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Test: LÖFFLER Bike Bib Tights Evo WS Elastic - Rad Hose

LÖFFLER Bike Bib Tights Evo WS Elastic - Rad Hose
Verdammt warm und sitzt anständig - 1A-Winterhose
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • winddicht, leicht isolierend und wasserabweisend
  • durch Stretch und Atmungsaktivität für´s Ballern geeignet
  • sitzt eng und wie angegossen, kein Verrutschen möglich
  • sehr bequeme und doch fest genuge Träger
  • anständiges Polster, das nicht verrutscht
  • erschließt einem wertvolle Wintermonate auf dem Rad

Nachteile

  • keine Einschubtasche für etwaigen Kleinkram
  • Hintern und Polster können nass werden
  • das Polster ist mir etwas zu dünn und weich
  • an den Kniekehlen strammt und zwickt sie etwas
  • Pinkeln mit Trägern an ist machbar aber unbequem
  • Naht im Schritt und in den Kniekehlen

Bewertung

Wer im Winter bei echt miesen Temperaturen auf den Bock steigt, der ist mit dieser Hose gut beraten. Allen anderen sage ich, das Ding ist echt warm und auf dem Sattel schwitzen will keiner. Denn gerade auf längeren Touren kommt es auf ein anständiges Zusammenspiel von Chamois Creme, Polster und Sattel an. Doch wenn das Wetter stimmt, steht dem mit dieser Hose nichts im Wege.

Tipp: Bib Shorts oder Chamois heißen die gepolsterten Radhosen. Sie gehen nicht so leicht kaputt wie weiche Sättel, verrutschen nicht, wie die Polster, die man auf den Sattel bindet, sind aber oft nach ein oder zwei Jahren intensiven Fahrens durchgesessen.

am Deich mit Wassertropfen im BartHose aufm Rad

Passform

Wie sie sein soll, eng und wie angegossen. Das steifere Material auf der Vorderseite wird durch das elastische Material der Rückseite fest herangezogen. Verrutschen kann da gar nichts. Das Polster sitzt gut fixiert im Schritt, ohne zu sehr einzuengen und die Träger sind erstaunlich angenehm. Die kenne ich von Trägerhosen sonst strammer. Hier ist es sogar gut möglich die Hose vorn zum Pinkeln herunter zu ziehen, ohne Jacke und Jersey vorher ausziehen zu müssen und das Polster sitzt dennoch optimal. Schönes Ding.

Tipp: Für Radhosen gibt es keine einheitliche Größenangabe und so variieren die tatsächlichen Größen von Hersteller zu Hersteller, sogar von Modell zu Saison. Klar ist, sie sollte nicht so eng sitzen, dass sie beim Atmen einschränkt und nicht so locker sitzen, dass das Polster verrutschen könnte. Also gilt - wie so oft bei Kleidungsstücken - anprobieren und ausprobieren.

VorderansichtRückansicht

Features

Polster: Die Crux an jeder Fahrradhose! (Details s.u.)

Träger: Elastische weiche Netzträger, das Material fasst umlaufend den Bund in einer Höhe von mind. 5 cm ein und die Träger sind mit einer Breite von mind. 5 cm sehr angenehm, schmiegen sich gut an, fixieren das Polster im Schritt und stören mal so gar nicht.

Slim fit: Die Hose sitzt wirklich eng und schnittig. Das verringert den Luftwiderstand, ist beim Fahren recht angenehm, auf langen Touren aber nicht das Optimum. Damit ist die Hose eher für Trainingsfahrten und Wettkämpfe als für Bikepacking-Touren und ähnliches geeignet.

Nähte: Alles was eng sitzt und Reibung aushalten muss tut gut daran mit Flachnähten bestückt zu sein und eine Hose aus verschiedenen Materialien und vorgeformten Teilen kommt um zahlreiche Nähte nicht herum. Bei dieser Hose befinden sie sich geschickter Weise nur an den Seiten und auf der Vorderseite, bzw. über der Gürtellinie. Nur das Kissen ist mit weichen und breiten Nähten am Hosenboden fixiert. Die einzigen kritischen Stellen, die sich ausmachen lassen, sind die Nähte in den Kniekehlen und die mittig im Schritt verlaufende recht feste Naht. Hier müssen dann eben das Polster, der Sattel und die eigene Abhärtung anständig zusammen arbeiten.

