Im test

Test: MILLET Siurana EVO M - Kletterschuhe Herren

MILLET Siurana EVO M - Kletterschuhe Herren
Bequemer Schuh mit zu wenig Grip
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • Gute Passform
  • Bequem dank Microfaser
  • Lässt sich lange tragen
  • Gute haltende Klettverschlüsse, die lang genug sind
  • Sehr gute Ableitung von Feuchtigkeit
  • Zeitloses Design

Nachteile

  • Lässt sich sehr umständlich anziehen
  • Kein guter Grip
  • Rutschiges Gefühl auf Reibung
  • Es benötigt viel Kraft, um halt auf kleinen Tritten zu erlangen

Bewertung

Als Outside Stories Produkttest wurde mir von Millet der Siurana Evo Kletterschuh zum Testen geschickt, den ich die letzten Wochen an unterschiedlichen Wänden getestet habe. Im Folgenden schildere ich euch meine Eindrücke.

Die SchuheBeim Klettern

Zur besseren Übersicht, hier eine kurze Übersicht über meinen Testbericht:

 

  • Über Millet
  • Erster Eindruck und Verarbeitung
  • Technologien und Features
  • Passform
  • im Einsatz
  • Fazit

 

Über Millet

Millet wurde 1921 in den Französischen Alpen gegründet und unterstützt seine Kunden seitdem mit hochwertiger technischer Ausrüstung und Bekleidung für Bergsportarten wie Bergsteigen, Klettern, Wandern und Skifahren. Außerdem stellt Millet auch eine Vielzahl an Ratgebern für diese Sportarten kostenfrei zur Verfügung. 

Millet hat sich zum Ziel gesetzt, ein regeneratives Unternehmen zu werden und hat dafür die Roadmap 2030 erstellt, die sich auf fünf Grundpfeiler stützt: Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Ressourcen, Nachhaltige Produktionskette, der Mensch im Mittelpunkt Millets Aktivitäten und Contribution.

Mehr dazu könnt ihr hier finden.

 

Schuhe neu auf KartonSchriftzug seiteVerarbeitung Kante 1Verarbeitung Kante 2

LascheFerse

Erster Eindruck und Verarbeitung

Der Siurana Evo macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Die Sohle ist sauber verarbeitet und die Kanten sehen vielversprechend aus. Die Nähte bieten keinen Grund für Kritik und die Klettverschluss-Laschen machen einen guten Eindruck und die Metallösen, durch die die Laschen gefädelt sind, sind im Stoff vernäht und nicht außen angebracht. Dies gefällt mir persönlich gut, da gerade Klettverschlüsse mit außen angebrachten Ösen bei manch anderem Schuh immer mal ein Schwachpunkt waren und zum Durchreiben der Laschen geführt haben.

KlettverschlussÖseKlettverschluss 2

Klettverschluss 3
Die Laschen lassen sich sehr eng zuziehen, wenn man das möchte

Was auch gleich ins Auge fällt, ist der sockenartige Schaft bzw. Einstieg. Der Schuh besitzt also keine klassische Zunge wie manch anderer Schuh. Zudem fühlt sich der Schaft sehr weich an und suggeriert ein gewisses Maß an Bequemlichkeit.

ZungeEinstieg / Schaft

Das Design ist sehr schlicht in Schwarz und Grau gehalten, was okay für mich ist. In erster Linie soll der Schuh gut performen, aber hier und da “klettert das Auge auch mit”. An der Fußspitze ist auf dem Spann im Bereich des großen Zehs noch ein Toehook Pad angebracht.

Toehook Pad

Auf den ersten Blick macht der Siurana Evo keinen sonderlich aggressiven Eindruck. Ohne mich vorher mit dem Schuh befasst zu haben, würde ich Ihm im Bereich von weniger anspruchsvollen Boulder- und Sportkletter-Routen bzw. Mehrseillängen-Routen vermuten. 

