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Test: CAMELBAK Chase 8 Bike 8L mit 2L Trinkblase - Trinkweste

CAMELBAK Chase 8 Bike 8L mit 2L Trinkblase - Trinkweste
Spezialisiert auf Tagestouren mit dem MTB oder Gravelbike
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • 2 L Trinksystem mit Sperrhahn (Transportsicherung)
  • sitzt recht vernünftig (für Fahrradkörperhaltung)
  • sehr gutes Reisverschluss- und Netzfach vorn links
  • das große Einschubfach hinten ist zu praktisch
  • Trinkblase sehr gut zu befüllen und zu reinigen
  • nette Details (Reflektoren und Rücklichtschlaufe)

Nachteile

  • beult sich mittig am Rücken gern zu sehr aus
  • Netztaschen vorn rechts sind sehr umständlich
  • etwas umständlich an- und auszuziehen
  • sitzt hinten etwas zu tief (Trikottaschen verdeckt)
  • Brunstgurte sind nötig und etwas schwergängig
  • nur eingeschränkt anderweitig nutzbar

Bewertung

Ich verbringe gern mal etwas mehr Zeit auf dem Fahrrad, entsprechend ist mein Equipment dafür ausgelegt. Und mit etwas mehr meine ich auch mal bis zu 925 km in 3.5 Tagen. Dabei ist die oberste Priorität immer, alles an Gewicht am Rad selbst unter zu bringen. Nicht nur, dass es das An- und Ausziehen von Kleidungsstücken vereinfacht, es verringert auch den Druck auf den Sattel, der gerne mal zum begrenzenden Faktor von solchen Unternehmungen werden kann. Daher habe ich vielleicht einen etwas speziellen Blick auf das Thema Fahrrad- und Trinkrucksack. Ich hoffe aber du als Leser kannst da von meinen etwas harschen Kriterien profitieren und nimmst nicht alles zu ernst, was ich so schreibe.

Den dieser Trinkrucksack, der fast schon wie eine Laufweste daherkommt, vom Tragesystem aber ganz klar auf eine fahrradtypisch gebückte Körperhaltung ausgelegt ist, hat so seine Stärken und Schwächen.

auf 450 km Radfahrt

Einsatzbereich

Die Weste ist definitiv für die Körperposition auf dem Rad beziehungsweise auf dem Mountainbike optimiert. Und ja, abseits der Langstrecken- und Bikepacking-Blase in der ich mich befinde, soll es Fahrräder geben, bei denen sich nicht alles an Equipment direkt am Rad befestigen lässt.

Gerade Mountainbikerahmen geben das auch nicht unbedingt her und auf kürzeren Touren ist auch das Zusatzgewicht eines Rucksackes nicht unbedingt kriegsentscheidend. Steht also etwas Vergleichbares an, soll es sportlich aber eher kurz werden. Braucht man eigentlich auch nur Trinken, ein paar Snacks, zusätzliche Bekleidung für die Pause oder Schlechtwetterphasen und etwas Werkzeug und Ersatzteile, bietet diese Weste genug Stauraum.

Zudem ist das Gewicht etwas besser verteilt und deutlich besser fixiert als bei einem Rucksack, was den Spaß an der Bewegung erhöht. Nur häufiges Ab- und Aufsetzen ist mit der Weste mitunter etwas nervig. Auf meiner letzten Radtour über 450 km in 2 Tagen von Amsterdam nach Hamburg zwang mich das Septemberwetter fast halbstündlich zum Umziehen. Da geht einen so eine Weste schon etwas auf den Geist. Da ich sonst aber nur meine Rahmentasche dran hatte und zu Übernachtungsequipment, Verpflegung, Werkzeug und Elektronik etwas mehr Platz für zusätzliche herbstgerechte Isolation und Regenbekleidung brauchte kam die Weste aber gerade recht.

