Griasts eich!

Ich will euch heute ein Produkt vorstellen, dass, ich würde sagen noch relativ neu im Radsport ist und viele von euch bestimmt noch nicht kennen. Ich benutze es für mein Rennrad, aber kann auch fürs MTB, E-Bike oder Gravel verwendet werden. Eigentlich für jedes Rad, welches eine Kette hat. Auch die Profi Teams der Tour de France setzen mittlerweile auf Kettenwachs. Richtig gehört!

Grundsätzlich kauft man ein Fahrrad und die Kette ist vorgeschmiert mit Kettenöl. Auch wenn man sich eine neue Kette kauft, ist diese bereits geölt. Auch einfach aus dem Hintergrund, dass es natürlich üblich ist, aber auch damit die Kette während des Transports nicht korrodiert. Kettenöl sollte man je nach Gebrauch alle 150-300km neu aufbringen. Fährt man natürlich bei schlechtem Wetter noch viel früher.

Grundsätzlich kennt es bestimmt jeder, die Kette wird dreckig und schmierig, Schmutz bleibt haften und das Putzen vor dem neu Einölen ist unerlässlich und einfach nur nervig und aufwendig. Und jetzt sage ich euch, dass es etwas viel Besseres gibt als das Kettenöl und zwar Kettenwachs. Hier muss man nur zwischen Flüssigwachs und Heißwachs unterscheiden. Dazu aber später noch mehr.

Jetzt möchte ich erstmal auf die Marke Optimize näher eingehen, die es sich zum Ziel gemacht hat, das Beste Kettenwachs zu entwickeln, welches es auf dem Markt gibt. Optimize Bike kommt aus Solingen und ist noch ein sehr junges Unternehmen. Aufmerksam darauf bin ich durch den Youtube Kanal GCN geworden. Diese hatten ein Erklärvideo zur Anwendung von Kettenwachs, Partner war Optimize. Besonders eindrucksvoll fand ich die lange Laufdauer der Kette von 800 – 1000 km bevor das Hartwachs neu aufgetragen werden muss. Andere Unternehmen geben lange nicht so hohe Zahlen an. Das Interesse war geweckt. Da ich davor noch nie von Optimize gehört hatte, hab ich mich deswegen gleich schlau gemacht und Youtube Videos angesehen. Und so bin ich auf Felix gestoßen, den Gründer. Felix stellt die Wachse sowohl mit Graphit als auch Graphen her.

Anbei noch ein Video von Felix zum Reinigen und Auftragen.

Ich habe sowohl das Heißwachs mit Graphit und das Graphit Flüssigwachs getestet. In diesem Bericht geht es um das Heißwachs.

Vorbereitung:

Die Anwendung von Wachs braucht grundsätzlich erstmal eine gute Vorbereitung. Wachs und Öl vertragen sich nämlich nicht, deswegen heißt es erstmal reinigen. Kette abnehmen und Kassette abschrauben. Beides in Waschbenzin/Nitroverdünnung oder Bremsenreiniger reinigen. Und das richtig gründlich! Dazu am besten ein Einmachglas verwenden für die Kette und kleine Ritzel. Das Ganze einwirken lassen und ordentlich schütteln. Waschbenzin austauschen und das Ganze so lange fortführen, bis das Waschbenzin klar bleibt. Größere Ritzel auch in einem geeigneten Gefäß einlegen oder mit einem getränkten Lappen ordentlich reinigen. Danach die Schalträdchen sowie die Kettenblätter auch noch ordentlich reinigen, da bewegt sich die Kette nun auch mal durch. Habt ihr nun alle Teile des Fahrrads, welche mit der Kette in Berührung kommen gereinigt und komplett entfettet, kann es schon losgehen mit dem Wachsen der Kette.

Da der Einmalaufwand des Aufbringen von Heißwachs etwas Zeitaufwendiger ist, habe ich mir noch zwei zusätzliche Ketten gekauft, um diese einfach austauschen zu können. Sobald alle drei Ketten benutzt wurden, Wachse ich diese erneut. Denkt dran, neue Ketten müsst ihr im Normalfall kürzen, dazu einfach neben eure aktuelle Kette legen und mit dem Kettennieter die nicht benötigten Glieder abnehmen.

Heißwachs Anwendung:

Das Heißwachs von Optimize kam bei mir noch in kleinen Würfeln, aktuell ist es in neuem Design in großen Platten verfügbar. An der Anwendung ändert sich dadurch aber nichts.

Optimize, verkauft sein Wachs in 375 Gramm großen Platten, diese sollten vollständig in einen möglichst kleinen Topf (in dem die Kette aber noch Platz hat) gegeben werden. Damit die Kette leicht dem Wachs entnommen werden kann, sollte man diese auf einen Draht auffädeln, ich habe dazu einen Draht Kleiderbügel auseinandergebogen. Das Wachs langsam auf 90 Grad Celsius erhitzen und die Kette für 15-20 Minuten in das Wachs legen.

