Im test

Test: YETI Reese Down Jacket - Daunenjacke Herren

YETI Reese Down Jacket - Daunenjacke Herren
Wetterfest und wärmend geschickt vereint
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • wasserdicht und atmungsaktiv (10 000 WP/MVP)
  • Belüftungsreißverschlüsse unter den Armen (35 cm)
  • wasserabweisende Reißverschlüsse (2 Wege Front)
  • wasserabweisend imprägnierte 760er Daune (90/10)
  • guter Sitz und Bewegungsfreiheit dank Stretch
  • 4 Taschen und 5 Verstellmöglichkeiten

Nachteile

  • leichte nicht besonders robuste Materialien
  • bei stundenlangen Starkregen nässt sie durch
  • mit knapp über 100 g Daune keine dicke Winterjacke
  • Daune verklumpt bei Durchnässen und trocknet langsam
  • für eine Regenjacke auch mal zu warm
  • weniger einzelne Kleidungsstücke machen unflexibel

Bewertung

Diese wasserdichte und mit Daunen gefütterte Hardshell-Jacke nutze ich jetzt seit über 3 Jahren. Auf Winter- und Hochtouren ist sie dank der großen Belüftungsreißverschlüsse unter den Armen und der Ergänzungsmöglichkeit mit Fleece- und Daunen-Midlayer vielseitig einsetzbar. Doch bringt die Kombination von Isolation und Wetterschutz in einem Kleidungsstück neben der Kleidungsstückreduzierung und der Gewichtsersparnis auch Probleme mit sich. Brauche ich mal nur einen Regenschutz, so kann es unter dieser Jacke schon mal zu warm werden und ist sie irgendwann völlig durchnässt, ist die Daune verklumpt und braucht ihre Zeit um zu trocknen. Dennoch bin ich froh diesen Fast-Alleskönner in meinem Arsenal zu haben.

auf dem Gran Paradiso

Kapuze

Die Kapuze sitzt sehr gut, umschließt den Kopf Luftpolster frei und bleibt auch bei Wind an ihrem Platz. Sichergestellt wird das durch die verstellbaren Gummizüge, von denen der Eine das Gesicht umläuft und der andere von den Schläfen über den Ohren und um den Hinterkopf verläuft. Der Erstgenannte ermöglicht es, die Kapuze in die Stirn zu ziehen. Dabei hält ein versteifter Schirm sie überstehend und stabil, sodass kein Regenwasser ins Gesicht laufen kann. Der Stopper liegt dabei außen und kann auch mit Handschuhen gut bedient werden, während die Gummizugenden geschickt ins Jackeninnere geführt wurden und somit nicht im Weg herum baumeln. Der Gummizug am Hinterkopf, der die Kapuze am Kopf fixiert, wodurch sie sich beim Umschauen teilweise mit dreht, lässt sich sogar einhändig bedienen. Beim Bergsteigen kann die Kapuze trotz unelastischer Innennähte über einen Kletterhelm gezogen werden.

Kapuze auf dem RasenDaniel im Harz mit Kapuze auf

Außenseite

Das 2-Wege-Stretch-Außenmaterial besteht zu 100 % aus laminiertem Polyester. Es ist winddicht und mit einer Wassersäule von 10 000 mm wasserdicht. Die Atmungsaktivität liegt bei 10 000 MVP, was bedeutet, dass durch die Membran hindurch 10 L Wasser in 24 Stunden verdampfen können. Die Wasserdichte, sowie die Atmungsaktivität sind damit anständig hoch und können als sehr gut bezeichnet werden. Das Material ist zudem recht robust und verkraftet leichten Felskontakt. Jedoch hat die Spitze meines Eispickels bereits ein großes Loch in die Meinige gerissen. Das Außenmaterial selbst ist etwa 0.35 mm dick. Es ist so robust, da die Membran nicht offen als oberste der aufeinander laminierten Schichten liegt. Wenn die Außenschucht anfängt Wasser aufzunehmen und dabei dunkle Flecken zu bilden, empfehle ich eine Auffrischung der Imprägnierung. Denn Wasser, das bis auf die Membran durchdringt kann die Atmungsaktivität einschränken und irgendwann auch durch die Jacke dringen. Ich selbst habe diese Jacke einmal bei 12 h Abstieg im Schneematsch und Dauerregen getragen und kann sagen, dass sie auch irgendwann an ihre Grenzen kommt. Völlig durchnässt kollabierten dann die Daunen und die Jacke hielt weder warm noch trocken.

