Testfacts

• Hersteller: Evil Eye
• Modell: vistair-y (E028)
• Kategorie: Sport-/Sonnenbrille
• Technologien: LST, double snap nose bridge, traction grip, quick release hinge, ppx
• Schutzstufen: S3, UV400, 100% UVA, UVB, UVC Schutz
• Größe: Einheitsgröße (Rahmenbreite 141 mm)
• Material: PPX
• Gewicht: ca. 30 g
• Farbe: Rahmen – black/matt ; Scheibe – active red mirror (Grundfarbe rot-braun)
• Preis: UVP 175€

Vorwort: Meine Meinung zu Sonnenbrillen

Immer noch denken viele, Sonnenbrillen wären einfach nur stylische Accessoires, und unterschätzen die Vorteile einer guten Sonnenbrille.

Bevor ich das erste mal eine „gute“ Sonnenbrille an hatte versuchte ich in der Regel auch beim Sport auf eine Brille zu verzichten und nutzte stattdessen eher Schirmmützen. Das Gefühl mit einer schlecht sitzenden Brille auf der Nase war einfach ungewohnt und störte mich mehr als die blendende Sonne.

Seit ich allerdings das erste mal eine etwas „ordentlichere“ Brille an hatte (Uvex Blaze III), habe ich meine Meinung zu Sonnenbrillen komplett geändert.

Nicht nur das eine Sonnenbrille mit UV400 Filter die Augen optimal vor Schäden durch UV Strahlung schützen, viel wichtiger ist das man mit Brille einfach viel entspannter ist und das meine ich wirklich wörtlich. Ob das ständige Zukneifen der Augen wirklich, wie oft vermutet zur Faltenbildung beiträgt ist mir nicht bekannt, klar ist aber, das dauernde verkrampfen der Gesichtsmuskeln hat Auswirkungen auf die Schulter- und Nackenmuskulatur und das wiederum kann zu Verspannungen oder auch einem veränderten Laufstil führen.

Ein weiterer Vorteil und der Grund warum ich in der Regel auch ohne Sonnenschein eine Brille beim Radfahren oder während der Pollenzeit nutze, ist der Schutz der Augen vor Fremdkörpern.

Zusammengefasst also:

PRO:

• Schutz vor UV Strahlung
• kein Blenden
• kein zusammen kneifen der Augen
• keine Verspannungen der Gesichts-/Nackenmuskulatur
• Schutz vor Fremdkörpern
• Schutz vor Zugluft

KONTRA:

• eingeschränktes Sichtfeld
• verdunkelte Sicht
• veränderte Farben
• Druck an Nase und/oder Ohren
• unsicherer Sitz
• verzerrte Sicht am Rand
• Die meisten dieser Punkte treten vor Allem bei sehr günstigen „NoName“ Brillen auf

Optik/Haptik Wie immer der Hinweis, Gefallen liegt im Auge des Betrachters und deshalb ist dieser Abschnitt auch nur meine persönliche subjektive Meinung. Bei Sonnenbrillen habe ich fast immer ein internes Streitgespräch, denn die Brillen die mir gefallen, gefallen mir selten auch noch wenn ich sie trage :-). Eigentlich gefallen mir „klassische“ nicht ganz so große Sonnenbrillen mit 2 Scheiben am Besten, wobei die meisten meiner Testbrillen eher nicht zu dieser Kategorie gehören.

Die Evil Eye vistair-y ist eine Einscheibenbrille, welche komplett ohne Rahmen auskommt, denn die abnehmbaren Bügel sind direkt auf der Scheibe befestigt. Bei einer Brille mit Wechselgläsern/scheibe habe ich ein solches System bisher noch nie gesehen, kann mir aber vorstellen das dadurch das Sichtfeld dann absolut uneingeschränkt bleibt.

Die Form der Brille gefällt mir eigentlich ganz gut und sie wirkt nicht zu riesig. Trotz des geringen Gewichts und des fehlenden Rahmens macht die Brille einen stabilen Eindruck und ist relativ steif. Die Bügel sitzen erstaunlicherweise wackelfrei ordentlich fest, bei unangemessenem Druck oder Krafteinwirkung lösen sie sich dann irgendwann von der Scheibe und verhindern dadurch eine Beschädigung oder einen Bruch und können ganz leicht wieder an geklippt werden. Bei der Wahl der Scheibe hat man wirklich die Qual der Wahl, denn es stehen insgesamt 13 verschiedene Scheiben, teilweise verspiegelt oder selbst tönend  zur Verfügung.

