Anders als bei meiner bisher vorgestellten Ausrüstung geht es bei dieser Matte weniger um ultraleichte oder besonders warme Ausrüstung für extreme Touren. Vielmehr geht es um eine Matte, die sich für Gelegenheiten anbietet, in denen ein etwas größeres Packmaß, etwas Mehrgewicht und eine nicht allzu starke Isolationswirkung verkraftbar sind.

Ich denke da an Sommerwanderungen und BushCraft Camps. Dieser sportlich gesehen nicht völlig übertriebene Bereich ermöglicht nicht nur günstigere, sondern auch leicht zu handhabende und langlebige Produkte. Nicht nur, dass diese Matte also halb so teuer ist, wie High End Matten, nein. Sie steht ihnen in Punkto Handhabung, Qualität und Langlebigkeit in nichts nach.

Aufblasen

Das Aufblasen der Matte geht erstaunlich gut. Vielleicht nicht, wenn man es mit dem Mund probiert, oder wenn man versucht die gesamte Matte über die eingebaute Handpumpe zu befüllen. Das könnte etwas dauern. Ich nutze aber seit je her einen Pumpsack, in diesem Fall den Exped Schnozzel Pumpbag, und der passt auf beide Öffnungen der Matte. Mein Vorschlag wäre also, weniger feuchtigkeitshaltige Luft als die aus deiner Lunge zu verwenden, diese mit einem Pumpsack in die Öffnung der Matte zu blasen, die eigentlich zum Ablassen der Luft vorgesehen ist und dann den Rest bis zur gewünschten Härte über die Handpumpfunktion hinzuzugeben. Je nach Pumpsack Größe sind das 40 bis 100 Gramm extra, es schont aber die Matte und geht schnell und einfach.

Konstruktion

Die Konstruktion ist denkbar einfach. Zwei Polyester Stoffbahnen, die rundherum und in Längsstreifen aufeinander verschweißt sind. Kurz vor dem Ende der Streifen verdicken sich die mittleren Schweißnähte. Ganz an die Außenkante heran dürfen sie ja nicht reichen, damit noch Luft von einer Kammer in die nächste strömen kann. Eine Naht, die aber im Raum endet, ist eine Schwachstelle. Durch den flächigeren Abschluss scheint diesem Problem jedoch effektiv entgegen gewirkt zu werden.

Die Flachventile bzw. Löcher mit stramm sitzendem Deckel sind ohne erkennbare Schwachstelle im Stoff eingelassen und mit breitem Rand auf ihm verschweißt. Eine Öffnung befindet sich in einer Ecke der Matte, um die Luft schnell ablassen zu können, eine andere auf der eingebauten Handpumpt. Die Pumpe ist mit einem offenzelligen Schaumstoff gefüllt, der sie aufbaut und so Luft herein saugt. Die Öffnung dann mit einer Handfläche verschlossen und die Kammer mit dem Schaumstoff zusammengedrückt, fließt ein kleiner Luftstoß durch das im Innern befindliche Ventil in die Matte hinein.

Die Luftkammer verlaufen längs zur Matte, geben ihr damit gut Stabilität in Längsrichtung und sorgen für eine gleichbleibende Dicke. Nur die Kammern an den Rändern bauen jeweils etwas höher auf, was einen besonders bei einer rutschigen Matten-Schlafsack-Kombination oder in abschüssigem Gelände hilft auf der Matte zu bleiben. Die Schweißnähte verbinden Ober- und Untermaterial und führen so zu Kältebrücken. Diese einfache Konstruktion zusammen mit der Abwesenheit eines Isolationsmaterials führt letztlich zu der eher noch geringen Isolationswirkung, die jedoch für Temperaturen um die 10 °C ausreicht und mit einem wirklich guten Liegekomfort daherkommt.

