Im test

Test: BLUE ICE Reach 12 - Kletterrucksack

BLUE ICE Reach 12 - Kletterrucksack
Hybrid Rucksack zum Laufen, Klettern, Wandern und mehr
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • sehr leicht
  • viele Taschen
  • sehr bequem
  • gute Verarbeitung
  • Helmhalterung
  • auch für den Alltag interessant

Nachteile

  • Schweiß gelangt in das Hauptfach
  • Taschen an der Brust sind recht schmal
  • keine Notpfeife
  • wird schnell dreckig

Bewertung

Zur Firma Blue Ice:

Die Firma wurde 2008 von Bergsteigern und Kletterern in der Region um Chamonix gegründet. Blue Ice ist unter anderem für ihre extrem leichten Klettergurte bekannt.

Das Unternehmen ist Mitglied bei “1% for the Planet”, ein Netzwerk von Firmen, die jeweils 1% ihres Umsatzes an Umweltschutzorganisationen spenden. Des Weiteren hat Blue Ice mit mehreren NGO’s Partnerschaften, welche sich z.B. unter anderem mit dem Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität beschäftigen oder sich für den Erhalt von Klettergebieten im Einklang mit der Natur einsetzen.

Blue Ice bietet eine Lifetime Warranty für alle Produkte entsprechend der normalen Lebensdauer der Produkte, als Beispiel werden 3 Jahre für Gurtzeug und 5 Jahre für Eispickel angegeben.

Ausgenommen von der Garantie ist natürliche Abnutzung und Schäden, verursacht durch den normalen Gebrauch, nicht bestimmungsgemäße Verwendung des Produktes sowie modifizierte Waren.

FrontBack

Erster Eindruck

Als ich den Reach 12 das erste Mal in der Hand hielt und begutachtete, war ich erstaunt darüber, wie viele Taschen an einem 12-Liter-Rucksack Platz finden. Das Material und die Verarbeitung machen einen guten und Eindruck und bei der Farbe dachte ich mir, dass der Rucksack bestimmt schnell schmutzig aussehen wird. Kleiner Spoiler: Ich lag damit richtig.

Reach

Taschen / Funktionen

Der Rucksack ist aus Spectra Fiber hergestellt, einer “Superfaser”, die sehr leicht, aber dennoch sehr stark ist, sowie eine hohe Abriebfestigkeit besitzt. Spectra Fiber kommt unter anderem auch in schussfesten Westen zum Einsatz und ist 15-mal stärker als Stahl.

Obwohl das Material so leicht und dünn ist, vermittelt es ein gewisses Gefühl von Robustheit und man bekommt nicht das Gefühl, man müsse den Reach 12 mit Samthandschuhen anfassen, wie so manch anderen sehr leichten Rucksack. Leider gibt es vom Hersteller keine Angaben darüber, inwieweit der Rucksack wasserabweisend ist. Laut der Herstellerfirma von Spectra Fiber ist das Material definitiv wasserabweisend, ob die Nähte und vor allem die Reißverschlüsse viel Wasser vertragen, wage ich zu bezweifeln. Ich selbst bin mit dem Rucksack nur für ca 20 Minuten in leichten Regen gekommen, wobei alles trocken blieb. 

BrustgurteBrusttasche

Der Rucksack kommt vom Aufbau eher einem Trailrunning-Rucksack bzw. einer Laufweste näher als einem (alpinen) Kletter-Rucksack. Der Reach 12 trägt sich wie eine Weste, die Gurte sind an der Brust sehr breit und lassen sich mit zwei Clips schließen und festziehen, welche sich auch je nach Belieben in der Höhe verstellen lassen. Zusätzlich kann man die Gurte noch an der Unterseite an der Weite anpassen, wodurch ein fester Sitz des Rucksacks gewährleistet wird. Einen Hüftgurt gibt es nicht, dieser wäre allerdings auch überflüssig.

Der Rucksack bietet insgesamt 6 Taschen. Die beiden Fronttaschen mit Reißverschluss an den Tragegurten bietet Platz für Schlüssel, Smartphone, Riegel oder Softflasks bis zu 500ml. Die rechte Tasche bietet sogar nochmals eine kleine Unterteilung und einen Haken, um z.B. einen Schlüssel daran zu befestigen.

