Liebe Outdoorfreunde,

ich berichte euch heute über ein Sicherungsgerät von Edelrid. Wie bei fast allen Dingen, ist auch in diesem Bereich des Bergsports noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht – es gibt noch einiges zu erfinden und zu verbessern. Das hat Edelrid meiner Meinung nach hier getan – verbessert. Aber beginnen wir von vorne.

Konkret geht es um das Sicherungs- und Abseilgerät „Edelrid Pinch“. Es ist von Aufbau her dem GriGri der Marke Petzl ähnlich – aber gleichzeitig auch wieder nicht.

Der Mechanismus funktioniert gleich wie bei einem GriGri. Eine Klemmnocke wird bei Belastung durch ein Seil verdreht und klemmt dadurch das Seil ab. Mit einem an dieser Nocke angebrachten Hebel kann man diese Verdrehung wieder lösen und dadurch das Seil kontrolliert freigeben.

Damit komme ich zu dem ersten und ehrlich gesagt auch angenehmsten Punkt auf meiner Liste an Vorteilen: Das Ablassen des Kletterpartners, ebenso wie das Abseilen der eigenen Person ist sehr kontrolliert. Da ich von der Bauart nur das GriGri als Vergleich hernehmen kann, muss ich das tun – jedoch soll es hier nicht dazu ausarten, das es ein direkter Vergleich sein soll; das GriGri ist immer noch ein sehr gutes Gerät und darf durch diese Beschreibung auch nicht in seiner Leistung geschmälert werden!

Das gesagt, muss ich dennoch feststellen, das Ablassen, mit dem Pinch bedeutend kontrollierter und angenehmer ist als beim GriGri. Das liegt eventuell an der strengeren Rückhaltefeder der Nocke.

Wenn wir schon beim Ablassen sind: Das Gerät hat eine „Panik Funktion“ genau so wie das GriGri+. Diese löst aus, wenn man den Hebel der Nocke zu weit aufmacht und dadurch die Ablassgeschwindigkeit zu hoch werden würde – der Hebel wird dadurch deaktiviert und die Nocke klemmt das Seil wieder vollständig ab. Diese Panik Funktion ist nicht bei jedem beliebt – und das hat sich Edelrid offenbar zu Herzen genommen, da man sie deaktivieren kann. Dazu schraubt man eine kleine mitgelieferte Schraube in den Hebel und schon kann man vollständig öffnen, ohne das die Funktion aktiviert wird.

Weiters zum Thema Ablassen / Abseilen passt die Tatsache, das auf dem Gerät vorne noch ein V-Schlitz ist, welcher gerillt ist. In diesem kann man das Seil führen und dadurch zusätzlich zur Nocke noch weitere Reibung aufbauen – sehr nützlich bei schweren Partnern oder im Falle eine Rettungsaktion, bei der man sich zu zweit an dem Gerät abseilen muss.

Eine weitere Neuerung abseits vom Thema Abseilen ist die Tatsache, dass man das Gerät direkt in den Gurt einbinden kann – es ist kein Karabiner nötig. Das ist dadurch ermöglicht, dass man es verschließen kann, ohne das ein Karabiner für den sicheren Verschluss nötig ist und der Anhängepunkt so geformt und abgerundet ist, das der Anseilring perfekt eingefasst werden kann.

Der große Vorteil ist, dass dadurch sowohl ein Gerät (der Karabiner) aus der Sicherungskette entfernt wird – weniger ist simpler, und das ist zuverlässiger. Ebenso wird das Gerät dadurch näher an den Körper gebracht und besser fixiert – ein sehr angenehmes Feature, welches das Handling sehr angenehm und vermutlich auch sicherer macht.

Wie man auf dem Bild sehen kann, ist die Anleitung wie bei den meisten Klettergeräten sehr ausführlich – was gut ist, denn dann kann man sich optimal einlesen und das Gerät sicher und kompetent bedienen.

Hier noch ein Videolink – in diesem Urlaub habe ich das Gerät zum Testen mitgehabt; Das war nicht unbedingt nötig, aber ich wollte nicht länger warten. Das Gerät kam mir leicht vor, ich musste aber feststellen, dass es doch um 40 Gramm schwerer ist, als das GriGri 2+. Aber Training ist Training 😊. Man sieht in der Szene, wo ich mich mit Ski abseile, wie geschmeidig und flott der Abseilvorgang von sich geht – ein Traum!

In der Kletterhalle habe ich es natürlich auch ausgiebig getestet, da es ja durchaus dort am meisten zum Einsatz kommen wird – neben Outdoor-Sportklettergebieten.

Dort habe ich auch Sturztraining gemacht. Die Stürze waren sehr angenehm, was aber natürlich sehr dem Sichernden zu verdanken ist. Dennoch konnten wir keine unangenehmen Nachteile feststellen, weder beim Vorstieg klettern noch beim Stürzen.

Zum Früheren, nicht besonders bekannten, „Edelrid Eddy“ ist das "Pinch" eine gewaltige Verbesserung – bedeutend leichter, weniger klobig und einfach dem Zeitgeist nach moderner. Ein wunderbarer Fortschritt.

Preistechnisch bewegt sich das Gerät ziemlich genau bei 100 € und ist somit nicht teurer als die gängigen Sicherungshalbautomaten (wieder im Vergleich zum bauähnlichen GriGri). Wer also ein Fan vom GriGri ist, aber mal Abwechslung benötigt – Edelrid deckt dieses Bedürfnis perfekt.