Außenmaterial

Das Außenmaterial ist auf der Ober- wie Unterseite 75 Denier stark, was schon mal ne Ansage ist. Es besteht aus recycelten Polyester, wobei zusätzlich die während der Herstellung und Verarbeitung entstandenen CO² Emissionen kompensiert wurden. Es ist hydrolysebeständig, was bedeutet, dass hier selbst bei längerer Lagerung in warmem Wasser, im Sattdampf oder in tropischem Klima keine irreversible Aufspaltung der Makromolekülketten und damit auch kein Schaden am Kunststoffgewebe auftreten kann.

Das Material selbst fühlt sich etwas steif und sehr stabil an. Da die einzelnen Fäden etwas zu spüren sind ist es nicht zu glatt. Der Schlafsack selbst rutscht zwar etwas darauf, da ich aber meist einen Quilt mit Fixiergurten nutze ist das für mich kein Problem. Für viele ein Vorteil dürfte sein, dass das Material nicht knistert, auch wenn mich der "Lärm" bei anderen Matten nie gestört hat.

Das Außenmaterial ist Oeko-Tex 100 zertifiziert. Damit hat Exped sich für ein sicheres und verbraucherfreundliches Material entschieden, dessen Qualitätskriterien weit über nationale und internationale Vorgaben hinausgehen. Mehr dazu unter www.oeko-tex.com.

Isolation

Die Isolation kommt lediglich durch das 75D starke Polyester in Verbindung mit 5 cm Luft zwischen Ober- und Unterseite zu Stande und ihre Wirkung fällt damit zu erwartend gering aus. Zudem sind an den Schweißnähten zwischen den Luftkammern keine innen liegenden Stege verbaut, sprich das Obermaterial ist auf dem Untermaterial verschweißt worden, was Kältebrücken entstehen lässt. Der daraus resultierende R-Wert von 1.4 eignet sich für nächtliche Temperaturen um die 10 °C.

Wer aber die Isolation seines Nachtlagers verbessern möchte und zugleich Zeltboden oder Matte schonen möchte, sollte sich nach einer Alubedampften Decke umschauen. Ich selbst nutze auf Wintertouren eine aus Kunststoff, Gewebe und Reflektorschicht, die auf der einen Seite Rot und auf der anderen Silbrig ist. Damit liegt ganz unten ein sehr robuster aber nicht zu schwerer Durchstichschutz und oben drauf lassen sich gleich deutlich kältere Bedingungen gut aushalten.

Einpacken

Die Matte lässt sich sehr einfach und schnell zusammenpacken. Dadurch, dass es kein Auslassventil, sondern einfach ein Loch mit Deckel gibt, strömt die Luft sehr schnell hinaus. Zwei Mal längs gefaltet streiche ich zuerst noch den Rest Luft heraus, drück einmal auf die Handpumpe, um diese zu entlüften und rolle sie erst dann auf. Zusammengerollt und noch etwas gedrückt ist sie dann so klein, dass sie locker zusammen mit meinem alten Pumpsack im Aufbewahrungsbeutel Platz findet. Zu Hause wird sie dann aber gleich nochmal ausgepackt. Nicht etwas, weil sie Isolationsmaterial beinhaltet, was aufbauschen können muss. Nein, einfach nur um die Feuchtigkeit noch etwas heraus zu bekommen. 

Daten

• Gewicht: 545 g (Herstellerangabe)
• Packmaß: 20 x 11 cm (Länge x Durchmesser, Herstellerangabe)
• R-Wert: 1.4
• Temperaturbereich: 10 °C (Grenzwert)
• Maße: 183 x 52 cm (Herstellerangabe)
• Materialien: 75D recyceltes Polyester, Oeko-Tex 100 zertifiziert
• Farbe: navy (dunkel Blau)
• Pumpe: integriert (Pumpsack separat erhältlich)
• Lieferumfang: Matte, Packsack, Reparaturset
• Swiss Design, made in Taiwan

Einsatzbereich

Diese Matte ist die klassische günstige Einsteigermatte von Exped. Vom Material her im Mittelfeld ist sie weder für besonders sportliche Ultraleicht-Touren noch für Expeditionen ausgelegt. Die Konstruktion (Schweißnähte, Dicke und Luftfüllung) führe zudem nur zu einem R-Wert von 1.4, wodurch sich nächtliche Temperaturen von 10 °C sehr gut aushalten lassen. Für alle Touren auf denen es nicht viel kälter wird und auf denen weder Gewicht noch Strapazierfähigkeit eine dermaßen große Rolle spielen, bietet sie sich aber einfach an.