Langstrecke mit Overnighter 1Langstrecke mit Overnighter 2

Tragesystem

Das Tragesystem erinnert stark an das einer Laufweste. Flache breite Gurte mit dünner besonders atmungsaktiver Polsterung. Gurte und Rückenteil sind leicht konkav geformt, schmiegen sich dem Körper gut an und die eingefassten Kanten scheuern nicht. Unten / seitlich sind sie in der Länge verstellbar und der untere der beiden höhenverstellbaren Brustgurte ist elastisch. auf den ersten Blick macht alles einen guten Eindruck. In der Benutzung fühlt es sich aber komisch an. Das Auf- und Absetzen ist bei diesem kleinen leichten Rucksack wegen seiner geringen Eigenstabilität etwas pfriemelig und es fühlt sich so an, als würde der Rucksack hinten zu weit runter und dadurch die Gurte vorne zu weit hochrutschen. An sich führt das aber auch zu einem Sitz, der zu der gebeugten Körperhaltung auf einem sportlichen Fahrrad passt.

An sich soll das Rückenteil aber auch so hoch sitzen, dass die Trikottaschen darunter noch erreichbar sind. Bei mir klappt das aber nicht und ich komme lediglich an die Seitentaschen heran, wobei jedoch auch der schräg nach unten verlaufende Seitengurt stört.

SchultergurteBrustgurteSeitenverstellung

Vorderseite der Weste - Taschen, Art und Umfang

Auf den Gurten im Brustbereich befinden sich vier ganz verschiedene Taschen. Am einfachsten zu benutzen ist dabei die Reisverschlusstasche links. Einhändig zu bedienen fasst sie so viel, dass hier sogar das Portemonnaie Platz finden würde. Darauf befindet sich noch eine große Netztasche, die gut flache Gegenstände, wie das eigene Handy fassen würde. Für Riegel oder Gele finde ich sie an sich schon zu tief.

Dafür böten sich wohl eher die Netztaschen rechts an, wobei diese nicht so einfach in der Handhabung sind. Der verkappte und der verengte Eingriff verfolgen sicherlich beide den Zweck, dass hier nichts versehentlich die Taschen verlassen können soll. Diese führen aber auch dazu, dass die Taschen selbst beabsichtigter Weise schwer nur zu be- und entladen sind. Hier hätte ich mir lieber ein enganliegendes aber deutlich elastischeres Material gewünscht, dass den Inhalt durch reine Spannkraft immobilisiert.

BrustteilReisverschluss-Tasche links

Rückseite der Weste – Taschen, Art und Umfang

Die vier Fächer des Rückenteils unterscheiden sich sehr stark und legen durch ihre Eigenschaften ganz verschiedene Verwendungszwecke nahe, die einander sehr gut ergänzen.

Flach am Rücken auf einer leicht gepolsterten und recht steifen Schaumstoffplatte befindet sich das geräumigste Fach. Es reicht bis nach ganz unten und schließt per Reisverschluss. Da sich darin aber eine Schlaufe zum Aufhängen der Trinkblase befindet und oben an jeder Seite die Möglichkeit besteht den Trinkschlauch heraus zu führen, bietet sich das Fach genau dafür an. Damit liegt das große Gewicht des Wassers flach am Rücken an und das Fach ist gerade weiter unten nicht all zu voll, was dem dritten Fach in dieser Reihe nicht zu viel Patz wegnimmt.

Das zweite Fach verfügt ebenso über einen Reisverschluss. Hier haben empfindlichere Sachen ihren präferierten Platz. Nicht nur, weil sie gegen Herausfallen oder vor Spritzwasser gut geschützt sind. Es besteht auch aus einem in den Rucksack hineingehängten Beutel, der nicht bis nach ganz unten geht. Dadurch liegt auch kein zu großer Druck auf den Teilen.

Darauf befindet sich ein sehr geräumiges Einschubfach mit elastischen Seitenwänden. Nur 5 cm kürzer als das Trinkblasenfach hat hierin eine dünne Fleece-Jacke oder die Regenklamotte Platz und kann schnell ein und aus gepackt werden. Mit das praktischste an der ganzen Weste.

