Im test

Test: BOLLÉ Lightshifter XL - Sportsonnenbrille Rennrad

BOLLÉ Lightshifter XL - Sportsonnenbrille Rennrad
Krasse Performance, macht was es soll und hat doch Grenzen
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • photochromatic / selbsttönend und leicht verspiegelt
  • verstellbare und gummierte Nasenauflage
  • große Gläser, guter Schutz
  • sehr gut belüftet / beschlägt nicht
  • silikonisierte Bügel, sitzt bombenfest
  • robuster Rahmen, drückt nicht

Nachteile

  • zugig / etwas zu gut belüftet
  • wird nicht ganz klar / nichts für die Nacht
  • etwas zu hoch / kommt dem Helm in die Quere
  • der Transportbeutel ist sehr eng
  • braucht abends einige Zeit um aufzuklaren
  • ein eher empfindliches Stück Ausrüstung

Bewertung

Ob bei mir eine schnelle Trainingsrunde am Deich oder eine mehrtägige Bike-Packing-Tour ansteht, ich fahre immer gern mit Komplettausstattung. Helm, Brille, Handschuhe, Bib-Shorts oder Chamois und Klickschuhe müssen mit. Klar, nichts davon braucht man wirklich zum Radfahren. Ein gescheites Rad ist da schon wichtiger. Doch jedes Stück hat seine Vorteile und wer sich nicht gleich alles kaufen möchte oder kann tut gut daran zu priorisieren. Der Helm dürfte und sollte ganz oben stehen, aber danach wird´s schon schwieriger. Handschuhe und Chamois erhöhen den Komfort, Klickschuhe geben mehr Zug und Halt, aber eine Brille, die kann so einiges. Ob der Wind an den Augen zieht, die Sonne blendet oder Mücken heimtückische Kamikaze-Angriffe auf die Augen zu fliegen scheinen, so eine kleine Windschutzscheibe im Gesicht hilft da schon sehr. Wenn diese dann noch bequem sitzt, anständig hält und sich ihre Tönung gar an die Lichtverhältnisse anzupassen weiß, Mega!

Auf BikePackingTour 1Auf BikePackingTour 2

Einsatzbereich

Diese Brille sucht die gemeine Sonnenbrille, die bereits spielerisch die wichtigsten Punkte des Augenschutzes auf dem Rad erfüllen kann, durch Spezialisierung und Extras zu überbieten. Speziell ist die helmgerechte Form und die Größe der Scheibe mit 136 x 57 mm, die versucht durch viel Fläche die Augen zu schützen und zugleich weit genug für eine gute Belüftung vom Gesicht weg zu stehen. Überhaupt stellt Bolle auch Helme her und vermarktet diese Brille speziell als Rennradequipment, doch taugt sie sicher für einiges mehr. Ich würde hier einmal schauen, was ihr plant, was da die Anforderungen seien dürften und ob diese Brille all jene erfüllen kann. Auf dem Renn- oder Gravel-Bike, wo ich sie einsetze, kann sie aber sicher all ihre Karten ausspielen.

Brille zusammengeklapptBrille Frontansicht

Brille an sich

Das Kernstück der Brille ist sicher die Scheibe. Diese hier trägt die Bezeichnung "Phantom Brown Red Photocromic" und erstreckt sich in ihrem Sonnenschutz mit 100 % UVA/UVB-Schutz über die Kategorien 2 und 3. Von ihrer optischen Klarheit, dem Schutz vor grellem Licht, der Anti-Beschlag Beschichtung, sowie der öl- und wasserabweisenden Beschichtung merkt man jedoch wenig. Und genau das ist, was mir besonders beim Tragen aufgefallen ist. Die Scheibe stört nicht, ins keinster Weise. Weder vernebelt sie die Sicht, noch ist die Tönung zu hell oder zu dunkel, sie beschlägt oder verschmutzt auch nicht. Gelegentlich vergisst man sie sogar ganz, was aus meiner Sicht für eine wirklich gute Leistung spricht. Weitere Features wie die Anti-Kratz Beschichtung werde ich jedoch in naher Zukunft versuchen nicht zu testen.