Wichtig ist, dass die Kette die gleiche Temperatur annimmt, wie das Wachs, deswegen auch die 20 Minuten. Danach den Herd abschalten und das Wachs und die Kette bis circa 60 Grad Celsius abkühlen lassen. Es bildet sich eine leichte Haut auf dem Wachs. Dann kann man die Kette auch schon entnehmen. Diese dann noch zum trocknen über dem Wachsbad aufhängen.

Achtet bitte darauf, dass sie nur sehr sehr wenig bis gar nicht tropft, ansonsten war sie noch zu heiß. Es ist wichtig, dass das Wachs an der Kette haften bleibt. Ist die Kette erkaltet, nochmal für 2 Stunden beiseitelegen und vollständig auskühlen lassen. Die Kette ist jetzt natürlich wegen des getrockneten Wachses ganz starr und muss gebrochen werden, entweder Glied für Glied oder einfach durch die Hand laufen lassen. Am besten im Freien oder über Waschbecken/Mülleimer, denn überschüssiges Wachs fällt ab.

Nun kann die Kette montiert werden, achtet darauf Kettenschlösser nicht zu oft zu verwenden und diese nach 3–4-mal öffnen zu ersetzen. Die Hersteller Shimano und SRAM geben jedoch an ein Kettenschloss nach dem Öffnen zu entsorgen und ein neues zu verwenden. Am Ende muss dies aber jeder selbst wissen.

Praxistest:

Kette ist dran, alles frisch eingewachst, dann steht der ersten Tour nichts mehr im Weg. Die gewachste Kette muss etwa 50 km eingefahren werden, bis sie komplett rund läuft. Danach sollte sie sich wie eine geölte Kette verhalten.

Nun wie macht sich denn jetzt die mit Optimize gewachste Kette in der Praxis? Ich bin ein totaler Fan! Die gewachste Kette hält, was sie verspricht, allem voran die 800-1000 km Laufleistung vor dem erneuten Wachsen. Hätte ich wirklich nicht gedacht, aber ich fahre wirklich diese Strecke ohne mich um die Kette zu kümmern. Ich muss sie nicht reinigen, da sie nicht dreckig wird. Die Kette ist trocken, deswegen bleibt kein Dreck kleben. Ich kann die Kette mit der Hand berühren ich kann sogar mit der Hand die komplette Kette umfassen und an ihr herumfahren, fast kein Schmutz an der Hand. Bei einer geölten Kette wäre sie pechschwarz. Und somit gibt es auch keine Kettenblatt Tattoos mehr :D

Die gewachste Kette ist sogar nochmals um einiges leiser als die geölte Kette, man hört sie fast nicht laufen, das merkt man auch extrem auf der Rolle, da es drin keine Nebengeräusche gibt.

Weiterer Pluspunkt, ist, dass die Haltbarkeit der Komponenten verlängert wird. Kein Dreck an der Kette, beansprucht damit auch nicht die Kassette, die Schaltröllchen und die vorderen Kettenblätter.

Langzeittest war bei mir unsere 3-tägige Rennradtour nach Lazise am Gardasee. Start war München. Wir waren zu 7. unterwegs, dabei war ich der einzige mit gewachster Kette. Alle Mitfahrer haben jeden Tag die Kette neu geölt, vor allem auch dem geschuldet, dass es jeden Tag geregnet hat. Regen macht der gewachsten Kette gar nichts aus, das Wachs kann nicht abgewaschen werden. Man sollte lediglich am Ende der Tour die Kette mit einem Microfasertuch abwischen, damit diese trocken ist. Ansonsten bin ich super zufrieden mit dem Wachs von Optimize, keinerlei Probleme auf der Fahrt, die Kette lief spitze.

Ich bin jetzt inzwischen meine zweite Kette über 900 km gefahren und werde sie jetzt wieder Wechseln, nach der 3. Kette heißt es auch für mich wieder neu wachsen. Dabei kann man die gebrauchten Ketten mit heißem Wasser abwaschen, damit kommt keinerlei Dreck in das Wachs beim neu einwachsen.

Die Kette sieht nach 900 km wie folgt aus, das Schwarze ist kein Dreck, sondern das Graphit aus dem Wachs.

Das Graphit-Heißwachs kostet 39,99€ direkt auf der Website von optimize.bike. Damit lassen sich jedoch 20-30 Ketten wachsen, damit sprechen wir von 20-30 Tausend Kilometer und 1,33 – 2,00 € pro gewachster Kette. Ich würde mal sagen unschlagbar!

Pfiats eich!