Doch beim ersten Anziehen kam die große Überraschung. Huch! Ist der Schuh zu klein, obwohl er laut Größentabelle passen sollte oder sogar eher zu groß sein müsste? Ich habe meinen Fuß einfach nicht in diesen Schuh bekommen, also nicht mal zur Hälfte. Das hatte ich bisher noch nie. Wenn ich zu kleine Kletterschuhe probiert habe, dann habe ich in der Regel meinen Fuß weiter hinein bekommen und gemerkt, dass er vorne zu eng ist oder ich war im Schuh drin und hatte dann direkt große Schmerzen, aufgrund der Enge. Aber bei dem Siurana Evo bin ich einfach nicht durch den Einstieg gekommen. Nach einigem probieren habe ich dann doch noch einen Weg hinein gefunden, mehr dazu weiter unten, nur eins sei gesagt, leicht anzuziehen ist der Schuh nicht. 

Einmal drin, fühlt sich der Schuh erstaunlich bequem und ausreichend breit an, was einen bei den Schwierigkeiten beim Anziehen dann doch überrascht. Beim ersten Probieren zu Hause merkte ich schon, dass ich den Schuh eine halbe Nummer kleiner vertragen könnte, aber ob ich den noch durch den Einstieg kommen würde ist fraglich. 

 

Technologien und Features

Den Siurana Evo gibt es als Herren- und Damenmodell und zwar bei den Damen in halben Schritten bis zur Größe 41 und bei den Herren bis 46, wobei 44.5 die letzte halbe Größe ist.

 

Laut Millet ist der Schuh für fortgeschrittene Kletterer konzipiert. Er wurde im Bereich des Vorderfußes breit konzipiert und mit einer 4 mm Sohle versehen. Der Schuh ist asymmetrisch, um die Präzision und Kraft beim Abdrücken zu fördern.

Durch ein flexibles und umschließendes Design und durch das optimierte Volumen im Bereich der Ferse, soll die Stabilität auf der Innenseite verbessert werden. 

Die Lasche am Einstieg wird aus einem 3D Mesh hergestellt, wodurch die Feuchtigkeitsableitung beschleunigt werden soll. Der Schaft ist aus Microfaser und fühlt sich damit angenehm an und ist atmungsaktiv.  

 

Was die Technologien angeht, verfügt der Siurana Evo über ADVANCED FIT, wozu ich leider keine Informationen finden konnte.

Bei dem Gummi handelt es sich um Millets 4 POINT GRIP PLUS, welcher die größtmögliche Haftung bieten soll. 

Sohle

Das Hauptmaterial des Schuhs ist MICROFIBER POLYESTER und die Innensohle ist als UNLINED INNER angegeben.

Innenleben

Schön finde ich hier, dass Millet auf Ihrer Homepage die unterschiedlichen Stoffe aufzählt und zusätzlich noch die Information liefert, dass der Schuh klein ausfällt.

 

Ansonsten hat der Schuh eine asymmetrische Form, ein wenig Vorspannung und einen leichten Downturn.

downturn / Vorspannungasymmetrisch

Passform

 

Vorab kurz zu meiner Fußform:

 

Ich habe Ägyptische Füße, was bedeutet, dass der zweite Zeh kleiner ist als der Große, auch wenn der Unterschied an meinem rechten Fuß nur gering ist. Diese Form kommt am häufigsten in Europa vor. Meine Fußlänge beträgt ca. 25 cm und in diesem Schuh trage ich eine EU 41.

Größe

Hier muss ich nun gleich mit dem größten Manko beginnen. Das Anziehen des Schuhs macht einfach keinen Spaß und ist sehr mühselig. Um meinen Fuß durch den Einstieg und Schaft zu bekommen, muss ich mich erst einmal hinsetzen. Dann neige ich mein Knie nach außen, sodass meine Fußsohle in Richtung meines anderen Beines zeigt (also um ca. 90° gedreht).

Dann stecke ich meine Zehen hinein und fasse den Schuh an der Spitze und drehe ihn hin und her, bis meine Zehen in der Toebox angekommen sind. Dann drehe ich meinen Fuß wieder zurück und ziehe mit Hilfe der beiden Laschen an der Ferse und einiger Kraft den Rest des Schuhs über meinen Hacken.