Der Rest der Brille besteht aus Rahmen. Ein halber oberhalb der Brille mit schmalen S-förmigen Bügeln und einem Einsatz am Nasenrücken. Der Rahmen oben ist schick geformt, trägt nicht dick auf und schützt wiederum die Scheibe vor Schlägen und Reibung durch den Helm. Zudem fasst er die Scheibe optisch sehr gelungen mit dem angeraut milchigen Rand an der Scheibenunterseite zusammen. Der Rahmen um die Nasenpartie wirkt ebenso stabil und ermöglicht die Aufnahme des gummierten Nasenpolsters mittels im Winkel verstellbarer und gut einrastender Scharniere. Die Bügel sitzen ebenso sicher und schnappen fest in ihre Position. Das erleichtert das Aufsetzen und bietet zusammen mit der geschickten Form und der innenseitigen silikonartigen Beschichtung einen wirklich guten Halt.

Detailansicht Nasenauflage 1Detailansicht Nasenauflage 2Detailansicht Nasenauflage 3

Daten

  • Gewicht: 36 g (Brille), 65 g (Hardcase), 9 g (Beutel)
  • Maße: 15.5 x 6 x 7 cm (Brille), 17.5 x 8 x 6 cm (Hardcase)
  • Stirnbreite: max 14 cm
  • Gläser: kein Wechselglas, Modell aber mit versch. Gläsern erhältlich 
  • Schutz: 100 % UVA / UVB, Kategorie 2 bis 3
  • Nasenauflage: gummiert und verstellbar, 2 - 3 cm (vierstufig)
  • Größen: XL Modell (für größere Gesichter)
  • Rahmenfarben: diverse Farben (schwarz, silbrig, braun marmoriert, rot...)
  • Gläserfarben: Phantom oder Volt + in verschiedenen Farben
  • Designed in: Frankreich
  • Made in: Taiwan
  • Label: CE

Hardcase 1Hardcase 2

Einordnung

Ich sehe für eine Brille auf dem Rad fünf Anforderungen, die sie erfüllen sollte. Schutz vor mechanischer Einwirkung durch Steinchen oder Insekten, Schutz vor kaltem Wind, Sonnenschutz, einen uneingeschränkten Blick und den Tragekomfort an sich. Eine gute Schutzbrille aus dem Labor- oder Baumarktbedarf erfüllt die ersten beiden Punkte schon mal ganz gut. Ich hab selbst oft meine Laborbrille, gerade für Gelände- oder Nachtfahrten genutzt und ganz passabel sehen die heutzutage auch schon aus. Einen effektiven Sonnenschutz on Top gibt es mit fast jeder Sonnenbrille. Gerade die mit geringer Schutzklasse, orangen Gläsern, die den Kontrast erhöhen und alles sommerlich glühen lassen, feiere ich sehr. Und wenn man in den Abend hinein fährt brauch man sie auch nicht gleich wieder absetzen. Beim klaren Blick trotz Gläsern wird es da schon ungleich schwerer etwas Passables zu finden. Und auch die schönsten Gläser bringen nichts, wenn sie einem dann beschlagen. Die Passform und der Tragekomfort sind hingegen gerne abhängig, von Kopf- und Gesichtsform und dem persönlichen Geschmack. Mein Eindruck von der Lightshifter von Bolle ist, dass sie für mich in allen fünf Kategorien sehr gut funktioniert. Zumindest, solange ich keine eng abschließende Winterbrille oder etwas Robustes für mehrtägige Touren und den Alltag im Camp brauche.

Brille im HardcaseBrille im Transportbeutel

mechanischer Schutz

Steinchen und Insekten hält die Brille mit Sicherheit ab. Es gibt heutzutage kein Stück Polycarbonat auf den Nasen von Sportlern mehr, dass dies nicht leisten kann. Und auch bei einem schweren Sturz würde ich drauf wetten, dass die Scheibe nicht splittern würde. Doch taugt die Brille aus anderen Gründen weniger etwas als Schutzbrille auf MTB Trails oder gar beim Hantieren mit Werkzeug. Zum einen schließt sie rundherum nicht gut ab, zum anderen würde sie wahrscheinlich einfach zerkratzen.

Am Deich im Wind

Windschutz

Der Windschutz ist an sich gut gegeben, doch steht hier auch die Belüftung der Brille im Vordergrund. Und das Vermeiden von kalter Zugluft am Auge und das von beschlagenen Gläsern laufen einander entgegen. Ich würde aber sagen, dass der Windschutz, gerade bei Fahrten an wärmeren Tagen durchaus ausreichend ist. Bin da allerdings auch selbst nicht der Empfindlichste. Die Öffnungen auf der Nase, mittig an der Stirn und der rundumlaufende Spalt von 1 cm Breite leisten was die Belüftung angeht jedoch einen hervorragenden Job. Zusammen mit der Beschichtung der Scheibe wird dies der Grund dafür sein, dass ich nicht ein einzig Mal Probleme mit der Sicht durch Beschlagen gehabt habe.

