Im test

Test: CAMP Ice Master Light - Grödel

CAMP Ice Master Light - Grödel
Schneeketten, wenn es rutschig wird.
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • Passt auf fast jeden Schuh
  • Gibt Sicherheit auf rutschigen (leicht geneigten) Untergründen
  • ideal für kombiniertes Gelände (leichtere Klettereien möglich)
  • Schützende Transportbox
  • relativ leicht

Nachteile

  • Muss vor dem Anlegen "entkrangelt" werden
  • fummelig beim Anlegen
  • wenig Seitenhalt --> nicht für steiles Gelände

Bewertung

"Leichtsteigeisen"...darunter habe ich mir bisher immer gewichtsreduzierte Steigeisen vorgestellt, die von der Art der Zacken ähnlich sind, wie normale Steigeisen für Hochtouren. Als das Paket von Outside-Stories mit den "CAMP Ice Master Light" angekommen ist, war ich doch ein wenig überrascht. War der Inhalt doch gar nicht so das, was ich mir vorgestellt hatte. Anstelle von sperrigen Steigeisen mit furchteinflößenden Zacken lag hier eine kompakte Box in der Größe einer Orange vor mir. Der Inhalt erinnerte mich dann eher an Schneeketten als an Steigeisen. Also begann ich mit skeptischem Blick, die "Schneeketten" mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Kleines Packmaß

Beschreibung

Hier erstmal die Facts: * Gewicht: 350g/Paar (Größe L - ohne Transport-Box) bzw. ca. 420g (mit Transport-Box) * Anzahl der Zacken: 13 pro Stück * Zackenhöhe: 7mm * Material Ketten und Zacken: Edelstahl * Befestigung: Umlaufende Gummimanschette + Klettverschluss über den Spann * Farbe: Abhängig von der Schuhgröße: S - rot - 36/38 M - grün - 39/41 L - blau - 42/44 XL - orange - 45/47

Zacken Detail

Vorweg: Ich werde im Folgenden den Begriff "Grödeln" anstelle "Leichtsteigeisen" verwenden, da dies aus meiner Sicht zutreffender ist.

Anbringung am Schuh:

Beim ersten Anbringen am Schuh zuhause im Wohnzimmer habe ich direkt mal unterschiedliche Schuharten ausprobiert. Die Grödeln lassen sich auf Wanderschuhen, aber auch anderen geschlossenen Schuhen wie Laufschuhe oder Winterschuhen anbringen. Wichtig ist nur, dass die Gummimanschette an den Zehen und an der Ferse genügen Fläche vorfindet, um Spannung aufzubauen. Flipflops fallen also schon mal weg, sehr voluminöse Schuhe wie Moonboots oder Skistiefel sind ebenfalls nicht geeignet. Das Anbringen im warmen Wohnzimmer gestaltete sich recht einfach: Über den Schuh ziehen, Klettverschluss über dem Spann schließen, fertig. So einfach funktioniert das bei nicht angezogenem Schuh im Wohnzimmer...später musste ich dann bei der Anwendung im freien (und mit Handschuhen) feststellen, dass es doch etwas fummeliger ist. Zum einen muss man mit dem Finger zwischen die Gummimanschette und den Schuh, was sich mit Handschuhen eher schwierig gestaltet. Auch muss man äußerst aufmerksam sein, damit die Kettenglieder nicht verdreht sind. Bei angezogenem Schuh lässt sich dies gar nicht so einfach feststellen. Sind die Grödeln allerdings mal am Schuh, halten diese sehr gut. Ein verrutschen ist bei richtiger Größenwahl eigentlich ausgeschlossen. Ok, damit ist der erste Test bestanden, das Anbringen an den Schuhen ist gut machbar.