HauptfachTasche SeiteTasche Oben

An den Seiten haben wir zwei Mesh-Taschen, wovon eine mit Reißverschluss verschließbar ist, die andere ist offen, damit man schnell etwas reinstecken kann, wie z.B. eine Trinkflasche. Das Hauptfach besitzt ebenfalls nochmals eine kleine Unterteilung für eine Trinkblase. Zusätzlich gibt es noch eine kleine hängende Tasche mit Reißverschluss, in der man auch die abnehmbare Helmhalterung finden und verstauen kann. Als letztes gibt es noch ein auf dem Hauptfach aufgesetztes Einschubfach, welches nach oben offen ist. Dieses kann mit Hilfe der Seilhalterung “geschlossen” werden, dennoch kann in diese Tasche Wasser oder Dreck eindringen.

SeilhalterungHalterung für Stöcker

Zusätzlich zu den Taschen gibt es noch zwei Gummibänder und Laschen zum Befestigen von Wanderstöcken oder z.B. einem Eispickel. Außerdem gibt es noch die oben erwähnte Seilhalterung, mit der man ein Seil auf dem Deckel des Rucksacks befestigen kann.

Helmhalterungmit HelmHaken

Wie schon erwähnt, gibt es eine abnehmbare Helmhalterung, mit der Helme jeglicher Art an der Außenseite befestigt werden können. Dafür hakt man die Halterung mit ihren vier Haken in die dafür vorgesehenen Laschen ein. Die Halterung sollte nur nach Abnahme des Helmes wieder im Rucksack verstaut werden, da die Haken offen sind und man die Halterung ansonsten verlieren könnte. Als letztes wären noch zwei reflektierende Streifen an den Schultergurten sowie an den Halterungen für die Stöcke bzw. Eispickel auf der Rückseite zu erwähnen, durch die man auch im Dunkeln gut sichtbar ist.

Reflektorenreflektoren 2

Im sportlichen Einsatz

Auch wenn der Reach 12 laut der Beschreibung von Blue Ice für alpine Touren und Mehrseillängen Routen gedacht ist, habe ich den Rucksack erstmal für das verwendet, wonach er aussieht - und zwar zum Laufen. Wie bereits erwähnt, sitzt der Rucksack dank seiner Einstellmöglichkeiten sehr gut und wackelt nicht hin und her. In den Fronttaschen bekommt man 500ml-Softflasks unter, allerdings muss man, egal ob breite oder schmale Flasks, diese ein wenig quetschen (auch wer sein Smartphone transportieren möchte, darf kein allzu breites Gerät besitzen). Alternativ kann man auch eine Trinkblase in das dafür vorgesehene Fach stecken.

WasserblaseSchlauch

Hier passt sogar eine 3l-Blase. Beim Laufen hatte ich Flip-Flops, ein Handtuch und eine Softshelljacke im Hauptfach. Dank der Kompressionsriemen an den Seiten des Rucksacks wackelte nichts hin und her. Der Schnitt und Formfaktor des Reach schränkt keinerlei Bewegungen beim Laufen auf Trails mit gelegentlichen Kraxelpassagen ein oder stört in irgendeiner Art und Weise.

Wanderstöcke

Auch beim Wandern für Tagestouren eignet sich der Reach 12 hervorragend. Die 12 Liter reichen für Verpflegung, Kamera, Smartphone und ein wenig Kleidung. Auch die Halterungen für z.B. Wanderstöcke funktionieren zuverlässig und die Stöcke wackeln nicht störend umher. Vor allem beim Wandern gefielen mir die breiten Schulterriemen und der Tragekomfort einer Laufweste. Man muss den Rucksack nur selten absetzen, da Trinken, Verpflegung oder das Smartphone gut erreichbar in den Brusttaschen untergebracht werden kann.

In der Regel ist es beim Wandern nicht einmal zwingend notwendig die Brustgurte zu schließen, der Reach hält auch so gut. Allerdings rutscht er auf Jacken aus recht glattem Material wie z.B. Pertex schnell hin und her. 

mit Seil

Aber auch zum Klettern nutzte ich den Reach. Ich war zwar der Seilhalterung gegenüber etwas skeptisch, konnte aber problemlos ein 60 Meter Seil (ca. 4kg) an dem Rucksack befestigen. Zusätzlich hatte ich noch 12 Exen, einen Chalkbag, eine Jacke, einen Klettergurt, drei HMS Karabiner und ein Sicherungsgerät im Hauptfach. Meine Kletterschuhe habe ich außen an einer Materialschlaufe befestigt. In einer der Fronttaschen führte ich noch eine volle 500ml-Softflask mit mir. Damit hatte ich so ziemlich das meiste an Platz ausgenutzt. Es fühlt sich zwar etwas merkwürdig an, einen so kleinen Rucksack mit so viel Gewicht und vor allem so viel Seil aufzusetzen, aber auch hier saß der Rucksack gut.

