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Test: CAMP Dyon Express Ks 11cm - Express-Set

CAMP Dyon Express Ks 11cm - Express-Set
Der Mittelklasse Geländewagen unter den Expressen: komfortabel, aber bereit für raue Abenteuer
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • Nasenloser Karabiner
  • leicht
  • komfortable Schlinge
  • geräumiger Karabiner
  • sehr feste Gummi-Fixierung
  • hohe Offen-Bruchlast

Nachteile

  • "schwere" Schlinge
  • Gummi-Fixierung braucht viel Platz

Bewertung

CAMPs neues Karabiner-Wunderkind, den Dyon, gibts natürlich auch im passenden Express-Set. Die Vorab- und Messe-Fotos des Dyon-Schnappers sahen super aus. Als ich das gesamte Express-Set zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich mir allerdings nicht sicher, ob sich der „Allrounder“ nicht vielleicht doch als „Weder Fisch noch Fleisch“ entpuppen würde. Nach einigen Touren bin ich aber überzeugt: Es gibt sie doch, die Eierlegende Wollmilchsau!
Aber das ganze im Detail:

Der Verschluss-Mechanismus:
Eine ausführliche Dyon-Bewertung mit einem kleinen Exkurs zu den verschiedenen Schnappkarabiner-Arte gibt’s hier. An dieser Stelle aber konkret zu den Verschluss-Eigenschaften des Dyon. Er kommt trotz Draht (Wiregate) ohne Nase (Keylock) aus, weshalb CAMP das System KeyWire getauft hat.
Nasenlose Drahtschnapper sind also Schnapp-Karabiner, die alle Vorteile eines Drahtschnappers bieten, aber keine „Nase“ besitzen, die sie sich verhaken könnte. Was Hakenseitig die Gefahr einer Offenbelastung minimiert und Seil- bzw. Schlingenseitig das Aushängen erleichtert.
Solche Karabiner gibt es auch von anderen Anbietern, wobei CAMP hier einen anderen und innovativen Zugang gewählt hat:


Die Keylock-Spitze ist überraschend dünn. Das nicht nur gut aus, sondern ist auch einfacher zu fädeln. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Hersteller, wird nicht eine Alu-Kapuze über den Karabiner-Kopf gestülpt, um die Nase zu verstecken. Beim Dyon wird der Bügel am Ende des Drahtes mit einer Metall-Hülse überzogen und festgepresst, um einen Keylock-Verschluss zu formen. Das nimmt dem Karabiner das wulstige Aussehen der meisten „Nasenlosen“. Nur der DMM Shield und der Petzl Ange kommen ohne diese „Kappe“ aus. Alle zusammen sind aber so breit an der Spitze, dass sie nicht in die Ablass-Öse eines Tubers passen – alle außer dem Dyon.

Zum Karabiner:
Nachdem der Dyon als Leichtgewicht beworben wurde, war ich von der Größe überrascht. Mit 10cm Länge ist der Karabiner „normal“ groß – trotz seiner leichten 33g. In dieser Größenliga gibt es keinen leichteren Nasenlosen. (diese sind generell etwas schwerer als reine Drahtschnapper. Nur der Wild Country Helium hat ebenfalls nur 33g). Die leichtesten KeyWire-Karabiner haben 28g, sind aber spürbar kleiner. (BD Oz, Petzl Ange S)

Die Bruchlast beträgt längs 21kN, quer 7kN und offen (sehr vertrauenserweckende!) 11kN.

Auch CAMP geht den Trend zu eher spitz zulaufenden Karabinern mit, wodurch Seil bzw. Haken eher in Position (und weiter weg vom Schnapper) liegen bleiben. Durch die ausgeprägte H-Form des Schenkels, ist eine höhere Offenbruchlast bei weniger Gewicht möglich. Außerdem ist so die Auflagefläche für das Seil noch breiter, was die Seilreibung reduziert und der Lebensdauer des Seils weniger abträglich ist.

Die Expresse auf der Waage:
Mit insgesamt 82g (33-16-33) ist sie recht leicht für eine Sportkletter-Expressen. Allerdings eine der schwereren Nasenlosen (am leichtesten: DMM Chimera mit 70g, durch Einsparungen bei Handling und Karabinergröße). Grund dafür ist die komfortable Sportkletter-Schlinge. 16 Gramm sind ziemlich viel für eine 11cm lange Polyester-Schlinge, dafür ist sie sehr angenehm im Handling. CAMP bietet die Dyon-Expresse auch mit einer dünnen Dyneema-Schlinge an. Allerdings hat diese ebenfalls 13g. Übliche Dyneema-Schlingen gibt’s ab 9g, was das Set auf insgesamt ca. 75g gebracht hätte und somit ins Gewicht-Spitzenfeld unter den Nasenlosen.

Aber das will ich der hier zu bewertenden Dyon-Expresse nicht vorwerfen. Vielseitigkeit und Komfort sind die klar erreichten Ziele. Für Gramm-Jäger bietet CAMP ja bereits die Nano22-Expresse an (54g), warum also im eigenen Revier wildern. Sportkletter-Expressen in so luxuriöser Ausführung kommen üblicherweise auf über 100g.

(Ich hab die Karabiner probeweise mit dünnen 8mm Dyneema-Schlingen kombiniert. Die Größe des Dyon-Karabiners macht das Handling aber recht ungemütlicht. Mit meinen bisherigen 11mm Dyneema-Schlingen (10g) funtionierts aber gut)

Handling:
Sie verbindet das gute Handling von beliebten Sportkletter-Expressen wie der Petzl Spirit mit der Vielseitigkeit von nasenlosen Alpin-Expressen wie der WildCountry Helium. Die Karabiner-Größe tut ihr übriges für die gute Habtik. Der gebogene Draht erleichtert außerdem das Clippen des Seils. Die schlanke Spitze des Dyon ermöglicht das gute Einhängen in schmale Hake oder Tuber-Ösen.

Fazit:
Die Dyon-Epresse ist ein Allround-Produkt für den gehobenen Anspruch. Gut zu greifen und somit auch am Ende der Kräfte schnell im Haken versenkt und das Seil geklippt. Wer etwas „schummeln“ möchte, kann sich an der breiten Schlinge auch gut festhalten ;-).
Darüber hinaus bietet die Karabiner-Konstruktion ein Plus an Sicherheit. Das Gewicht ist super fürs Sportklettern aber auch für alpine Unternehmungen in einem guten Bereich. Als Exen für die harten Stellen werden sie auch weiter immer mit am Gurt sein.
Preislich liegt die Expresse etwa gleichauf mit anderen nasenlosen Express-Sets.

Lange Rede kurzer Sinn: Eine sehr feine Allround-Schlinge. Sowohl zum Sportklettern wo Gewicht weniger Rolle spielt als gutes Handling, als auch zum Alpinklettern wo nasenlose Konstruktionen und geringes Gewicht vieles einfacher machen.
Eine Eierlegende Wollmilchsau, mit minimalen Abstrichen an den beiden Enden des Spektrums.

Einziger Wehrmutstropfen:

Ich persönlich bin wie gesagt kein Fan von den luxuriös breiten Schlingen. Dazu kommt noch CAMPs Karstop Evo Gummi-Fixierung. Diese ist genau dem Karabiner-Querschnitt angepasst. Ein Verrutschen des Karabiners ist somit unmöglich. Allerdings hatte ich auch mit simpleren Gummi-Fixierungen keine Probleme. Leider brauchen die Expressen dadurch wesentlich mehr Platz in der Materialschlaufe. Mich stört das. Aber nicht genug um dafür Punkte abzuziehen.
 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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