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Test: EXPED Dreamwalker Pro - Schlafsack

EXPED Dreamwalker Pro - Schlafsack
Verwandlungskünstler: Daunenschlafsack, -Mantel und -Decke
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • Daunenmantel-Funktion super --> Arme sind frei
  • Gut anpassbare Kapuze
  • Genialer Wärmekragen
  • Zahlreiche Taschen
  • Wasserabweisendes Obermaterial
  • Kann in Verbindung mit einer Hängematte verwendet werden

Nachteile

  • Gewicht / Packmaß eher für Camping
  • Kältebrücke an den Füßen
  • Laschen bei Verwendung im "Mantelmodus" halten nicht gut

Bewertung

Produkte, die angeblich mehrere unterschiedliche Anwendungsfälle abdecken, machen mich immer ein wenig skeptisch. Besteht doch die Gefahr, dass das Produkt zwar für viele unterschiedliche Einsatzzwecke verwendet werden kann, man als Anwender aber nie so richtig zufrieden damit wird, da eben immer noch eine Differenz zum Optimum bleibt. Diese Skepsis beschlich mich auch, als ich von dem Schlafsack DREAMWALKER PRO der Schweizer Marke Exped gehört habe.

Zugegeben waren meine ersten Gedanken: "Ein Schlafsack, bei dem ich die Arme ins Freie bringen kann? Ein Schlafsack, den ich als Mantel tragen kann? Warum das denn, das braucht doch kein Mensch..."

Ok, wollen wir dem Produkt mal eine faire Chance geben. Als mögliche Anwendungsfälle wird von Exped angegeben:

  • Biwakieren
  • Bushcraft
  • Wildcamping
  • Angeln
  • Jagen

Eines meiner bevorzugten Hobbies ist das Fotografieren. Und dabei insbesondere die "Blaue Stunde" (mit der blauen Stunde bezeichnet man die Zeit zwischen Sonnenuntergang und kompletter Dunkelheit). Die blaue Stunde gibt es sowohl am Morgen (vor Sonnenaufgang) und am Abend (nach Sonnenuntergang). Das bedeutet, wenn man in dieser Zeit in den Bergen fotografieren möchte, muss man entweder lange oben bleiben und dann bei Dunkelheit absteigen, oder echt früh aufstehen und bei Dunkelheit aufsteigen. Eine andere Variante ist, nachmittags aufzusteigen, die abendliche blaue Stunde zu nutzen, biwakieren und dann rechtzeitig am nächsten morgen erneut für die blaue Stunde vor Ort zu sein. Durch ausreichend Rotwein kann natürlich die abendliche blaue Stunde auch verlängert werden, die Fotos werden dann allerdings oftmals unscharf, ist aber ein anderes Thema. ;-)

Nochmal schnell den Wetterbericht gecheckt, es waren Temperaturen von ca. 5°C in der Nacht zu erwarten, also perfekt für den von Exped angegebenen Temperatur-Bereich des Schlafsacks (Komfort: +2°C, Limit: -4°C, Extrem: -19°C).

Zahlen und Fakten (alle Angaben für Größe M für Personen bis 180cm):

  • Länge: 215cm
  • Breite (Schultern): ca. 75 cm
  • Breite (Fußbereich): ca. 65 cm
  • Gewicht: 1150 g
  • Füllgewicht: 580 g
  • Füllung: Daune 90/10, 700+ cuin
  • Außenmaterial: 30D Pertex Quantum Pro Ripstop Nylon, 1000mm Wassersäule
  • Packmaße: ca. 28 x 16 x 16 cm
  • Temperaturbereich: +2°C (Komfort), -4°C (Limit), -19°C (Extrem)

Den Schlafsack gibt es in Größe M (bis Körpergröße 180 cm) und in Größe L (bis Körpergröße 195 cm).

