Meine Erfahrungsgrundlage: Kurzzeit-Test (~6 Wochen)

Der Archeon 25 Men's wurde mir über Outside-Stories vom Hersteller Osprey zum Testen zur Verfügung gestellt. An die Bereitstellung des Rucksackes sind keine Verpflichtungen, abgesehen von der Veröffentlichung einer Bewertung an dieser Stelle, geknüpft! Nach dem Ende des Testzeitraums darf ich den Rucksack behalten. Die folgende Bewertung basiert ausschließlich auf meiner persönlichen Erfahrung.

Während des Testzeitraums habe ich den Rucksack vor allem bei sonnigen Tageswanderungen in der Fränkischen Schweiz (u.a. Wiesenttal-GebirgsTrail) und bei einem 3-wöchigem Urlaub an der schwedischen Westküste verwendet. Dabei kam er auch bei schlechtem Wetter sowohl als Tagesrucksack bei Ausflügen als auch als Carry-On-Gepäckstück im Flugzeug zum Einsatz.

Auf der Webseite von Osprey ist der Archeon 25 unter der Kategorie Wandern & Trekking zu finden und ist der Beschreibung zu Folge als Tagesrucksack und/oder für mehrtägige Trekkingtouren konzipiert: 

• "Nachhaltiger, zu 100 % recycelter 25-Liter-Tagesrucksack für Männer mit Rolltop und Regenhülle"
• "Der Archeon 25 für mehrtägige Trekkingtouren verkörpert die Prinzipien des Essenzialismus und der Nachhaltigkeit."

Aufgrund des Fassungsvermögens von nur 25 Litern eignet er sich meiner Meinung nach eher für Tageswanderungen als für Mehrtagestouren mit Zelt und Schlafsack. Aber mehrtägige Hüttentouren, bei denen weniger Equipment und Proviant mit muss, sind natürlich auch möglich. Was der Rucksack so zu bieten hat, was mir gut und weniger gut gefiel möchte ich im Folgenden beschreiben!

Zu mir:

• Größe: 179 cm
• Gewicht: 70 kg
• Geschlecht: männlich

Der Archeon 25 Men's [*Herstellerangaben]:

• Gewicht: 1.4 kg * / 1.64 kg [selbst gewogen]
• Volumen: 25 l *
• Maße: 57 cm x 33 cm x 24 cm *
• Material: 1880D Nylon Canvas *
• 100% aus recycelten Materialien *

Meine Erfahrung:

Der erste Eindruck: 

Beim Entpacken des Paketes von Osprey fällt mir direkt die hochwertige Verarbeitung des Rucksackes auf. Das Material fühlte sich massiv und widerstandsfähig an, was bei der Verwendung von 1880D Nylon auch keine große Überraschung ist! Der Rucksack ist über die gesamte Länge versteift und erinnert mit dem größenverstellbaren-Tragesystem an einen richtigen/klassischen Wanderrucksack!

In der gelieferten Farbe 'Haybale Green' gefällt mir persönlich der Archeon 25 gut. Wem diese Farbe nicht so zusagt, kann aber in der Männer Version auch noch zwischen 'Stonewash Black' und 'Stargazer Blue' wählen. Für die Frauenversion des Rucksacks stehen 'Deep Space Blue' und 'Mud Red' zur Auswahl.

Abgesehen von dem Tragesystem erinnert mich der Rucksack mit seinem schlichten und schlanken Design aber gar nicht so sehr an einen Wanderrucksack, sondern eher an einen modernen, sportlichen Rucksack für den Weg zur Arbeit/Uni/etc. Reißverschlüsse sind weitgehend durch Laschen des Obermaterials versteckt. Wodurch dieses saubere Aussehen entsteht.

Die sonst an Outdoor-Rucksäcken üblichen, praktischen Schlaufen und Bänder zur Fixierung von Ausrüstung, wie zum Beispiel Wanderstöcke, Picke oder Helm, an der Außenseite, sind nicht zu finden. Stattdessen ziert die Rückseite des Rucksacks ein farblich abgehobenes Osprey-Logo und eine einzelne große Metallschnalle, die das großzügige Rolltop verschließt.

Die Rückseite ist über die gesamte Breite mit farblich angepassten elastischen Außentaschen versehen. Zwei seitlich für Trinkflaschen und eine größere Einschubtasche mittig. An der unteren Seite des Archeon 25 befindet sich außerdem eine Tasche für die integrierte Regenhülle.

