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Test: CUMULUS Quilt 350 - Biwak-Daunendecke/Schlafsackersatz

CUMULUS Quilt 350 - Biwak-Daunendecke/Schlafsackersatz
Leichter, kleiner, vielseitiger als ein vergl. Schlafsack
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • leicht und klein (618 g, 4.75 L, Limit -4 °C)
  • vielseitig: von Decke bis Schlafsack...
  • hochwertig: Pertex®Quantum, 850er Daune, YKK
  • top Kragen: Schnalle, Gummizüge, Wärmeleiste
  • daunendichtes und wasserabweisendes Außenmaterial
  • winddichtes und atmungsaktives Außenmaterial

Nachteile

  • nicht für Personen über 185 cm Körpergröße
  • Zugluft an den Seiten kann schon mal auftreten
  • feuchtigkeitsempf. Daunen (850er, nicht imprägniert)
  • Daune nicht optimal fixiert (große horiz. H-Kammern)
  • Mütze, Schaal / leichte Jacke mit Kapuze benötigt
  • nicht für Cowboy-Camping bei schlechtem Wetter

Bewertung

Warum einen Quilt und was ist das eigentlich?! Nun, er ist wie ein Schlafsack, nur ohne Rückenpartie und ohne Kapuze. An den Seiten undicht munkelt man, kompliziert zu benutzen.. Und ich bin ein riesen Fan davon! Nichts ist so leicht, kompakt und vielseitig. Ein absoluter Alleskönner.

auf der IsomatteaufgeschlagenSeitenansicht, Bauschkraft neben Nalgene 1 L

Features

Decke: Prinzipiell ist der Quilt erst einmal eine Daunendecke. Unter ihr hätte sogar ein Pärchen Platz und sie kann im Camp umgehängt die warme Jacke für kühle Abendstunden ersetzen.

Reisverschluss: Der YKK-3C1-zwei-Wege-Spiralverschluss ist komplett aus Kunststoff gefertigt. Er befindet sich bei Verwendung des Quilts im geschlossenen Zustand zwar mittig an der Unterseite, fällt dabei aber nicht negativ auf.

Gummizüge: Der Gummizug am Fußende ermöglicht das Verschließen der Fußbox, während der Gummizug am Kopfende zusammen mit einer Schnalle einen weitenverstellbaren Kragen bildet.

Schnallen: Die Schnalle am Kopfende schließt im Nacken. Zudem befinden sich am oberen Teil je Seite zwei weitere die an den Isomattengurten befestigt werden können. Diese können aber auch unter dem Rücken geschlossen werden, was den Innenraum zwar verkleinert, dadurch jedoch auch Totvolumen ausschließen kann.

Gurte: Die beiden Gurte werden nach dem Aufblasen auf die Isomatte geschoben und ermöglichen die Fixierung des Quilts. Dadurch werden Matte und Quilt zu einer Einheit. Nichts verrutscht beim Umdrehen, kalte Zugluft bleibt aus und der seitliche Ausstieg ist ganz einfach durch Öffnen einer oder zweier Schnallen möglich.

Abdeckleisten: Der Gummizug am Fußende und der Reißverschluss sind mit einer daunengefüllten Leiste hinterlegt, damit sich dort keine Kältebrücke bilden kann. Am Gummizug am Kopfende befindet sich ebenso eine gefüllte Leiste, wodurch der Kragen besser schließt. Der Reißverschluss verfügt zudem über eine verstärkte Leiste, die das Verklemmen des Schiebers verhindern soll.

DWR: Die wasserabweisende Beschichtung des Außenmaterials schützt die Daune vor Feuchtigkeit und ist zugleich so atmungsaktiv, dass Schweiß des Nachts gut nach Außen abdampfen kann. Für eine ungeschützte Nacht im Freien (Gefahr durch Schnee und Regen) ist diese Beschichtung jedoch nicht gedacht.

Bewegungsfreiheit: Durch die recht offene und gut einstellbare Konstruktion engt der Quilt nicht ein, wie es ein Schlafsack tun würde. Hin- und Herdrehen im Schlaf lassen ihn nicht verrutschen, er bleibt an Ort und Stelle und dreht sich nicht mit.

Kopfende mit Wärmekragen und GummizugSchnalle zum Verschließen hinter dem NackenWärmekragen am Kopfende

Außenmaterial

Mit dem japanischen Stoff namens Pertex® Quantum in einer Stärke von 29 g/m² versucht Cumulus Leichtigkeit und Robustheit zu vereinen. Meiner Meinung nach eines, der am besten - für diese nur allzu widersprüchlich erscheinende Herausforderung - geeigneten Materialien, auf dem Cumulus seine 10 jährige Herstellergarantie begründet.

