Im test

Test: EDELRID Race - Eispickel

EDELRID Race - Eispickel
Ultraleichtpickel (320g) mit nur bedingt brauchbarer Haue.
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • extrem leicht (320 g)
  • umfangreiches Zubehör erhältlich
  • brauchbare Spitze aus Stahl am Schaftende
  • für Ski- und Gletschertouren / besser als nichts
  • Edelrid hat aus seinen Fehlern gelernt (Attila Lite)
  • relativ günstig

Nachteile

  • zu weiche Alu-Haue
  • Haue hat keinen Biss
  • als Zugpickel absolut ungeeignet
  • Zertifizierung ist nur B / Typ 1
  • nicht Kopflastig genug
  • als Stützpickel etwas kurz

Bewertung

Mein erster Pickel durfte vor 3 Jahren nicht allzu viel kosten und sollte vor allem fast nichts wiegen. Der Race ist mit 320 g ein absolutes Leichtgewicht. Solche Pickel sind für jene gedacht, die gerne für den Ausnahmezustand einen Pickel dabei hätten, diesen aber eigentlich nicht mitschleppen wollen. Jene die besonders sportlich in den Bergen unterwegs sein wollen wie Skitourengeher, oder jene die nur am Rande des alpinen Geländes Wandern sind. Ob der Pickel aber auch etwas für sommerliche wie winterliche Hochtouren taugt, habe ich mal ausprobiert.

Eispickel im SchneeFrances mit Eispickel

Haue und Schaufel

Die Haue mit Schaufel ist aus demselben 6061er Aluminium gefertigt, wie der Schaft.

Die Schnitthaltigkeit dieses Materials ist allerdings nicht sehr hoch. Bei Felskontakt verformt es sich schnell. Es lässt sich zwar sehr leicht nachschärfen, doch erreicht es nie eine ausreichende Schärfe um in Eis eindringen zu können. Zusammen mit dem geringen Gewicht des Pickels, durch das kein kraftvoller Schwung zustande kommen kann, ist er als Zugpickel nicht zu gebrauchen. Die Haue reicht allerings dazu auf, um sich beim Rutschen auf einer geneigten Firnfläche zu stoppen, oder um beim Queren im Firnhang etwas Halt zu finden.

Was ich den Pickel hoch anrechne ist, dass die Verbindung zwischen Haue und Schaft nicht nur verklebt/verpresst sondern auch doppelt vernietet ist. Dadurch würde die Haue bei einem Defekt erst anfangen zu wackeln und nicht plötzlich die Fassung verlieren.

HaueSchaufel

Zertifizierungen

UIAA und CE: Die International Climbing and Mountaineering Federation schreibt für Basisgeräte (B) wie das Edelrid Race geringere Festigkeitswerte des Schaftes als für Technikgeräte (T) vor. Zudem wird die Haue keinen speziellen Festigkeitsprüfungen unterzogen. Gedacht sind diese Geräte für Gletscherbegehungen, als T-Anker, zum Skibergsteigen, zum Stufenschlagen, als sogenannte Führerpickel.

Die Schaftfestigkeit wird dabei durch eine Einmalbelastung geprüft, nach der die Verformung einen bestimmten Wert nicht überschreiten darf. Zudem dürfen keine Lockerungen der Bauteile und kein Bruch auftreten.

Quelle: Pit Schubert, Normprüfung von Eispickeln und Eisgeräten, Bergundsteigen, 2003, 4/03, 76-80.

Die Norm hat sich vor einigen Jahren nochmal verändert. Jetzt spricht man von Typ 1 wenn B und von Typ 2 wenn T gemeint ist. Das Edelrid Race erfüllt mit Schaft und Haue die Norm des Typ 1. Alle Zertifizierungen wie UIAA, CE oder DIN basieren auf den in der EN 13089:2015-06 Norm festgelegten Anforderungen und Prüfverfahren.

Quelle: Rüdiger Bodmer, Neue Norm Eisgerät, ICH LIEBE BERGE, 2015.

