein Hochgebirgszelt ist es zu luxuriös ausgeführt, etwas zu schwer und zu voluminös mit 1.5 kg und 6 L. Auf weniger anspruchsvollen Touren würde es aber auch eine kompliziertere doppelwandige Konstruktion statt einer Membran tun. 

Wäre ich jemand dessen Anspruch an die eigene Ausrüstung nicht so übertrieben fokussiert auf kleinstmögliches Gewicht und Packmaß wäre und würde ich auch mal wieder Touren mit einem normal großen Rucksack machen, wäre dieses Zelt sicher etwas Schönes. Ich würd sogar das separat verfügbare Vorzelt in Betracht ziehen und mich hiermit expeditionstauglich einrichten. Aber Samaya hat da ja noch einiges im Petto.

Und deren Biwaksack aus Dyneema und Nanovent, der nur 230 g auf die Waage bringt, liegt bereits in meiner Ausrüstungs-Kiste. Ich denke also, ich kann euch bald auch einen Einblick bis auf den Boden des radikalen Ultra-Leicht Ansatzes von Samaya geben. Also macht euch schlau, was alles so möglich ist. Vergesst darüber hinaus aber nicht, auch einfach mal raus zu gehen und Aktionen zu starten. Denn es muss nicht immer der letzte Hightech-Shit sein.

 

 

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