Verschluss: Der Reisverschluss wurde mit einer Leiste aus doppelt genommenen Außenmaterial hinterlegt. Dadurch wird Wasser und Wind zusätzlich am Eindringen gehindert. Der Reisverschluss und Kragen schließt sehr schön hoch bis unter die Nase, was ihn jedoch wertvoll macht, ist die Zwei-Wege-Funktion. Ich trage meinen Klettergurt gerne unter der Jacke, wodurch es absolut notwendig ist, dass ich die Jacke auch von unter her ein Stück öffnen kann. Nur so ist es möglich alles am Gurt gut zu erreichen oder z.B. ein Sicherungs-/Abseilgerät anständig zu bedienen.

Verstellmöglichkeiten: Am Saum befindet sich ein Gummizug der beidseitig einhändig bedient werden kann. Dieser ermöglicht es die Jacke gegen Zugluft abzudichten. Was mir fehlt wäre ein Gummizug auf Taillenhöhe, der er ermöglicht Luftpolster und damit zusätzlich zu erwärmendes Totvolumen im Torsobereich auszuschließen.

Taschen: Auf der Außenseite befinden sich zwei große mit einem einen Fleece ausgekleidete Handwärmertaschen. Die Taschen liegen jedoch über dem Innenfutter, wodurch die Körperwärme nur bedingt zum Aufwärmen der Hände genutzt werden kann. Die wasserabweisenden Reisverschlüsse verschwinden im geschlossenen Zustand in einer Zippergarage, wodurch das Eindringen von Wasser zusätzlich erschwert wird. Diese dort rein zu bekommen ist jedoch etwas umständlich. Die Taschen sitzen nicht zu tief, könne  bei einem über der Jacke getragenen Klettergurt jedoch nur bedingt genutzt werden.

Jacke von AußenDaniel auf dem Lagginhorn

Innenseite

Das leichte und dünne Innenmaterial ist ein Ripstop-Nylon, das zu 100 % aus Polyamid besteht. Es hält die Daune mit durchgesteppten Kammern an Ort und Stelle und vereinfacht das An- und Ausziehen der Jacke durch seine glatte Oberflächenstruktur. Da dieser Stoff sehr dünn ist, sind alle Kanten mit dem Außenmaterial eingefasst. Selbst in der oberen Rückenpartie befindet sich eine Verstärkung. Die Schwachstelle an der ich meine Jacke auch schon flicken musste liegt ganz unten an der Rückenpartie. Dort wo der Rucksack aufliegt und hin und her scheuert, wird das Material irgendwann einmal zu dünn werden. Allgemein halte ich das Innenmaterial aber für ausreichend stark und denke, dass es gut zur Gewichtsersparnis beiträgt.

Innentasche: Die Jacke verfügt auf der linken Seite in Brusthöhe über eine 15 x 20 cm große Napoleon-Innentasche. Befindet sich in dieser ein Handy oder MP3-Player, so kann das Kabel der Ohrenstöpsel weiter oben durch eine kleine Gummibandschlaue geführt und dadurch auf halber Strecke zu den Ohren gesichert werden.