Reflektoren: Das 8 x 2 cm große Logo au dem linken Oberschenkel, sowie der 20 x 2 cm große Aufdruck auf der linken Wade erhöhen die eigene Sichtbarkeit im Straßenverkehr.

reflektierendes Logoreflektierende StreifenTräger vor der BrustTräger um die Hüfte

Performance

Wind: Das Material auf der Vorderseite ist absolut winddicht. Die Umgebung fühlt sich daher genau so kalt an, wie im Stand. Bei Winterfahrten ein irres Gefühl.

Kälte: Das feine weich aufgeraute Fleece auf der Innenseite wärmt ganz anständig. Bei 7 °C, Wind und Nieselregen war mir die Hose echt zu warm. Kann also was.

Regen: Das Vordermaterial hält Nieselregen gut ab. Die DWR Imprägnierung lässt ihn einfach abperlen. Sie dürfte sich mit der Zeit verlieren, kann aber durch Pflegeprodukte von z.B. Nikwax einfach wieder aufgefrischt werden. Problematisch ist hingegen das hintere Material. Wasser das vom Hinterrad hochgeschleudert wird, die Jacke herab läuft und so an die Hose gelangt findet über die Zeit seinen Weg hinein und führt zu einem nassen Sitzpolster.

Komfort: Allein der Schutz gegen Wind, Kälte und leichten Regen bringen so einiges. Wäre das Polster etwas fester, der Hintern wasserabweisend und das Material in den Kniekehlen nicht so stramm, wäre der Komfort perfekt.

Tipp: Trage nicht einfach einen weiteren Chamois über dieser Shorts. Die Sitzknochen werden dann nur noch weiter einsinken, bis sie eine festgenuge Oberfläche erreichen, was zu höherem Druck auf weichem Gewebe und zu mehr Reibung führen kann. Wenn du neu im Radsport bist und nach einigen Wochen der Abhärtung immer noch Probleme hast, schaue einmal ob dein Sattel wirklich zu dir passt oder probiere einen anderen Chamois aus.

raue Fleece-InnenseiteRegen perlt auf DWR Imprägnierung abNetzmaterial der Träger

Material

Die Hose ist aus verschiedensten Materialien gefertigt: 92 % Polyamid + 8 % Elastan, 100 % Polytetrafuorethylen, 85 % Polyester + 11 % Baumwolle + 4 % Polypropylen.

Das PTFE ist Teil des Gore-Tex Infinium Windstopper Vordermaterials der Hose. Es ist 100 % Winddicht, wasserabweisend (PFCEC-freie DWR Imprägnierung) und atmungsaktiv (RET < 6 m² PA/W). Zusammen mit der Fleeceschicht im inneren ist es ein perfektes Softshell System. Es nimmt Feuchtigkeit auf, transportiert sie ab, fühlt sich au Grund der feinen Härchen auf der Haut trocken an und wärmt zugleich, da der Wind draußen bleibt. Etwas, was ein Hardshellmaterial nie leisten könnte und was zum Preis nur die bedingte Wasserdichtigkeit hat.

Das PA + EL Material macht was es soll. Es ist robust und elastisch.

Die Baumwolle befindet sich im Futter am unteren Rücken. Sie fühlt sich gut an, wärmt, nimmt Schweiß auf, der den Rücken hinunter zum Polster fließen könnte und trocknet auf Grund des hohen Kunststoffanteils sehr gut.

Das Material ist Oeko-Tex 100 zertifiziert. Das bedeutet, dass das gesamte Produkt auf Schadstoffe geprüft wurde und humanökologisch unbedenklich ist. Dafür wurde vom unabhängigen Oeko-Tex-Instituten auf zahlreiche regulierte, wie unregulierte Substanzen getestet, die der menschlichen Gesundheit schaden könnten. Die Kriterien sind dabei oft strenger als die gesetzlichen Vorgaben.