Der Stoff fühlt sich auf der Haut sehr angenehm an. Zudem ist er daunendicht, winddicht und atmungsaktiv. Besonders hervor zu heben ist jedoch die DWR Beschichtung (durable water repellent). Ich selbst habe mit dem Quilt schon Cowboy-Camping unter freiem Himmel gemacht, hatte keine Probleme bei leichtem Wind und wurde morgens von leichtem Nieselregen geweckt. Das Wasser perlte auf dem Stoff ab, ließ sich weitestgehend abschütteln und stellte weiter kein Problem dar. Nichts desto trotz ist er nicht mit einem bushcraft-geeigneten Armeeschlafsack zu vergleichen.

Schnallen für RückenpartieFußbox mit Reißverschluss und GummizügenPertex Quantum Außenmateriel

Füllung

In den 13 Kammern der H-Kammerkonstruktion - die dank der Abwesenheit von durchgesteppten Nähten keine Kältebrücken zulässt - befinden sich 350 g polnischer Gänsedaunen mit einer Bauschkraft von 850 Kubik-Zoll pro Unze. Für die Konstruktion hätte ich mir - im Hinblick auf die Verwendung bei Minusgraden - eher Trapezkammern gewünscht. Diese fixieren die Verteilung der Daune besser, wodurch weniger kalte Punkte entstehen. Die Daunen selbst spielen jedoch in der obersten Liga (Maximum 900 cuin). Die Angabe wurde nach der europäischen Norm ermittelt. 850 cuin nach amerikanischer Norm entspräche nur 800 cuin nach europäischer Norm.

Daune ist großartig, weil sie bei irrer Isolationswirkung verdammt gut komprimierbar ist. Ich selbst habe bereits alle Kunstfaserschlafsäcke ausgemustert und durch Daunenschlafsäcke ersetzt. Doch die Schwachstelle bei Daunen ist und bleibt die Feuchtigkeit. Sie kann verklumpen, zusammenfallen und braucht lange zum Trocknen. Gerade so feine Daune mit hoher Bauschkraft und ohne hydrophobe Imprägnierung ist besonders anfällig.

Da die Daune aus Polen kommt, gehe ich davon aus, dass sie aus verantwortungsvollen Quellen stammt. Jedoch lohnt es sich - nicht erst seit der Skandale von 2012 (The North Face, Patagonia) um ungarische Daunen aus Stopfmast und Lebendrupf - hier genauer hin zu schauen. Besonders Daunen aus China können aus Lebendrupf = Tierquälerei stammen.

Reißverscluss der FußboxReißverschluss und Gummizug am FußendeReißverschluss Detailaufnahme

Daten

Gewicht: 600 g (Herstellerangabe)

Gewicht: 618 g (Quilt), 16 g (Packbeutel), 30 g (Isomattengurte, selbst gemessen)

Packmaß: 4.5 L, 24 x 16 cm (Höhe x Durchmesser, Herstellerangabe)

Packmaß: 4.75 L, 23 x 16.2 cm (Höhe x Durchmesser, selbst gemessen)

Maße: 195 x 100-130 cm (Länge x Breite, offen als Decke)

Temperaturbereich: Komfort 2 °C, Limit -4 °C, Extrem k. A. (Herstellerangabe)

max. Körpergröße: 185 cm

Daunenfüllung: 13 Kammern, 350 g, 850 cuin (nach europäischer Norm, Herstellerangabe)

Außenmaterial: Pertex® Quantum, 29 g/m², DWR-Beschichtung

Reisverschluss: YKK 2 Wege (Marktführer)

Zubehör: Isomattengurte, Transportbeutel, Aufbewahrungsnetzbeutel

Lebensdauer: 20 - 30 Jahre (bei durchschnittlichem intensiven Gebrauch und ordnungsgemäßer Pflege, Herstellerangabe)

Garantie: 10 Jahre Herstellergarantie

Made in Poland

eingenähter InfozettelGesamtvolumen aufgebauscht neben dem PacksackGrößenvergleich Packmaß neben Nalgene 1 L

Verwendung

Ich finde, der Quilt ist optimal für jegliche Übergangszeiten. Lediglich auf Winter- und Hochtouren und sehr warmen Sommertouren verwende ich noch einen dicken Daunenschlafsack (Komfort -10 °C) oder einen dünnen Sommerschlafsack. Aber auch für diese Beiden habe ich leichtere und kompaktere Alternativen im Auge. In meinem Testbericht der Mountain Equipment K7 Jacke findest du etwas zum Hybridbag und für Sommertouren schreibe ich dieses Jahr noch einen Bericht über den Yeti Cosy Legs. Beides Möglichkeiten seine Daunenjacke in das Schlafsystem zu integrieren.