Jacke von InnenBen an der Alpspitze

Futter

Die Jacke ist mit knapp über 100 g 90/10 Daunen/Federn gefüllt, deren Bauschkraft bei EU: 700+ cuin / USA: 760 cuin (Kubik-Zoll pro Unze) liegt. Eine höhere Bauschkraft ermöglicht eine bessere Isolation bei gleichem Gewicht, jedoch wird sie dabei auch anfälliger gegenüber Feuchtigkeit und Verklumpen. Für eine Jacke, in der sich durch die Membran schnell mal Feuchtigkeit durchs Schwitzen stauen kann, ist 700+ cuin ziemlich optimal. Ein gutes Mittelmaß zwischen leicht + gut isolierend und feuchtestabil. Zudem wurde diese Daune wasserabweisend imprägniert, nimmt so erschwert Wasser auf und trocknet etwas schneller. Im Vergleich zu Kunstfaserfüllungen mit gleicher Isolationswirkung, ist Daune leichter, komprimierbarer und deutlich langlebiger. Zudem legt Yeti mit ihrem Ethical Down Code sehr viel Wert auf Tierschutz und Transparenz. Aufgebauscht ist die Jacke etwa 5 cm dick und für Winter- wie Hochtouren bei leichten Minusgraden geeignet. Gerade der Bereich um den Gefrierpunkt ist für das Bekleidungssystem besonders anspruchsvoll, weil es nass und kalt sein kann. Diese Jacke versucht das beides zu händeln und macht dabei mit kleinen Abstrichen einen  sehr guten Job.

DaunenfutterDicke der Jacke im Vergleich zur Nalgene 1 L

Ärmel- und Saum

Die Ärmel sind sehr schön lang geschnitten, der Saum lässt sich mit einem Klettverschluss zusammen zurren und am linken Unterarm befindet sich eine kleine Tasche für einen Skipass oder ähnliches. Diese Tasche ist etwa 7 x 10 cm groß, mit einer Leiste abgedeckt und so gegen Feuchtigkeit geschützt. Da Wärmestau und Schwitzen in dieser Jacke, die einerseits mit Daune ein wasseranfälliges Isolationsmaterial besitzt und andererseits auf Grund der wasserdichten Membran nur bedingt atmungsaktiv ist, zum Problem werden kann, befinden sich unter den Armen 35 cm lange wasserdichte 2-Wege-Reißverschlüsse. Diese verschaffen etwas Abkühlung, falls die Jacke auf Grund von Regen nicht ausgezogen werden kann. Ein Feature auf das unbedingt geachtet werden sollte, wenn der einzig mitgeführte Regenschutz zugleich eine der wärmenden Kleidungsschichten beinhalten soll.

Ärmeltasche und SaumÄrmel mit geschlossenem Saum

Daten

Gewicht: 740 g (Größe L), 810 g davon 114 g Daune (Größe M)

Gewicht: 880 g (Größe L, selbst gewogen, mit Flicken)

Packmaß: 2.66 L (Rolle: 28 cm lang, 11 cm Durchmesser)

Wasserdichte: 10 000 mm Wassersäule

Atmungsaktivität / MVP: 10 000 g/m²/24h

Reißverschlüsse: wasserabweisend, 2-Wege-Front-Reißverschluss, YKK (Marktführer)

Material: Polyester (außen), Polyamid (innen)

Füllung: 90/10 Daune/Federn, EU: 700+ cuin / USA: 760 cuin Bauschkraft, wasserabweisend imprägniert und schnell trocknend: Cristal Down Dry, europäisch, Yeti Ethical Down Codex zertifiziert

Taschenanzahl: 4 (Ärmel, Taschenwärmer, Innen)

Verstellmöglichkeiten: an Kapuze, Ärmelbündchen und Saum

Waschbar: 30 °C (auf Waschmittel und Imprägnierung achten)

Made in Vietnam

Größenvergleich mit Nalgene 1 LGrößenvergleich mit der Nalgene 1 L

Pflege

Wer seine Jacke gut Pflegt, flickt, wäscht und imprägniert hat ungemein länger was von ihr. Sauber halten lässt sich der Außenstoff am besten durch vorsichtiges Abbürsten und Reinigen mit einem Lappen und lauwarmem Wasser. Als Flicken habe ich bisher Tenecouis Tape für das Außen- und Innenmaterial verwendet. Seam Grip kann ich aber auch empfehlen. Die Polyurethankleber verkleben bei der Polymerisation ungemein gut mit dem Stoff und dichten wasserdicht ab. Das Tape löst sich auch nach mehrwöchiger Benutzung und gelegentlichem Knicken nicht ansatzweise ab.