Vorn aufgesetzt ist dann zu guter Letzt noch eine flache Tasche mit seitlichen Reisverschlüssen, die sich durch Herunterklappen des Deckels bis fast zur Hälfte öffnen lässt. Hier können Kleinigkeiten in Einschubfächlein aus Netzt organisiert werden. Schwerere Gegenstände würden aber zu sehr an den elastischen Seitenwänden des großen Einschubfaches ziehen und so die Last nicht mehr sicher und angenehm am Rücken halten. Die obere Kante wird einfach unter eine Garage gesteckt in der auch die Reisverschlüsse verschwinden, was die Tasche sehr schnell, einfach und Spritzwassergeschützt verschließt.

DraufsichtSeitenansicht bepackt

An der Weste – weitere Befestigungsmöglichkeiten

An der Rucksackrückseite ganz unten befindet sich ein kleiner Riemen von etwa 1 x 5 cm, an dem ein Rücklicht angesteckt oder ein zusätzlicher Reflektor befestigt werden kann. An den Schultergurten in Höhe der Schlüsselbeine befinden sich Schlaufen, durch die z.B. der Trinkschlauch geführt werden kann. Am rechten Gurt weiter unten sind dann noch 2 Kunststoffhaken, mit deren Hilfe der Schlauch sicher fixiert werden kann. Das funktioniert auch einhändig sehr einfach und zuverlässig.

Rücklicht angestecktTrinkschlauch eingeklickt

Trinksystem

2 L Fassungsvermögen wären mir ja fast zu wenig, für die Größe dieser Weste ist´s aber genau passend. Die Trinkblase selbst macht einen robusten Eindruck. Sie baut auf Grund einer innen angeschweißten Trennwand mittig nicht zu hoch auf, lässt sich dank der großen Öffnung und dem löffelartigen Griff sehr gut befüllen, Reinigen oder trocknen und schließt am Schraubverschluss mit Gummidichtring zuverlässig ab.

Die Aufhängung anhand einer Schlaufe im Rucksack und einem T-Haken am oberen Ende der Blase funktioniert bestens und der Anschluss für den Schlauch verschließt automatisch, bis dieser in die Steckverbindung eingeschoben wird und einrastet. Der Schlauch selbst ist ausreichend lang, verfügt am Beißventil über einen zusätzlichen Sperrhahn und bietet eine gute Durchflussrate. Das Trinken aus der Blase geht damit sehr einfach, auch während der Fahrt. Einziges Manko, der Schlauch neigt dazu bei etwas stärkerer Krümmung auch mal abzuknicken, was den Durchfluss behindert. Zum Reinigen lässt sich das einfache Beißventil vom Schlauch abziehen. Eine entsprechende Bürste kann ich durchaus empfehlen.

Trinkblaseabgeknickter TrinkschlauchTrinkschlauchführungAufhängung der Trinkblase

Optik und Haptik

Die Weste selbst sieht recht schlicht aus, bis auf die beiden reflektierenden Schlaufen vorn an den Schultergurten. Das liegt aber vor allem am einfarbigen Material, da so weder Highlights noch die gute Verarbeitung an sich besonders ins Auge fallen. Was aber auffällt ist, dass sie nicht wie ein normaler Rucksack aussieht. Der sportliche fast aggressive Look muss einmal natürlich gefallen. Wenn man sich nach so einem Pack umschaut, wird er das aber auch. Zu voll packen würde ich ihn aber nicht. Das Handling der Gurte erschwert sich sonst und auch der Tragekomfort ist eingeschränkt, wenn sich wegen zu großer Beladung die Rückenplatte wölbt und der Rucksack so nicht mehr eng und flächig aufliegt. Die Reißverschlüsse sind nicht viel zu klein, mit Handschuhen an ist es aber schon etwas Friemelkram. Ansonsten macht er aber für seine 400 Gramm einen stabilen und hochwertigen Eindruck.