Das zuverlässige einfache Design, die intuitive Bedienung und die hohe Qualität von Material und Verarbeitung machen sie zu einer wirklich guten Sommermatte. Da es weder eine Schaumstoffmatte, noch einen von diesen unsäglichen selbstaufblasenden vermag, geringes Packmaß und Gewicht mit einer guten Isolation zu vereinen, bietet sie sich jedoch generell für Wander- oder BikePacking-Touren an. Kleines leichtes Gepäck ist immer ein Gewinn.

Ich selbst werde sie als Zweitmatte nutzen. Meine gelegentlich etwas übermotivierten und recht sportlichen Touren, bei denen ich auf besonders leichtes Hochleistungsequipment angewiesen bin, wechseln sich immer mal mit entspannten Touren oder Camps im Wald ab. Wird der Rucksack also nicht besonders weit getragen und die meiste Zeit im Camp verbracht, werde ich zukünftig zu dieser Matte greifen.

Dann fällt es leichter sie mal eben her zu nehmen, als Bank zu nutzen oder anderweitig zu gebrauchen. Dann behindere ich mich nicht selbst, weil ich versuche sie den Tag über zu schonen und ich brauch mir keinen Sorgen um meine leichte und etwas fragile Matte zu machen, die sicher zu Hause auf mich wartet. Zu teures Equipment kann eben auch einschränken und ultraleichtes Equipment ist selten besonders robust.

Einordnung im Sortiment

Die Matten von Exped lassen sich in 4 Dimensionen verorten.

Versa, Ultra, Dura: Versa sind die einfachen und zuverlässigen Matten mit eingebauter Handpumpe. Ultra sind leichte und kompakte Matten mit Pumpsack und der größten Vielfalt an Breiten, Formen und Isolationsmaterialien. Dura sind echte Expeditionsmatten, robust, strapazierfähig und mit höchster Isolationswirkung.

1R bis 8R: Die Isolationswirkung direkt im Produktnamen zu haben macht alles einfacher. Während die 1R Matten für sommerliche Temperaturen um die 10 °C geeignet sind, ist die 8R auf Temperaturen von - 40 °C ausgelegt. Versa Matten gibt es für Temperaturen um die 10 bis 5 °C, aber auch für - 10 bis - 20 °C. Ultra Matten erstrecken sich hier von 10 °C bis runter zu - 30 °C und Dura Matten gibt es für Temperaturen von - 15 bis - 40 °C.

Airmat, Synmat, Downmat: Die Leistung der Matte ergibt sich dabei zum einen aus der Dicke des Außenmaterials und der Art der Konstruktion, die Isolationswirkung rührt aber überwiegend von der Art des Isolationsmaterials, der Dicke der Matte und damit auch von der Menge des Füllmaterials her. Dabei kommen reine Luftfüllungen, aber auch Kunstfaserfleece und Daunenfüllungen zum Einsatz.

Größe: Während es die rechteckigen Matten in 4 Größen von S 163 x 52 cm bis LW 197 x 65 cm gibt, entfällt bei den Mumienförmigen die kleinste Größe, wobei am anderen Ende zwei Matten groß genug für ein Pärchen LW 183 x 105 und 197 x 125 cm hinzukommen.

Die Versa 1R M Airmat ist damit eine zuverlässige Einsteigermatte für sommerliche Temperaturen um die 10 °C.