Nach dem Öffnen des Rolltops kommt einem ein großer sehr robuster Reißverschluss, mit dem man den Zugriff auf das Hauptfach noch bequemer gestalten kann, entgegen. Statt in den Tiefen dieses Rucksacks wühlen zu müssen, geht es so doch deutlich schneller das Gewünschte zu finden.

Das Innere des Hauptfaches ist unspektakulär einfach gehalten. Ein Fach für die Trinkblase und ein schmales seitlich mit integriertem Schlüsselhalter. Abgesehen davon gibt es keine weiteren Fächer. Mit 25 Litern Volumen ist der Rucksack aber natürlich immer noch sehr übersichtlich und man sollte auch ohne weiteren Taschen beim Wandern alles schnell finden! 

Doch das moderne Aussehen, das robuste Material, die Metallschnalle und das für einen 25 Liter Rucksack sehr robuste Tragesystem, kommen zu einem Preis. Der Rucksack fühlt sich nicht nur schwer an sondern ist es mit seinen 1,6 kg auch.

Material:

Wie bereits erwähnt wurde für das Hauptmaterial aus 1880D Nylon gefertigt. Das ist ein sehr abriebfestes und schweres Gewebe. Falls einem solche Werte nicht direkt etwas sagen. "D" steht für Denier. Der Denierwert gibt an wie viel eine Faser mit 9000 Meter Länge in Gramm wiegt. In diesem Falle also 1880 Gramm pro 9000 Meter Faserlänge. Die Wahl dieser schweren Faser hat auch einen Grund. Osprey hat mit der Archeon Produktlinie Rucksäcke auf den Markt gebracht, die durch ihre extreme Robustheit so langlebig sein sollen, um letztendlich umweltfreundlicher werden als andere Modelle.

Zusätzlich hat Osprey in diesem Falle ausschließlich recycelte Materialien verwendet.

Tatsächlich wirkt die Rucksackhülle im normalen Gebrauch unzerstörbar. Wo man einen "Ultraleicht-DCF Rucksack" nur behutsam abstellt, oder beim Wandern durch Gestrüpp Angst um ihn haben muss, erweist sich der Archeon 25 als unproblematisch und unempfindlich. Ihm schadet auch ein sehr rücksichtsloser Umgang nicht.

Die Faser weist eine PFC-freie C0-DWR-Beschichtung auf. Also eine "durable water resistance" ohne der Verwendung von per- und polyfluorierte Chemikalien, welche Gesund- und Umweltschädlich sind. Diese wasserabweisende Membran sollte aber in meinen Augen nicht kaufentscheidend sein. Immer mehr Hersteller wechseln mittlerweile zu PFC-freien Beschichtungen und mit der Wasserabweisung ist spätestens an dem großzügig dimensioniertem Reißverschluss vom Marktführer YKK vorbei. 

Aber dennoch ist es positiv festzustellen, dass so hochwertige und nachhaltige Materialien verwendet wurden. Zusätzlich wird ja außerdem auch noch eine perfekt sitzende Regenhülle mitgeliefert!

Das Tragesystem:

Das Tragesystem und die Rückenplatte sind robust und sehr komfortabel. Der Rucksack verfügt über die gängigen Riemen und Gurte, um einen idealen Sitz einzustellen und um die Lastenverteilung beim Tragen zu variieren. Zusätzlich kann die Rückenplatte mit einem cleveren Klettverschluss-System stufenfrei an die Rückenlänge angepasst werden. 

Was auffällig ist, ist dass obwohl die Rückenplatte und Schultergurte stark gepolstert sind, der Hüftgurt aber eigentlich nur angedeutet wurde. Er gibt kaum Halt und passt nicht so recht zum andererseits vollwertigem Tragesystem. Ehrlicherweise muss man sagen, dass bei einem 25 Liter Rucksack selten Lasten getragen werden, die einen vollwertigen Hüftgurt rechtfertigen. Aber wenn man diesen Gedanken weiter spinnt, wirkt die vollversteifte Rückenplatte und die stark gepolsterten Schultergurte schon fast ein bisschen übertrieben.

Der Hüftgurt lässt sich dafür aber mit nur einem Handgriff schnell entfernen, falls man dann doch vollständig auf ihn verzichten möchte.