Schlafsack ausgebreitet
Schlafsack in rechteckiger Form
Temperaturbereich
Empfohlener Temperaturbereich

Erfahrungen: Bereits beim Packen meiner Ausrüstung ist mir aufgefallen, dass der Exped Dreamwalker im Vergleich zu dem Daunenschlafsack, den ich sonst immer dabei habe, etwas voluminöser und schwerer ist. Wenn man also eher leichtes Gepäck benötigt, ist der Dreamwalker nicht die erste Wahl. Das Packmaß ist ebenfalls etwas höher, auch wenn sich Daune recht gut komprimieren lässt. Als Packsack wird ein wasserabweisenden Rollsack mitgeliefert, ebenfalls im Lieferumfang ist ein Aufbewahrungssack aus Netzmaterial. Das waren die Auffälligkeiten beim Packen, das nächste mal habe ich den Schlafsack erst wieder nach Erreichen des Biwak-Platzes zu Gesicht bekommen. Mit dem Sonnenuntergang sind auch die zuvor noch angenehmen Temperaturen langsam aber sicher in den Bereich unter +10°C gefallen, also ein guter Zeitpunkt, den "Mantelmodus" auszuprobieren.

Schlafsack und Blackroll
Packmaß im Vergleich zu einer Blackroll. Man kann allerdings noch etwas weiter komprimieren...

Verschiedene Anwendungsvarianten: Der "Mantelmodus" gestaltet sich in der Art, dass der Schlafsack am Fußende geöffnet ist, die notwendige Länge dann durch einhängen von vier Laschen im Inneren des Schlafsacks festgelegt wird. hier bietet der Schlafsack drei feste Positionen: Abstand Schulter bis Fußende: ca 100cm, ca. 120 cm, ca. 125 cm. Außerdem ist es noch möglich, den Schlafsack einfach an der Außenseite des Schlafsacks nach oben zu rangeln und dann die elastische Kordel am Fußende ungefähr auf Hüfthöhe zuzuziehen. Ich habe meist die erste Variante bevorzugt, auch wenn das einhängen der Laschen sich immer etwas fummelig gestaltet hat (mit Handschuhen fast unmöglich) und sich leider auch selbstständig lösen. Da es allerdings 4 Laschen sind, die eingehängt werden, haben zumindest immer 2 Laschen noch gehalten.

Laschen
Laschen zum Einhängen etwas fummelig.
Laschen
In manchen Fällen lösen sich die eingehängten Anker
Verschiedene Einhäng-Positionen
Die Mantellänge kann auf unterschiedliche Längen variiert werden

Für einen ordentlichen Mantelmodus müssen natürlich auch noch die Arme aus dem Schlafsack rausgeführt werden. Dazu gibt es auf passender Höhe auf beiden Seiten 30cm lange Reißverschlüsse. Bei geöffnetem Front-Reißverschluss kann man den Schlafsack ohne weitere Schwierigkeiten anziehen.

Unterstützt wird die gute Passform durch die beinahe rechteckige Form im Schulterbereich. Dadurch tragen die Schultern das Hauptgewicht des Schlafsacks, in Verbindungen mit den rausgeführten Armen ist ein runterrutschen des Schlafsack-Mantels ausgeschlossen.

Armdurchführung
Reißverschluss auf, Arm raus
Schulterbereich
ausgeprägte rechteckige Form im Schulterbereich
Getragen als Mantel
Getragen als Mantel

Auch die Kapuze passt sich hier gut an den Kopf an, diese ist deutlich besser an die Jackenform angelehnt als bei Schlafsäcken sonst üblich. Zu beachten ist allerdings, dass sich die Schrittlänge bei Anwendung als Mantel deutlich reduziert, je nachdem, für welche Länge man sich entscheidet. Man kann aber dennoch sehr gut in befestigtem / flachem Gelände bewegen.

Kapuze
Kapuze und Kragen kann tief ins Gesicht gezogen und gut angepasst werden.
Kapuze
Kapuze mit freiem Blickfeld
Freie Füße
Füße frei, bei langer Mantellänge allerdings begrenzte Schrittlänge.

In meinem Anwendungsfall habe ich die Mantelfunktion sehr zu schätzen gelernt, da ich fürs Fotografieren die Arme frei gebraucht habe, aber dennoch am gesamten Körper warm geblieben bin. Auch die Tatsache, dass man sich nahezu frei bewegen kann, sind hier ein deutlicher Pluspunkt. Neben dem Fotografieren könnte ich mir auch Camping oder Angeln als sehr geeigneten Einsatzbereich vorstellen, da man hierbei ja auch oftmals im Warmen sitzen möchte, aber trotzdem die Arme für Aktivitäten benötigt.

