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Test: LÖFFLER Bib Shorts Hotbond - Rad Hosen Herren

LÖFFLER Bib Shorts Hotbond - Rad Hosen Herren
Hat mir auf 500- und 600-km-Fahrten den Arsch gerettet
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • anständiges Comfort-Gel-Air-Polster (Oeko-Tex 100)
  • 1A-Passform dank elastischem slim fit und Trägern
  • Frottee-Schweißtuch am Rücken (transtex)
  • ultraflache Schweißnähte außen und im Schritt
  • reflektierende Schriftzüge auf den Oberschenkeln
  • weiße Träger fürs Tragen unter hellen Jerseys

Nachteile

  • umständlich, Pinkeln ist ein Problem
  • ohne Träger nicht optimal fixiert
  • Mikrofaser-Polsterbezug bildet Knötchen
  • auch dieses Polster wird irgendwann unbequem
  • keine Tasche für Handy oder Kleinkram
  • keine einheitlichen Größenangaben für Radhosen

Bewertung

Hey, ich weiß nicht was dein Maßstab ist. Ich selbst fahre noch nicht lange, in diesen 1.5 Jahren ist die Sache aber absolut eskaliert. Was ich dir sagen kann ist, dass Radsport und Bike-Packing ohne Polster unterm Hintern keinen Spaß macht. Bei einer 600-km-Tour über 40 Stunden am Stück kam jedoch auch diese Bib Shorts samt Verstärkung durch Gelpolstersattelbezug und Creme an die Grenzen des Aushaltbaren. Ziemlich sicher liegt dein Anspruch irgendwo dazwischen. Daher möchte ich versuchen diese Hose für dich einzuordnen, auf die Frage einzugehen, warum wir nicht einfach einen dick-gepolsterten Sattel nehmen, was die Hose so besonders macht und wo evtl. Probleme auftreten können.

Tipp: Bib Shorts oder Chamoi heißen die gepolsterten Radhosen.

auf meiner TrainingsstreckeNahaufnahme beim Training

Passform

Die Hose sitzt wie angegossen. Durch den exzellenten Schnitt und die Träger kann absolut nichts verrutschen, das Polster bleibt da, wo es sein soll und jeder, der Wert auf Aerodynamik legt, kommt voll auf seine Kosten. Das Polster stört nicht einmal besonders, wenn mal eine Strecke zu Fuß zurück gelegt werden muss.

Die strammen Träger, die unter dem Trikot / Jersey verlaufen machen jedoch spontane Pinkelpausen etwas kompliziert. Jersey geöffnet, mit einem Arm aus dem Jersey und dem Hosenträger geschlüpft und die Hose runter gekrempelt, steht man halbnackt da. Nicht allzu praktisch auf Gruppentouren und ähnlichem.

Bleiben die Träger unten, lassen sie sich unterm Saum des Jerseys gut verstecken. Das Polster ist damit nicht mehr optimal fixiert, die Möglichkeit einfach pinkeln zu können, war mir das jedoch auf jeder längeren Tour wert.

Tipp: Für Radhosen gibt es keine einheitliche Größenangabe und so variieren die tatsächlichen Größen von Hersteller zu Hersteller, sogar von Modell zu Saison. Klar ist, sie sollte nicht so eng sitzen, dass sie beim Atmen einschränkt und nicht so locker sitzen, dass das Polster verrutschen könnte. Also gilt - wie so oft bei Kleidungsstücken - anprobieren und ausprobieren.

Träger von VorneTräger von HintenRückenpartie

Features

Polster: Das Komfort-Gel-Air Polster aus Oeko-Tex 100 zertifizierten Materialien ist das schockabsorbierende, vorgeformte, formstabile und atmungsaktive Herzstück der Hose und ich würde einfach mal sagen: Es tut genau, was es soll.

Träger: Die 5 bis 6 cm breiten Träger bestehen aus einem sehr dünnen und elastischen Netzmaterial. Sie liegen selbst bei ordentlich Spannung sehr angenehm auf der Haut und verfügen über stabil eingefasste Ränder. Rundherum fassen sie die Hose oberhalb der Gürtellinie ein und die helle Farbe verbirgt die Träger auch unter einem dünnen oder hellen Jersey.