Tipp: Tragt keine Unterwäsche unter dieser Hose. Nichts aus Baumwolle, das Feuchtigkeit hält, stinkt und scheuert und auch nichts anderes, das die Funktion der hier verbauten Materialien einschränken könnte. Wasche Chamois immer auf Links gedreht. Schweiß, Schmutz und Creme müssen vor der nächsten Tour gut entfernt worden sein.

Nähte auf der AußenseiteFutter innen am unteren Rücken

Polster

Löffler nennt das Polster Comfort Elastic, wohinter sich folgende Eigenschaften verbergen: Ein durchdachtes Polster mit ergonomischer Form und unterschiedlichen Zonen. Das Polster ist elastisch und doch formstabil, es stört nicht und polstert zugleich gut ab. Schmerzfreies Sitzen ist so gut möglich, auch wenn das Kissen für mich etwas fester und dicker sein dürfte. Zumindest auf Touren von 200 km Länge und mehr wäre das eine kleine Hilfe. Ich denke aber, dass das etwas dünnere Polster dem Umstand geschuldet ist, dass es sich hier um eine Winterhose handelt. Die Wärmeabfuhr wäre mit einem stärkeren Polster noch schwerer zu gewährleisten.

Die Materialien sind erfreulicher Weise Oeko-Tex 100 zertifiziert, was bedeutet, dass sie aus chemischer Sicht völlig bedenkenlos direkt auf der Haut getragen werden können.

Zum besseren Vergleich mit anderen Chamois hier zwei Daten: Dichte 80 kg/m³, Stärke 12 mm

Tipp: Benutze niemals Vaseline statt der etwas teureren Chamois-Creme. Zum einen wird Vaseline nie ganz ausgewaschen und hält so Bakterien fest. Zum anderen zerstört es das Polster und sogar Ledersättel. Hier lohnt sich eher der Kauf der teureren Creme, als der Kauf einer neuen Hose.

Polster innenPolster außen

Daten

Gewicht: 340 g (Größe 50/M, selbst gemessen)

Packmaß: ca. 1 L (selbst gemessen)

Polsterdichte und -dicke: Dichte 80 kg/m³, Stärke 12 mm

Polsterart: Schaumstoff-Polster

Material: 92 % Polyamid, 8 % Elastan; 100 % Polytetrafuorethylen; 85 % Polyester, 11 % Baumwolle, 4 % Polypropylen; Atmungsaktivität der Membran: RET < 6 m² PA/W, PFCEC-freie DWR Imprägnierung

Größen: 94 - 110, 44 - 56 ( in 2er Schritten)

Farben: schwarz

Zertifizierung: Oeko-Tex 100

Garantie: keine

Made in Austria

Polster unterm Hinternzusammengerollt neben Nalgene 1L

Claims

Was bei der Firma Löffler aus Österreich nicht unerwähnt bleiben darf, sind ihre Bemühungen über das liefern ausgezeichneter Produkte hinaus. Die Firma hat ihre Strickerei und Produktion in Österreich, sagt von sich faire Löhne und soziale Arbeitsbedingungen zu bieten und sich ökologisch nachhaltig und vorbildhaft zu verhalten. Zudem sind die verwendeten Materialien oft, wenn nicht immer, Oeko-Tex 100 zertifiziert. Und wenn ich ehrlich bin, ist das wie wir unsere Gesellschaft gestalten, mit den Resourcen und der Umwelt umgehen auch weitaus entscheidender, als der Preis der Kleidung. Sicherlich muss man sich die erst einmal leisten können. Aber wenn das der Fall ist, spricht nichts dagegen. Kaputtgehen werden auch die teuren Sachen mal. Aber die Arbeitsbedingungen, die eine Firma bietet betreffen uns direkt und der Impact auf die Umwelt trifft sogar unsere Kinder. Was bleibt also länger, wirkt in der Fläche und betrifft die wirklich wesentlichen Dinge im Leben?