Gewaschen werden kann die Jacke bei 30 Grad, wobei spezielle Daunenwaschmittel verwendet werden sollten. Für Informationen zu der gesamten Prozedur schau bitte in meinen Testbericht des Nikwax Down Wash Waschmittels. Das habe ich an einem Schlafsack und 4 Kleidungsstücken getestet und gebe dort einige hilfreiche Tipps.

Die Imprägnierung des Außenmaterials kann von Zeit zu Zeit durch eine aufsprühbare Imprägnierung aufgefrischt werden. Bitte achte hier jedoch darauf, dass diese nicht die Atmungsaktivität durch verkleben der Poren zu Nichte macht. Nach einer Wäsche sollte die Imprägnierung mit einem Daunen-Imprägnier-Waschmittel und einer Sprühimprägnierung für Außen oder einem Kombi-Imprägnier-Waschmittel erneuert werden.

Allgemein lohnt es aber, mit dem Waschen so lange wie irgend möglich zu warten, da dies eine Heidenarbeit ist und eine anständige Imprägnierung gekonnt sein sollte. Alternativ gibt es auch bei einigen Outdoor-Geschäften und Servicefirmen die Möglichkeit die Jacke für eine Reinigung ein zu schicken.

Hardshell mit Tenacious Tape geflicktRiss im InnenfutterFutter mit Tenacious Tape geflickt

Bei Nacht

Wer die Jacke bei Nacht nicht benötigt um seinen zu dünnen Schalsack auf zu peppen, der kann sie durchaus anderweitig einplanen und so dank multiuse Gewicht einsparen. Sie ist zum Beispiel ein hervorragendes Kopfkissen. Entweder flauschig durch grobes Zusammenrollen oder fester in einem Packsack. Ich selbst nutze gerne einen wasserdichten Packsack, der tagsüber meine Ausrüstung schützt und den ich bei Nacht mit Klamotten ausstopfe und mit meinem Schlauchschal überziehe. Ein unendlich wertvoller Tipp kann zudem folgender sein: Wer beim Wintercamping Probleme mit einem feuchten oder nassen Schlafsack hat - z.B. durch Kondenswasser, Schwitzen, Trocknen von Ausrüstung im Schlafsack, im Rucksack nass geworden - der kann ihn bei Nacht mit der ausgebreiteten Jacke zudecken. Dadurch, dass die Luftschicht mit dem Kondensationspunkt der Luftfeuchtigkeit nun weiter außen liegt, wird der Schlafsack unter der Jacke getrocknet und kann morgens schneller verpackt werden. Die Jacke kann danach etwas klamm sein, trocknet jedoch beim Tragen sehr gut aus. Dadurch können Winterwanderungen und Bergtouren effizienter werden, weil der Schlafsack Morgens nicht erst getrocknet werden muss, bzw. Abends schnell wieder einsatzbereit ist. Vom Einpacken eines feuchten Schlafsackes würde ich in jedem Fall abraten. Gerade bei Daunenschlafsäcken kann das die Bauschkraft und damit die Isolationsfähigkeit stark beeinträchtigen.

Jacke als Kopfkissen

Resümee

Bei einer Daunenjacke, die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Einsatz kommt, ist es gut zu wissen, dass sie auch Schneematsch und Regen abhalten kann. Doch hält auch diese Barriere nicht ewig. Nach einem 12 h langen Abstieg im Regen war ich letztlich bis auf die Knochen durchnässt, wobei die Daunenisolation kollabierte. Ob sich diese Kombijacke lohnt, oder ein konsequentes Layer-System besser wäre, galt es daher abzuwägen. Soll jedoch eine Jacke für alles her, so spricht unglaublich viel für genau diese hier.

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