Schweißfang: Im Rückenteil eingenäht befindet sich ein 20 x 30 cm großes Tuch aus feinem Frottee. Dieses wärmt zwar etwas, nimmt Schweiß aber sehr gut auf und verhindert, dass sich dieser einen Weg hinunter zum Gesäß bahnt. Ich selbst hätte darauf verzichten können, da ich selbst unter einem Rucksack kaum schwitze. Der ein oder andere wird dieses Extra aber sicher zu schätzen wissen.

slim fit: Der Sitz ist wirklich gut und schnittig. Vielleicht hat die enge Passform sogar einen leichten Kompressionseffekt. Diese würde den Rückfluss des Blutes unterstützen, brächte aber am ehesten etwas an den Extremitätenenden und während der Regeneration.

Schweißnähte: Die meisten Nähte sind normale elastische Flachnähte. Die Nähte, die besonders sichtbar sind, weil sie außen auf Hüfte und Oberschenkel verlaufen, bestehen jedoch aus fünf ultraschallverschweißten Punktreihen. Sie sollen die gleiche Elastizität wie das Material selbst haben, reisfester und haltbarer sein als herkömmliche Nähte und angenehm zu tragen sein, sehen aber vor allem gut aus. Eine weitere Schweißnaht verläuft mittig im Schritt vom Bauchnabel bis in die Mitte des Rückens. Hier befindet sich also absolut kein Garn, das irgendwie drücken könnte!

Reflektoren: Auf den Oberschenkeln befinden sich je große reflektierende Schriftzüge. Ein kleines Puzzelteil, das zusammen mit anderen die Sicherheit durch Sichtbarkeit erhöhen kann.

VorderansichtHinteransicht

Performance

Ich hab die Hose jetzt auf zahlreichen 70 km Trainingsfahrten getestet, aber meine 500-km- und 600-km-Fahrt (an einem Stück) waren der absolute Härtetest. Vorab sei gesagt, ich nutze einen Sattel von Selle Italia der möglicherweise ganz gut zu meinem Hintern passt, habe als Vergleich jedoch nur einen Chamois mit einem ganz einfachen 1 cm dicken Schaumstoffpolster.

Das Polster an sich macht einen sehr guten Eindruck. Es stört nicht, sitzt rutschfrei genau da, wo es sein soll und erhöht den Sitzkomfort deutlich. Es ist alle Male besser, als mein einfacher Schaumstoff-Chamoi und wenn ich an meinem Sitzkomfort noch etwas verbessern wollen würde, würd ich erst einmal die Sattelsituation überdenken.

Auf kurzen Touren von 2 bis 4 h über 70 bis 100 km habe ich nur die Bib Shorts gebraucht. Bei längeren oder mehrtägigen Touren wurde Creme recht praktisch. Sie ergänzt die Druckminderung der Polster durch Reibungsminderung, pflegt die Haut und fördert deren Regenerierung.

Auf diesen langen Touren von bis zu 600 km in 2 d war mir die Shorts allein jedoch zu dünn. Ich habe einen recht festen Gelpolsterbezug, den ich über meinen Sattel spanne. Zusammen mit diesem war sogar eine 40h-Tour machbar. Die optimale Chamoi-Sattel-Kombination habe ich also noch nicht gefunden.

Das Polster bietet mit seinen Luftkanälen eine wirklich gute Belüftung. An heißen Sommertagen reicht das aber auch nicht ganz aus. Da Feuchtigkeit, Wärme, Druck und Bewegung zu Scheuerstellen führen und die Feuchtigkeit dabei eine recht große Rolle spielt, habe ich auf langen Touren die Hose nach einer Pinkelpause einfach eine Weile lang unten gelassen. Auf Gruppentouren ist das aber wohl nichts. Hier empfiehlt sich eine lockere und luftige Wechselhose für nach der Fahrt und natürlich Chamois Creme.

Tipp: Trage nicht einfach einen weiteren Chamois über dieser Shorts. Die Sitzknochen werden dann nur noch weiter einsinken, bis sie eine festgenuge Oberfläche erreichen, was zu höherem Druck auf weichem Gewebe und zu mehr Reibung führen kann. Wenn du neu im Radsport bist und nach einigen Wochen der Abhärtung immer noch Probleme hast, schaue einmal ob dein Sattel wirklich zu dir passt oder probiere einen anderen Chamois aus.