Beim fotografieren
Perfekt geeignet fürs Fotografieren

Dann gibt es natürlich noch den eigentlichen Anwendungsfall als Schlafsack. Der Unterschied zu einem "normalen" Schlafsack ist die eng anliegende Kapuze und natürlich insbesondere der offene Fußbereich. Diesen kann man mittels Druckknopfs und elastischer Kordel zuziehen. In der Nacht bei Temperaturen um ca. 4°C hatte ich dennoch immer ein wenig das Gefühl, dass im Fußbereich eine Kältebrücke besteht. Man bekommt den Schlafsack mit der Kordel einfach nicht so dicht, wie einen normalen Schlafsack von Hause aus ist. Ich habe die Kältebrücke durch Einstopfen einer Daunenweste unterbrechen können.

Fußbereich noch offen
Fußbereich noch geöffnet, die beiden Kordelenden sind in der Bildmitte erkennbar.
Kordeln
Elastische Kordeln im Fußbereich um diesen zu verschließen
Fußbereich geschlossen
Fußbereich geschlossen, soweit möglich.

Ein weiterer Unterschied zum normalen Schlafsack ist auch der Zwei-Wege-Reißverschluss, der mittig auf dem Schlafsack angebracht ist und sich auch komplett öffnen und aushängen lässt. Sowohl im Mantelmodus, als auch im Schlafsack-Modus kommt auch der perfekte Wärmekragen zur Geltung. Dieser ist sehr voluminös und lässt sich per Klettverschluss in mehreren Positionen fixieren und steigert den Wohlfühl-Faktor ungemein.

Wärmekragen
Voluminöser Wärmekragen, durch Klettverschluss in Position gehalten

Durch das offene Fußteil ist es auch möglich, den Schlafsack in Kombination mit einer Hängematte zu verwenden: Einfach die Hängematte durch den Schlafsack durchfädeln und dadurch von oben und unten gewärmt werden. Diesen Anwendungsfall konnte ich mangels Hängematte allerdings nicht testen, ich könnte mir allerdings vorstellen, dass diese Anwendung nur für höhere Temperaturen geeignet ist, da man die Kapuze in diesem Fall nicht nutzen kann.

Bei komplett geöffnetem Frontreißverschluss kommt der dritte Anwendungsfall zur Geltung: Nutzung als Daunendecke. Sei es einfach nur bei fallenden Temperaturen an einem Sommerabend, beim Camping oder einfach nur auf dem Sofa. Die Daunendecke hat nahezu eine rechteckige Form (der Schulterbereich ist natürlich nicht komplett rechteckig geschnitten und auch die Kapuze benötigt man nicht bei Verwendung als Decke) und hat die ungefähren Abmessungen von 135x180 cm.

Sonstige interessante Features: Für einen Schlafsack hat der Dreamwalker Pro unzählige Taschen: Zwei (gefütterte) Stecktaschen an der Außenseite die bei befreiten Armen ideal für die Hände genutzt werden können. Zwei weitere Stecktaschen sind auf der Innenseite des Schlafsacks vernäht, zusätzlich dazu noch eine per Reißverschluss gesicherte Innentasche in der Größe eines Smartphones. Der bereits angesprochene Wärmekragen kann auch sehr gut angepasst werden und dichtet den Halsbereich gut ab. Auch die Kapuze kann sehr gut angepasst werden.

gefütterte Stecktaschen außen
Gefütterte Stecktaschen außen
Stecktaschen für die Hände
Position und Größe der Außentaschen ideal für die Hände
Innentasche
Innentasche mit Reißverschluss

Fazit: Meine ursprüngliche Skepsis ist purer Begeisterung gewichen. Fürs Foto-Biwak ist der Dreamwalker wahrlich ein Traum, ich werde den Schlafsackmantel auch weiterhin fürs Camping verwenden bzw. für alle Aktivitäten, wo es nicht so auf das Gewicht oder das Volumen der Ausrüstung ankommt. Nicht ganz so überzeugt haben mich die Laschen zum Hochbinden des Fußbereichs, da diese sich sehr leicht selbstständig lösen. Nichtsdestotrotz sind aus meiner Sicht die Nachteile vernachlässigbar sodass ich für den Dreamwalker überzeugte 5 Sterne vergebe. Exped: Gut gemacht.          

Schlafsack auf Gitter

 

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