Alle, die mich dabei beobachtet haben, fragen mich dann immer, was das für ein super enger Schuh ist. Und wenn ich mir diese Beschreibung selbst durchlese, klingt das nicht so, als ob dieser Schuh bequem sitzen könnte und ohne Probleme auch mal eine Stunde am Fuß bleiben könnte.

Anziehen 1
1. Fuß verdrehen.
Anziehen 2
Schuh auf den Fuß drücken, bis die Zehen in der Toebox sind.
Anziehen 3
Mit viel Kraft an beiden Laschen ziehen.
Anziehen 4
...und mit Rechts dasselbe Spiel.

Ich musste feststellen, dass das Anziehen mit Socken teilweise einfach ist. Zwar muss ich dann doller drücken, um meine Zehen in die Toebox zu bekommen, aber ich benötige weniger Kraft, um den Schuh über die Ferse zu ziehen.

Der absolute Endgegner ist allerdings ein nackter, schwitziger Fuß. Bei sehr warmen Wetter bin ich mit dem Rad draußen bouldern gewesen und meine Füße haben geschwitzt. In den Schuh hineinzukommen war eine Qual und es war wirklich ein Kraftakt, in den Siurana Evo hineinzukommen. Kopfschütteln wurde ich belächelt, als ich fluchte, wie ein Rohrspatz auf dem Boden saß und ewig brauchte, bis ich in den Schuhen war.

Einmal im Schuh drin, fühlt er sich aber wie gesagt sehr gut und bequem an. Und auch an der Wand bietet er erstaunlich viel Komfort. Zum Aufwärmen trug ich ihn ein wenig lockerer, was mit dem gut haltenden Klettverschluss kein Problem ist. Hier hatte ich auch nicht das Gefühl, in dem Schuh zu rutschen, auch wenn es sich für mich ein wenig weit anfühlt. Als ich warm war und es auch darum ging kleinere Leisten zu treten oder einen Hook zu setzen, zog ich beide Klettverschlüsse enger und der Schuh legt sich schön um den Fuß und fühlt sich beinahe wie eine zweite Haut an, ohne zu drücken oder die Zehen zu quetschen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, kann man die Verschlüsse SEHR eng ziehen. Lediglich in der Verse ist einiges an Platz, was aber absolut nicht stört und beim Heelhook in meinem Fall auch sehr angenehm war. 

Heelhook 1Heelhook 2Heelhook 3

Zwar fällt der Schuh klein aus, aber in meinem Fall könnte er ein wenig enger sein.

Mit Socken fühle ich mich da schon ein wenig wohler, was bei warmen Temperaturen aber nicht so angenehm ist, denn die Feuchtigkeitsableitung funktioniert echt gut und auch der Schaft aus Microfaser fühlt sich mit nackten Füßen sehr angenehm an. Mit Socken spürt man davon weniger und man schwitzt im Sommer einfach mehr, wodurch es dann mit der Ableitung der Feuchtigkeit auch schwieriger wird.      

 

Im Einsatz

Kommen wir nun endlich zum Klettern.

Bouldern 1

Ich habe den Siurana Evo An Kunstgriffen (Indoor), Kunstwänden (Beton Outdoor) und Fels (Porphyr) getestet, worauf ich im folgenden eingehe.

In der Boulderhalle macht der Schuh für mich einen grundsoliden Eindruck, wenn man nicht gerade super winzige Leisten oder stark abschüssige Volumen treten muss. Auf kleinen Leisten ist es mit dem Schuh schwer, gut Druck aufzubauen, um den nötigen Halt zu bekommen. Auf abschüssigem Volumen fühlte ich mich in dem Schuh einfach nicht sicher. Es fühlte sich so an, als ob der Gummi schmiert und ich rutschte auch gelegentlich, sodass ich meinen Fuß neu positionieren musste. Auch runde und stark abgegriffene Griffe fühlten sich mit der 4 POINT GRIP PLUS nicht so gut an, wie ich das erwartet hätte. Eventuell würde dem Siurana Evo ein wenig mehr Vorspannung helfen, um hier besser Druck aufzubauen. Toe- sowie Heelhooks fühlten sich hingegen immer sehr gut und sicher an, auch wenn der Untergrund alles andere als optimal war.