Einordnung am Markt

Die Matten von Exped sind allgemein nicht die leichtesten auf dem Markt. Dafür setzen sie auf Stärken, die dem Ultraleicht-Trend in nichts nachstehen. Die Produkte sind bezogen auf Material und Herstellung CO² kompensiert, das Außenmaterial ist aus recyceltem Polyester und selbst Daune wird bei Exped recycelt und dem Verarbeitungsprozess der Füllung wieder zugeführt. Zuerst dachte ich die Versa wäre da ein Einzelfall, ein grünes Aushängeschild, wie man es von anderen Marken kennt. Aber nein, Exped zieht das bei all seinen Produkten so durch. Man könnte sagen sie haben sich vom Wettlauf um besonders leichte Hochleistungsmatten verabschieden und beschlossen stattdessen etwas Vernünftiges zu tun.

Pflege und Reparatur

Natürlich sollte die Matte möglichst nicht mit dem Mund aufgeblasen werden. Die Feuchtigkeit im Innern kann Schimmel wachsen lassen oder die Isolation etwas reduzieren, wäre aber auch kein Beinbruch. Reinigen lässt sich der Stoff mit warmem Wasser, einer weichen Bürste und etwas Seife. Ich versuche die Matte sogar nach der Tour durch mehrmaliges Aufblasen in der Wohnung von innen noch etwas zu trocknen, lagere sie dann aber zusammengerollt in ihrem Packsack.

Das beiliegende Flickzeug besteht aus einer 5 g Tube Polyurethan Kleber, der an der Luft 5 bis 10 Minuten zum Aushärten braucht und aus zwei 9 x 12 cm großen Stoffstücken, die zu passenden Flick zurechtgeschnitten werden können. Mich erinnert das sehr an das gute alte SeamGrip, dass ich auf jeder Tour dabeihabe und vermutlich würde ich es lediglich durch ein paar kleine Sofortpatches aus Tenacious Tape ergänzen. Bei denen muss ich aber erst schauen, ob sie auf dem etwas rauen Stoff überhaupt halten. Da Exped empfiehlt den Kleber bei kleinen Löchern ohne bei großen Löcher und Rissen mit Flicken anzuwenden in jedem Fall aber mehrfach aufzutragen und immer wieder trocknen zu lassen, kann eine solche Reparatur schon etwa eine Stunde dauern. Und findet diesen mitten in der Nacht statt, kann das schon belasten.

Ich werde daher mal ein anderes Reparaturkit testen, das Exped separat vertreibt. Dieses besteht aus einem Kleber, dessen Polymerisation mittels einer winzig kleinen UV Lampe gestartet wird. Dadurch härtet er wirklich schnell aus und macht Reparaturen schnell und einfach. Das sogenannte Aquaseal UV und die Lampe werden dabei noch ergänzt von Alkoholtüchern zum Reinigen und Entfetten, sowie von TPO-Flicken, die eine noch schnellere Reparatur durch einfach Aufkleben ermöglichen.

Resümee

Oh Junge, da hat sich im Hause Exped aber einiges getan. Habe ich meine erste anständige Isomatte vor etwa 10 Jahren noch nach dem Material ihrer Füllung, dann nach ihrem Anspruch ans Gewicht und letztlich nach der Dicke ausgesucht, woraus sich dann die Isolationswirkung und ihr Anwendungsgebiet ableiten ließen, so hat Exped heute seine Matten mit komplett neuen Materialien nach einem deutlich einfacheren System aufgestellt.

Da ich damals meine Exped Downmat UL 7M über fünf sechs Jahre schwer im Einsatz hatte und wirklich lieben lernen durfte, bin ich auch bei der Versa auf Langzeiterfahrungen gespannt. Auch wenn ich die Matte wohl weniger zum Bergsteigen oder PackRunning hernehmen werde. Dafür bietet sie sich für mich an, wenn eine Sommer-Tour gemütlicher ausfällt, weniger das Wandern großer Distanzen als vielmehr die gemeinsame Zeit im Lager im Vordergrund steht. Bei solchen Touren schone ich lieber mein teures Equipment und greife zu dieser deutlich robusteren aber ebenso qualitativ hochwertigen Matte.