Die passende Bekleidung scheint beim Fahrradfahren auf den ersten Blick nicht essentiell zu sein. Doch wer Spaß daran hat schnell und ausdauernd unterwegs zu sein und nach Möglichkeiten der Optimierung sucht, wird nach seinem Rad und seinem Schuhwerk auch einmal die Bekleidung überdenken wollen. Klar, Handschuhe, Hose und Schuhe befinden sich an den Kontaktpunkten zum Fahrrad, sind für Komfort, Kraftübertragung und Sicherheit wichtig, doch das Jersey umschließt den Torso. Hier spielen Temperaturregulierung, Aerodynamik, Transportmöglichkeiten und Aussehen eine besondere Rolle. Ich hatte einen Heidenspaß dabei, dieses Jersey zu testen und möchte meine Erfahrungen gern mit dir teilen.

Passform

Dank ausgezeichnetem Schnitt, Flachnähten und Stretchmaterial liegt das Jersey hauteng an, ohne einzuengen. Es schließt am Kragen, an den Ärmeln und am Saum winddicht ab, ohne zu kneifen. Und der Saum ist hinten lang nach unten gezogen und von innen mit einem umlaufenden Silikonaufdruck versehen, sodass er auch nicht hochrutschen kann. Lediglich für die Taschen auf der Rückseite könnte es mehr Spannung um die Taille vertragen. Das Problem könnte hier an meinem Bauchumfang liegen, ist jedoch eher auf den sehr dünnen Stoff zurück zu führen.

Der Tragekomfort ist ausgezeichnet. Trotz des geringen Gewichtes sind die Bündchen 2 cm breit und die Nähte anständig verarbeitet. Hier drück und kneift nichts. Der gesamte Rückenbereich ist bis auf die Taschen frei non Nähten. Auch mit einem Rucksack auf, scheuert hier nichts.

Optimal passt das Jersey mit der dazu gehörigen Trägerhose. Diese Kleidungsstücke ergänzen sich in ihrer schnittigen Passform und sehen zusammen wie aus einem Stück gegossen aus. Der Saum kann aber etwas hoch rutschen und ein paar Falten werfen. Wer absolut aero für ein Time Trial oder ähnliches sein möchte, für den ist vielleicht eher ein Skinsuit das Richtige. Für alle anderen wird diese Kombi aber mehr als ausreichen. Bitte schaue dir für die Details meinen Testbericht der Löffler M Bike Bib Shorts Hotbond an.

Features

Reisverschluss: Der YKK-3C-Spiralverschluss aus Kunststoff mit einem Metallschieber ist sehr schön flach und leicht. Er schießt gut und zuverlässig und dürfte dem Jersey einiges an Lebenszeit verschaffen. Läuft er mal nicht ganz glatt, empfehle ich etwas Vaseline auf die Spirale auf zu tragen. In den beiden Abdeckleisten auf der Vorderseite, die den Verschluss verbergen, hat sich der Schieber bisher nicht verfangen.

Taschen:  Auf der Rückseite befinden sich auf einer Fläche von 40 x 15-18 cm drei Einschubtaschen. Das Jersey ist am unteren Rücken also zweiwandig. Die Nähte sind zusätzlich verstärkt und mit einem 2 cm breiten Gummizug im Rand versehen. Hier passt gut was rein, doch auch unter einem Rucksack stören sie nicht. Vom Gefühl her verleitet das üppige Volumen schnell dazu, die Taschen zu überladen. Ein paar Snacks, vielleicht ein Schlauchschal ja, aber dies ist kein Platz für Werkzeug, Ersatzteile oder Wasser.

Reflektoren: Auf der Brust links befindet sich 7 x 1 cm groß das Logo in Form eines reflektierenden Aufdrucks. Auf der Rückseite mittig unten befindet sich ebenso ein etwa 2 x 2 cm großer Aufdruck. Nette Details, doch für eine ausreichende Sichtbarkeit und Verkehrssicherheit bei weitem nicht ausreichend.

Verstauen: Ich lege das Jersey nicht zusammen. Das ist bei dem dünnen und glatten Stoff eh recht schwer. Ich stopfe es einfach in eine seiner Taschen, die ich dabei auf Links drehen. Ne praktische Sache.