Toehook 1Toehook 2Toehook 3

An der Boulderwand aus Beton draußen, fühlte ich mich gar nicht mehr wohl. Sehr wahrscheinlich lag es auch an den heißen Temperaturen und daran, dass der Beton sehr warm war, aber an auf Reibung anzutreten war nicht zu denken. An schrägen Stellen, wo ich mit anderen Schuhen stehen konnte, ohne mich mit den Händen zu halten, rutschte ich weg. Selbst mit der Unterstützung der Hände war das eine sehr rutschige und unsichere Angelegenheit. Toe- und Heelhooks hielten aber auch hier wieder problemlos und der Siurana Evo punktet hier bei der Wärme durch die gute Ableitung der Feuchtigkeit.. Ich fühlte mich darin durchgehend wohl. 

am Fels

Am Fels fühlt sich der Schuh definitiv am besten an, aber auch hier muss man auf die Zehen gut Druck geben, wenn man mit dem Schuh auf Reibung und kleineren Tritten gut Halt finden möchte. Also auch hier kann der Grip mich nicht wirklich überzeugen. Zumindest halten aber auch am Fels Heel- sowie Toehooks problemlos. 

 

Fazit

Der Siurana Evo von Millet lässt mich ein wenig verzweifeln. Mich stört diese umständliche Art, in den Schuh zu kommen enorm. Ich habe so etwas noch nie erlebt und ich habe mich schon in den ein oder anderen sehr engen Schuh gequetscht um die ein oder andere Mikroleiste zu treten, aber diese Aufwand um in einen bequemen und gar nicht so engen Schuh zu kommen lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich denke, der Schuh würde in meinem Falle eine halbe Nummer kleiner für besseren Grip sorgen, aber vermutlich würde ich dann nicht mehr in den Schuh hinein kommen.

Ansonsten bietet der Schuh guten Komfort und eine sehr gute Feuchtigkeitsableitung. Empfehlen würde ich ihn allerdings eher Anfängern oder Fortgeschrittenen, da ich mich auf kleinen Tritten und Reibungen auf egal welchem Untergrund, nicht gut mit dem Siurana Evo zurechtfinden konnte. Definitiv ist der Schuh auch eher etwas für echten Fels, als z.B. Klettertürme oder Wände aus Beton. Bei Kunstgriffen ist die Performance in Ordnung.

Am Fels 2Kunstwandam Fels 3Sohle

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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WEITERE BEWERTUNGEN

Innovatives Design, dass aber nicht 100% überzeugen konnte
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • Sehr komfortabel
  • Geringe Geruchsneigung
  • Sehr gute Performance bei Reibungskletterei
  • Umweltfreundlichere Herstellung

Nachteile

  • Gesamtperformance nicht optimal
  • Positionen der Klettverschlüsse suboptimal
  • Toehookpatch recht klein
  • Fersenkonstruktion nicht optimal
  • Geringe Eigensteifigkeit durch die geteilte Sohle
  • Geringe Unterstützung der Fußmuskulatur

Bewertung

Millet hat den Siurana als Schuh für fortgeschrittene Kletterer und Boulderer entwickelt. Ob der Schuh sich hier behaupten kann und einem die nötige Kraft gibt um auf kleinsten Tritten zu stehen, lest ihr jetzt.

Aufbau:

Der Schuh ist in Vorder- und Hinterfuß geteilt. Im Mittelteil ist die Sohle unterbrochen, was den Schuh in seiner Balance und auch Charakteristik auszeichnet.

Schuhunterseite, welche die unterbrochene Sohle zeigt
Schuhunterseite, welche die unterbrochene Sohle zeigt.

Der Vorderfuß ist mit 4 mm Sohle und umlaufenden Gummi ausgestattet, sowie noch einem zusätzlichen Patch, welches sich rund um den großen Zeh zieht. Das Mikrofaser Obermaterial, was den Oberteil des Schuhs ziert ist robust im Abrieb, bietet jedoch geringe Steifigkeit und Griffigkeit. Mit dem elastischen Innenmaterial, das sich ähnlich wie bei einem Slipper anschmiegt und den beiden entgegen versetzten Klettverschlüssen wird der Schuh an den Vorderfuß „gepresst“.