BeinSaumHosenbein Nähte und Aufdruck

Material

Die Hose besteht aus 47 % Polyamid / Nylon, 33 % Polyester, 20 % Elastan. Das transtex Futter im Inneren der Rückenpartie besteht aus 75 % Baumwolle und 25 % Polypropylen. Dieser Materialmix ist sehr elastisch, atmungsaktiv und schnell trocknend. Nur beim Frottee-Einsatz steht die gute Schweißaufnahme vor der Eigenschaft schnell zu trocknen, so könnte man denken. Das transtex-Material ist aber so konzipiert, dass die schnell trocknende Polypropylen-Schicht auf der Haut liegt und den Schweiß gut an die aufnehmende Baumwollschicht weiter außen ableitet. Diese verdunstet den Schweiß dann gleichmäßig. Die ganze Hose wirkt sehr hochwertig, gut verarbeitet und robust. Der Stoff wurde zudem regional in Ried Österreich gestrickt.

Das Material ist Oeko-Tex 100 zertifiziert. Das bedeutet, dass das gesamte Produkt auf Schadstoffe geprüft wurde und humanökologisch unbedenklich ist. Dafür wurde vom unabhängigen Oeko-Tex-Instituten auf zahlreiche regulierte, wie unregulierte Substanzen getestet, die der menschlichen Gesundheit schaden könnten. Die Kriterien sind dabei oft strenger als die gesetzlichen Vorgaben.

Tipp: Tragt keine Unterwäsche unter dieser Hose. Nichts aus Baumwolle, das Feuchtigkeit hält, stinkt und scheuert und auch nichts anderes, das die Funktion der hier verbauten Materialien einschränken könnte. Wasche Chamois immer auf Links gedreht. Schweiß, Schmutz und Creme müssen vor der nächsten Tour gut entfernt worden sein.

Frottee SchweißtuchSchweißtuch Polster Übergang

Polster

Löffler nennt es Comfort-Gel-Air und meint damit in etwa folgendes: Es verfügt über schockabsorbierende Gelpolster im Bereich der Sitzknochen. Der verwendete Schaumstoff ist relativ fest, wodurch er nicht gleich durchgesessen wird. Das Polster selbst ist bei Querbelastung kaum elastisch, dadurch bleibt es unter großer Krafteinwirkung noch formstabil. Es ist perforiert, was eine gewisse Luftzirkulation ermöglicht und bei der Temperaturregulierung hilft. Es ist anatomisch vorgeformt, was zusammen mit der Formstabilität den Sitzkomfort erhöht. Das weiche Mikrofasergewebe im inneren fühlt sich auf der Haut gut an und ist sehr atmungsaktiv. Zudem sind die Materialien Oeko-Tex 100 zertifiziert, was bedeutet, dass sie aus chemischer Sicht völlig bedenkenlos direkt auf der Haut getragen werden können.

Zum besseren Vergleich mit anderen Chamois hier zwei Daten: Dichte 120 kg/m³, Stärke 14 mm

Tipp: Benutze niemals Vaseline statt der etwas teureren Chamoi-Creme. Zum einen wird Vaseline nie ganz ausgewaschen und hält so Bakterien fest. Zum anderen zerstört es das Polster und sogar Ledersättel. Hier lohnt sich eher der Kauf der teureren Creme, als der Kauf einer neuen Hose.

Polster innenPolster außen

Daten

Gewicht: 210 g

Packmaß: 0.9 L

Polsterdichte und -dicke: 120 kg/m³, 1.4 cm

Polsterart: perforiertes Schaumstoff-Gel Polster

Material: 47 % Polyamid / Nylon, 33 % Polyester, 20 % Elastan I 75 % Baumwolle, 25 % Polypropylen

Größen: 46 - 56 (in 2er Schritten)