Quilts kenne ich aus dem Hängematten-Camping und dem Ultraleicht-Wandern. Selbst benutze ich meinen für fast alles. Bikepacking, Wandern, Paddeln... immer autarke, längere und sportliche Touren, bei denen mir geringes Gewicht und Packmaß sehr wichtig sind. Der Temperaturbereich erstreckt sich dabei von leichten Minusgraden bis rauf zu kühlen Sommernächten.

Kombiniert mit einer sehr guten Isomatte wie der Therm-a-Rest NeoAir Xlite und leichter Bekleidung wie einem Fleece und einer dünnen Daunenjacke habe ich schon Nächte mit Bodenfrost überstanden. Schaal und Mütze dürfen hier natürlich nicht fehlen. Wird es dann wärmer im einstelligen positiven Bereich, können zahlreiche Register gezogen werden. Gelöst von den Isomattengurten kommt von den Seiten etwas Luft rein. Den Gummizug an der Fußbox geöffnet zieht es etwas durch. Ganz zu einer Decke geöffnet passen sogar zwei darunter. Besonders praktisch ist die Verwendung in der Hängematte. Hier ist der Ein- und Ausstieg so viel einfacher, als mit einem Schlafsack. Einfach über die Beine gestülpt und zugedeckt. Lediglich auf den Druck von der Seite, der in einer schmalen Hängematte die Daune komprimieren kann, muss geachtet werden. Es sei denn als unteres Gegenstück wird hier ein Underquilt verwendet.

Die offene Deckenvariante ist zudem im Camp oder bei kurzen Pausen sehr praktisch. Hier kann sie über die Schultern gehängt die warme Bekleidung ersetzen, die sonst nur für die kühlen Abend- und Morgenstunden mitgebracht werden müsste. Auf einer Pause kurz übergeworfen lässt sich gut ein Powernap einlegen.

Pause auf 2-tägiger 600 km BikePackingTouran der Isomatte festgeschnalltSchnalle Detailaufnahme

Pflege

Daune kann im Gegensatz zu Kunstfaser ewig halten, Waschen und Imprägnieren ist gut machbar, jedoch gibt es hier einiges zu beachten. Zuallererst gilt aber: Je seltener der Quilt gewaschen werden muss, desto besser.

Lagern: Ich selbst lagere meine daunengefüllte Ausrüstung stets warm und trocken, in großen Aufbewahrungsbeuteln oder besser noch ausgebreitet oder aufgehängt, denn dauerhafte Kompression schädigt die Daunen. Genau so ist das immer gleiche Komprimieren ein Problem. Daher wird Dauneneqipment in seinen Transportbeutel gestopft, nicht erst aufgerollt oder gefaltet.

Unterwegs: Auf Tour sollte der Quilt stets trocken gehalten werden, oder nach dem Nasswerden in der Sonne trocknen. Ist das nicht möglich, hilft auch schon das gelegentliche Durchlüften an sich. Was die Bauschkraft der Daune killt, ist das Komprimieren im nassen Zustand. Wird der Quilt mal eine Nacht nicht benötigt, sollte er dennoch ausgepackt werden, damit er einmal am Tage richtig aufbauschen kann. Das Stück sollte zudem immer sauber gehalten werden. Ich selbst schlafe stets bekleidet. Die Verwendung eines Schlafsackliners wäre aber auch ein Option, um Körperfett von den Daunen fern zu halten.

Waschen: Alle zig Jahre kann die Daune dann sicher auch mal eine Wäsche vertragen. Dabei sollte ein geeignetes Daunenwaschmittel verwendet werden. Die richtige Wäsche an sich und besonders das Trocknen, das die Bauschkraft der Daune wieder herstellt, sind hierbei essentiell. Bitte schau dir hierzu meinen Testbericht des Nikwax Down Wash an. Dort beschreibe ich die Prozedur im Detail. Zudem findest du auf der Seite von Cumulus geeignete Produkte und eine Waschanleitung.

Imprägnieren: Eine Auffrischung der Imprägnierung nach der Wäsche ist zudem eine gute Sache. Die Daune kann hydrophob imprägniert werden. Eine Erneuerung der Außenmaterialimprägnierung dürfte aber noch wichtiger sein, um die Daune auch weiterhin im Einsatz gut schützen zu können. Diese DWR-Beschichtung nutzt sich durch mehrere Wäschen oder einfach durch eine lange Benutzung ab. Zum Auffrischen möchte ich mich hier der Empfehlung von Cumulus anschließen und dir den Blick in das Sortiment von Nikwax nahelegen.