Toepatch des Vorderfußes
Toepatch des Vorderfußes und Verdeutlichung der Asymmetrie.

Am Hinterfuß ist wie erwähnt die Sohle zum Vorderfuß unterbrochen. Die Fersenkonstruktion ist „klassisch“ also relativ schmal geschnitten, sodass eine seitliche Fixierung und Unterstützung der Ferse nicht, bzw. nur sehr gering stattfindet. Zusätzlich ist nochmal ein umlaufender Gummi, der sich zum Fersengummi absetzt und damit eine kleine, umlaufende Kante erzeugt.

Seitenansicht des Schuhs, der die Fersenbox zeigt
Seitenansicht des Schuhs, der die Fersenbox zeigt und den leichten Downturn.

Von der Ferse zum Mittelfuß zieht sich noch ein grauer Gummi, der den ganzen Schuh verbindet und damit die Hauptaufgabe der Stabilität innehat.

Generell hat der Schuh einen nur leichten Downturn, dafür eine stärkere Asymmetrie. Eine Vorspannung ist aufgrund der unterbrochenen Sohle nicht vorhanden.

 

Komfort:

Der Schuh kann mit seinem Mikrofaserinnenleben sehr punkten. Es fühlt sich angenehm an, legt sich elastisch um den Fuß, sodass keine lokalen Druckstellen auf der Haut entstehen und gleichzeitig ein gutes Gespür für den Schuh entsteht. Die beiden Velcros ziehen die offene Oberseite und Seiten an den Fuß an. Das klappt zwar gut, da der Schuh aber die unterbrochene Sohle hat, wären hier 3 Velcros meine persönliche Präferenz gewesen um den Schuh trotz der Flexibilität noch mehr Stabilität zu gewähren.

Die Größe fällt ebenfalls recht normal zur Straßenschuhgröße aus (habe in beiden meiste eine 43), sodass man hier nicht auf krasse Experimente bei der Größenwahl zurückgreifen muss. Größter Pluspunkt meinerseits ist aber vor allem, dass der Schuh sehr geruchsneutral bleibt – ich trage den Schuh immer ohne Socken und er kann hier mit den Lederschuhen absolut mithalten, was das Thema des Eigengeruchs angeht.

Auch was das Thema „Dauerkomfort“ angeht überzeugt der Schuh: Nach ungefähr 10 Bouldereinheiten war der Schuh gut eingetragen, sodass sich alle Druckstellen verflüchtigt haben. Des Weiteren ist der Schuh so bequem geschnitten, dass man ihn tatsächlich sehr lange tragen kann, bevor es zur Ermüdung, Schmerzen oder anderen Gründen führt, die dafür sorgen, dass man den Schuh dringend vom Fuß lösen will.

 

Performance:

Kommen wir zum vielleicht spannendsten Teil des Tests - wie schlägt sich der Siurana am Fels oder Plastik dann tatsächlich? Long Story short: Nicht so gut, wie ich gehofft hatte, doch dazu jetzt im Detail.

Trittfestigkeit:

Der Siurana will durch die starke Asymmetrie eigentlich viel Kraft auf den großen Zeh bringen und so für kleine Tritte eine Unterstützung sein. Tatsächlich hat sich das bei mir im Test aber nicht so gezeigt. Durch die unterbrochene Sohle und den relativ „schwachen“ grauen Gummi, der von der Ferse zum Mittelfuß geht, kann der Schuh den Kraftvorteil der Asymmetrie nicht wirklich ausspielen. Der Großteil der Kraft verpuffte bei mir auch fühlbar darin, dass ausschließlich der Knubbel neben meinem kleinen Zeh stärker gegen die Zehenbox gedrückt wurde, während die Ferse und der große Zeh von der Asymmetrie eigentlich nichts spüren um hier in der Kraftübertragung unterstützt zu werden. Sicherlich: Wer Wadenmuskeln ohne Ende hat und in Anfängerschuhen im 7. Grad klettert, kann meinen Punkt wohl kaum nachfühlen – aber ich kenne diese Unterstützung der Muskulatur von anderen Schuhen erheblich besser, was daher mein Hauptkritikpunkt ist.