LST Technologie Die Farben der Umgebung trotz starker Tönung und Sonnenschutz naturgetreu und kräftig darzustellen ist für eine Sonnenbrille eine echte Herausforderung. Während die Hersteller sehr günstiger Modelle sich recht wenig um diese Eigenschaften kümmern, stecken die Premiumhersteller viel Energie in die Ent-/ oder Weiterentwicklung ihrer Scheibentechnologien.

Neben den rein objektiven technischen Messwerten, ist es aber hauptsächlich der subjektive Eindruck der zählt und subjektiv gefällt mir der Blick  durch die vistair-y Scheibe wirklich gut. Die Farben wirken tatsächlich sehr leuchtend und kräftig, was nicht nur bei starkem Sonnenschein angenehm ist, denn besonders wenn es etwas bewölkt und grau ist, empfinde ich die Farben durch die Brille freundlicher als sie es in der Realität sind. Dabei werden die Farben aber keineswegs verändert oder verfälscht sondern lediglich verstärkt. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es jedoch bei der Scheibe, die Kratzempfindlichkeit. Die Scheibe ist sehr empfindlich, was meinen Erfahrungen nach aber auf die meisten verspiegelten  Scheiben zutrifft.

Beschlagschutz/Belüftung Während viele „Schönwetter-Sonnenbrillenträger“ wahrscheinlich nie ein Problem mit diesem Phänomen haben werden, ist ein guter Beschlagschutz für uns „Ganzjahres-Läufer“ oder auch „Ganzjahres-Biker“ ein wichtiges Feature, welches über die Nutzbarkeit einer Brille entscheiden kann. „Normale“ Brillen beschlagen in der Regel ziemlich schnell, sobald die Außenluft sehr kühl ist oder die Belüftung z.B. durch ein hochgezogenes Schlauchtuch oder einer Maske gestört wird.

Normalerweise bewerben die Premiumhersteller aus diesem Grund auch ihre Beschlagschutzsysteme, egal ob es sich dabei um eine spezielle Beschichtungen, besonders  Aerodynamische Formen oder Lüftungsöffnungen handelt. Evil eye erwähnt in der Beschreibung der vistair-y mit keinem Wort einen Beschlagschutz, keine Spur von Begriffen wie „Fogstop“, „Antifog“ oder Ähnlichem.

Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich das eine 175€ Brille eines so erfahrenen Herstellers über keinerlei Beschlagschutz verfügt, auch wenn dieser nicht beworben wird und keinen eigenen Namen hat. Ich habe ja schon einige gute Brillen mit Beschlagschutz getestet, wobei man dazu sagen muss, es gibt keine Brille die nicht irgendwann an ihre Grenze kommt und beschlägt, aber wie ein Brille komplett ohne Beschlagschutz verhält sich die vistair-y nun wirklich nicht.

Ohne Behinderung der Durchlüftung beschlägt die vistair-y praktisch nie. Auch bei sehr kühler Außenluft und anstrengenden Anstiegen mit starkem Atmen schafft die Scheibe es den Beschlag bereits während er sich bildet direkt wieder abzubauen. In Kombination mit einem Mutlituch/Schlauchschal, welcher bis über die Nase und direkt unter die Brille gezogen ist sieht die Sache erwartungsgemäß anders aus, denn hier hat eigentlich keine Brille eine Chance den Beschlag zu verhindern und auch die vistair-y muss sich dem Beschlag geschlagen geben. In solchen Situationen haben nur einige Scheiben mit integrierten Lüftungsöffnungen dem Beschlagen etwas entgegen zu setzen.

Weitere Extras Eine Brille besteht ja nicht aus so vielen Teilen und  die Scheibe ist wahrscheinlich der wichtigste Teil, aber was nutzt eine gute Scheibe wenn Sie nicht da bleibt wo sie soll? Hier kommen dann die weiteren wichtigen Features einer guten Brille Brille ins Spiel, nämlich die Bügel und die Nasenpolster.

BÜGEL: Beginnen wir mal mit den Bügeln, diese sind bei der vistair-y äußerst leicht, üben keinerlei Druck auf den Kopf aus und sitzen auch im Ohrenbereich beinahe nicht wahrnehmbar. Im Prinzip also absolut vorbildlich, aber es handelt sich hier um eine relativ breite Brille und mir persönlich reicht der Druck der Bügel nicht ganz aus. Die Brille bleibt zwar beim „normalen“ tragen ziemlich sicher an ihrem Platz es ist aber z.B. nicht möglich die Brille nach oben zu schieben und sie am Kopf zu tragen, da sie hier ständig nach unten rutscht.