Die nun schon mehrmals erwähnte gute Polsterung hat aber auch einen großen Nachteil! Und zwar bietet sie kaum Ventilation und selbst an nicht ganz so heißen Tagen nässt das Shirt schnell an diesen Stellen durch.

An der Vorderseite sind auch die Schultergurte mit dem Hauptmaterial bezogen. Das macht den Rucksack zwar sehr schick und schlicht, wenn man aber die DWR-Beschichtung noch im Hinterkopf hat, erklärt sich schnell warum diese kaum atmungsaktiv sind. Für einen primären Wanderrucksack wirken sie nicht ideal. Für einen Rucksack zum Pendeln, der sich auch im Großstadtdschungel blicken lassen kann und wo Aussehen eine übergeordnete Rolle spielt, dafür sehr. 

Der Brustgurt verfügt an der Schnalle über eine integrierte Signalpfeife. Er ist stufenlos höhenverstellbar und die Aufhängung dazu verbirgt sich, den aufgeräumten Look bewahrend, hinter einer Lasche, die einseitig mit dem Osprey Logo bestickt ist. Persönlich finde ich es angenehm, wenn der Brustgurt über ein elastisches Element verfügt, um ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit zu bieten, dies weist der Archeon 25 aber nicht auf!

Das Skelett der Rückenplatte lässt sich durch zwei Reißverschlüsse inspizieren. Einer ist Außen beim Klettverschluss für die Einstellung der Rückenlänge versteckt. Der andere im Inneren direkt über der Öffnung des Wasserblasen-Faches. Es handelt sich einmal um eine weiße und das andere mal um eine schwarze Kunststoffplatte. Warum diese Reißverschlüsse vorhanden sind leuchtet mir nicht ein, da ich durch diese die Rückenplatten zur Gewichtsersparnis auch nach mehreren Versuchen nicht entnehmen kann. Sie wirken wie ein Überbleibsel aus der Produktion. Vielleicht habe ich den Sinn auch einfach noch nicht herausgefunden?

Das Rolltop:

Durch das zwei bis dreimalige Umschlagen des Rolltops lässt sich der Rucksack sicher mit der Metallschnalle schließen. Es ermöglicht den Rucksack auch mal etwas voller zu beladen und auch mal mehr Klamotten oder Proviant im Rucksack unterzubringen. Er sieht aber eben auch leerer nicht ulkig, sondern schön aufgeräumt aus! Auch das dicke Material hilft hier, dass der Rucksack beim Einrollen keine Falten wirft.

Die Metallschnalle ist groß gehalten, so dass auch das Öffnen mit Handschuhen kein Problem darstellt.

In das Rolltop ist dann noch ein breiter Reißverschluss mit groben Bändel eingearbeitet, um schnell an das Hauptfach des Rucksacks zu gelangen. Um es einem noch einfacher zu machen, kann das Rolltop am oberen Ende beidseitig durch Druckknöpfe auch noch verbreitert werden.

Das Hauptfach:

Im Hauptfach befindet sich an der Rückenseite ein Abteil für eine Trinkblase und dazu passend ein Auslass für den dazugehörigen Schlauch. Angemerkt sei hier die Kompatibilität zur Hauseigenen Hydraulics™ Trinkblase. Auch hier ist z.B. durch die extra Greiflasche, die hervorragende Verarbeitung und die Liebe zum Detail, die in diese Rucksack geflossen sind, zu sehen. 

Neben des Fachs für die Trinkflasche gibt es im Innenraum nur ein weiteres Kompertment an der linken Seite. Dieses ist circa 25 cm tief und hat am oberen einen 17 cm langen Reißverschluss. Im Inneren befindet sich ein Schlüsselclip. Speziell für einen Tagesrucksack finde ich es gut, dass es diese Unterteilung des Hauptfaches gibt.  So sind wichtige Gegenstände wie Schlüssel, Papiere, etc. gut und sicher verstaut, aber auch schnell griffbereit.

Da die meisten meiner Rucksäcke mit einem Rolltop ausgestattet sind und ich wenig Unterteilung gewöhnt bin, empfinde ich das Hauptfach für einen Wanderrucksack als gelungen. Liebhaber von klassischen Rucksäcken mit Deckeltaschen empfinden den Mangel an Sortiermöglichkeiten möglicherweise als umständlich und müssten sich hier umgewöhnen oder für weitere Unterteilung mit Packtaschen oder Drybags sorgen.

