Ich habe den ION Scrub Select im Sommer 2023 von OUTSIDEstories zum Testen bekommen. Ich werde für diese Bewertung weder bezahlt noch bin ich eine Verpflichtung dem Hersteller gegenüber eingegangen. Diese Bewertung spiegelt lediglich meinen persönlichen Eindruck zum bewerteten Produkt wider. Dabei hat sich der Testzeitraum auf ca. sechs Wochen begrenzt.

WAS BIETET DER SCRUB SELECT?

Der Scrub Select ist ein auf Enduro und Downhill ausgelegter Fullface Helm, welcher in Zusammenarbeit mit den Helmhersteller Met entwickelt wurde. Er verfügt über ein MIPS-System und eine Carbonaußenschale kombiniert mit einer EPS-Innenschale. Dadurch vereint er maximale Sicherheit bei minimalem Gewicht.

Ein hervorragender Tragekomfort wird durch insgesamt neun optimierte Belüftungskanäle gewährleistet, welche für einen verbesserten Luftstrom sorgen. Drei dieser Kanäle befinden sich im Kinnbügel und tragen neben der Belüftung dazu bei, dass der Träger leichter atmen kann. Zudem verhindern sie, dass sich im Helm Feuchtigkeit aufbauen kann.

Unter dem Visier sorgen weitere Öffnungen dafür, dass eine Goggle, bzw. Brille nicht beschlägt. Alle Kanäle sind mit einem Metalgitter versehen um ein Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern. Zusätzlich verfügt der Scrub Select über spezielle Öffnungen, welche dem Träger ein besseres Hören ermöglichen.  Das flexible Visier öffnet bei einem Sturz automatisch (Safety Release) und verhindert dadurch ein Überdrehen des Nackens. Die Innenpolster können zum Reinigen leicht entnommen werden. Der Helm wird mit einer gut belüfteten Tasche geliefert.

Technische Daten

• Mips
• Außenschale aus Carbon
• Innenschale aus EPS
• Herausnehm- und waschbare Pads
• Belüfteter Kinnbügel
• flexibles Visier
• Safety Release (Visier)
• 52 - 54 cm (XS) / 54 - 56 cm (S) / 56 - 58 cm (M) / 58 - 60 cm (L) / 60 - 62 cm (XL)
• Gewicht 1200g (L)
• Farbe Schwarz

Technologien

• Das MIPS-Sicherheitssystem (Multi-Directional Impact Protection System) wurde entwickelt, um dem Träger eines Helms bei Unfällen zusätzlichen Schutz zu bieten. Herkömmliche Helme sind für einen geraden Aufprall entwickelt und getestet. In den meisten Fällen erfolgt der Aufprall jedoch schräg. Es können Rotationsbewegungen im Kopf entstehen.

  Wenn sich durch diese verschiedenen Bereiche des Gehirns versetzt zueinander bewegen, kann das Gewebe gedehnt werden, was Gehirnerschütterungen oder andere Hirnverletzungen verursacht. Das Gehirn reagiert empfindlicher auf derartige Bewegungen als auf lineare Belastungen, weil es eine ähnliche Scherfestigkeit aufweist wie Wasser oder Gel.

  ie Cerebrospinalflüssigkeit ist unser natürliches Schutzsystem, durch das sich das Gehirn versetzt zum Schädel bewegen kann. MIPS liegt eingebettet im Inneren des Helms. Es ist so aufgebaut, dass es bei einem Unfall im Helm geringfügig gleiten kann und besteht aus einem stabilem Gerüst aus Kunststoff, welches dieser Flüssigkeit nachempfunden ist.

  Es soll bei einem schrägen Aufprall helfen die auf den Kopf wirkenden Rotationsbewegungen zu reduzieren und auftretende Kräfte abzuleiten. Helme mit MIPS-Technologie sind an dem kleinen gelben MIPS-Logo an der hinteren Außenseite der Helme zu erkennen.

WIE MACHT SICH DER FULLFACE IM EINSATZ?

Seit vielen Jahre hatte ich den O'NEAL Backflip Fidlock Evo - Fullfaces im Bikepark im Einsatz und war recht zufrieden mit ihm. Wie bei allen Helmen gilt man sollte nach ca. 6 Jahre über einen Austausch nachdenken. Auch ohne Stürze kann die Sicherheit und Funktion durch Materialermüdung nicht mehr zuverlässig gewährleistet sein.

Mit seinen 8 Jahren war der Backflip schon länger überfällig und ein Wechsel stand auf meiner Agenda. Da ich ihn nur im Park verwendet habe, hatte das aber nicht die höchste Priorität für mich. Auf Touren verwende ich einen UVEX Jakkyl HDE Integralhelm. Die Möglichkeit den Kinnbügel zu entfernen macht ihn für mich zu besten Lösung für diesen Bereich. Wer schon mal mit Fullface einen größeren Berg bezwungen hat, weiß von ich rede.