Prüfaufbauten 1Prüfaufbauten 2

Daten

Maße: 54 x 22 x 2 cm (selbst gemessen)

Gewicht: 320 g (Herstellerangabe)

Gewicht mit Handauflage: 353 g (selbst gemessen)

Zertifizierung: B / Typ 1

Haue: Aluminium 6061

Schaft: Aluminium 6061

Spitze: Stahl

Handauflage 1Handauflage 2

Zubehör und Modifikationen

Ohne einen gummierten Griff kann man sich am schmalen Schaft kaum halten, wird der Pickel mal als Zugpickel verwendet. Um diesem Problem zu begegnen legt Edelrid eine Handgelenkschlaufe bei. Diese ist mit 36 g zwar ebenso schon leicht gehalten und simpel und damit sicher auch günstig aus Flachband gefertigt, jedoch bietet sie nur bedingt Unterstützung. Sie an und ab zu legen ist sich ganz einfach und gepolstert ist sie auch nicht.

Und den Pickel einfacher auch mal aus der Hand legen zu können und den Griff dennoch sicher halten zu können, habe ich mir eine 30 g schwere in der Höhe verstellbare Handauflage zugelegt. Diese passt auch auf alle anderen Edelridmodelle. Der Gripp ist dadurch definitiv besser geworden. An den eines dickeren Schaftes mit gummierter Grifffläche kommt es aber nicht ganz ran.

Zum Aufrüsten stünde aber noch weiteres Zubehör bereit:

Der Gripsticker ist mit 5 g eine einfache Möglichkeit dem Schaft etwas Griffigkeit zu verleihen. Geeignet dazu ist natürlich auch fast jedes Griffband, dass man im Sportbedarf so finden kann.

Die Kombination aus Leash Clamp und Leash Extreme dürfte dazu führen, dass ein Abrutschen vom Schaft unmöglich wird. Jedoch ist Zubehör von insgesamt 121 g für einen Pickel, dessen Haue absolut keinen Biss hat völlig unnötig und übertrieben.

Einen Hauenschutz braucht der Race nicht, da es nicht lohnt, nicht möglich ist die Hauenspitze allzu scharf zu schleifen.

GripstickerGriptape

Leash ClampLeash Extreme

Nachfolgermodell

Der B / Typ 1 zertifizierte Attila Lite ist derzeit mit 420 g der leichteste Pickel von Edelrid. Gedacht ist dieser ebenso als Ultraleichtpickel für Ski- und Gletschertouren. Der Aluminiumschaft ist ähnlich gekrümmt, doch dürfte die Haue aus gehärtetem Stahl deutlich mehr Biss haben. Die Markierung des Flächenschwerpunktes zum erleichterten Bauen eines T-Ankers finde ich zudem sehr geschickt.

Er fällt zwar trots seiner mit 45 cm etwas geringeren Größe 100 g schwerer aus. Dennoch hat Edelrid hier genau das verändert, was beim Race das größte Problem ist. Denn ohne brauchbare Haue sind auch die 320 g des Race zu viel.

Edelrid Attile Lite

Resümee

Letztlich ist der beste Pickel der, den man dabei hat. Daher sind ultraleichte Pickel, die nicht groß auftragen und die lieber einmal mehr als einmal zu wenig mitgenommen werden, schon was Feines. Ist aber tatsächlich geplant den Pickel zu benutzen, steht eine Gletscherüberquerung gar eine Kletterei an, so sollte lieber etwas wirklich Brauchbares einen Platz im oder am Rucksack finden. Zwar ist der Race wirklich besser als nichts, aber ein Pickel, der etwas aushält und vor allem eine Haue hat, die auch in festem Firn oder Eis halt findet ist nochmals um Längen besser. Meine damalige Rechnung mit „Pickel ist gleich Pickel und ich nehme am besten einen der Leichtesten mit“ geht leider nicht ganz auf. Gerade bei so essentieller Ausrüstung wie Pickel und Steigeisen sollte der Fokus auf robuster Funktionalität liegen.

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