Farben: Schwarz, Schwarz/Rot, Schwarz/Hellgrün

Zertifizierung: Oeko-Tex 100

Garantie: keine

Made in Austria

Größenvergleich mit Nalgene 1Lbeim Training an der Elbe

Sattel und Co

Ein Sattel vom Hollandrad kann breit und gepolstert sein. Auf kurzen Touren ist das sehr bequem und bei einer aufrechten Sitzposition gut machbar. Je weiter nach vorne gebeugt - also je sportlicher und aerodynamischer - du auf deinem Rad sitzt, desto enger sind die Sitzknochen zusammen. Der Sattel sollte daher schmaler sein, den Beinen nicht in die Quere kommen, gute Kontrolle über das Rad bieten und er wird fest sein. Weiche, flauschige, reichlich gepolsterte Sättel sucht man hier vergeblich. Und das liegt daran, dass in einem weichen Sattel die Sitzknochen zu weit einsinken und der Druck sich von diesen weg auf weichere und empfindlichere Bereiche verteilt. Dadurch können Schmerzen und Durchblutungsstörungen entstehen, denen nur schwer durch Positionswechsel aus dem Weg gegangen werden kann. Es können sogar Rückenschmerzen entstehen, da sich das Becken bei zu großem Druck im vorderen Sattelbereich unwillkürlich aufrichtet. Ich habe sogar gehört, dass sich ein sehr weicher Sattel auf langen Touren irgendwann wie ein Nadelkissen anfühlt. Ein harter Sattel ist also noch das Komfortabelste. Zudem gehen weiche Sättel schneller kaputt und das Polster als Verbrauchsmaterial wird somit in die Hose integriert. Der Chamoi sollte dann ausgemustert werden, sobald das Polster nicht mehr aufbauscht.

SattelSattelbezug

im Bekleidungssystem

Die Hose wird auf Grund der Träger und des Frottee-Rückenteils direkt auf der Haut und damit unter dem Jersey getragen. Dadurch sitzt sie sehr gut und das Polster wird zuverlässig fixiert. Zum Problem wird das jedoch bei jeder Pinkelpause. Auf meiner fast 30-stündigen Tour habe ich daher nach 200 von 500 km die Träger unten gelassen. Au meiner 40-stündigen 600 km langen Tour direkt von Anfang an. Wie eine einfache kurze Hose getragen und die Träger unterm Saum des Jerseys verstaut sitzt das Polster nicht optimal fest, funktioniert aber auch ganz gut. Und gerade bei den Nachtfahrten musste ich nicht jedes Mal all die Schichten ausziehen, um an die Träger zu kommen. Ich denke daher, dass diese Hose eher für kürzere Fahrten geeignet ist. Im Kalten ist es auch so eine Sache. Unter der Hose trage ich nichts, damit auch nichts scheuern kann. Darüber wären Beinlinge optimal. Ich habe einfach eine dünne Leggins aus Merinowolle drüber gezogen und bin gut durchgekommen, bis die Sonne wieder raus kam.

Träger unten 1Träger unten 2

Für mich persönlich

Für mich ist die Hose nicht optimal. Klar, sie ist für das was sie sein soll, verdammt gut. Ich mache aber auch viele Bikepacking-Touren und Co., bin also nicht nur mit minimaler Ausrüstung für kurze Strecken auf der Straße unterwegs. Und dafür ist sie mir nicht vielseitig genug. Eine flache Einschubtasche fürs Handy oder ähnliches wäre echt praktisch, auch wenn sich Verpackungsmüll von Riegeln und Geelen einfach unter den Saum am Oberschenkel schieben lässt. Dieser sitzt so stramm, dass so leichte Sachen nicht heraus fallen können. Auf meinen 70 km Trainingsfahrten habe ich die Hose zwar zu schätzen gelernt, doch auch hier stört mich die umständliche Handhabung bei jeder Pinkelpause.

Polster von Außen angezogenbeim Training an der Elbe

Resümee

Mir selbst haben Chamois und Bib Shorts schon den Arsch gerettet. Lange Rennradtouren von bis zu 600 km am Stück sind sonst absolut nicht aushaltbar. Aber auch beim regelmäßigen 70 km Training muss die Radhose mit. Natürlich gibt es nicht den perfekten Sattel und die perfekte Hose, weil sie eben auf den individuellen Radfahrer passen muss. Außer Durchprobieren hilft da wohl nichts und gerade das ist im höheren Preissegment nicht mal ebenso machbar. Ich denke dennoch, dass Löffler hier einen richtig guten Job gemacht hat.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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