Die Außenfächer:

Dort wo die Metallschnalle des Rolltops eingehakt wird beginnt das breite Einsteckfach. Es ist ca. 24 cm breit und misst an der höchsten Stelle ca. 33 cm. Das Fach ist  am Rand aus elastischem Material und mittig aus festen Canvas gefertigt. Dadurch ergibt sich zwar eine leichte Dehnbarkeit des Fachs, aber verglichen mit anderen Osprey-Rucksäcken, bei denen ein dünneres Mesh zum Einsatz kommt, wie Exos oder Talon, ist die Tasche wenig nachgiebig und bietet nur für flache oder faltbare Gegenstände Platz. 

Die beiden seitlichen Stretchfächer hingegen bestehen ausschließlich aus dem Meshgewebe und bieten sicheren Halt für jegliche Trinkflaschen.

Das Raincover:

Den Boden des Archeon 25 bildet ein mit Reißverschluss verschlossenes Fach in dem eine Regenhülle (Farbe: Schwarz) unterkommt. Da das Beladen des Hauptfachs zur Komprimierung dieses Fachs führt bietet es sich für keine andere Verwendung an. An der Unterseite befindet sich noch ein kleines Abtropflöchlein, so dass auch beim Verstauen einer nassen Regenhülle das Wasser nicht stehen bleibt.

Obwohl die Regenhülle an einem kleinen Bändel im Inneren der Tasche an einer Schlaufe befestigt ist lässt sie sich natürlich problemlos entfernen und so spart man sich an einem sonnigen Wandertag an dem man keinen Regen erwartet schnell 60 Gramm. 

Die wasserfeste Beschichtung des Rucksackes hält zwar leichten Nieselregen problemlos ab, aber wenn auch größere Schauer erwartet werden, hält die sehr fest sitzende Regenhülle alles trocken!

Zusammenfassung und Fazit:

Der Archeon 25 ist ein Premiumrucksack einer Premiummarke für einen Premiumpreis. 190 € ist nicht gerade wenig für einen 25 Liter Tagesrucksack. Der Rucksack ist ohne Frage aus sehr hochwertigen Materialien in der gewohnten hohen Qualität von Osprey gefertigt, aber all die ästhetisch ansprechenden Details, wie die Schnalle aus Metall, die großen Reißverschlüsse, das robuste Tragesystem und das sehr starke Obermaterial (1880D !!!!) summieren sich und machen den Rucksack sehr schwer.

Laut dem Hersteller sind es 1.4 kg; auf meiner Waage sogar 1.64 kg. Der zum Beispiel 60 € günstigere Osprey Talon wiegt mit 22 l und 0.8 kg dabei nur halb so viel. Natürlich sind auch mir Umweltbewusstsein und Langlebigkeit wichtig, aber bei einem Wanderrucksack kommt es eben auch ein bisschen darauf an, wie viel man mit sich herumschleppt. Und auch ein Rucksack aus weniger starken Fasern kann bei gutem Umgang viele Jahre halten. Weiterhin darf man nicht vergessen, dass die typischen Befestigungen für unter anderem die Wanderstöcke gänzlich fehlen. So können diese bei Klettereinheiten nicht schnell am Rucksack befestigt werden. 

Das sehr ansprechende Design und das teilweise Fehlen der typischer Merkmale eines Wanderrucksacks kombiniert mit der verhältnismäßig schlechten Belüftung machen diesen Rucksack für mich weniger zu einem eindeutigen Outdoorgefährten. Bei dem Design des Archeon 25 wurde meiner Meinung nach mehr auf das Aussehen als auf Funktionalität zum Wandern geachtet. Zum Pendeln zur Arbeit wäre dieser Rucksack aufgrund seiner schönen Ästhetik daher eher geeignet. Auch wenn für den Städte-Einsatz weitere Innenfächer, wie zum Beispiel einer gefütterten Laptoptasche, wünschenswert wären.

Abschließend kann ich sagen, dass er mich als Wanderrucksack nicht überzeugt hat und es für diesen Verwendungszweck auch von Osprey bessere Alternativen gibt. Wer diesen Rucksack primär aus Lifestylegründen für den Weg zu Uni, den Wochenend-Städteurlaub und die gelegentliche Tageswanderung anschaffen möchte, der sollte sich für ihn auf Grund des ansprechenden Designs und des sehr bequemen Tragesystems entscheiden.