 

vorgeformtes RückenteilPolsterung innen mit abgenähten Kanten

Daten

  • Volumen: 8 L (Herstellerangabe)
  • Taschenanzahl: 8 (4 vorn, 4 hinten)
  • Gewicht: 600 g (selbst gemessen, mit Trinkblase)
  • Gewicht: 400 g (selbst gemessen, ohne Trinkblase)
  • Maße: 45 x 25 x 5 cm (H x B x T – leer und selbst gemessen)
  • Maße: 45 x 25 x 20 cm (H x B x T – bepackt und selbst gemessen)
  • Packmaß: 25 x 10 cm (selbst gemessen, leer, zusammengerollt)
  • Lastbereich: 2 - 5 kg (meine Empfehlung)
  • Wasserdichte: nicht wasserdicht, aber mit etwas Imprägnierung gut abweisend
  • Regenhülle: nicht vorhanden
  • Farben: Schwarz (Black)
  • Größen: Einheitsgröße
  • Variante: Unisex (aber: 4 L Frauenweste mit 1.5 L Reservoir erhältlich)

Made in Indonesia

Organizer mit WerkzeugEinschubfach mit Fleece-Jacke

Einordnung

Ich sehe, dass beim Laufen eine Weste mit optimaler Gewichtsverteilung wichtig ist und zusätzliche Taschen vorn den Zugang zu Snacks, Handy und Co erleichtern können. Und ich sehe, dass beim Radfahren ein Trinkrucksack oder ein kleines Daypack mit optimiertem Sitz für die gebeugte Körperhaltung von Vorteil ist. Wofür es aber beim Radfahren eine solche Weste braucht erschließt sich mir nicht ganz. Die Taschen vorn sind nicht so zugänglich, dass es während der Fahrt ein leichtes wäre. Erst recht nicht einfacher als der Griff zur Food Pouch, Oberrohr- oder Rahmentasche.

Zudem ist das An- und Ausziehen von Weste und Bekleidung nicht so schnell getan, wie bei einem Rucksack. Vielleicht hatte ich aber auch noch keine richtigen Probleme mit zu dünnen gar einschneidenden Rucksackgurten. Die Weste an sich liegt ja schon bequem an. Für wirkliche Schlechtwettertouren würde ich aber vermutlich eher zum Rucksack greifen und bei kurzen Runden tut es auch das Hip Pack. Auch wenn letzteres natürlich die Trikottaschen am unteren Rücken verdecken würde.

Wobei ich da doch was wüsste. Hätte ich ein Mountainbike ohne jeglichen Schnickschnack oder würde mir sogar eines für den Bikepark leihen und würd dann schnell und eher rücksichtslos die Trails runter brettern wollen, würde ich mir vermutlich ein Daypack wünschen, dass alles inklusive Wasser fasst und eng am Körper hält. Es müsste möglichst wenig im Weg sein und einen schnellen Zugriff erlauben, ohne dass die Gefahr besteht, unterwegs etwas zu verlieren. Dann, denk ich, wäre so eine Weste mitunter genau das Richtige.

voll beladenoben offen

Resümee

Der Weste an sich fürs Fahrradfahren stehe ich ja eher skeptisch gegenüber und dass eine so leichte Weste einer zu großen Beladung nichts entgegenzusetzen hat und daher die Rückenplatte ausbeult ist ja etwas was man zwar einplanen könnte, was mich aber dennoch stört. Trotzdem muss ich anerkennen, dass der Sitz recht gut ist, das Trinksystem super funktioniert und die große Einschubtasche mit elastischen Seitenwänden hervorragend funktioniert.

Und mal im Ernst. Wie oft muss man schon an seinen Rucksack und was benötigt man dann wirklich? Das Handy lässt sich vorn griffbereit und sicher verstauen und Jacke plus Regenhose ist schnell in der Einschubtasche verstaut. Die Trinkblase wird nur anfangs einmal befüllt und dann zusammen mit Werkzeug und Co. so verstaut, dass es einem unterwegs nicht in die Quere kommt im Notfall aber schnell parat wäre. Und das bekommt die Weste doch ziemlich gut hin.

 

 

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