Der Osprey Talon JR wurde Niklas im Sommer 2023 von OUTSIDEstories zum Testen bereitgestellt. Ich habe also wieder mal die Ehre als Textsetzer zu arbeiten. Zum Tester, acht Jahre alt, von Kopf bis zu den 1,25 Meter tiefer liegenden Füssen angehender Boulderer und Biker. Nach dem CAMELBAK Kids' Scout Hydration Pack hat er zum zweiten Mal die Möglichkeit bekommen einen Rucksack unter die Lupe zu nehmen. Wir werden für diese Bewertung weder bezahlt noch sind wir eine Verpflichtung dem Hersteller gegenüber eingegangen. Diese Bewertung spiegelt lediglich seinen (und natürlich auch meinen) persönlichen Eindruck zum bewerteten Produkt wider. Dabei hat sich der Testzeitraum auf ca. sechs Wochen begrenzt.

WAS BIETET DER TALON JR?

Der Talon Jr. ist für Kinder zwischen 6 - 14 Jahren geeignet. Sowohl die Talon- als auch die Tempest-Reihe wurden mit dem gepolsterten AirScape-Rückensystem ausgestattet. Das System ist sehr flexibel und schmiegt sich daher ideal an, zudem ist es mit Mesh bezogen und sorgt dadurch für eine gute Belüftung. Die feste spritzgegossen HDPE-Rückenplatte bleibt auch bei hoher Traglast verwindungssteif.

„High-Density Polyethylen, auch HDPE oder PE-HD genannt, entsteht im sogenannten Niederdruckverfahren. Aufgrund seiner dichten Zusammensetzung und der wenig verzweigten Polymerketten hat sich der Stoff seinen Namen verdient. Polyethylen ist einer der anpassungsfähigsten Kunststoffe und wird in einer Vielzahl von Formen in fast allen Bereichen des täglichen Lebens verwendet. Damit ist es der Kunststoff, der am häufigsten verwendet wird.“ (Quelle: https://www.flakado.de/infos/materialinfo/hdpe/)

Insgesamt verfügt der Talon JR neben dem Hauptfach über sechs unterschiedliche Taschen. Je zwei Taschen an den Hüftgurten und den Seiten, ein Einschubfach an der Front und eine kleine Reißverschlusstasche oben. Vor dem Rückenteil befindet sich ein Fach für ein Wasserreservoir. Alle Reißverschlüsse sind mit einem großen Bügel versehen, der die Bedienung erleichtern soll.

Auf der Vorderseite sitzt neben dem Einschubfach, eine Befestigungsmöglichkeit für LED-Lampen und eine LidLock Helmhalterung. LidLock bezeichnet eine unter Spannung gehaltene Kunststoffplatte, diese wird durch einen Lüftungsschlitz des Helms geschoben und schon sitzt der Helm sicher und fest außen am Rucksack. Am linken Träger befindet sich zudem eine kleine Tasche in welcher das Mundstück eines Wasser-Reservoir-Schlauchs verstaut werden kann. Fixiert wird der Rucksack mittels verstellbarem Brustgurt mit integrierter Notfallpfeife und dem gepolsterten Hüftgurt.

Technische Daten

• Bluesign®-zertifiziertes Gewebe
• Abmessungen (außen): 39 x 25 x 17 cm
• Volumen: 11 l
• Gewicht: 600 g

Merkmale

• Hauptfach-Zugriff: Toploader
• Kinderspezifische Passform
• Interner Schlüsselclip
• LidLock™ Fahrradhelmbefestigung
• Stretchfächer aus Mesh
• Brustgurtschnalle mit Signalpfeife
• Reflektierende Grafiken
• LED-Licht-Befestigung
• AirScape Rückenplatte
• Spritzgegossene HDPE-Rückenplatte
• Innenfächer aus Mesh
• Reißverschlussfach im Deckel
• Gepolsterter Hüftgurt
• Tragegriff oben
• Frontfach aus PowerMesh

WIE MACHT SICH DER RUCKSACK IM EINSATZ?

Folgenden Abschnitt hatte ich bereits für die Bewertung des Camelback Kids Scout geschrieben, und ihn für diese Bewertung der Vollständigkeit halber nochmal kopiert:

„Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an welchem unsere kleinen Biker und Mini-Adventurer selbst Herr über ihre sieben Sachen sein möchten, wenn es auf Tour geht. Also muss man sich Gedanken darübermachen, was der Nachwuchs für einen Rucksack bekommen soll. Dabei gibt es sehr wichtige Aspekte auf welche man achten sollte, damit die Kleinen auch Freude an ihrem Rucksack haben und aus Lust nicht schnell Frust wird.