Grödel am Schuh

Fersenbefestigung

Seitenansicht

Praxistest:

Für den Praxistest habe ich mir nach den ersten Schneefällen eine leichte Bergtour in den Allgäuer Alpen rausgesucht. Es sollte auf das 1948m hohe Rubihorn gehen. Der südseitige Anstieg war zu diesem Zeitpunkt noch nahezu schneefrei, auf einer Höhe von ca. 1800m führte der Weg dann über einen Grat mit leichter Kletterei, welcher schon etwas mehr Schnee abbekommen hat. Hier war die Schneedecke größtenteils bereits geschlossen, in den Abschnitten mit leichter Kletterei war kombiniertes Gelände mit Schnee und Fels zu überwinden. Um einen Vergleich zu haben, habe ich den Grat auf dem Hinweg ohne die Grödeln überwunden, auf dem Rückweg dann mit den Grödeln unter den Füßen. Das Anlegen der Grödeln gestaltete sich hier, wie bereits erwähnt, etwas schwieriger. Auf der einen Seite aufgrund der Handschuhe, auf der anderen Seite auch weil man sich den Verlauf der Ketten nicht so gut anschauen kann, wenn man die Schuhe am Fuß hat. Da muss man sehr sorgfältig vorgehen, damit sich die Ketten nicht verdrehen. Nachdem das dann geschafft war, konnte es losgehen. Bereits bei den ersten Schritten im noch flachen Gelände ist mir direkt aufgefallen, dass die Trittsicherheit deutlich erhöht ist und dieses sichere Gefühl sehr gut spürbar ist. Dann ging es auch schon in die erste leichte Kletterei. Auch hier war ich positiv überrascht. Die Zacken befinden sich allesamt auf der Sohlenunterseite, größtenteils auf der Längsachse der Sohle. Das bedeutet, dass die Schuhränder Zackenfrei sind. Für diese leichte Kletterei war das sehr angenehm, da längere oder seitlich abstehende Zacken in diesem Fall präziser hätten gesetzt werden müssen. Dadurch dass noch genug Gummisohle zur Verfügung steht, hat man also auch auf den Felsen noch guten Kontakt. Sicherlich hätte es anders ausgesehen, wenn mehr Schnee in diesen Bereichen gelegen hätte oder der Untergrund deutlich vereister gewesen wäre, da hätte man die fehlenden seitlichen bzw. Frontalzacken sicherlich schwer vermisst. Auch kürzere Abschnitte, auf denen kein Schnee lag, konnten mit den Grödeln ohne Probleme überwunden werden. Alles in allem war ich überrascht, wie wenig störend, sogar gegenteilig, wie trittsicher sich der Gebrauch der Grödeln angefühlt hat. Am Ende des Gratabschnittes habe ich den Sitz der Grödeln vor dem Ausziehen nochmal kontrolliert. Bis auf eine Kette an der Ferse saß alles noch genau dort, wo es sein sollte. Bei der verrutschten Kette an der Ferse bin ich mir im Nachhinein allerdings auch nicht mehr ganz sicher, ob ich da nicht beim Anlegen etwas unaufmerksam war.

Grödel im Einsatz

Sohlenansicht

Anwendungsbereich:

Laut Beschreibung sind die Camp ICE Master light ausdrücklich nicht fürs "Mountain Climbing" oder "Sport Climbing" ausgelegt, der Fokus liegt auf "Trekking" bzw. "Hunting". Ich würde den Anwendungsbereich eher so definieren, dass die Hangneigung nicht besonders ausgeprägt sein darf. Ich würde als Grenzwert ungefähr eine Hangneigung von 20° angeben. Für Gletschertouren oder ähnliches sind die Grödeln nicht ausgelegt, für das Überqueren von Altschneefeldern im Frühjahr sind sie aber sehr gut geeignet und sollten zu dieser Jahreszeit "für alle Fälle" im Rucksack mitkommen. Neben Schneefeldern könnte ich mir auch gut vorstellen, dass die Grödeln auch auf rutschigem, schlammigem Untergrund gute Dienste leisten.

Ansicht von vorne

in kombiniertem Gelände

Ansicht Seite unten   Fazit:

Zuerst habe ich die "Schneeketten" ein bisschen belächelt, musste aber feststellen, dass diese auch ihre Daseinsberechtigung haben. Gerade bei Wanderungen, wo man evtl. von Schneefeldern überrascht wird, hat man eher die CAMP ICE Master light im Rucksack als das komplette Hochtouren-Equipment. Und genau auf diesen Wanderungen ist man dann froh, wenn man die Schneeketten dabeihat.   Grödeln im Einsatz

im Schnee

am Fels

 

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