Oeko-Tex 100 Logo

Sattel und Co

Ein Sattel vom Hollandrad kann breit und gepolstert sein. Auf kurzen Touren ist das sehr bequem und bei einer aufrechten Sitzposition gut machbar. Je weiter nach vorne gebeugt - also je sportlicher und aerodynamischer - du auf deinem Rad sitzt, desto enger sind die Sitzknochen zusammen. Der Sattel sollte daher schmaler sein, den Beinen nicht in die Quere kommen, gute Kontrolle über das Rad bieten und er wird fest sein. Weiche, flauschige, reichlich gepolsterte Sättel sucht man hier vergeblich. Und das liegt daran, dass in einem weichen Sattel die Sitzknochen zu weit einsinken und der Druck sich von diesen weg auf weichere und empfindlichere Bereiche verteilt. Dadurch können Schmerzen und Durchblutungsstörungen entstehen, denen nur schwer durch Positionswechsel aus dem Weg gegangen werden kann. Es können sogar Rückenschmerzen entstehen, da sich das Becken bei zu großem Druck im vorderen Sattelbereich unwillkürlich aufrichtet. Ich habe sogar gehört, dass sich ein sehr weicher Sattel auf langen Touren irgendwann wie ein Nadelkissen anfühlt. Ein harter Sattel ist also noch das Komfortabelste. Zudem gehen weiche Sättel schneller kaputt und das Polster als Verbrauchsmaterial wird somit in die Hose integriert. Der Chamoi sollte dann ausgemustert werden, sobald das Polster nicht mehr aufbauscht.

mein alter Selle Italia Sattelneuer Sattel

Im Bekleidungssystem

Die Hose wird direkt auf der Haut getragen. Im Schritt kann so nichts scheuern oder unnötig die Feuchtigkeit halten. Die Träger verschwinden problemlos unter Jersey und Jacke. Selbst an kalten Tagen mit leichten Minusgraden langt das völlig, beim Pinkeln ist es aber so eine Sache. Die Träger sind zwar recht elastisch und können schnell heruntergezogen werden. Aber für lange Touren über dutzende Stunden oder Tage ist das sicher nicht optimal. Mit einer entsprechenden Jacke spielt die Hose zudem optimal zusammen. Am unteren Rücken ist sie extra gefüttert, um kalter Zugluft etwas entgegen zu setzen. In Kombination mit einer hinten langen Jacke ist kein Zug zu spüren. Bei Regen oder Spritzwasser vom Hinterrad hält die Hose lang nicht so viel ab, wie die entsprechende Jacke. Die Kombi muss also bei Bedarf zuerst mit einer Regenhose und später erst mit einer Hardshelljacke aufgerüstet werden.

in Kombination mit Jackeals Kombi mit Fokus auf der Hose

Für mich persönlich

Als robuste Winterhose, die vor allem warm halten soll ist die Hose klasse und die meisten meiner Fahrten sind Trainingstouren am windigen Deich oder lange Fahrten von 200 oder 300 km länge. Aber es muss schon richtig kalt sein, damit die Hose zeigen kann, was sie drauf hat und sich nicht gegen einen wand. Denn im Schritt wird sie bei über 5 °C schnell zu warm und das spielt mit dem doch eher weichen und dünnen Kissen nicht gut zusammen. Zudem könnte auch eine Winterhose für meinen Geschmack etwas vielseitiger sein. Eine kleine Einschubtasche oder ein Eingriff zum Pinkeln würden sie auch für lange Touren oder Bikepacking-Touren deutlich interessanter machen. In der Pflege finde ich die Hose letztlich sehr angenehm. Eingetrockneter Matsch kann einfach ausgebürstet werden und die Hose ist nach der Wäsche recht schnell wieder trocken.

Seitenansicht auf dem Rad am Deichwährend der Fahrt

Resümee

Ich hab zwar einige Kritikpunkte aufgezählt, doch lassen sich diese wie folgt zusammen fassen. Bei einer so guten Hose ist es besonders schade, dass sie nicht perfekt ist. Bei jeder anderen hätte ich sicher über einige der Sachen einfach hinweg gesehen. Überhaupt bei Mistwetter so gut geschützt auf dem Rad sitzen zu können ist schon großartig. Dennoch zählt die Hose eher zur spezielleren Ausrüstung als zu den Basics, denn jetzt wo der Winter immer öfter auszufallen scheint, sind die Gelegenheiten für den Einsatz doch spärlich gesät.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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