Hier hätte ich bei einer so teuren und hochwertigen Brille doch etwas mehr erwartet, z.B. verstellbare Bügel, oder ummantelte Metallbügel welche sich entsprechend biegen lassen.

NASENPOLSTER: Das Nasenpolster der vistair-y ist erstklassige Arbeit. Die Brille sitzt perfekt auf der Nase, egal ob man die Brille etwas höher, tiefer, fester oder lockerer auf der Nase haben möchte, das Polster lässt sich schnell und einfach anpassen. Auch nach vielen Stunden wird die Brille nie unbequem und es entstehen keinerlei Druckstellen auf der Nase.

Fazit Evil Eye ist kein unbekannter Hersteller auf dem Sportbrillen Markt und war bis vor einigen Jahren für die gleichnamigen teilweise legendären Adidas Eyewear-Modelle verantwortlich. Evil Eye hinterlässt mit der vistair-y bei mir einen gemischten Eindruck, obwohl die Brille eigentlich keine wirklichen Schwächen hat. Die rahmenlose Scheibe bietet eine uneingeschränkte und bis hin zu den Rändern absolut verzerrungsfreie Sicht.  Die Farben wirken tatsächlich sehr schön kräftig und warm, was wohl an der LST ( Light Stabilizing Technology) Technologie von Evil Eye liegt. Die Kunststoffscheibe ist leider sehr empfindlich gegenüber Kratzern, etwas was ich nicht zum ersten Mal bei verspiegelten Scheiben bemerke.

Die vistair-y ist sehr leicht und sitzt dementsprechend leicht auf dem Kopf ohne irgendwo Druck auszuüben. Für mich könnte die Brille jedoch etwas schmäler sein, da bei nicht Benutzung ein Tragen auf dem Kopf leider nicht möglich ist. Die Bügel sind flexibel aber dennoch sehr robust und sitzen sehr bequem über den Ohren, wäre die Brille etwas schmäler hätte ich an den Bügeln rein gar nichts auszusetzen, so hätte ich mich jedoch über verstellbare Bügel oder biegbare Metallbügel gefreut.

Bei der vistair-y handelt es sich um eine Brille mit Wechselscheiben und das hat Evil Eye clever gelöst, die Bügel können nicht nur leicht und schnell getauscht werden, sondern lösen sich auch bei unsachgemäßem Druck von alleine, so ist mir schon das ein oder andere Mal ein Bügel in der Tasche abgegangen anstatt, wie bei manch anderen Brillen einfach abzubrechen.

Der Sitz auf der Nase ist ziemlich perfekt, die einstellbaren Nasenpolster passen sich sehr gut an die Nase an und übern auch nach vielen Stunden keinen unangenehmen Druck aus und es gibt natürlich auch keinerlei Druckstellen. Die Belüftung der Scheibe wird ohne spezielle Lüftungsöffnungen alleine durch die Form realisiert. Evil Eye gibt nicht speziell an ob bzw. welche Art von Beschlagschutz eingesetzt wird, allerdings bemerkt man natürlich das ein Beschlagschutz eingesetzt wird, denn Brillen ohne Beschlagschutz beschlagen deutlich schneller. Mit dem Beschlagschutz der Julbo Rush aber z.B. kann die vistair-y nicht mithalten und besonders in Kombination mit einem Multifunktionstuch über der Nase kann es hier schon einmal zu Problemen kommen.

Die UVP von 175 € ist alle andere als günstig, aber leider absolut keine Besonderheit in diesem Segment. Beinahe alle Premiummarkenbrillen kosten zwischen 150 € und 300 € und es fällt mir relativ schwer zu bewerten ob diese Produkte den Preis auch Wert sein. Auf der anderen Seite steckt natürlich jede Menge Forschung in den Brillen und im Gegensatz zu z.B. Laufschuhen kann eine Brille bei guter Behandlung theoretisch ein ganzes Leben lang halten, was die Preise wiederum etwas relativiert.

Die Verarbeitung der Evil Eye vistair-y stimmt auf jeden Fall, man spürt die Handwerkskunst in jedem Teil und die Brille strahlt sowohl optisch als auch haptisch Qualität aus.

                                                     g