Die mangelnde Vorspannung kommt hier lediglich on top, sodass ich bei dünnen Leisten oder Slopertritten oft mit dem Vorderfuß weggeknickt oder abgerutscht bin und nicht die Leistung abrufen konnte, die ich mit anderen Schuhen gewohnt war. Hier fehlt der Sohle auch die Eigensteifigkeit des Gummis, da dieser eher weich gestaltet ist.

Toehooks:

Hier kann der Siurana nur wenig punkten. Das abgesetzte Toepatch ist relativ klein, glatt und unsensibel. Zudem sitzt der untere Velcro soweit unten, dass dieser häufig am Tritt auflag und abrutschte. Ich konnte mich hier seltener auf den Toehook verlassen um Kraft zu sparen, da dieser nur mit viel Präzision und Kraftanstrengung gelang.

Heelhooks:

Hooks mit der Ferse sind leider keine Paradedisziplin des Siurana. Wenn man den Heelhook mit der seitlichen Ferse setzen möchte, macht sich kein Gefühl von Kontrolle breit. Das indifferente Verhalten des Fersenhauptgummis und dem abgesetzten umlaufenden Gummi sorgt zum einen für eine Kante, die man nicht fühlen kann und die mangelnde Stabilität durch die nicht durchgängige Sohle schlägt sich hier besonders stark wieder, da der Schuh sich in sich stark verdreht. Während man die Kante an manchen Griffen/Tritten nutzen kann um sich etwas besser zu verkeilen, kam ich auf Reibungsflächen oder Volumengriffen zu keinem befriedigenden Hook, da sich hier der Schuh einfach zu stark bewegt hat oder an dem Kantenversatz abrutschte.

Überhang:

Trotz mangelnder Vorspannung konnte der Schuh hier ganz passabel mitspielen, wobei gerade die schlechte Hookperformance ihm hier aber zum Opfer fiel, um den Kletterer klar zu unterstützen - die Trittfestigkeit und vor allem Flexibilität aber waren okay, da man dadurch den Schuh recht gut in den verschiedenen Griffen und Tritten verkeilen konnte.

Platten / Reibungsrouten:

Im Vergleich mit allen anderen Disziplinen die Stärke des Siurana. Hier kann die flexible Konstruktion, als auch die nicht vorhandene Vorspannung gut punkten. Der Schuh passt sich gut an und der 4Point GRIP PLUS ™ Gummi von Millet zeigt was in ihm steckt. Der Vorderfuß sitzt satt auf und durch die unterbrochene Sohle kann hier auch die Ferse besser mit eingesetzt werden, da sie den Vorderfuß nicht mit nach oben zieht wie bei starren Pendants. Die Gesamtperformance fand ich in diesem Bereich mit Abstand am besten.

Fazit:

Der Siurana ist in meinen Augen eine mittelgute Wahl für den „zweiten“ Schuh, nachdem man die Einsteigerschuhe durchgeklettert hat und gerne Platten klettert aber keine Slipper mag. Er zeichnet sich durch wirklich sehr hohen Komfort und einfache Passform aus, bietet aber nur wenig Potenzial das eigene Kletterkönnen in einer Vielzahl von Anwendungen massiv anzuheben.

Der Performancezugewinn oder die Unterstützung des Fußes wird nicht dem gerecht, was ich mir erhofft hatte. Hier können andere Schuhe und Hersteller mit ihren Konstruktionen durchaus mehr aus dem holen, was man an Kraft in Waden und Zehen hat. Angefangen bei der Fersenkonstruktion, dem Toepatch und der Anzahl und Position der Velcros. Ich will nicht sagen, dass die Konstruktion mit der unterbrochenen Sohle eine schlechte Idee ist, aber sie ist in meinen Augen noch nicht ganz ausgereift und benötigt vielleicht noch eine weitere Iterationsschleife um voll zu punkten.

Insgesamt also kein schlechter Schuh, wer aber gerne einen Grad schwerer klettern will um sein Limit zu verschieben wird hier vielleicht nicht fündig. Für Mehrseillängenrouten aber aufgrund der doch mittelguten Performance und des hohen Komforts aber eine Überlegung wert.

 

 

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