Material

Der Stoff namens Race-Vent besteht zu 84 % aus Polyester und zu 16 % aus Elastan. Zudem scheint er mit einer besonderen 3D-Stricktechnik hergestellt zu sein. Er weist wechselnd etwas dichtere und sehr dünne netzartige Bereiche auf. Durch die Kombination aus Kunstfasern und Netz-Struktur ist er sehr leicht, elastisch, luftdurchlässig und schnelltrocknend.

Der Druck, der die komplette Außenseite des Jerseys überspannt, sieht sehr schick aus. Ein absoluter Hingucker, der dabei hilft sich in möglicherweise noch ungewohnter Sportbekleidung wohl zu fühlen.

Das Jersey ist Oeko-Tex 100 zertifiziert. Das bedeutet, dass das gesamte Produkt auf Schadstoffe geprüft wurde und humanökologisch unbedenklich ist. Dafür wurde vom unabhängigen Oeko-Tex-Instituten auf zahlreiche regulierte, wie unregulierte Substanzen getestet, die der menschlichen Gesundheit schaden könnten. Die Kriterien sind dabei oft strenger als die gesetzlichen Vorgaben.

Daten

Gewicht: 120 g (Größe M / EU 50)

Packmaß: 1/3 - 1/2 L

Reisverschluss: YKK (Marktführer)

Taschen: 3, Einschub mit Gummizug

Logos: 2, reflektierend

Material: 84 % Polyester, 16 % Elastan

Größen: 46 - 56 (slim fit)

Farben: red, pumpkin, light green, brillant blue

Waschen: schonend bei 40 °C

Made in: Österreich (gestrickt in Ried)

Verwendung

Ich habe das Trikot im regelmäßigen Rennradtraining (70 km, 28 bis 33 km/h) und auf langen Bikepackingtouren (500 und 600 km am Stück und mehrtägig bis zu 5 Tagen, 23 bis 25 km/h) bei Frühlings- und Sommerwetter getestet. Im Training spielt es seine Stärken besonders aus. Der Körper fühlt sich gut an, es ist windschnittig und dank Taschen sind Snacks immer griffbereit. Auf längeren Touren mit geringerem Tempo ist mir persönlich die Bekleidung nicht so wichtig. Ich trage eh einen kleinen Rucksack. Je nach Wetter auch mal ein oder zwei Schichten über dem Trikot. Ist es jedoch brennend heiß, hilft eine so dünne und luftig Schicht sicher dabei nicht zu überhitzen.

Bei erbarmungslos heißem Sonnenwetter kann ein Trikot garnicht dünn und luftig genug sein. In so einem Fall ist dieses Jersey der Hammer. Es kühlt gut und schützt vor der Sonne. Nach meiner ersten langen Sommerfahrt hatte ich zwar verbrannte Arme, jedoch absolut keine Hautiritation an Schultern und Torso.

Ergänzen ließe sich dieses Jersey sicher gut mit ein paar Armlingen und einer Windstopperweste. Der Stoff ist schön glatt, sodass das Überziehen weiterer Kleidungsstücke schnell und einfach machbar ist. Ich selbst nutze hier aber gerne ein dünnes langärmliges Fleece und ein langärmliges Windshirt. Diese Sachen habe ich vom Wandern und Bergsteigen und damit sie optimal funktionieren tausche ich das Jersey meist gegen ein Fleecebaselyer aus. Vielleicht ist es als Baselayer eher geeignet, wenn fahrradspezifische Oberbekleidung darüber getragen wird.

Resümee

Ein echt schniekes Stück Stoff für bewölktes bis brennend heißes Sommerwetter. Ich bin gern damit gefahren, weil allein der sportliche Look schon die Stimmung hebt. Beim Training selbst hält es einen nicht zurück, es fällt gar nicht auf. Lediglich für die großen Taschen könnte der Stoff fester sein und mehr spannen. Deren Volumen ermöglicht es zwar Werkzeug, Ersatzteile, Geele und Riegel, sogar eine Wasserflasche unter zu kriegen. Um diese Dinge zu tragen und einen kleinen Rucksack damit entbehrlich zu machen, ist der Stoff jedoch zu dünn und lasch. Für voluminöse und leichte Sachen, wie Mütze, Handschuhe, Regenjacke etc. jedoch optimal.