Ein Fullface ist im Uphill nicht gerade die beste Lösung. Bei einem Integral wird einfach der Kinnbügel an oder abmontiert je nach aktuellem Einsatz. Im Bikepark setzte ich aber doch lieber auf einen reinrasiger Fullface, mir persönlich gibt das einfach ein sichereres Gefühl.

Nun habe ich die einzigartige Gelegenheit bekommen den Scrub Select zu testen. Bereits im Vorfeld habe ich mir den Helm auf der Herstellerseite angeschaut, UVP 549,99 € … was soll ich sagen, das ist eine Menge Holz, da wäre ich wahrscheinlich als reiner Hobby-Downhiller mit ca. 2 – 5 Parkaufenthalten pro Jahr (mehr lassen meine kleinen Kids grade zeitlich nicht zu) wahrscheinlich raus.

Klar Sicherheit ist der schlechteste Bereich um zu sparen, aber bei diesem Preis braucht man schon sehr tiefe Taschen. Für passionierte Downhiller, die quasi im Park leben oder auch regelmäßig an Rennen teilnehmen, ist ein High-End-Helm wie der Scrub Select sicher nicht die schlechteste Investition. Immerhin geht es im aller dümmsten Fall um die Vermeidung schwerer Kopfverletzung mit Langzeitfolgen oder schlimmeres.

Wenn ich bedenke, dass mich der Backflip damals ca. 80 € gekostet hat, wäre ein Vergleichsversuch in etwa so als würde ich einen Opel Corsa an einem Porsche GT3 RS messen, deshalb spare ich mir und euch das und konzentriere mich rein auf den Scrubs. Die extremen Unterschiede fangen schon bei der Verpackung an, denn der High-End-Helm kommt in einer tollen gut belüfteten Taschen mit praktischem Tragegriff und Tragegurt. Mein alter Backflip hatte nur einen einfachen „Sack“ zum Verstauen.

Die Tasche verfügt über eine Menge Belüftungsöffnungen, damit der Helm nach getaner Arbeit, getränkt vom Schweiß des Bikepark-Tages, gut „ausdampfen“ kann. Zudem hat die Tasche eine kleine Innentasche die sich gut für die Bike-Handschuhe eignet. Die Tasche ist zudem super um den Helm bei der Anreise zwischen allem anderen Zeugs was man so im Auto dabei hat vor unnötigen Kratzern und Beschädigungen zu schützen. Ich wüsste nicht was mir an der Tasche fehlen würde oder in irgendeiner Weise schöner, oder besser wäre, außer vielleicht ein bisschen Farbe :-D.

So nun zum Helm selbst, das mattschwarze Design mit den goldenen Details und die Verzierung in Carbon Optik sind das Erste was einem ins Auge sticht. Grundsätzlich ist das Design meiner Meinung nach zeitlos und schön anzuschauen. Schade, dass es den Scrub aber auch nur in diesem einen Design gibt. Die ein oder andere farbenfrohere oder heller gehalten Variante wären nicht schlecht um den Geschmack eines jeden zu treffen. Zumindest hat man so nicht die Qual der Wahl.

Die matte Lackierung von Visier und Helm sind leider recht Kratzer anfällig, so hatte ich bereits nach dem ersten Tag im Park die ersten kleineren Kratzer auf dem Visier. Sie fallen zwar erst bei genauerem Hinsehen auf, aber schon irgendwie ärgerlich. Bedenkt man, dass man den Helm in der Gondel transportiert, mal an den Lenker hängt, wenn man Pause macht oder eben auch auf den Boden legt oder oder oder.

Es gibt es unendlich viele Möglichkeiten sich kleinere Lackschäden einzufangen, da wäre eine Lackierung die etwas mehr „Kontaktfreudigkeit“ ertragen könnte sicher nicht ganz verkehrt. Das ist aber nur eine Auffälligkeit und keineswegs ein größeres Problem, sondern stört nur den inneren Monk ;-). Am Bike ist ein neuer Kratzer nicht weniger schmerzhaft für’s Auge. Letzten Endes ist Downhill ein ruppiger und materialfressender Zeitvertreib, dass Überlebt keine Lackierung dauerhaft unbeschadet. Die Verarbeitung ist abgesehen von dem angesprochenen Lackthema erwartungsgemäß hervorragend.

Der Fullface ist wie viele andere auch in den Größen XS bis XL zu haben. Bei meinem Kopfumfang von 58cm habe ich den Helm in Größe L von OUTSIDEstories bekommen und er passt einfach perfekt. Nichts drückt, nichts stört, nichts rutscht oder wackelt. Reinschlüpfen, wohlfühlen.

Die Passform ist schlicht ohne Beispiel. Ich fühl mich den ganzen Bikepark-tagelang wohl. Selbst an heißen Tagen ist es eigentlich nie zu heiß. Klar im Helm ist es immer wärmer als ohne, ich hatte allerdings erwartet, dass es im schwarzen Scrub deutlich wärmer zugehen wird, als in meinem weißen Backflip. Weit gefehlt, es ist sogar um einiges besser.