Stopper mittig im Gummizug am KopfendeStopper am Ende eines Gummizuges am FußendeKälteschutzleiste hinter Reißverschluss

Schlafsacknorm EN ISO 23537-1:2016 (früher EN 13537 ab 2005)

Wer sich schon immer gefragt hat, wie er oder sie die Temperaturangaben auf den Schlafsäcken einordnen soll, kann vielleicht was mit diesen Infos zur seit 2017 europaweit geltenden Norm anfangen.

Die Werte werden mit langer, mittelschwerer Funktionsunterwäsche ermittelt. Angegeben wird eine obere, sowie je eine untere Frauen- und Männer-Komforttemperaturen und eine Extremtemperatur. Oberhalb des ersten Wertes ist der Schlafsack zu warm. Bis zu den unteren Werten wird eine ausgeruhte, wohl genährte und kälteunempfindliche Person bei Nacht mit einer komplett zugezogenen Kapuze nicht frieren. Bis zum Extremwert ist das Überstehen der Nacht ohne Erfrierungen möglich, an erholsamen Schlaf ist hier aber absolut nicht mehr zu denken.

Die Norm schreibt jedoch das Messverfahren nicht exakt vor und kann auf Aspekte wie Erschöpfung, Ernährung, Stoffwechsel, Körperfettanteil, Körperform, Gefäßerweiternde Medikamente oder Alkohol, individuelles Kälteempfinden, Bekleidung, Luftfeuchtigkeit, psychische Verfassung usw. nicht eingehen. Sie stellt aber einigermaßen vergleichbare Richtwerte her.

Werden nur 3 oder 2 Temperaturangaben gemacht, so sind es oft der untere Komfort / Limit Wert für Männer und der Extremwert. Weil das nach mehr Leistung aussieht. Zu beachten ist aber auch, dass auf einer Tour wohl kaum die Optimalbedingungen aus dem Test herrschen werden, der Schlafsack aber mit der eigenen Bekleidung noch aufgemotzt werden kann. Das es im Schlafsack wärmer ist, wenn auf die Bekleidung beim Schlafen verzichtet wird ist übrigens ein alberner Mythos. Verzichtet lediglich darauf, zu schwere Jacken oder Decken außen auf den Schlafsack zu legen, wenn diese die Isolation komprimieren könnten.

Anhand der Temperaturwerte und einer Tabelle kann zudem auf den R-Wert / den Wärmedurchgangswiderstand geschlossen werden. Diese Zahl zwischen 0 und 2 ermöglicht einen sehr genauen Vergleich. Zum direkten Vergleich taugt aber auch die Dicke der Oberseite etwas. Oft wird der Loft angegeben, der aber die Dicke des gesamten Schlafsacks (Ober- und Unterseite) bezeichnet.

Definitionen - Höchsttemperatur: obere Grenze des Komforttemperaturbereichs, bis zu der ein teilweise unbedeckter Benutzer eines Schlafsacks gerade noch nicht zu sehr schwitze - Komforttemperatur: untere Grenze des Komforttemperaturbereichs, bis zu der sich der Benutzer eines Schlafsacks in entspannter Körperhaltung (z.B. auf dem Rücken liegend) mit seinem gesamten Körper in thermischen Gleichgewicht befindet und gerade noch nicht friert (Norm-Frau, 25 Jahre, 60 kg, 160 cm, geringerer Stoffwechsel) - Grenztemperatur: untere Temperaturgrenze, bei der sich ein Benutzer eines Schlafsacks in zusammengerollter Körperhaltung mit seinem gesamten Körper im thermischen Gleichgewicht befindet und gerade noch nicht friert (Norm-Mann, 25 Jahre, 70 kg, 173 cm, höherer Stofwechsel) - Extremtemperatur: unterer Extremwert der Temperatur, bei der das Risiko von Gesundheitsschäden durch Hypothermie (Unterkühlung) besteht (zusammengerollte Norm-Frau erfriert für 6 h nicht)

Isomattengurt und Reizverschlussabdeckungoffene Fußbox mit KälteleisteSeriennummer

Resümee

Ich feier den Quilt absolut. Er ist kleiner und leichter als es ein Schlafsack mit dieser Isolationswirkung je sein könnte. Durch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Schlafsackartig bis Decke ist er im Temperaturbereich von leichten Minusgraden bis hin zu kühlen Sommernächten in der Hängematte, wie auf der Isomatte brauchbar. Wer auf feine Ultraleicht-Materialien acht geben kann und es schafft seine Ausrüstung trocken zu halten, dem möchte ich einen solchen Quilt unbedingt ans Herz legen. Denn wer leicht und schnell unterwegs ist, kann seine Tour entweder besser genießen oder größere sportliche Leistungen erbringen.

 

 

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