Im test

Test: PIRELLI Scorpion XC H Team Edition - MTB-Reifen

PIRELLI Scorpion XC H Team Edition - MTB-Reifen
Bei Trockenheit klasse, Schwächen im Grenzbereich
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • super leicht rollend
  • wenig Abrollgeräusch
  • super schnell auf festem Untergrund
  • Haltbarkeit super
  • bereits ohne Reifenmilch dicht (tubeless)
  • Grip auf Mittelstollen / Bremsgrip

Nachteile

  • Seitengripp / Kurvenhalt
  • schmaler Grenzbereich
  • minimal zu schwer für XC-Rennreifen

Bewertung

Kurzfassung

Getestet habe ich Pirellis neuer XC Rennpneu SCORPION XC H in der Variante 29 x 2,2 Zoll mit ProWall und in der auffällig gelben Team Edition. Die Classic Variante mit heller Seitenwand und ohne zusätzlicher ProWall war zum Testzeitpunkt leider nicht verfügbar. Wer einen soliden Reifen mit guter Laufleistung sucht, viel auf Asphalt und staubigen Schotterpisten unterwegs ist und dabei nicht das letzte Watt aus der Beschleunigung kitzeln will, der kann jetzt in den Shop gehen und kaufen.

Wer hingegen absolut keine Kompromisse bei Grip und Beschleunigung eingehen will, auch mal nasse Wiesen oder feuchte Trails ballert, wenn die Pannensicherheit durch Fahrtechnik sichergestellt ist und bei dem die Laufleistung nicht die übergeordnete Rolle spiel, der greift lieber zu anderen Pneus.

Reifenaufdruck

Reifenvariante

  • Hersteller: Pirelli
  • Modell: Scorpion XC H
  • Größe: 29 Zoll
  • Breite: 2,2 Zoll --> ergibt gemessene 58mm (2,28 Zoll) auf einer Raceface XC Felge mit 28mm Maulweite
  • Karkasse: ProWall mit 120 TPI
  • Optik: Team Edition
  • Preis (UVP): 67,90 Euro
  • Gewicht: 685 Gramm (gewogen) / 695 Gramm (Herstellerangabe)
  • getestet als Kombination an Vorder- UND Hinterrad

Der Hersteller empfiehlt genau diese Variante für schnelle XC Rennen auf harten Untergründen und Asphalt. Der wohl perfekte Reifen für die Mountainbike-Marathon-Rennen nördlich der Alpen. Das H steht für Hardpack und soll eben speziell für die angesprochenen harten Marathonpisten geeignet sein. Ebenso gibt es den Pneu auch noch in 3 weiteren Stollenvarianten, die hier nicht näher erläutert werden.

Als durchgängige Gummimischung für die Lauffläche verwendet Pirelli den SmartGrip Compound und will dadurch gleichbleibende Performance auch bei zunehmender Abnutzung bieten. Andere Varianten mit gleichem Stollenmuster aber veränderter Karkassendicke und/oder optischen Veränderungen wie beispielsweise die Classic Edition mit hellbraunen Seitenwänden sind zudem verfügbar. Die Team Edition unterscheidet sich NICHT in der Gummimischung, sondern nur im gelben Akzentlogo auf der Seitenwand.

Die von mir getestete ProWall-Variante hat eine zusätzliche außenliegende Nylonschicht für mehr Kurvenstabilität auch bei geringem Reifendruck und erhöhten Pannenschutz. Die 120 TPI sind in der Reifenklasse eine angemessen hohe Anzahl an Fäden in der Seitenwand und in allen Varianten identisch.

Stollendesign und Grip

Die Lauffläche ist überzogen von vielen kleinen Stollen, die in Kombination aus 1er und 2er-Reihen eine nahezu durchgängige Mittellauffläche bilden. Für noch leichteres Abrollverhalten sind sogar kleine Rampen in die ohnehin niedrigen Stollen eingearbeitet. Jede einzelne Stolle hat in sich weitere Lamellen - ähnlich eines Winterreifens beim Auto - um den fehlenden Grip durch die vielen eng liegenden Stollen etwas zu erhöhen. Zu Seite hin werden die Stollen nur minimal größer und bilden auch bei breiten Felgen eine sehr rundliche Reifenstruktur aus. Breite und klobige Schulterstollen für ordentlich Kurvenhalt vermisst man bei diesem Reifen. Die längs eingearbeitete Lamelle verstehe ich allerdings eher als guten Willen zu mehr Kurvenhalt.