1. Wieviel Volumen ist angemessen?
2. Sollte mein Kind überhaupt schon einen Rucksack tragen?
3. Wie schwer ist zu schwer?

Grundsätzlich können Kinder ab ca. zwei Jahre einen Rucksack tragen, aber wirklich nur sofern sie auch das Interesse daran haben. Dann sollten sie die ersten Erfahrungen zunächst auf kurzen und nicht zu anstrengenden Touren sammeln. Dabei ist es wichtig ihnen keine zu große Last aufzuerlegen. Kurz um, man sollte klein anfangen und den Rucksack eines Kindes mit nicht viel mehr als ihrer Brotzeit, dem Trinken und einem Lieblingsspielzeug beladen. Süßigkeiten dürfen natürlich noch mit an Bord. Wechselkleidung kommt in euren Rucksack! Erst bei größeren Kindern kann man deren Ausrüstung mit dazu packen. Zum Leidwesen vieler Eltern ist das beim Schulranzen so überhaupt nicht der Fall, wenn man bedenkt wie viele Bücher unsere Kleinen in ihm herumtragen müssen. Im Freizeitsektor ist man hier zum Glück aber selbst Herr darüber, wieviel man dem Dreikäsehoch zumuten möchte. Damit es leichter wird das passende Modell herauszusuchen teilen die Hersteller Kinderrucksäcken in Altersstufen ein. In Klammern habe ich die allgemeine Empfehlung der Zuladung ergänzt. Ihr solltet aber trotzdem nicht die Statur eurer Kindes außer Acht lassen:

• Kleinkinder
• Kindergartenkinder ( 1 kg )
• Grundschulkinder ( 3 kg )
• Teenager ( 9 – 12 Jahre : 5kg, ab 12 Jahren: 7kg )

Ich persönlich bin der Meinung, dass ihr auch bei einem Rucksack für euren Nachwuchs nicht sparen solltet. Ein guter Kinderrucksack darf auch mal etwas mehr kosten, schließlich steckt auch in ihm ordentliches Material, gute Verarbeitung und Entwicklung. Ebenso wie bei Modellen für Erwachsene verhält es sich auch bei Kindermodellen."

Wie bereits oben erwähnt besitzt Niklas neben dem Osprey Talon Jr die Rucksäcke

• CAMELBAK Kids' Scout Hydration Pack
• Deuter Waldfuchs

Wobei ihm der Waldfuchs langsam zu klein wird und er ihn daher eigentlich nur noch sehr selten aus dem Schrank holt. Den Scout verwendet er eigentlich nahezu immer, wenn er einen Rucksack benötigt. Daher war es erstmal etwas schwierig ihn zu überzeugen, dass er doch das Testobjekt nehmen sollte und nicht den Gewohnten, wenn wir zu einer OUTSIDEstory aufgebrochen sind.

Niklas hat den Talon die letzten Wochen auf dem Bike, als Sporttasche und auf Wanderungen verwendet. Der Talon hat uns u.a. ins Bike-Kingdom Lenzerheide und zum Wandern rum um Chur begleitet (Heidi-Dorf, UCI Downhill-Worldcup). Ich habe ihn nach dem Testzeitraum gefragt, was er besonders toll am Talon findet und was er doof findet.

Im Vergleich zu seinem Scout findet er das Rückenteil besser, da er weniger schwitz, die seitlichen Fach sind praktischer, weil seine Trinkfalsche dort besser Platz findet und die große Tasche an der Front. Schlechter hat in seinen Augen die Fixierung und die Lagerung der Trinkblase abgeschnitten. Es fehlt an Clips zum Fixieren des Schlauchs und die Tasche zum Verstauen des Mundträgster findet er nervig. Zudem er bekommt die Blase selbst nicht so gut in das dafür vorgesehene Fach. Ach ja und natürlich die Farbe „Schon wieder rot, kann ich nicht mal einen blauen haben!“ :-D

Mein eigener Eindruck des Talon deckt sich in etwas zu dem, welchen ich selbst zum Testen bekommen habe (Osprey Escapist) Die Atmungsaktivität im Rückenbereich ist erwartungsgemäß ordentlich. Die Luft kann leicht hindurchströmen und aufgestaut Wärme gut ableiten. Das Air Scape Design tut schlicht das was Osprey verspricht.

Das große aus elastischem Mesh besehende Einschubfach auf der Front eignet sich gut um nasse Dinge oder eine Jacke für den schnellen Zugriff zu verstauen, aber Vorsicht, das Netz ist absolut nicht wasserdicht. Bei Regen nicht vergessen, den Regenschutz drüber zu ziehen, andernfalls ist der Inhalt der Tasche klatschnass bis man ihn braucht.