Gewichtstechnisch merke ich keinen Unterschied zu meinen bisherigen, allerdings hatte ich einige neuere Helme von Freunden und in Läden in der Hand, welche deutlich mehr auf die Waage gebracht haben. Inwiefern dies Einfluss auf den Schutz hat vermag ich nicht zu sagen. Bisher bin ich zum Glück noch nicht auf den Kopf gestürzt, geschweige denn das ich über die Möglichkeiten verfüge den Faktor „Schutz“ irgendwie zu prüfen oder zu testen.

So war es für mich auch interessant über das Thema Safety Release des Visiers zu lesen, aber ausprobieren musste ich es zum Glück bisher nicht. Ich hatte über ein Überdehnen des Nackens wegen des Visiers vorher noch nicht mal nachgedacht. Aber bei längerem Überlegen klingt das schon sehr vertrauenserweckend und gibt einem ein zusätzlich besseres Gefühl.

Das weiche Innenpolster und das MIPS-Inlay lassen sich einfach und ohne Probleme zur Reinigung entfernen. Die Polster sind mit Druckknöpfen fixiert und kinderleicht zu entfernen. Einzig der Wiedereinbau ist etwas schwieriger. Bei meinem Modell funktionieren nahezu alle Druckköpfe super sobald man sie gefunden hat. Nur wie üblich ist einer dabei der Zicken macht und etwas mehr Kraftaufwand erfordert. Eine Anleitung für den Aus- und Einbau ist nicht nötig, da das Prinzip absolut selbsterklärend ist.

Ein sehr positiver Aspekt der sich mir deutlich gezeigt hat beim Test ist der Punkt beschlagene Google. So lange man fährt ist bei den meisten Fullface-Helmen alles gut, sobald man aber mal etwas länger steht hat man häufig das Problem, dass sich die Gläser beschlagen und man beim Weiterfahren die ersten paar Meter erstmal im Blindflug unterwegs ist bis der Fahrwind für klare Sicht sorgt.

Beim Scrub hatte ich das gar nicht. Die Google ist bei mir auch im Stand nicht beschlagen. Da wird einem erstmal bewusst wie nervig das sonst immer war. Auch die in der Produktbeschreibung erwähnten Öffnungen für besseres Höre funktionieren toll. Man merkt zwar schon einen Unterschied mit Helm, aber weit weniger als ich es von anderen Modellen gekannt habe.

Der Verschluss des Kinnriemens ist etwas komplizierter zu handhaben, besonders, wenn man nicht sieht was man da mit den Händen tut. Ich musste erstmal die Anleitung lesen um überhaupt die Funktionsweise zu verstehen. Allerdings habe ich mir von meinem Bruder sagen lassen, dass die gleiche Technik bei seinen Motorradhelmen zum Einsatz kommt und man den Kinnriemen am besten nur lockert zum Auf- und Absetzen des Helms. Wieder etwas gelernt, so funktioniert es dann auch deutlich einfacher.

WAS STECKT HINTER DER MARKE ION?

Die Marke ION gehört zum im Jahr 2000 aus der Fusion der Sportmarken Mistral, F2 und Fanatic entstandenen Unternehmen Boards & More, welches durch Herrn Jacobs (Jacobs Kaffee) gegründet wurde. Heute gehören Mistral und F2 nicht mehr zum Unternehmen. Es wird heute von Till Eberle (CEO) und Gregor König (CFO) geführt. Boards & More beheimatet neben ION auch die Marken duotone, Fanatic, SQLab, North Sails und North Kiteboarding. Diese sind teils seit über 40 Jahren auf dem Markt etabliert.

Es werden Produkte in den Sportarten Stand-Up-Paddelboarding, Mountainbiking Kiteboarding, Windsurfing und Wingfoiling entwickelt und produziert. ION selbst wurde 2004 gegründet und konzentrierte sich auf Neoprenanzüge und –Accessoires für Surf-, Kite- und Wakeboard. Seit 2013 widmet sich ION auch dem Mountainbike-Sport. Es werden seitdem Produkte wie Bekleidung, Schuhe, Handschuhe Rucksäcke, Helme und Protektoren angeboten.

FAZIT?

Der Scrub Select mit Carbon Außenschale und MIPS ist ein absolut perfekter Helm. Er ist angenehm zu tragen, lässt sich sehr leicht reinigen und lässt kaum Spielraum für Kritik. Die mitgelieferte Tasche ist ein tolles Add-on zum Schutz beim Transport. Einzig der Preis und die etwas empfindlichere Lackierung kann ich als Kritikpunkte aufzählen. Wobei sich der Preis für einen Helm der High-End-Klasse aber sicher rechtfertigt. So nun aber Helm auf und ab auf den Trail.

#wirsehenunsdraussen….