Aufkleber auf Brillenglas 1Aufkleber auf Brillenglas 2

Sonnenschutz

Der Sonnenschutz ist großartig. Dies ist nicht die dunkelste und schon gar keine Gletscherbrille. Vielmehr ist es eine Brille, die gerade so viel dimmt, dass es nicht blendet, die Augen sogar voll entspannt und weit geöffnet sind, einem zugleich jedoch nicht die Sicht genommen ist, wird der Weg einmal etwas schattig und fährt man abends spät in die Dämmerung hinein. Die selbsttönende Scheibe passt sich zudem stetig den Lichtverhältnissen an. So vergesse ich gelegentlich sogar, dass ich eine Brille trage und abends ist es schwer zu sagen, wie dunkel es schon ist. Da hilft nur Brille anheben, muss abgeschätzt werden, wie lange noch etwas Tageslicht zu haben ist.

Das grelle und blendende Licht ist das eine und kann, nimmt es einem mal die Sicht, auch zum Risiko werden. Diese Brille kommt bei maximaler Tönung in den Bereich der Schutzklasse 3. Das bedeutet, dass 8 bis 18 % des Lichtes durchgelassen werden. Das unsichtbare Licht ist das andere und nicht mindergefährlich. Die energiereichere elektromagnetische Strahlung nahe des sichtbaren Lichts lässt sich in UV-A, UV-B und UV-C Strahlung unterteilen. Von der Hornhaut absorbierte UV-B Strahlung schädigt die DNA und kann Krebs auslösen. UV-A Strahlung und blaues Licht werden von der Hornhaut, der Linse und der Netzhaut absorbiert und führen zu oxydativem Stress, indem sie zur Bildung freier Radikale beitragen. Dieser kann Katarak (grauer Star) und altersbedingte Makuladegeneration (AMD) auslösen.

Eine Sonnenbrille schirmt optimaler Weise das UV-Licht ab, filtert das blaue Licht sehr stark und reduziert das sichtbare Licht auf ein angenehmes Level. Die Brillen mit dem "UV400" oder dem "100 % UV-Schutz" erfüllen dies (Wellenlänge von 400 nm: Grenze zwischen UV-A und violett-blauem Licht). Die Schutzklassen 1 bis 4 beziehen sich in erster Linie auf die Durchlässigkeit für sichtbares Licht. Die Klassen lassen demnach 1: 43 bis 80 %, 2: 18 bis 43 %, 3: 8 bis 18 % und 4: unter 8 % hindurch. Info am Rande: Sonnenbrillen / Gletscherbrillen der Klasse 4 sind nicht für die Verwendung im Straßenverkehr zugelassen.

Auf Tour 4

Resümee

Für mich eine nahezu perfekte Brille und doch greife ich von Zeit zu Zeit zu einer einfachen, robusten Brille mit orangen Gläsern. Mit meinen 60 cm Kopfumfang und etwa 12 cm Schädelbreite von Schläfe zu Schläfe passt sie ziemlich gut. Auch sitzen die Bügel fest und sicher ohne selbst nach vielen Stunden einen unangenehmen Druck aufzubauen. Genauso ist´s mit der anpassbaren Nasenpartie, exzellent. Und abgesehen von Tragekomfort ist sie in allen Arten der Schutzwirkung meinen anderen Brillen überlegen. Hinzukommen die absolut klare Sicht und der Luxus des Anpassens an die Lichtverhältnisse. Alles ziemlich einmalig, was gibt´s da also noch zu beanstanden? Nun so gut die Brille auch ist, ist sie nicht die unerreichte Brille für alles. Sie passt nicht unter jeden Helm und ist auch sonst eher empfindlich. Mache ich also eine entspannte Tour mit Pausen oder gar einem Camp, nehme ich lieber eine günstigere robustere Brille. Geht es aber auf schnelle Trainingsfahrten oder Rennen gar, brauche ich in erster Linie etwas auf der Nase, das einfach gut performt. Und da werde ich auch in Zukunft direkt zu dieser, der Lightshifter XL von Bolle, greifen.

 

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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