Als absolut unbrauchbar und damit für mich das größte Manko des Rucksacks, hat sich für mich das LidLock-Helmhalterungssystem herausgestellt. Es mag für die meisten handelsüblichen Helme funktionieren, ist aber für Helme mit schmalen oder mit Gittern verschlossene Lüftungslöchern völlig unbrauchbar. Ganz zu schweigen für Fullface-Helme.

Das extern und nach oben immer offen Trinkblasenfach ist ok und leicht zu verwenden, warum es nicht verschlossen werden kann ist mir aber ein Rätzel. Bei Schlammschlachten ist das nicht besonders optimal und lädt allerlei Dreck zum Verweilen ein. Ergo danach ist eine etwas größere Putzaktion erforderlich. Auch die Schlauchführung und die Fixierungen am Schultergurt sind nicht perfekt. Besonders eine am Gurt weiter untenliegende Schnalle oder der Gleichen wäre wünschenswert. So baumelt der untere Teil mit dem Beisventil fröhlich in der Gegend herum.

WAS STECKT HINTER DER MARKE OSPREY?

Mike Pfotenhauer war und ist ein Tüftler. Er stellte Produkte her, die er selbst gebrauchen konnte. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte mit seiner Nähmaschine. Sein Ziel war es einen Rucksack zu produzieren, welcher den höchsten Standards gerecht werden konnte. Das sprach sich auch schnell unter seinen Freunden und Bekannten herum, die sein Meisterwerk gerne haben wollten. So stieg die Nachfrage rasant an und führte folglich 1974 zur Gründung von Ospray in Kalifornien.

Auch heute noch ist Mike in der Outdoor-Brache ein Paradebeispiel für einen verantwortungsbewussten Chef. Er legt nicht nur höchsten Wert auf die Qualität und die Ästhetik in Bezug auf alles was mit dem bekannten Firmenlogo entworfen und vertrieben wird, sondern auch auf die bestmöglichen Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter. Die Einhaltung von ethischen und nachhaltigen Standards sind fester Bestandteil in der Firmenpolitik des Unternehmens. Die Verwendung hochwertiger, langlebiger Materialien, zeitlose Designs, geringe Materialabfälle und der Reparaturservice sind somit von Beginn an logische Prinzipien seiner Firmenphilosophie gewesen. Deshalb wird eine umfassende Garantieleistung für alle Produkte im Rahmen der “All Mighty” Rundum-Garantie angeboten. Osprey selbst beschreibt diese Garantieleistung wie folgt:

„Solltest du in der Verarbeitung Deines Rucksacks einen Defekt finden, werden wir Deinen Rucksack kostenlos reparieren oder ersetzen, solange er seine angemessene Lebensdauer nicht überschritten hat.

Obwohl Verschleiß, versehentliche Schäden, Defekte durch unsachgemäßen Gebrauch, sowie Probleme mit Produkten die ihre angemessene Lebensdauer überschritten haben nicht von der Garantie abgedeckt sind, werden wir stets unser Bestes tun Dir zu helfen. Falls eine Reparatur möglich ist, bieten wir Dir diese zu einem angemessenen Preis an.

Egal ob Du direkt über unsere Website ein Produkt gekauft hast oder von einem unserer Händler – unsere Garantie-Abteilung bearbeitet Deine Anfrage.“

Es blieb natürlich über die lange Geschichte des Unternehmens nicht nur bei der Produktion von Rucksäcken. Heute gehören Produkte zum Wandern, Reisen, Backpacken, Biken, Klettern, Laufen, Ski- und Snowboardfahren sowie für den Alltag zum Repertoire.

Im einem Interview sagen Mike einmal:

“Meine persönliche Philosophie ist, dass ich das Leben mehr genieße, wenn ich mich mit den Dingen, die ich selbst gebaut habe, umgebe. Ich verstehe meine Umgebung und verbinde mich besser mit meiner Umwelt.

Die Liebe, Dinge für mich und meine Freunde selber zu fertigen, hat mich dazu angeregt dieses Unternehmen zu starten. Ich begann mit der Fertigung von Tagesrucksäcken und Backpacking-Rucksäcken für Kunden, in Santa Cruz. Ich kam frisch aus der Universität, und habe es genossen mir meine Stunden selbst einzuteilen, Ausrüstungen zu bauen und Geschichten darüber zu hören, wie diese Ausrüstung um die Welt reiste.”

FAZIT?

Guter Allround-Rucksack für kleine Abenteurer. Toller Sitz und hervorragende Qualität. Die LidLock-Helmhalterung taugt nur für bestimmte Helm-Modell für alle anderen gibt es keine alternativen Befestigungsmöglichkeiten.  Alles in allem sehr ordentlich, aber für mich wegen dem LidLock und der schlechten Trinkschlauch-Fixierung eher oberes Mittelfeld.  #wirsehenunsdraussen….