Nahaufnahme Stollen

Anhand des Stollendesigns hatte ich es schon vermutet, der Test hat es dann schließlich bestätigt. Bei Geradeausfahrt auf Asphalt und Schotter ist der Reifen angenehm leise, rollt super und bietet auch im Bremsverhalten ein gutes Gefühl. Die klassischen Marathon-Racer werden jetzt schon jubilieren und den Reifensatz im Warenkorb haben. Die Beschleunigung der unter 700 Gramm schweren Reifen ist sehr gut, allerdings nicht so brachial wie ich das erhofft hatte. Verglichen mit einem Thunder Burt am Hinterrad hat der Scorpion gefühlte Nachteile. Von anderen führenden Herstellern wäre mir aber kein Reifen mit dieser guten Performance bekannt. Da ich aber nicht im Labor radeln, ist das alles sehr subjektiv.

Im schnellen Abbiegemanöver zeigt die ProWall-Variante ihr Können und hält bei 1,6 - 1,8 bar den Reifen stabil in der Spur. Topp, um schnell in den nächsten Trail einzubiegen! Die trockenen Trails, egal ob über Felsplatten, einen Wurzelteppich oder ausgetrockneten Waldboden machen richtig Spaß und der Gripp ist für die Reifenklasse ausreichend. Deutliche Schwächen, vor allem bei Nässe und auf weichen Untergründen, kann man an dieser Stelle aber auch nicht wegdiskutieren. Sowohl die Bremstraktion auf den Mittelstollen als auch der Kurvengrip auf den Seitenstollen sind dann schlagartig verloren. Der Grenzbereich ist denkbar schmal und auch für feinfühlige Fahrer sehr schwer einzuschätzen. Kündigt dieser Reifen einen Gripverlust an, ist es also meist schon zu spät.

Wie es sich für einen richtigen Tester gehört, habe ich aber auch diese Grenzen ausgelotet und mich dabei erst in die nasse Wiese und danach in Krankenhaus gelegt.

Claviculafraktur

Pannensicherheit und Laufleistung

Die Laufleistung der Reifen empfinde ich als überragend. Selbst nach über 1000 Kilometern und ehrlichen 25.000 Höhenmetern sieht der Reifen aus wie neu und hat sogar noch die Mini-Knubbel vom Produzieren drauf. Da kann man nicht meckern. Ich bin mir sicher, dass ich mit diesen Pneus 5000km schaffe, wenn auf anderen Herstellern nach 3000-4000km Schluss war. Dafür reichte der Testzeitraum allerdings nicht aus.

Passend zur sehr guten Haltbarkeit kann ich eine uneingeschränkte Pannensicherheit attestieren. Scharfer Granitschotter, kompromisslose Holperpisten auf HighSpeed-Trails oder auch den ein oder anderen Durchschlag konnten weder der Seitenwand noch der Lauffläche etwas anhaben. Im Rennbetrieb sind diese Bauchschmerzen also überschaubar.

Montage und Tubeless

Wie bereits erwähnt habe ich die Reifen auf meine Raceface-Laufräder aufgezogen. Zunächst ging's gut von Hand, die letzten Millimeter musste aber dann doch noch der Reifenheber helfen. Schon mit relativ wenig Luft rutschen die Seitenwände sauber ins Felgenhorn und dichten direkt ab. Da gibt es sicher Modelle, die mehr Strapazen abverlangen. Zum einen bis sie sauber im Felgenbett sitzen und nicht mehr eiern, zum anderen bis sie dann auch noch die Luft behalten. So macht auch Tubeless mehr Spaß.

Verpackung Verpackung hinten

Über einen längeren Zeitraum betrachtet bestätigt sich dieser erste Eindruck. Mit ca. 60 Milliliter NoTube-Reifenmilch musste ich nur ganz selten Nachpumpen und als tubeless somit uneingeschränkt zu empfehlen. Die qualitativ hochwertige Verarbeitung wird dadurch sicher unterstrichen.

Reifen Innenseite

Fazit

Kompromissbereitschaft ist die Grundvoraussetzung für den Einsatz dieser Reifenvariante. Das möchte ich gleich izum Anfang des Fazits schreiben. Die Beschleunigung ist super, aber noch nicht die Speerspitze. Bei hoher Pannengefahr und trockenen Bedingungen aber genau die richtige Wahl für den Renneinsatz oder den leistungsorientierten Vielfahrer auf harten Untergründen. Der wirklich schmale Grenzbereich, die Kompromisse bei Nässe und der fehlende Kurvengrip auf losen Böden verursachen aber 1 Punkt Abzug.

Dass aus diesem Pneu der perfekte XC-Marathon-Rennreifen entsteht, bräuchte es größere Seitenstollen, gerne dafür in der Anzahl weniger. Mit der Stabilität der ProWall aber etwas leichterem Antritt wird das Ding dann zur Waffe. Der Einstieg von Pirelli in diese Branche ist aber definitiv schon mal geglückt.  

Gesamtaufnahme

 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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