Auch voll bepackt bot der Rucksack weiterhin jegliche Bewegungsfreiheiten. Auch beim Klettern stört der Rucksack nicht, sofern dieser nicht zu voll beladen ist. Allerdings würde ich hierbei dazu raten, die Brusttaschen zu entleeren, da dies stören könnte.

offenes HauptfachÖffnungen durch die Feuchtigkeit eindringtÖffnunf SchultergurtSchultergurt ÖffnungÖffnung Schultergurt vorne

Vor Allem bei schweißtreibenden Aktivitäten musste ich feststellen, dass es immer wieder feucht im Hauptfach wurde. Leider endet im Bereich der Öffnungen für den Trinkschlauch das Spectra Fiber und das Mesh der Schultergurte ist sichtbar. Anfangs ist mir das nicht aufgefallen, da diese Stellen von der hängenden Innentasche verdeckt sind. Klappt man diese hoch, kann man durch das Mesh nach außen schauen (siehe Foto).

Zudem verdeckt die Öffnung für den Trinkschlauch das Mesh der Schultergurte genau auf der Schulter, sodass der Schweiß dort nicht entweichen kann, sondern sich unter dem Hauptmaterial sammelt und in Richtung Hauptfach abfließt. An diesen beiden Stellen kann problemlos Schweiß und Feuchtigkeit in das Hauptfach eintreten und sich dort verteilen. Ich denke ein ähnliches Problem wird man bekommen, wenn man mit dem Rucksack in Regen kommt und die Schultergurte durchnässt sind. Ich bin mit dem Rucksack nur in leichten Nieselregen gekommen und kann demzufolge keine validierte Aussage dazu treffen. Ich hätte auf jeden Fall Bedenken, dass der Inhalt des Hauptfaches nass wird.

mit Kind

Von den sportlichen Aktivitäten abgesehen habe ich den Rucksack aber auch im Alltag genutzt. Vor allem bei kleineren Ausflügen oder Spaziergängen mit Kind, bei denen man nicht viel mitnehmen möchte, ist der Reach 12 sehr praktisch. Auch auf dem Fahrrad ist der Rucksack ebenfalls ein angenehmer Begleiter.

mit Notebook

Selbst für den Arbeitsalltag kann ich mir den Rucksack gut vorstellen, da sogar moderne 15 Zoll Notebooks darin Platz finden und dann noch Luft für ein Getränk und eine Brotbox sind.

 

Fazit:

Der Reach 12 ist ein toller kleiner und leichter “Hybrid” - Rucksack, den man gleich für verschiedene Aktivitäten oder auch den Alltag nutzen kann. Von Klettern, Trailrunning, normalem Laufen, über Wandern, Fahrradfahren bis hin zu Spaziergängen ist der Rucksack ein toller Begleiter, wenn nicht viel mitgeschleppt werden muss. Die 12 Liter und die sinnvoll angebrachten Taschen bieten Platz für alles was man z.B. für Longruns, Mehrseillängen Klettereien oder auf einer Wander-Tagestour benötigt. Der Rucksack hat einen super Sitz, ist bequem, engt nirgends ein und lässt sich sehr gut an den Träger oder die Trägerin anpassen.

Dank der Farbe und der reflektierenden Streifen ist man sehr gut sichtbar, allerdings wird das Material sehr schnell schmutzig. Leider kann aufgrund der Konstruktion problemlos Schweiß in das Hauptfach eindringen und sich verteilen, wodurch der Inhalt feucht wird. Dementsprechend müssen Dinge, die trocken bzw. frei von Schweiß bleiben sollten, zusätzlich vor Feuchtigkeit geschützt werden. Hier liegt auch die Vermutung nahe, dass wenn es Schweiß in den Rucksack schafft, bei Regen Wasser an denselben Stellen eindringen kann. Meiner Meinung nach ist das ein erheblicher Nachteil bzw. eine Fehlkonstruktion, die man mit ein wenig mehr Material hätte vermeiden können. Außerdem fehlt bei dem Reach 12 eine Notpfeife, die bei den meisten Alpinen/Kletter-Rucksäcken, sowie Lauf-/Trailrunning Westen integriert sind. 

Schweren Herzens bekommt der Reach von mir nur drei Sterne. Der Rucksack ist zwar gut durchdacht und weit über die für ihn vorgesehenen Sportarten hin praktikabel, aber solch ein Mangel bei diesem Preis darf nicht vorkommen.

 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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